14.11.1913 - Vor hundert Jahren ...

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 2.007 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von holger2.

  • Heute vor hundert Jahren ist der erste Band von Prousts "Auf der Suche der verlorenen Zeit" erschienen. Die interessante Publikationsgeschichte ist in der FAZ nachzulesen (noch nicht online).


    Große Verleger haben das Werk abgelehnt, so musste Proust die 1250 Exemplare umfassende erste Auflage mit 1750 Francs selbst finanzieren. Bernard Grasset war unter diesen Bedingungen bereit, das Buch zu veröffentlichen. Auch wenn das Buch heute vor 100 Jahren erschien, stand als Erscheinungsjahr wohl aus Verkaufsgesichtspunkten "1914" im Buch. Trotz schlechter Kritiken verkaufte sich das Buch deutlich besser als erwartet, es musste nachgedruckt werden und aus Marketinggründen sprach man gleich von der 4. und 5. Auflage. Dies wiederum nutzte Proust um doch noch bei dem von ihm so geliebten Verlag Gallimard unterzukommen. Proust war aufgrund des schlampigen Buch-Satzes mit vielen Fehlern auch sehr unzufrieden mit diesem 1. Band.


    Es ist übrigens eine Legende, dass André Gide den ersten Band von Proust seinerzeit ohne Hineinzuschauen abgelehnt habe. Luzius Keller weist nach, dass Gide etwa 10% des Werkes gelesen habe, sich aber über eine Beschreibung einer Haarfrisur dermaßen geärgert habe, dass er das Buch enttäusch beiseite gelegt habe. Man hat einen Antwortbrief gefunden, der aber nie an Proust abgeschickt wurde.


    Der Fahnensatz des 2. Bandes lag schon bei Grasset als Proust eine Vertragsauflösung erreichte und zu Gallimard wechseln konnte. Aufgrund des 1. Weltkrieges blieb dieser Fahnensatz dann unkorrigiert liegen uund konnte vor wenigen Wochen vom privaten Sammler Reiner Speck, Präsident der Marcel-Proust-Gesellschaft, erworben werden. An diesem Wochenende gibt es für die Mitglieder der Gesellschaft eine Fest-Veranstaltung mit Lesungen aus allen Übersetzungen anlässlich des Erscheinen dieses ersten Bandes in Köln. Anschließend gibt es eine mehrwöchige Aussstellung, in dem man gesammelte Exponate besichtigen kann. Ich freue mich schon darauf.


    Zur Literatur: Die französische Ausgabe des 1. Bandes gibt es kostenlos. Keller ist für Proust-Freunde lesenswert. Und auf Deutsch bleibt die "Frankfurter Ausgabe" das Maß aller Dinge.


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    Gruß, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • Hier gibt es auch einen netten Artikel warum man Proust auch nach 100 Jahren noch lesen sollte: Warum noch Proust lesen


    Ich habe noch nie was von Proust gelesen, will das aber nachholen, wenn ich nur wüsste wo ich all die Zeit zum Lesen hernehmen soll?


    Katrin

  • Hallo,


    ich habe das Werk in einem Schuber, gedruckt.
    Gibt es einen Tipp, wo ich es als eBook herbekomme?


    Danke im Voraus.


    Gruß
    Ole

  • Dann lies es doch. Das ebook kann man teuer kaufen.


    Gruss Thomas

  • Ich halte es gerade in meiner schwachen Hand...


    Gruß
    Ole

  • Ich würde es auch noch einmal probieren.
    Man sagt ja auch Proust Neujahr...


    Gruß
    Ole


  • Große Verleger haben das Werk abgelehnt, so musste Proust die 1250 Exemplare umfassende erste Auflage mit 1750 Francs selbst finanzieren.


    Mit heutigem Vokabular müsste man also sagen, dass der Klassiker Proust als Selfpublisher bzw. mit einem Zuschussverlag gestartet ist . :zwinker:


    Ich habe mir mal die komplette gebundene Ausgabe der verlorenen Zeit gekauft. "Eine Liebe von Swann" war toll. In meiner Erinnerung hatte ich das als kompletten Roamn abgelegt, aber jetzt sehe ich erstaunt, dass es nur ein Kapitel aus Swanns Welt ist. Aber egal, trotzdem schön.

    VG Helmut

  • Mit heutigem Vokabular müsste man also sagen, dass der Klassiker Proust als Selfpublisher bzw. mit einem Zuschussverlag gestartet ist . :zwinker:


    Ja, in gewisser Weise kann man das so sehen. Auf der anderen Seite hat der Roman große Rezensionen erhalten, das passiert bei Büchern in heutigen Zuschussverlagen, abseits von wissenschaftlichen Büchern, nicht mehr.


    Gruß, Thomas