William Shakespeare - Romeo und Julia

Es gibt 31 Antworten in diesem Thema, welches 17.522 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Doris.

  • [size=13pt]William Shakespeare - Romeo und Julia[/size]
    Tragödie in fünf Akten


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Kaufen* bei

    Amazon
    * Werbe/Affiliate-Link


    Diesmal wird es tragisch. Über den Inhalt muss ich nichts mehr schreiben, denn "Romeo und Julia" ist eines der bekanntesten Dramen Shakespeares. Zumindest davon gehört dürfte jeder schon einmal haben. Und wer nicht, kann gerne in unserer Runde mitlesen und -diskutieren.


    Wir starten am 7. Oktober 2013.


    Teilnehmer bisher
    tina
    Bücheraxt
    Mrs. Dalloway
    Doris


    Ich wünsche allen eine schöne Leserunde!


    Liebe Grüße
    Doris

  • Ich lese wirklich viel in englisch, aber bei Shakespeare stoße ich auf meine Grenzen, insofern lese ich es auf deutsch.


    Den ersten Akt habe ich jetzt gelesen und bin wieder einmal in Shakespeares Welt zu Hause. Ich finde es nur ungewohnt, zu den anderen Stücken, welche ich bisher gelesen habe, dass hier sehr viel in Reimen geschrieben wurde, was das lesen ein wenig schwerer macht. Zumindest geht es mir so.
    Den ersten Aufzug konnte ich mir richtig gut Vorstellen, wie ein Horde jugendlicher Hitzköpfe ohne wirklich ersichtlichen Grund übereinander herfällt und die Alten dann direkt mit mengen. Ich wette, dass keiner der Familien mehr genau weiß, warum es überhaupt zu der ewig währenden Feindschaft kam. Man kann sich nicht leiden und damit Basta und das wird von Generation zu Generation weitergeben. :rollen:
    Nun ja, ich bin ja erst am Anfang und vielleicht gibt es ja noch eine Erklärung für den Familienzwist.


    Interessant finde ich immer diese Bälle bei Shakespeare in welchen die Gäste immer mit Gesichtsmasken auftauchen. War das zu dieser Zeit wirklich so, oder verwendet es Shakespeare nur um es dramatischer zu gestalten?


    Zumindest wissen Romeo und Julia schon zu Ende des ersten Aktes, dass sie sich nicht gerade die unproblematische Seite ausgesucht haben, um sich zu verlieben.
    Im Grunde genommen, ist diese Verliebtheit ja nur optischer Natur und das ganze, obwohl man "verkleidet" ist. Das finde ich schon merkwürdig, aber war wohl zu damaligen Zeiten eher die Regel.


    Erschreckend finde ich allerdings, dass Julia erst 14 Jahre alt ist. :entsetzt: Ich habe sie immer als junge Frau angesehen und nicht als Kind. Also, wie auch immer es damals Usus war, für mich ist bleibt sie ein zu junges Mädchen.

  • Erschreckend finde ich allerdings, dass Julia erst 14 Jahre alt ist. :entsetzt: Ich habe sie immer als junge Frau angesehen und nicht als Kind. Also, wie auch immer es damals Usus war, für mich ist bleibt sie ein zu junges Mädchen.


    Das kann ich verstehen. Ich schlucke auch jedes Mal, wenn ich Erzählungen aus dieser Zeit lese und mir klar wird, dass die jungen Frauen von damals heute fast noch als Kinder durchgehen.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Erschreckend finde ich allerdings, dass Julia erst 14 Jahre alt ist. :entsetzt: Ich habe sie immer als junge Frau angesehen und nicht als Kind. Also, wie auch immer es damals Usus war, für mich ist bleibt sie ein zu junges Mädchen.


    Sie ist sogar erst 13. :breitgrins:


    Ich habe gerade den ersten Akt noch einmal überflogen und sammle so meine Gedanken.


    Zum Streit der Familien:
    Shakespeare hat das hier super gemacht, dass er in der ersten Szene schon zeigt, dass wirklich ganz Verona in den Streit involviert ist. Er lässt die Charaktere dem sozialen Rang nach auftreten: Erst die niederen Bediensteten, dann Familienangehörige, dann die Familienoberhäupter und zuletzt betritt der Prinz die Bühne. Es sind also sämtliche Klassen vom grundlosen Streit der Familien betroffen.


    Zu Romeos Auftritt:
    Romeos erste Szene ist eine meiner Lieblingsszenen bei Shakespeare, weil er sich so herrlich über die Klischeerolle des unglücklich Verliebten lustig macht. Romeo spricht einfach nur in leeren Floskeln, die er in irgendwelchen Sonetten aufgeschnappt haben könnte:


    Zitat

    O heavy lightness, serious vanity,
    Misshapen chaos of well-seeming forms,
    Feather of lead, bright smoke, cold fire, sick health,
    Still-waking sleep that is not what it is. (I.177-180)


    Äh ja. Genau. :breitgrins: Zuschauer waren damals übrigens sicher sehr verwirrt darüber, dass Romeo hier von einer Rosalind spricht und nicht - wie der Titel verspricht - von Julia. Auch wurden Stücke damals noch nicht als "Komödie" oder "Tragödie" beworben und da R&J im ersten Akt doch sehr lächerlich und komisch wirkt, dürften viele Zuschauer damals davon ausgegangen sein, dass das ganze sicher gut ausgeht. (Der Prolog, der das Ende verrät, wurde vermutlich nicht auf der Bühne gesprochen und erst nachträglich für gedruckte Ausgaben ergänzt.)


    Das erste Treffen von Romeo und Julia:
    Hier übertrifft sich Shakespeare selbst, denn wenn man die Zeilen (ab "If I profane with my unworthiest hand...") abzählt, die Romeo und Julia sprechen, dann ergibt das ein absolut ebenmäßiges Sonett im klassischen fünfhebigen Jambus. :smile: Das ist wohl so ziemlich das einzige Sonett der Literaturgeschichte, das von zwei Sprechern gesprochen wird. (Der Prolog ist übrigens auch in Sonettform.)


    Bei Romeo und Julia sind sich Literaturwissenschaftler übrigens ziemlich einig, dass Shakespeare hier höfische Liebe nur als Karikatur darstellt und die "Liebe" zwischen Romeo und Julia auf den verschrobenen, von der Kultur geprägten Vorstellung von unerfahrenen Jugendlichen basiert. Die beiden sprechen eigentlich nur in Klischees und auch dass sie ein Sonett zusammen aufsagen, war für das damalige Publikum weniger ein Zeichen dafür, dass die beiden dafür bestimmt sind, sondern dafür, dass sie einfach nur auswendiglernen und verinnerlichen, was in melodramatischen Liebesballaden steht. Den Höhepunkt erreicht die ganze Parodie dann in Julias Aussage "You kiss by th' book".


    So, das war's erstmal von mir. Bei Romeo und Julia fasziniert mich immer wieder am meisten, wie sich die Rezeption der Geschichte verändert hat. Während wir es heute als "tragischste Liebesgeschichte aller Zeiten" titulieren, war das für Shakespeare (zumindest zu Beginn) eigentlich eher eine Farce oder Parodie. Das wird besonders schön im Film "Shakespeare in Love" rübergebracht, wo Shakespeare ja gezwungen wird, eine Komödie zu schreiben, die ursprünglich "Ethel, the Pirate's Daughter" heißen sollte und daraus dann doch spontan eine Tragödie wird.

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Hallo, ihr Lieben,


    ich habe heute auch mit dem Stück angefangen. Für mich ist es das zweite Mal, dass ich es lese, und zwar wie üblich auf Deutsch.


    Richtig hängen geblieben bin ich an diesem Ausspruch von


    Romeo: Wer ist das Fräulein, welche dort den Ritter mit ihrer Hand bedient?
    Bedienter: Ich weiß nicht, Herr
    Romeo: Oh, sie lehrt nur den Kerzen, hell zu glühn!


    Na, das ist ja ziemlich zweideutig. Mrs. Dalloway, spricht da der schlüpfrige Shakespeare oder interpretiere ich da zu viel hinein?



    Der Streit der beiden Familien nimmt im I. Akt einigen Raum ein. Man merkt deutlich, dass die Fehde schon lange andauert und viel Geduld gekostet hat. Aber Capulet ist zum Einlenken bereit, denn er lässt Romeo gewähren, der sich auf dem Kostümfest einfindet. Der erste Schritt zur Versöhnung von einem, der einsieht, dass es andernfalls ewig so weitergehen würde. Wie so oft erben die Kinder diese Familienstreitigkeiten über Generationen hinweg.


    Das erste Zusammentreffen der beiden jungen Leute gefiel mir gut. Der Spruch "Derweil mein Mund dir nimmt, was er erfleht" kommt mir ziemlich bekannt vor. Julia ist zwar noch ziemlich jung, aber nach damaligen Maßstäben war es doch gar nicht so außergewöhnlich, so früh zu heiraten? Ich kann mich sogar an irgendeinen König erinnern, der in ähnlichem Alter eine mehrere Jahre ältere Frau heiratete.

  • Ich habe bisher nur die erste Szene gelesen. Die erste Auseinandersetzung ist so bezeichnend für den gesamten Streit zwischen den Familien. Irgendwann hat es angefangen, keiner weiß, warum, aber er wird willentlich weitergeführt. Es scheint den Familien nur um das Streiten selber zu gehen.


    Ich liebe Romeos Sprache. Er erscheint mir immer, als träume er oder als befände er sich in einer ganz anderen Welt. Er erscheint mir seltsam entrückt.

  • Die erste Auseinandersetzung ist so bezeichnend für den gesamten Streit zwischen den Familien. Irgendwann hat es angefangen, keiner weiß, warum, aber er wird willentlich weitergeführt. Es scheint den Familien nur um das Streiten selber zu gehen.


    Das würde ich gar nicht sagen. Es wird eher so sein, dass keiner nachgeben möchte, um sein Gesicht nicht zu verlieren. Das könnte ja als Schwäche ausgelegt werden. Also bleibt ihnen nichts anderes übrig, als weiterzustreiten.

  • Das würde ich gar nicht sagen. Es wird eher so sein, dass keiner nachgeben möchte, um sein Gesicht nicht zu verlieren. Das könnte ja als Schwäche ausgelegt werden. Also bleibt ihnen nichts anderes übrig, als weiterzustreiten.


    Ich denke, wenn, ist es ein bisschen von beidem. Sampson und Gregory legen es ja explizit auf den Streit an und provozieren gezielt. Sie sind es wohl gar nicht mehr anders gewohnt.
    Wie die typischen Schulkameraden, die man nicht leiden kann, weil NIEMAND sie leiden kann.


  • Ich denke, wenn, ist es ein bisschen von beidem. Sampson und Gregory legen es ja explizit auf den Streit an und provozieren gezielt. Sie sind es wohl gar nicht mehr anders gewohnt.


    Das ist auch möglich. Dabei sind die beiden ja nicht einmal richtige Familienmitglieder, sondern nur Bedienstete. Aber immerhin loyal!


    Im II. Akt werden schon Nägel mit Köpfen gemacht. Es blieb nicht aus, dass Romeo und Julia die Unmöglichkeit einer Beziehung erkennen mussten. Julia zögert deshalb auch nicht lange. Wenn ich es richtig verstanden habe, erklärt sie sich bereit, ihn zu heiraten. Von einem Balkon ist zwar nicht die Rede, aber da sie "oben am Fenster" erscheint, müsste das die berühmte Balkonszene sein. Julia finde ich für ihr zartes Alter schon sehr selbstbewusst. Sie weiß anscheinend genau, was sie will und versucht das auch durchzusetzen.


    Schön fand ich den Anfang der 3. Szene, als Bruder Lorenzo im Klostergarten Kräuter sammelt. Anfangs so idyllisch, läuft sein Monolog darauf hinaus, dass im menschlichen Gemüte zwei Feinde, nämlich böser Wille und Güte, fortwährend gegeneinander kämpfen. Das passt auf die beiden verfeindeten Familien. Offensichtlich ist Lorenzo Romeos Familie ähnlich loyal ergeben wie die beiden Diener ganz am Anfang, denn er ist schnell bereit, die jungen Leute zu vermählen. Ob wohl einem von den Beteiligten wenigstens der Anflug des Gedanken gekommen ist, dass diese Heirat eine gute Gelegenheit für eine allgemeine Versöhnung wäre?

  • Ich werde auch mal Ausschau nach dem Balkon halten. Ich kam heute erst sehr spät nach Hause und werde somit erst morgen weiterlesen. Ich möchte dieses Buch in Ruhe lesen.

  • Ich habe nun auch den zweiten Akt gelesen und mir gefiel er. Dieses Liebesschmachten fand ich süß und Romeos Worte schön. Ich kann darin keine Ironie sehen. Trotzdem fand ich die Heiratspläne ein wenig überstürzt, aber wenn man bedenkt, dass da ja noch dieser Paris im Orbit kreist, dann ist Eile wohl angebracht.
    Sie wollen also heimlich heiraten nur können sie das doch nicht lange verheimlichen, Ich glaube keiner hat sich wirklich Gedanken darüber gemacht, wie das weitere Leben der beiden aussehen soll, denn irgendwann müssen sie es ja wohl ihren Familien sagen.



    Ob wohl einem von den Beteiligten wenigstens der Anflug des Gedanken gekommen ist, dass diese Heirat eine gute Gelegenheit für eine allgemeine Versöhnung wäre?


    Ich habe zumindest ebenfalls keinen Anhalt dafür gefunden genauso wenig wie den berühmten Balkon. :breitgrins:


  • Auch wurden Stücke damals noch nicht als "Komödie" oder "Tragödie" beworben und da R&J im ersten Akt doch sehr lächerlich und komisch wirkt, dürften viele Zuschauer damals davon ausgegangen sein, dass das ganze sicher gut ausgeht.


    III. Akt Spätestens jetzt sollten die Zuschauer erkannt haben, dass sie eine Tragödie sehen.


    Julia hat inzwischen erfahren, dass Romeo der Bann getroffen hat, der ihr schlimmer als der Tod erscheint. Romeo denkt ähnlich, und die beiden sind ziemlich verzweifelt. Bruder Lorenzo dagegen denkt positiv und versucht Romeo davon zu überzeugen, das beste aus der Situation zu machen. Ziemlich verwundert hat mich aber, dass Julia offensichtlich nicht beabsichtigt, mit ihm zu fliehen. Sie redet davon, ihn auf Jahre nicht zu sehen.


    Mittlerweile hat Vater Capulet die Heirat seiner Tochter mit dem Grafen Paris beschlossen. Seine Reaktion auf Julias Weigerung ist mir völlig unverständlich. Wenn sie schon die einzige Tochter ist, sollte er doch danach trachten, sie glücklich zu sehen? Die Mutter reagiert genauso. Schon das wäre für mich ein Grund, zu fliehen. Immerhin geht es nur um den Widerstand gegen die Hochzeit mit Paris. Von Romeo wissen sie ja noch gar nichts.



    Ich weiß im Moment noch nicht, wie mein Wochenende verläuft. Es kann also sein, dass ich wenig zum Lesen komme und Sa./So. nichts poste.


  • Ziemlich verwundert hat mich aber, dass Julia offensichtlich nicht beabsichtigt, mit ihm zu fliehen. Sie redet davon, ihn auf Jahre nicht zu sehen.


    Mittlerweile hat Vater Capulet die Heirat seiner Tochter mit dem Grafen Paris beschlossen. Seine Reaktion auf Julias Weigerung ist mir völlig unverständlich. Wenn sie schon die einzige Tochter ist, sollte er doch danach trachten, sie glücklich zu sehen? Die Mutter reagiert genauso. Schon das wäre für mich ein Grund, zu fliehen. Immerhin geht es nur um den Widerstand gegen die Hochzeit mit Paris. Von Romeo wissen sie ja noch gar nichts.


    Ich kann es mir nur so erklären, dass Julia eben nicht nur die einzige Tochter, sondern auch das einzige Kind ist. Wenn die Eltern sterben, dann ist sie alleine auf dieser Welt. Sie hat nicht die Möglichkeit für sich selbst zu sorgen, da Frauen ja keinen Beruf hatten. Geschwister hat sie auch nicht, die sich ihrer annehmen könnten und so ist natürlich der Graf, die Partie schlechthin und sie wissen nicht, ob solch eine lukrative Gelegenheit noch einmal ins Haus schneit.
    Ich finde das genauso schlimm, aber ich lebe ja auch in einer Zeit, in welcher Frauen nicht mehr von Männern abhängig sind, insofern kann ich diese Reaktionen gut nachvollziehen.
    Ich denke schon, dass die Eltern ihre Tochter lieben.


    Pater Lorenzo gefällt mir. Was er sagt macht Sinn und er hat viel Mitgefühl. Er ahnt, was es bedeutet, wenn zwei aus Liebe heiraten möchte und er ist wirklich ein treuer Verbündeter.
    Tragisch ist ja, dass das ganze nur auf Grunde dieses bescheuerten Familienzwistes so eskaliert ist. Romeo wollte ja alle Streitigkeiten vermeiden und mit Tybalt freundschaftlich verkehren. Nur, dass dieser seinen Freund erstach. Da ging dann wohl doch das südländische Temperament mit ihm durch.


    Wäre ja auch ansonsten eine langweilige Geschichte geworden. :breitgrins:


    Mir gefällt dieses Stück.

  • Nun habe ich auch den 4. Akt gelesen und es wird immer tragischer. Natürlich kenne ich den groben Inhalt dieses wohl bekanntesten Shakespeare-Stückes, aber dennoch ist es etwas anderes, wenn man es dann liest.
    Die arme Julia. Was für eine Zwangslage. Da muss sie auf ihren Mann verzichten und soll zudem noch einen anderen heiraten, der ihr überhaupt nicht liegt. Dank des Bruder Lorenzo scheint es aber doch einen Ausweg zu geben. So hofft man jedenfalls. :sauer:
    Mir als Mutter tut natürlich dieselbige leid, die nichts von dem Komplott ahnt und ihre Tochter als gestorben betrauert.

  • Ich habe den 4. heute auch gelesen. Sehr lange ist er nicht, dafür strotzt er vor Ereignissen. In Sachen Spannung braucht sich das Stück nicht zu verstecken.


    Ein wenig gestaunt habe ich über Bruder Lorenzo. Hat er Julia tatsächlich zuerst wirklich angeboten, ihr beim Selbstmord behilflich zu sein?


    Zitat

    Hast du die Willensstärke, dich zu töten,
    eh du dem Grafen Paris dich vermählst,
    Dann zweifl ich nicht, du unternimmst auch wohl
    Ein Ding wie Tod, die Schmach hinwegzutreiben,
    Der zu entgehn du selbst den Tod umarmst!
    Und wenn dus wagst, so biet ich Hilfe dir.


    Das wäre ja wirklich das Maximum an Solidarität oder wie man es nennen mag, denn als Geistlicher darf er doch nicht nachhelfen, sondern sollte versuchen, positiv auf sie einzuwirken. Immerhin kommt dann auch der Vorschlag mit dem Schlafmittel. Man stelle sich den Stress vor, dem Julia ausgesetzt ist. Heimlich verheiratet, ungehorsam gegen die Eltern, Schuldbewusstsein wegen Graf Paris und dann in der Nacht in der Gruft. Und das alles mit knapp 14 Jahren :entsetzt:


    Die Eltern sind auch rehabilitiert, denn sie trauern wirklich um ihre Tochter. Nun klingt das schon glaubwürdiger. Dein Argument, tina, dass sie Julia gut versorgt sehen wollen, ist richtig. Ich als Mutter denke da ja jetzt schon ähnlich. Aber genauso wichtig ist es doch, dass sie glücklich wird. Wenn alles normal läuft, leben die Eltern ja noch ein Weilchen.

  • Ich hatte es so verstanden, dass Pater Lorenzo Julia nicht zum Selbstmord anstiften wollte, sondern dass er eher die Grenzen abstecken und in Erfahrung bringen wollte, wie ernst es ihr mit Romeo ist. Vielleicht habe ich es aber auch falsch verstanden. Ich werde morgen mal schauen, ob diesbezüglich etwas bekannt ist.

  • Ich werde dann mal schauen, wie die englische Passage aussieht. Bisher hatte ich es nämlich nie so verstanden. Aber mal sehen...


    Es wurde ja schon einmal erwähnt, dass das Stück erstmal gar keine Tragödie ist. Genauso empfinde ich auch. Die ersten beiden Akte sind ja sehr amüsant. Die vielen Wortspiele und -gefechte gefallen mir sehr gut. Mit den Toden Mercutios und Tybalts wendet sich dann allerdings das Blatt.

  • Ich habe nun auch den letzten Akt gelesen und konnte nur den Kopf schütteln, dass man erst dann zur Vernunft kommt, wenn alles zu spät ist. Diese ganze Tragödie hätte verhindert werden können, wenn die Familien ihren bescheuerten Zwistigkeiten schon früher beiseite gelegt hätten.


    Trotzdem - alles in allem hat mir dieses Stück sehr gut gefallen.

  • Ich habe heute auch den letzten Akt gelesen. Irgendwie wurde das zum Ende hin immer schneller. Ich muss direkt mal schauen, ob das Stück so kurz ist oder ob das nur der subjektve Eindruck wegen der Spannung war.


    Wirklich schade, dass es erst zu diesen sinnlosen Toden kommen musste, damit die alte Fehde dann doch überraschend schnell beigelegt werden konnte. Um ehrlich zu sein, bin ich davon ausgegangen, dass es auch früher schon Mord und Totschlag gegeben hat, denn sonst wäre es ja keine richtige Familienfehde.


    Ich muss mal nachlesen, ob mein Shakespeare-Handbuch noch Denkanstöße liefert.