Ken Follett - Kinder der Freiheit/Edge of Eternity

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    Ende der 50er Jahre ist Rebecca Hoffmann Lehrerin in Ost-Berlin und am Boden zerstört, als sie herausfindet, dass ihr Ehemann Hans ein Stasi-Spion ist, der sich in ihr Leben geschlichen hat, um ihre politisch nicht im Sinne der Regierung aktiven Familie auszuspähen. Es kommt zur Trennung, und Hans tut alles, um seiner ehemaligen Schwiegerfamilie Steine in den Weg zu legen, worunter vor allem Rebeccas Bruder Walli leidet, dessen großer Traum es ist, Musiker zu werden wie seine Idole aus der erwachenden englischsprachigen Folk- und Rock-Szene, die in der Ostzone nicht gern gesehen ist.


    George Jakes ist der Spross einer Affäre zwischen einem weißen Kongressabgeordneten und einer schwarzen Frau, die den Jungen mit finanzieller Unterstützung des Erzeugers alleine großgezogen hat. George ist fasziniert von Politik und der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung und erhält schließlich die große Chance, für die Kennedy-Regierung zu arbeiten, auch wenn sich das zunächst eher anfühlt, als habe man einen Quoten-Schwarzen gesucht.


    Die russische Journalistin Tanja versucht, dem kommunistischen Regime die Stirn zu bieten, muss jedoch im Untergrund agieren, nachdem sie nur knapp einer Verhaftung entgangen ist, und aufpassen, ihren Bruder, der in Regierungskreisen arbeitet, nicht zu gefährden.


    Das sind nur einige der Protagonisten im dritten und letzten Band von Folletts Trilogie über das ereignisreiche 20. Jahrhundert, Abkömmlinge der russischen, deutschen, britischen und US-amerikanischen Familien, deren Schicksale schon in den Vorgängerbänden exemplarisch für die wichtigsten Entwicklungen in Politik und Gesellschaft standen. Diese breit aufgestellte Besetzung erlebt aus nächster Nähe Meilensteine wie Mauerbau, Kubakrise, die Attentate auf die Kennedys und Martin Luther King, Gorbatschows Aufstieg in der UdSSR und schließlich den Niedergang des Kommunismus.


    Follett bietet spannenden und anschaulichen Geschichtsunterricht, wobei das Ganze natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann, sich hier und da Klischees einschleichen und er sicherlich auch einiges, was sich in den heiligen Hallen des Kreml oder des Weißen Hauses abspielt, schlicht erfindet. Unterhaltsam ist es allemal und regt zum Weiterrecherchieren an.


    Sehr schade ist allerdings, dass die besonders bewegten 60er Jahre sehr viel Raum im Buch einnehmen, während die Geschehnisse zwischen 1970 und dem Mauerfall eher im Zeitraffer durchlaufen und alles, was nach der deutschen Wiedervereinigung kommt, überhaupt nicht mehr stattfindet. Mir hätte es besser gefallen, Follett hätte sich auf die 20 oder 30 Nachkriegsjahre konzentriert und übers letzte Vierteljahrhundert noch mal ein eigenes Buch geschrieben. So bleibt am Ende dann das Gefühl eines gewissen Ungleichgewichts und des schnellen Abspulens all dessen, wofür kein Platz mehr war. Der Schluss mit dem Ausblick auf Obamas Wahl gefiel mir aber trotzdem.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich habe gerade noch die Diskussion im Thread nachgelesen.


    So schlecht wie einige andere fand ich das Buch definitiv nicht. Auch die Liebesgeschichten habe ich nicht störender oder vordergründiger empfunden als bei anderen Follett-Büchern. Die gehören halt irgendwie dazu bei ihm und sind auch abgesehen davon nun mal oft Teil der persönlichen Entwicklung der Protagonisten.


    Am meisten gestört hat mich einfach dieser Zeitraffereffekt. Die Schilderungen aus den Sixties fand ich toll, aber danach wirkt das Buch, als habe der Autor gemerkt, dass ihm der Platz ausgeht, wenn es kein Zweitausend-Seiten-Koloss werden soll, und alles, was nicht unmittelbar zum Zusammenbruch des Eisernen Vorhangs beigetragen hat, inklusive der persönlichen Geschichten einfach rausgekürzt.

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    Leonard Cohen





  • Mir fehlen noch die letzten 200 Seiten, aber ich war neugierig auf die Meinung anderer...

    Durch den vorgegebenen (langen) Fahrplan der geschichtlichen Ereignisse bleibt hier wohl einfach zu wenig Platz für einen Roman. Wenn dann auch noch nahezu alle Hauptfiguren hauptsächlich damit beschäftigt sind, mit jemandem zu schlafen bleibt endgültig kein Platz mehr für eine tiefer gehende Handlung.

    Genau das ist auch mein Eindruck von diesem Buch. Leider. Dabei mag ich Ken Follett sehr gerne, aber vom letzten Teil der Trilogie bin ich schon arg enttäuscht. Ich konnte keinen Bezug zu einer der Hauptfiguren aufbauen, so dass deren Leben eher an mir vorbei plätschert. Außerdem bin ich mittlerweile eher überrascht, wenn zwei Menschen unterschiedlichen Geschlechts sich treffen und nicht im Bett miteinander landen. :rolleyes: Das nervt einfach nur noch.