Als anlässlich seines 500. Todestages die Gebeine von St. Tancred, dem Patron der Pfarrkirche von Bishop's Lacey, exhumiert werden sollen, ist Flavia de Luce höchst neugierig und schafft es tatsächlich, sich in die Krypta einzuschmuggeln, wo die Ausgrabungen in vollem Gange sind. Sie ist sogar die erste, die einen Blick in das frisch geöffnete Grab werfen darf ... und stellt fest, dass der Tote, den sie erblickt, kein fünfhundertjähriger Heiliger sein kann, denn er trägt moderne Kleidung - und überm Kopf eine Gasmaske.
Bald ist klar, dass es sich bei dem Toten um den seit einigen Wochen verschollenen Dorforganisten handelt. Fragt sich nur, wer dem gutaussehenden jungen Mann ans Leder wollte, und vor allem, warum. Ein gefundenes Fressen für Flavia, die Hobbydetektivin, die mal wieder mit Eigensinn, Cleverness und Chemiekenntnissen (und bei Bedarf anzuschaltendem Kleinmädchencharme) ihre Fühler ausstreckt und dabei in einigen Geheimnissen herumstochert, die man im beschaulichen Dorfidyll von Bishop's Lacey so nie vermutet hätte.
Bis sich der Musikermord auf recht überraschende Weise aufklärt, vergehen im englischen Original knapp 400 höchst amüsante und unterhaltsame Seiten. Nicht nur Flavias unkonventionelle Ermittlungsmethoden und ein paar ziemlich (manchmal sogar wortwörtlich) brenzlige Situationen sorgen dafür, dass sich die Seiten fast wie von selbst umblättern, sondern auch die immer noch reizvolle Familiengeschichte der de Luces, die diesmal ernsthaft um den heißgeliebten Familienbesitz Buckshaw zittern müssen, Flavias Schlagabtausche mit ihren beiden älteren Schwestern (in diesem Band nicht ganz so gemein wie sonst) und natürlich der göttliche Humor.
Situationskomik beherrscht Alan Bradley genauso virtuos wie spritzige Dialoge (allein schon die Fledermaus in der Orgelpfeife, die Flavia mit Hilfe von Bachs d-moll-Toccata vertreiben will! ). War der vorherige Kriminalfall ein wenig lahm, so stimmen Tempo und Spannungsbogen hier wieder ganz vorzüglich. Schön auch die vielen kleinen Anspielungen auf englische Lyrik und Musik.
Wenn man unbedingt etwas kritisieren wollte, könnte man das Dauermanko der Reihe bemängeln, nämlich dass Flavia einen Tick zu gescheit und zu selbständig für ihr Alter wirkt, aber bei so viel Charme, Witz und Spannung fällt diese kleine Schwäche kaum ins Gewicht.
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