Will McIntosh - Love Minus Eighty

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 1.891 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • Hallo ihr Lieben,


    Dieses Buch wurde mir links und rechts empfohlen, zuletzt von Carl Anderson (einem Blogger-Freund), der es zu seinem liebsten Buch von 2013 gewählt hat.
    Der Prolog hat mir schon gereicht um zu verstehen, warum alle so begeistert davon sind.


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    Inhalt:
    Ein Roman von Liebe und Tod, nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.
    Das Minus Achtzig... Wo Millionäre durch Kataloge von eingefrorene Frauen blättern, ihre Schönheit bewerten und die Kosten für ihre Wiederbelebung übernehmen. Hier spielen Gefrierschränke Symphonien als Hintergrundmusik für die teuersten ersten Dates der Welt. Hier ist der Tod erst der Anfang. Love Minus Eighty ist eine verstörende Version unserer romantischen Zukunft. Zugleich hoffnungsvoll und erschreckend, ein Roman von Hugo Award Gewinner Will McIntosh.


    Meine ersten Eindrücke
    Wow!
    Normalerweise lese ich ein paar Kapitel bevor ich meine Eindrücke poste, aber der Prolog war schon so gut, dass ich den Mund nicht halten kann. :breitgrins:
    Mira wacht auf, weiß nicht wo sie ist oder wie sie hierher kam. Sie kann nur ihr Gesicht bewegen und vor ihr sitzt ein 50-jähriger Mann, der ihr erklärt, dass sie eigentlich tot ist.
    Auf nur wenigen Seiten kommt schon so viel Atmosphäre auf, dass ich gleich weiterlesen muss. Miras Schock nach dem Erwachen ist komplett nachvollziehbar. Sie ist seit achtzig Jahren gefroren, ihre Familie ist mit ziemlicher Sicherheit tot, und sie ist auf die "Hilfe" eines reichen Mannes angewiesen, um ihren Körper wiederzubekommen. Ganz abgesehen davon, dass sie lesbisch ist, weiß sie nicht, ob sie es über sich bringt, einem perversen alten Mann vorzulügen, dass sie seine Sexgöttin wird, wenn er sie freikauft...
    Aaaah, so eine tolle (und abartige) Idee. Ich gehe gleich weiterlesen.

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Krasse Geschichte! Das mit dem Einfrieren kannte ich nur aus einem alten Louis de Funes-Film, aber da war das ja eher lustig. Hier läuft es einem eiskalt den Rückern herunter :entsetzt:
    Ich bin gespannt, was du noch berichtest!

    :lesen: Anthony Powell - The Kindly Ones <br /><br />Mein SUB<br />Meine [URL=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/32348.msg763362.html#msg763362]Listen

  • Ein paar Kapitel weiter bin ich schon, bevor ich auf der Couch eingeschlafen bin. Das Buch trifft da aber keine Schuld.


    Von der eingefrorene Mira habe ich nichts mehr gehört, stattdessen kenne ich nun zwei neue Charaktere. Der erste ist Rob, dessen Freundin - ohne ersichtlichen Grund - plötzlich alle seine privaten Sachen durchstöbert. Und zwar öffentlich per Internet (oder was auch immer die Zukunftsversion davon ist). Sie lacht mit Fremden über die Pornos ihres Freundes, findet Bilder seiner Ex-Freundin und macht sich über ihn lustig. Rob weiß nicht, was los ist. Die beiden hatten nicht mal gestritten und für ihn kommt das alles aus heiterem Himmel.


    Die andere Protagonistin, die ich inzwischen kenne, scheint eine Art Date-Coach zu sein. Sie und ihre Kollegen manipulieren Online-Profile und helfen Singles dabei, wie sie sich beim ersten echten Daten (also außerhalb des Netzes) verhalten sollen usw.


    Im Prinzip schließt der Autor nur logisch von unserer aktuellen Situation auf die Zukunft. Alles wird noch vernetzter, noch unehrlicher, noch überwachter. Ich bin gespannt wo das alles hinführt. Aber der Schreibstil sagt mir unglaublich zu. Ich könnte nicht mal sagen warum, aber die Kapitel fliegen nur so dahin. Gut, dass ich von McIntosh noch zwei (ältere) Romane auf dem SUB habe. :zwinker:

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Oh, das Buch ist so toll! :freu:


    Die einzelnen Handlungsstränge sind miteinander verstrickt, weil Charaktere sich kennen lernen und Beziehungen zueinander aufbauen. Ich weiß nicht, wovon ich mehr begeistert bin. Von den faszinierenden Menschen und ihren Beziehungen, ihrer Suche nach Liebe in einer Welt, in der nichts privat ist, in der man aufgrund seiner DNA und eines Gehirnscans den perfekten Partner ermitteln kann.
    Oder die Welt an sich. Veronika, die wie Nathan eine Art Date-Doktor ist (so ähnlich wie Hitch :breitgrins:), vertreibt sich ihre Zeit etwa mit interaktiven Seifenopern. Man projiziert sich die Geschichte praktisch ins Wohnzimmer und nimmt aktiv daran teil. Dank Chips und super technisch fortgeschrittenen Anzügen usw. kann man es z.B. auch fühlen, wenn man einen der fiktiven Charaktere berührt. Einerseits ist das völlig abgedreht, andererseits ist es auch entsetzlich traurig, dass Veronika nur auf diese Art menschlichen Kontakt und Liebe bekommt.


    Mira wurde auch schon mehrmals besucht, aber es hat sie noch keiner befreit. Ihre Geschichte, obwohl ich keinerlei Hintergründe kenne, berührt mich fast am meisten. Inzwischen kenne ich aber eine zweite "bridesicle", die eingefrorene Winter, die nicht aufgrund einer Versicherung, sondern wegen ihrer Schönheit am Leben erhalten wird.


    Die Leben der Protagonisten verzweigen sich immer mehr und es gibt auf jeder Seite etwas zu entdecken. Wenn das Buch so weitergeht, landet es wirklich noch auf meinem Hugo Wahlzettel. :zwinker:

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Puh... die letzte Woche habe ich kaum eine Seite gelesen. Weil in der Arbeit gerade die Hölle los ist habe ich meinen Urlaub verschoben (auf jetzt :breitgrins:) und war jeden Tag zwischen 9 und 11 Stunden in der Arbeit. Selbst Will McIntosh war dann am Abend nicht mehr interessant genug um mich wach zu halten.


    Aber seit gestern konnte ich endlich wieder entspannen und lesen. Nach 70% hält meine Begeisterung immer noch an.


    Rob hat herausgefunden - was ich mir auch hätte denken können - dass die Frauen im Minus Eighty ja nicht für immer dort eingefroren bleiben. Wenn sie keinen passenden Ehemann finden, der sie zum Leben erweckt, werden sie irgendwann einfach begragen. Tot sind sie ja schon. Sie werden nur für diese "Dates" kurz aufgeweckt und verlieren beim Einfrieren sofort wieder jegliches Bewusstsein. Die Vorstellung ist immer noch schrecklich. Selbst wenn einen jemand erlöst, steckt man in einem brutalen Heiratsvertrag fest und muss sein Leben mit jemandem verbringen, den man vielleicht gar nicht ausstehen kann.


    Was ich weniger erwähnt habe ist die Nebenhandlung. Veronika und Nathan - die beiden Date-Coaches - haben eine köstliche Dynamik. Sie streiten wie ein altes Ehepaar und zumindest Veronika weiß, dass sie total in Nathan verliebt ist. Er wirkt aber desinteressiert und will nur befreundet sein. Wann immer die zwei miteinander reden, grinse ich wie ein Idiot vor mich hin. Egal, was in diesem Buch noch schreckliches passiert. Ich will die zwei unbedingt als Paar sehen. :lachen:

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Hallo ihr Lieben!


    Bin ich froh, dass ich ein zweites Buch entdeckt habe, dass auf meine Hugo Award Liste kommt. Will McIntosh hat mich total überrascht, trotz durchwegs positiver Rezensionen und Empfehlungen. Cover-Vorurteile lassen sich wohl doch nicht so leicht abschütteln. :redface:


    Meine Meinung:
    In der näheren Zukunft ist der Tod längst nicht mehr das Ende von allem. Wer versichert - oder schön genug - ist, wird im Minus Achtzig eingefroren und kann, gegen einen enormen Preis, wieder zum Leben erweckt werden. Die Millionäre der Welt testen die Wasser natürlich zuerst mit sogenannten "Dates". Sie wecken für ein paar Minuten die Frau ihrer Wahl auf, unterhalten sich mit ihr oder fragen, ob sie für diese oder jene sexuelle Vorliebe zu haben sind, und wenn ihnen gefällt, was sie hören, wird die Frau geheilt und geheiratet. Dass der Heiratsvertrag dabei eisern ist und die betroffene Frau mehr oder weniger in die Sklaverei treibt, ist fast nebensächlich.
    Der 25-jährige Rob wollte eigentlich nichts mit dem Minus Achtzig zu tun haben und als armer Bürger hätte er es sich auch nie leisten können. Als er aber in einem Autounfall die junge Winter tötet, zerfressen ihn seine Schuldgefühle beinahe. Er sucht sich einen harten Job, spart jeden Cent und besucht sie um ihr zugestehen, dass er für ihren Zustand verantwortlich ist. Winters Verzweiflung treibt ihn zu mehr Besuchen und irgendwann ist es nicht mehr Schuld, sondern Freundschaft, die ihn zu ihr treibt.
    Veronika und Nathan sind Dating-Coaches. Sie helfen Menschen, bei romantischen Dates das richtige zu sagen, sie basteln Onlineprofile für diejenigen, die dabei kein Talent haben. Umso ironischer, dass sie selbst beide single sind. Veronika ist seit Ewigkeiten heimlich in Nathan verliebt, vertreibt sich ihre Freizeit aber mit interaktiven Seifenopern.


    Was für ein deprimierender Gedanke.
    Dem Tod zu entkommen, nur um für einen meist viel älteren und - wenn man Pech hat - perversen Mann die Ehefrau zu spielen... besonders erbauend ist der Anfang dieser Geschichte nicht gerade. Umso erstaunter bin ich, dass jede Seite und jeder Charakter vor Hoffnung fast übergeht. Ich weiß gar nicht, wo ich zuerst anfangen soll zu schwärmen. :breitgrins:


    Da für mich jedes Buch von seinen Charakteren lebt, beginnen wir bei ihnen. Ich mochte jeden einzelnen von ihnen. Sie sind alle nicht perfekt, haben ihre Ticks und Macken, treffen dumme Entscheidungen und haben manchmal für mich nicht nachvollziehbare Ideen, aber sie sind auch so voller Freundschaft und Liebe und Hoffnung, dass ich am liebsten Teil ihres Freundeskreises wäre. Sei es die sarkastische Veronika oder der beinahe-Selbstmörder Lycan, Rob, der sein ganzes Leben für Winter aufgibt oder Nathan, der nicht sieht, dass seine Traumfrau die ganze Zeit an seiner Seite war... jeder für sich macht einen fantastischen Protagonist, aber was mir wirklich gefallen hat, war die Freundschaft, die langsam zwischen ihnen entsteht. Die Handlung treibt sie zueinander und am Ende sind sie eine feste Clique. Sie sind füreinander da und helfen sich in schlechten Lagen. Auf die Gefahr hin kitschig zu klingen, diese Szenen wärmen mir einfach das Herz.


    Abgesehen von den Charakteren gibt es hier so vieles zu entdecken. Will McIntosh liefert nie langwierige Erklärungen wie die Welt in Zukunft funktioniert. Für die Charaktere ist es selbstverständlich im echten Leben irgendwo zu sein, vielleicht mit einem Freund essen zu gehen, und gleichzeitig über ihr System zwei Konversationen mit anderen Menschen zu führen. Alles ist miteinander verbunden, alles ist online, und je nachdem welchen Lifestyle man verfolgt, ist sogar das eigene Leben komplett öffentlich. Ich finde, das ist eine glaubwürdige (und erschreckende) Weiterführung unserer jetzigen Zeit. Man kann der virtuellen Realität nicht entkommen, außer man seilt sich komplett ab und lebt das "raw life", ohne System in der Wildnis außerhalb der Städte.


    Wie der Titel vermuten lässt, ist dieses Buch auch eine Liebesgeschichte. Eigentlich mehr als eine, aber hier verrate ich lieber nichts, um euch den Spaß nicht zu verderben. Ich bin normalerweise kein Fan von Romanzen, aber auch hier hat mich der Autor überzeugt. Vielleicht weil die Charaktere so glaubhaft sind, habe ich ihnen auch ihre Gefühle abgekauft. Sie lernen, dass es nicht nur eine Art von Liebe gibt, dass nicht immer die Funken sprühen müssen. Wenn man sich mit jemandem wohlfühlt, auch wenn das Herz nicht explodiert, kann das genauso schön sein und langfristig zu einer Beziehung führen, die hält.


    Ich bin also schlichtweg begeistert. Hätte ich letzte Woche nicht so viel arbeiten müssen, hätte ich das Buch bestimmt in zwei Tagen weggelesen.


    5ratten


    Liebe Grüße,
    Wendy

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