Claudia Brendler - Dösende Möwen

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    Darfs ein bisschen Meer sein?
    Die Schauspielerin Clara, engagiert für die Bordbühne eines Kreuzfahrtsschiffs, trifft auf eine Crew am Rand des Nervenzusammenbruchs, einen liebeskranken Kapitän und eine Horde eigenwilliger Gäste aus allen deutschen Bundesländern. Als einige Crewmitglieder von ihrer Vergangenheit eingeholt werden, bricht nicht nur die Spaßversorgung an Bord zusammen. Selbst die Nordmeerwale, die Human-Watching betreiben, sind fassungslos.
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    Ab 13. Juni lesen wir dieses Buch in einer autorenbegleiteten Leserunde - mag sich noch jemand anschließen? Bis Freitag kann man sich auch noch für ein Freiexemplar bewerben! :winken:

    LG, Dani


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  • Augenzwinkernde Kreuzfahrt mit skurrilen Figuren


    Zusammen mit ihren Protagonisten nimmt uns die Autorin auf eine Kreuzfahrt nach Norwegen mit. Wer aber bei dem Titel „Dösende Möwen“ eine entspannte Reise erwartet, ist auf dem falschen Dampfer: es herrscht Chaos und ein Auf- und Ab, was nicht nur am schlechten Wetter liegt.


    Die Schauspielschülerin Clara Tümmler, Verzeihung, Abraham, braucht unbedingt eine Auszeit von ihrem Freund und Dozenten Dr. Adrian Steinhöfel, genannt Lümmelchen, da sie von dessen Vokalfetischismus etwas überfordert ist. Er ist so verliebt in seine Clara, weil keine so schön das ordinäre Ö und das scharfe I wie sie aussprechen kann!
    Clara kommt das Angebot ihres alten Bekannten Valentin Lübers gerade recht, der händeringend für seine Show auf der „Flotten Flotte“ Ersatz für die weibliche Hauptrolle sucht.
    Leider gibt es ein Nanopartikelchen von einem Problem: Clara muß den völlig bescheuerten Text in wenigen Stunden lernen, weil die Premiere bereits am ersten Abend, an dem sie an Bord geht, stattfinden soll.


    Aber nicht nur der Text ist eine echte Herausforderung für sie, auch ihr Partner Peachy the Peacock ist speziell: er ist die fleischgewordene Stimmungskanone und pfälzische Salsaverführung in Jogginghose und Badeschlappen, der die Chicas zum Kreischen bringen will – jedenfalls solange, bis der ominöse norwegische Reiseleiter Johansen an Bord kommt. Was hat Peachy mit ihm zu schaffen, daß er in dessen Gegenwart plötzlich ganz zahm wird?


    Der Kulturmanager des Schiffes, Val Lübers, ist im Herzen eigentlich talentierter Zauberer, hat seiner Frau jedoch versprochen, nie wieder Jungfrauen zu zersägen oder Kaninchen verschwinden zu lassen. Nur in Stressituationen entfleucht ihm immer mal wieder ein Schmetterling aus dem Ärmel oder er reagiert sich mit Jonglieren ab. Verständlich, daß während dieser Schiffsreise viele Schmetterlinge und Papierflugzeuge den Ärmel verlassen sowie die halbe Kabineneinrichtung durch die Gegend jongliert wird.


    Als wäre das Theater mit dem Theater noch nicht genug, hat Clara mit ihrem zugegebenermaßen katastrophalen Orientierungssinn zu kämpfen und verzweifelt regelmäßig bei der Suche nach ihrer Kabine im Mannschaftsdeck. Wenn sie sie dann doch findet, darf sie sich mit ihrer feindseligen und abweisenden Kabinengenossin Sunny rumärgern.


    Dann ist da noch der attraktive Bordzeichner Simon Weyden, dessen Qualitäten und Dienste vorallem bei den weiblichen Passagieren sehr gefragt sind. Obwohl er sich anfangs Clara gegenüber abweisend verhält, geht er ihr bald nicht mehr aus dem Kopf. Auch er hütet ein Geheimnis, das nur seiner Schildkröte Jane bekannt ist.


    Es betreten noch eine ganze Menge weitere skurrile Personen die Bühne: ein liebeskranker Kapitän, die Esoterikerin Gesine, die das richtige Gespür für die Auren ihrer Kollegen hat, Mr. Beach, dessen Wortschatz sich auf drei norddeutsche Sätze beschränkt und DJ Blauwal mit seiner Vorliebe für Heavy Metal sowie einige Hessen, Sachsen und Bayern.


    Bei allem Humor bemerkt man aber auch, daß beinahe alle Hauptcharaktere die Schiffsreise als eine Art Flucht ansehen; die jeweiligen Gründe kommen nach und nach zum Vorschein.
    Die Erzählperspektive wechselt zwischen Clara und Simon ab, dessen Eindrücke wir durch seine Logbucheinträge erleben.


    Die Handlung ist voller Witz und etwas überzeichnet, es ist ja schließlich auch ein humoristisches Buch – ich muß wirklich bewundern, wie die Autorin diesen stetigen Humor aufrechterhalten kann. Der eine oder andere Gag wurde zwar beinahe etwas überstrapaziert, aber im Gesamtergebnis passte es für mich. Sehr gut haben mir die verschiedenen Dialekte gefallen, die das Buch auflockern. Sollte man das eine oder andere Wort nicht verstehen, gibt es am Ende des Buches ein Glossar zur Erklärung.


    Als Vorbereitung auf eine Schiffsreise nach Norwegen würde ich dieses Buch vielleicht eher nicht empfehlen – die abschreckende Wirkung könnte zu groß sein. Aber für alle anderen Fälle kann dieses Buch lustige und kurzweilige Lesestunden bescheren.


    4ratten

    Liebe Grüße

    Karin

  • Clara ist Schauspielerin und hofft auf den großen Durchbruch. Doch momentan wird ihr ihre Affäre mit ihrem sprachverliebten Dozenten zu viel und sie ergreift die Chance auf eine Auszeit, als sie sich für ein Kreuzfahrtschiff engagieren lässt. Wenn sie allerdings geahnt hätte, was hier alles auf sie zukommt, wäre sie vielleicht doch lieber bei ihrem „Lümmelchen“ geblieben?


    Autorin Claudia Brendler zündet hier ein Feuerwerk an Ideen. Als Leser kommt man streckenweise kaum noch mit, wenn sich in praktisch jedem Satz ein Lacher verbirgt. Neben allerlei sprachlichen Verwirrungen in pfälzischem, sächsischem oder sonstigen Dialekten der Kreuzfahrtgäste gibt es auch in der Handlung reichlich Windungen und Überraschungen. Dass das kulturelle Angebot an Bord nicht ganz das ist, was Clara sich vorgestellt hat, muss wohl kaum extra erwähnt werden. Ihr männlicher Gegenpart auf der Bühne Peachy ist ein wahrer Alptraum und nur an weiblichem Applaus (und gerne mehr?) interessiert. Kulturmanager Val Lüders, dem sie das Engagement verdankt, macht keine sonderlich souveräne Figur in all dem Chaos, insbesondere, wenn ihm bei Aufregung ständig ungewollte Zaubertricks aus den Händen flutschen! Und dann gibt es da ja noch den Bordzeichner Simon, über dessen besondere Qualitäten sich ehemalige weibliche Gäste ausgiebig in Online-Foren austauschen. Aber Simon hat offensichtlich ein Geheimnis.
    Seine Tagebucheinträge, gerichtet an wen auch immer, der das Tagebuch in einer fernen Zukunft finden und lesen wird, wahlweise Außerirdische, die die Erde erobert haben, oder Mikroben, die schon da sind und sich eines Tages gegen alle anderen Lebensformen durchsetzen werden, geben immer wieder amüsante Einblicke in das Leben an Bord, mit teilweise durchaus ernstem Unterton.


    Insgesamt herrscht an Bord von Ablegen bis Anlegen das totale Chaos, Kabinen wechseln anscheinend willkürlich ihren Platz (oder liegt es vielleicht doch an Claras Orientierungssinn?), eine Schildkröte ist blinder Passagier, der Kapitän die meiste Zeit im betrunkenen Liebeskummer versunken und der DJ mit einem höchst eigenwilligen Musikgeschmack gesegnet – Schiff ahoj!


    3ratten

    LG, Dani


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