Anne Perry - A Sudden Fearful Death/Im Schatten der Gerechtigkeit

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    (Auf deutsch nur noch als E-Book erhältlich, darum habe ich die Kindle-Ausgabe verlinkt.)


    William Monk hat gerade mit einem besonders delikaten Fall zu tun, der Vergewaltigung einer jungen Frau aus gutem Hause, die, wohl aus Scham über das Vorgefallene, seiner Meinung nach nicht die ganze Wahrheit erzählt hat, als seine Gönnerin Lady Callandra Daviot von einem schrecklichen Vorkommnis in dem Krankenhaus, zu dessen Verwaltungsrat sie gehört, erschüttert ist. Die resolute Lady ist Augenzeugin gewesen, als man Prudence Barrymore, eine äußerst fähige Krankenschwester, die mit der legendären Florence Nightingale auf der Krim zusammengearbeitet hat, tot in einem Wäscheschacht des Krankenhauses aufgefunden hat. Erwürgt, genauer gesagt.


    Die Polizei, in Form von Monks nicht allzu sympathischem Nachfolger Jeavis und Monks altem Assistenten John Evan, scheint im dunkeln zu tappen, doch Lady Callandra und Monk vermuten vielmehr, dass hier übertriebene Ehrfurcht vor dem ärztlichen Berufsstand genauere Nachforschungen verhindert und nicht unbefangen in alle Richtungen ermittelt wird. Doch Monk sind die Hände ziemlich gebunden, denn wie sollte er es anstellen, das Krankenhaus genauer unter die Lupe zu nehmen, ohne dass es auffällt?


    Auftritt Hester Latterly, die gerade sowieso eine neue Anstellung sucht und das Mordopfer sogar aus dem Krimkrieg kannte - Prudence Barrymores Stelle wäre eine perfekte Tarnung für sie. Es braucht nicht viel Überredungskunst seitens Lady Callandra, damit Hester, selbst eine ausgezeichnete Krankenschwester, die neue rechte Hand des Chefchirurgen Sir Herbert Stanhope wird und für Monk Augen und Ohren offenhält.


    Anne Perrys Monk-Krimis bestechen nicht durch schnelles Erzähltempo und atemberaubende Spannung, sondern leben in erster Linie von der minutiösen Darstellung der 1850er Jahre. Diesmal stehen die (haarsträubenden!) Zustände in den Krankenhäusern jener Zeit im Mittelpunkt, die wir vor allem durch Hesters Undercover-Einsatz hautnah erleben können und mir mehr als einmal einen Schauder des Entsetzens über den Rücken gejagt haben.


    Bis es überhaupt zur Entdeckung der Leiche kommt, dauert es jedoch fast hundert Seiten, in denen Monk mit dem Vergewaltigungsfall (und den Löchern in seiner Erinnerung) beschäftigt ist. Ich kann mir vorstellen, dass der eine oder andere Leser das eher öde fände, mich selbst hat dies und weitere Abschweifungen ins Privatleben der Hauptpersonen aber nicht weiter gestört, weil ich Monk, Hester, Lady Callandra und den Rechtsanwalt Oliver Rathbone inzwischen einfach liebgewonnen habe und mindestens genauso gerne über das lese, was sie gerade bewegt, wie über den Kriminalfall selbst.


    Auch im weiteren Verlauf geht es eher gemächlich zu bei den Ermittlungen, wobei Anne Perry aber durchaus geschickt ihre Fährten legt und Verdächtige einführt, so dass ich bis zur Auflösung nicht sicher war, was tatsächlich zu Schwester Barrymores Tod geführt hat.


    Ein ruhiger, eher gemächlich erzählter Krimi, der mir wie seine Vorgänger viel Freude gemacht hat.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen