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Originaltitel: The Cold Cold Ground
„Katholischer Polizist ermittelt in den 1980er Jahren in Belfast“ – das klang nach einer interessanten Grundkonstellation und so wanderte das Buch in mein Ausleihkörbchen. Als ich dann feststellte, dass ich von dem Autor ja schon ein Buch gelesen hatte, welches mich nicht sonderlich begeisterte, habe ich erst mal innerlich aufgeseufzt und nur zögernd zu lesen begonnen – eine gute Entscheidung, wie sich herausstellte.
Ich war Mitte der 1990 Jahre auf der irischen Insel und bin dabei auch durch die (damals aufgrund des Waffenstillstands relativ unbesetzten) Grenzmauern gefahren und habe auch die schweren Befestigungen an Polizeistationen gesehen, wenn ich mir dazu dann noch massenhaft maschinengewehrbewehrte Polizisten in Kampfausrüstung vorstelle, lande ich langsam in der Welt, wie McKinty sie in seinem Buch als Alltag beschreibt. Jeden Morgen, wenn Sergeant Sean Duffy zur Arbeit fährt, schaut er zunächst unter sein Auto, ob jemand dort eine Bombe befestigt hat – Routine für einen Polzisten und noch wichtiger für ihn, der als „katholischer Bulle“ zwischen den Fronten steht. Er ist auf dem Land in der tiefsten nordirische Provinz aufgewachsen und landete nach der Universität bei der Polizei – ganz bestimmt kein alltägliches Arbeitsumfeld für einen Katholiken im Bürgerkriegsnordirland der frühen 1980er Jahre. Dabei ist ihm Religion eigentlich egal und er sieht ganz klar, dass das auch bei so einigen der aktiven Kämpfer auf beiden Seiten so ist, die IRA und ihre protestantischen Pendants sind vielfach einfach nur ein Sammelbecken für Kriminelle.
Zu Beginn des Buches wird Duffy zu einer Leiche gerufen, die sich als IRA-Mitglied und schwul (eine absolut verdammenswerte Sünde) herausstellt. Schwulenhassender Serienkiller oder doch interne Querelen sind beides keine besonders angenehmen Ermittlungsansätze, denen Duffy nachgeht und da ist auch noch der Tod der Frau eines IRA-Hungerstreikenden, die scheinbar Selbstmord begangen hat, über den er nachgrübelt. Na ja, wenn er zwischen Bierchen trinken mit den Kollegen und Ärztin anflirten Zeit findet...
Der Tonfall ist mir manchmal zu flapsig, Duffy wirkt etwas zu cool und locker drauf, aber insgesamt finde ich die Stimmung sehr gut eingefangen und interessant, einzig bei der Verwendung von damals und/oder für Nordiren durchaus verständlichen, mich aber eher verwirrenden Abkürzungen (IRA, RUC, UVF, UDA,…) hätte der Autor sich vielleicht etwas mehr zurückhalten sollen. Jedenfalls freue ich mich, dass die Fortsetzung bereits in meiner Onleihe auf mich wartet und bin gespannt, ob sich der „Flair“ Belfasts abnutzt oder noch ein paar Bände durchhält.
Sean Duffy Serie
- The Cold Cold Ground / Der katholische Bulle
- I Hear The Sirens in the Street / Die Sirenen von Belfast
- In The Morning I'll Be Gone / Die verlorenen Schwestern
- Gun Street Girl (auch Originaltitel)
- Rain Dogs (auch Originaltitel)
- Police at the Station and They Don’t Look Friendly / Dirty Cops
- The Detective Up Late / Cold Water
- Hang On St Christopher (2019)
- The Ghosts of Saturday Night (2020)