Glenn Greenwald - Die globale Überwachung: Der Fall Snowden, ...

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    "Die globale Überwachung: Der Fall Snowden, die amerikanischen Geheimdienste und die Folgen" von Glenn Greenwald


    Kurzbeschreibung lt. Amazon:


    lm Juni 2013 veröffentlichte Glenn Greenwald die ersten NSA-Dokumente aus dem Archiv des Whistleblowers Edward Snowden. Seitdem werden immer bedrohlichere Details des globalen Spionagesystems der amerikanischen Geheimdienste aufgedeckt.
    Nun bringt Greenwald anhand einer Fülle von exklusiven, nie zuvor publizierten Geheimdokumenten das ganze Ausmaß der Massenüberwachung ans Licht. Alles und jeder wird ausgespäht, die Bevölkerung steht unter Kollektivverdacht. Meinungsfreiheit wird im Namen der Sicherheit unterdrückt, und es gibt keine Privatsphäre mehr – nirgends.


    Der Titel des Buches macht die Kurzbeschreibung eigentlich überflüssig. Nur wenige Menschen dürften noch nichts von Edward Snowden und dem Datenkraken NSA gehört haben.
    Als diese ganze "NSA-Affäre" im letzten Jahr herauskam, war meine erste Reaktion "Aha. Ok. Und?". Der ganze Ernst dieser Sache kam mir erst nach ein paar Tagen richtig zu Bewußtsein, als ich begann, mich zu informieren. Das tue ich bis heute. Deshalb musste Glenn Greenwalds Buch in den Einkaufskorb.


    Ich habe jetzt ungefähr ein Viertel des Buches gelesen und bin erstaunt, wie leicht es zu lesen ist. Irgendwie hatte ich "schwere Kost" erwartet, aber das ist es (bisher) ganz und gar nicht.
    Ganz ruhig und verständlich schildert der Journalist Greenwald den ersten Kontakt per Mail und später das Treffen in Hongkong. Er berichtet über seine Erschütterung, als er die ersten Dokumente sichtet und deren Bedeutung erkennt.
    Greenwald erzählt die Geschichte der Enthüllungen streng chronologisch, was dem Lesefluss gut tut.


    Heute habe ich gelesen, dass zwei Filme über diesen Fall in Planung sind. Einer orientiert sich an Greenwalds Buch und der andere (von Oliver Stone) hat das Buch von Luke Harding zur Vorlage.


    Eine Rezi folgt (hoffentlich).


    ***
    Aeria

  • Heute ist übrigens Jahrestag: Am 5. Juni 2013 veröffentlichte Glenn Greenwald im Guardian seinen ersten Artikel über die NSA-Affäre. Und sie ist noch keineswegs ausgestanden ...


    Ich lese das Buch auch gerade, bin momentan im ersten Drittel, in dem Greenwald die Vorgeschichte erzählt: Die erste Kontaktaufnahme Snowdens mit Greenwald und der Dokumentarfilmerin Laura Poitras, dabei Snowdens gebetsmühlenartige Wiederholung der Forderung, doch bitteschön verschlüsselte Kommunikationskanäle zu wählen, um es den Geheimdiensten nicht zu einfach zu machen. Dann die Sichtung der von Snowden übermittelten Dokumente, das erste persönliche Treffen in Hongkong, die Interviews mit Snowden, bei denen dem völlig erschütterten Greenwald das ganze Ausmaß der Affäre bewusst wird, schließlich seine ersten Artikel und Veröffentlichungen im Guardian und das anschließende explosionsartige Echo der Weltöffentlichkeit in den darauffolgenden Tagen und Wochen.



    Ich habe jetzt ungefähr ein Viertel des Buches gelesen und bin erstaunt, wie leicht es zu lesen ist.


    Ja, Greenwald erzählt in einem angenehm lockeren Ton, fast schon wie in einem Roman. Wie in einem Krimi, denn die Schilderung der Geschehnisse in den Tagen rund um die ersten Veröffentlichungen, die Interviews in dem Hotel in Hongkong, die Sicherheitsvorkehrungen, die getroffen werden, wie z.B. die Kissen vor der Tür, um die Gespräche und Geräusche nach außen zu dämpfen, das Erschrecken bei jedem Klopfen an der Zimmertür oder beim Klingeln des Telefons, die ständige Angst vor der Entdeckung - das ist schon ganz schön spannend geschrieben.


    Ich habe auch schon einen Blick in spätere Kapitel geworfen, da tauchen dann jede Menge Grafiken, Schaubilder und PowerPoint-Folien der NSA auf, und dort wird es vermutlich noch ganz schön technisch zugehen, wenn es darum geht, wie die Menschen ausgespäht werden. Ich finde das aber wichtig, um sich klarzumachen, welchen Aufwand die Geheimdienste betreiben, um die eigene und die Weltbevölkerung bis in den kleinsten privaten Winkel auszuspionieren.


    Ich halte das Buch und das, was es öffentlich macht, für extrem wichtig. Denn machen wir uns nichts vor - auch wenn es manche Leute geben mag, die der Meinung sind, mit dieser Angelegenheit nichts am Hut zu haben, weil sie nichts zu verbergen zu haben … glaubt mir, jeder hat was zu verbergen. :zwinker:


    Ich habe letztens in einem Bücherblog (ich find's leider nicht mehr, aber ich glaube, es war sogar ein Blog eines unserer Forumsmitglieder) eine Rezension des Greenwald-Buches gelesen und das (sinngemäße) Fazit, dass es so lala war und lediglich die Erinnerung an eine "längst vergessene" Angelegenheit wachgerufen hat, mehr nicht.


    Das finde ich sehr bedauerlich und bedenklich, denn diese Affäre ist noch nicht vorüber. Noch lange nicht. Im Gegenteil. Sie dauert an, solange die Bürger von den Geheimdiensten ihres eigenen oder anderer Länder ausgespäht, belauscht und beobachtet werden. Und solange die Regierungen nichts dafür tun, ihre eigene Bevölkerung vor der massenhaften Verletzung der Privatsphäre zu schützen, so lange werde ich, so lange sollte jeder von uns sich mit lautem Protest bemerkbar machen und den verantwortlichen Politikern zeigen, dass wir damit nicht einverstanden sind. So, Schluss der Predigt. :breitgrins:

  • Zu Edward Snowden, den NSA-Ausspähungen und Glenn Greenwalds Veröffentlichungen gab es übrigens in der vergangenen Woche im ZDF zwei sehr sehenswerte jeweils zweiteilige Dokumentationen: "Verschwörung gegen die Freiheit" und "Die geheimen Staaten von Amerika". Ich habe sie auf die Schnelle nicht in der Mediathek gefunden, aber sie werden in den nächsten Tagen verschiedentlich wiederholt (s. hier und hier). Nicht verpassen! :smile: (Meint auch die FAZ. :zwinker:)

  • Das ist ein im wahrsten Sinne des Wortes aufregendes Buch. Man sollte es nur zusammen mit Blutdrucksenkern verkaufen.


    Wo fange ich an? Vieles, was in "Die globale Überwachung" steht, war mir neu, anderes bereits bekannt. Dennoch fand ich es hochinteressant, auch das mir Bekannte noch einmal zu lesen.


    Das Buch ist in fünf Teile gegliedert:
    1. Kontaktaufnahme
    2. Zehn Tage in Hongkong
    3. Alles sammeln!
    4. Die Gefahren der Massenüberwachung
    5. Die vierte Gewalt


    Die Teile 1, 2 und 5 lesen sich so spannend wie ein Thriller.
    Die erste Mail von Edward Snowden erhielt der Journalist Greenwald bereits Ende 2012. Snowden hat schon damals nach Möglichkeiten gesucht, die Öffentlichkeit über die Massenüberwachung zu informieren. Aus dem Email-Kontakt wurde nichts, denn Greenwald wollte sich nicht mit der geforderten komplizierten Verschlüsselung befassen und betrachtete den Mail-Absender nur als einen von vielen Möchtegern-Informanten. Erst als die Dokumentarfilmerin Laura Poitras ihn kontaktierte, kam die Sache ins Rollen. Und wie sie losgerollt ist!
    Die zehn Tage in Hongkong sind nicht nur geprägt von dem Treffen mit dem geheimnisvollen Informanten, sondern auch von dem Kampf mit der Zeitung The Guardian, in der die Artikel über die NSA erscheinen sollten. Pressefreiheit hin oder her, es ist weder möglich noch ratsam, Texte von solcher Sprengkraft einfach so zu veröffentlichen.
    Mit den Medien geht es auch im fünften Teil weiter. Hier berichtet Glenn Greenwald über die US-amerikanischen Medien und beklagt sich über deren immer schwindenderes Rückgrat. Auch von persönlichen Erlebnissen nach den ersten Veröffentlichungen schreibt er. Wie er in den Medien plötzlich nicht mehr als Journalist sondern als Aktivist, Blogger etc. gilt. Das hat Folgen, er muss befürchten, als Terrorist angeklagt zu werden. Journalisten werden von der US-Verfassung geschützt, Aktivisten nicht.


    Der Mittelteil "Alles sammeln!" liest sich schon etwas schwieriger. Man muss sich auf den Text konzentrieren, einerseits, weil er Abkürzungen, Fachausdrücke etc. enthält, andererseits, weil die dort beschriebenen Sachverhalte geradezu haarsträubend sind. Wenn es sich bei dem Buch um einen Roman gehandelt hätte, würde ich sagen "Wer's glaubt", aber alle Dokumente u. ä., von denen Greenwald spricht, sind echt. Ein schockierender Abschnitt.


    Am besten gefallen hat mir Teil 4, "Die Gefahren der Massenüberwachung". Es ist ein Plädoyer für die Privatsphäre, eine Warnung vor den Folgen der Bespitzelung durch die Obrigkeit. Ich konnte nur dauernd nicken. So ist es, Glenn!


    Für mich ist dieses Buch das wichtigste des Jahres. Man sollte es gratis an Straßenecken verteilen, damit die Menschen es lesen.
    Leider ist die Überwachung, die den einen erschüttert, dem anderen völlig egal. "Ich habe nichts zu verbergen" - das habe ich im letzten Jahr auch schon gehört, von Menschen, mit denen ich versucht habe, über diese Angelegenheit zu sprechen. JEDER hat etwas zu verbergen. Es muss ja nichts Kriminelles sein. Es können Kleinigkeiten sein, von denen man nicht möchte, dass jemand anderes sie erfährt. Und möglicherweise falsch auslegt, absichtlich mißdeutet. "Ich habe nichts zu verbergen. Ich habe noch nicht einmal einen Computer!" - klar doch. Auch diese Personen gehen z. B. zum Arzt, und die meisten Ärzte führen die Patientenakten längst nicht mehr auf Papier. Glenn Greenwald schreibt von seinen Befürchtungen bzw. Beobachtungen, dass Menschen, die eine von der Regierung abweichende Meinung haben, ganz schnell Ziele der Bespitzelung werden. Wie geht es weiter? Wenn diese Menschen nun so richtig unbequem werden? Dann haben sie vielleicht immer noch keinen Computer, aber in ihrer Patientenakte steht möglicherweise eine Notiz über ein allergieauslösendes Medikament. Die gelöscht werden kann. So einfach wird man "Terroristen" los.
    Aber bespitzelt werden ja immer nur die anderen. Vielleicht sind sie wirklcih schlecht/kriminell/anders. Wenn sie ausspioniert werden, müssen sie was ausgefressen haben.
    Eine schöne neue Welt ist das.


    Fazit: Unbedingt lesen!


    ***
    Aeria