Erdogan Ercivan - Missing Link der Archäologie

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    Auszug aus der Beschreibung auf Amazon:


    Jedes Jahr besuchen Millionen Menschen auf der ganzen Welt Museen, um jene Fundstücke zu bewundern, die Archäologen in mühevoller Kleinarbeit dem Dunkel der Vergangenheit entrissen haben. Handelt es sich bei diesen Artefakten aber immer um Originale? Der Wissenschaftsjournalist Erdogan Ercivan deckt mit Akribie archäologische Ungereimtheiten auf, hinter denen häufig ein vorsätzlicher Betrug steckt. Er präsentiert dem Leser zahlreiche »Missing Links« der Archäologie, die der Öffentlichkeit in dieser Form nie bekannt geworden sind. Dabei behandelt er auch berühmte archäologische Artefakte, die bis heute niemand für gefälscht halten würde. Folgen Sie den Spuren des Autors und entlarven Sie mit ihm die größten Betrugsfälle der Archäologie



    Ich habe keine Ahnung mehr, was ich beim Kauf erwartet habe, aber sicher nicht das, was Erdogan Ercivan hier präsentiert. Obwohl ich ganz gern Bücher lese, deren Verfasser die Welt aus einem anderen Blickwinkel als die herkömmliche Wissenschaft betrachten, erwarte ich mir doch ein Mindestmaß an Plausibilität. Diesem Anspruch wird Ercivan definitiv nicht gerecht. "Offensichtlich", "tatsächlich" und "ich denke nicht" sind doch keine Beweise für hanebüchene Behauptungen. :wand:



    Ein kleines Beispiel:


    Zitat

    Was aber, wenn die Geschichten des Homer nur den Fantasien eines Schreibermönches aus dem Mittelalter entsprungen sein sollten und die trojanischen Ruinen sich in Wirklichkeit gar nicht ausgraben ließen?


    Diese Frage wird einfach so in den Raum geworfen, passenderweise nach einem Absatz über die im Mittelalter durchaus gängige Methode der Geschichtsfälschung. Beim Leser entsteht so natürlich der Eindruck, dass die Ilias und die Odyssee weit nach Christi Geburt geschrieben wurden und nicht ein paar hundert Jahre davor.


    Ob ich mich durch dieses Werk wirklich bis zum bitteren Ende quälen werde, weiß ich noch nicht. Bei der Auswahl meiner Bücher für diese Monatsrunde habe ich eindeutig kein glückliches Händchen bewiesen :rollen:

  • Ein Journalist ist eben kein Archäologe (wobei auch dort manchmal gruselige Erkenntnisse entstehen...). Leider verwechseln manche das dann mit Wissenschaftlern... Scheint mir als ob dieser hier vor allem auf Sensation aus ist und nicht grade um wirkliche wissenschaftliche Blickweise (was ja wie gesagt durchaus logisch ist).

  • Ich hab zwei Bücher des Autors zu hause: das Sternentor der Pyramiden und Verbotene Ägyptologie. Beide noch nicht gelesen aber ich denke mal dass sie ähnlich wissenschaftlich sind wie deins :breitgrins:


    Vor Jahren hatte ich mal ein Faible für solche Themen. Hier stehen etliche Bücher a la Däniken die noch ungelesen sind.

  • Zwischendurch lese ich solche Bücher ganz gern, aber Herr Erdogan schießt mit diesem Machwerk echt den Vogel ab. Was mich am meisten stört, dass er die Fachwelt pauschal als Betrüger, die allesamt nur darauf aus sind sinnlos Steuergelder zu verpulvern, und/oder ignorante Vollpfosten darstellt. Nur ER hat den Durchblick und kann es auch beweisen - leider erbringt er die Beweise nur nicht.


    Auf der anderen Seite ist er mehr als nur unfreiwillig komisch. Das eine oder andere Mal musste ich sogar schon lachen, weil ich selten soviel Schwachsinn auf einen Haufen gelesen habe wie hier - und das nachdem ich gerade erst die Drogenexperimente von Herrn Castanedo hinter mich gebracht habe.


    Mein absolutes Highlight:


    Zitat

    Tatsächlich scheint hinter dem Rätsel der "Ötztalmumie" ein geheimes Abkommen aus dem Jahre 1988 zwischen den Smithsonian Institute in Washington, D.C., und dem Naturhistorischen Museum in Wien zu stecken (Dr. Herbert): Die Amerikaner sind aufgrund des "Native American Grave Protection und Reperation Act" (NAGPRA) verpflichtet, jeden Leichnam, der vor 1492 angesiedelt wird, den Indianern auszuhändigen, die Anspruch darauf haben. Doch als der Mineraloge und Chemiker James Smithson (...)nach seinem Tode sein Vermögen dem Institut vermachte, besaß er auch eine größere Anzahl von Mumien und Indianerknochen, die bis zu 13 000 Jahre alt waren. Heute kann man mit diesen Knochen ohne die offizielle Einwilligung der hinter der NAGPRA stehenden Behörde weder Forschung betreiben noch andere Verwertungsmöglichkeiten mit den Leichnamen versuchen. So hat es sich 1988 selbstverständlich geradezu angeboten, einigen besonderen Wünschen der Wiener Archäologen zu entsprechen... - Erdogan Ercivan, Missing Link der Archäologie, Kapitel 4, Seite 123/124


    :totlach:


    Ich bin mir nach dieser Enthüllung ziemlich sicher, dass aufgrund des "geheimen Abkommens" die Wiener Archäologen dann die indianische Leiche auch im Ötztal auf der Südtiroler Seite verbuddeln ließen - damit kein Verdacht auf sie fiel und sie nach langem Rechtsstreit den Ötzi an Italien verloren. Mich würde ja echt interessieren, ob der gute Mann ernsthaft glaubt, was er da von sich gibt :schulterzuck:

  • Ötzi ist eigentlich ein Indianer? :totlach:


    Du hast echt Talent bei Deiner Monatsrunden-Bücherwahl, dodo! :lachen:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Du hast echt Talent bei Deiner Monatsrunden-Bücherwahl, dodo! :lachen:


    Entweder man hat ein Händchen dafür, oder nicht :zwinker: Im Oktober gehe ich auf alle Fälle auf Nummer sicher und lasse mich auf keine Experimente ein.



    Herr Erdogan hat es in seinem letzten Kapitel geschafft, den Bogen von archäologischen Fälschungen und Betrügereien zu außerirdischem Leben zu schlagen. Nachdem auch noch die Anthropologie ihr Fett abbekommen hat, versucht er dem geneigten Leser seine These, dass wir alle von Außerirdischen abstammen, nahe zu bringen. Als Beweis dienen unscharfe grobkörnige schwarz-weiß Fotos, die angeblich die Marsoberfläche darstellen sollen. Darauf sind dann Wälder, ein Baumstamm oder ein gefrorener Marssee zu sehen. Die Wälder konnte ich beim besten Willen nicht erkennen, ich finde das Gebilde ähnelt einer Koralle und der Baumstamm kann genauso gut ein länglicher Fels sein. Einzig der gefrorene Marssee kann zwar als solcher erkannt werden, allerdings ist der Ausschnitt des Fotos überhaupt nicht aussagekräftig.


    Das Bildmaterial in dem Buch ist generell sehr fragwürdig. Immer wieder als Beweise herangezogene Darstellungen oder Fotografien sind entweder schlechte Zeichnungen oder verschwommene, kaum erkennbare Fotos. Die bunten Farbtafeln sind zwar von hervorragender Qualität, zeigen aber allesamt bekannte Artefakte wie die Nofretete-Büste dar.


    Fazit: Fragwürde Thesen und Anschuldigungen, die in reißerischem Stil ohne jegliche Beweiskraft oder Plausibilität präsentiert werden.


    :flop:


    Edit: Fehlerhafte Angabe bezüglich Archivfotos wieder beseitigt.

    Einmal editiert, zuletzt von dodo ()

  • Danke für deine Meinung :winken:
    Mal sehen ob ich meine Bücher von diesem Autor dann lese. Vielleicht mal reinschauen um zu sehen ob die Thesen dort auch so hanebüchen sind.

  • Jaqui: Ich mag die Bücher von Reinhard Habeck ganz gerne. Er pöbelt die etablierte Wissenschaft nicht an, sondern stellt in Frage und das finde ich in Ordnung. Falls du deine Bücher von Erdogan Ercivan liest, würde mich deine Meinung dazu sehr interessieren.


  • Nachdem auch noch die Anthropologie ihr Fett abbekommen hat, versucht er dem geneigten Leser seine These, dass wir alle von Außerirdischen abstammen, nahe zu bringen.


    Einen gewissen humoristischen Wert hat das Buch aber. :lachen:


  • Einen gewissen humoristischen Wert hat das Buch aber. :lachen:


    Das war der Grund, warum ich weiter gelesen habe. Ötzi war wirklich ein guter Lacher! Übrigens ist mir in einem Kapitel sogar ganz kurz Carlos Castaneda über den Weg gelaufen. Zufälle gibt es, die gibt es eigentlich gar nicht :zwinker:


  • Marsfotos aus dem persönlichen Archiv? :autsch:


    Nachdem ich es nochmal kontrolliert habe, muss ich einen Fehler meinerseits eingestehen: Die betreffenden Fotos stammen von der NASA laut Anhang. Ich bin zwar den Bildnachweis mehrmals nach der Urheberschaft der Fotos durchgegangen, bevor ich meine Rezension geschrieben habe, bin aber immer darüber gestolpert. Liegt vielleicht daran, dass sie im Text zwar numerologisch sortiert sind, aber nicht im Nachweis. Sei es, wie es sei, ich war schlampig und habe die Besprechung dementsprechend geändert :redface:


  • Von Habeck hab ich auch eins hier: Dinge die es nicht geben dürfte.
    Kennst du das? Und wenn ja. Empfehlenswert?


    Ja, das habe ich schon gelesen. Ich mag seine "xxx, die es nicht geben dürfte"-Reihe ganz gerne. Etwas oberflächlich, aber unterhaltsam.