Tom Perrotta - Election

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    An einer amerikanischen Highschol steht die Wahl des Schülerpräsidenten an. Tracy Flick, eine typische Alleskönnerin, bei allen beliebt, stellt sich natürlich zur Wahl. Ihre Gegenkandidaten sind der Sportstar Paul Warren und dessen Schwester Tammy.
    Die Kandidaten haben natürlich alle ihre eigene Geschichte. Tracy hat ein Verhältnis mit ihrem Lehrer Jack Dexter. Paul wurde von seinem Lehrer Jim McAllister zur Kandidatur überredet, weil dieser nicht Tracy im Amt sehen möchte. Und Tammy will ihrem Bruder eins auswischen, da dieser nun mit ihrer ehemals besten Freundin zusammen ist, und zwar nachdem sich zwischen den beiden Mädchen eine Liebesbeziehung entwickelte.
    Auch die beiden genannten Lehrer stehen im Mittelpunkt der Handlung: Jack, der seine schwangere Frau betrügt, die sich von ihm trennt, als die Affäre auffliegt, und Jim, der den Wahlausgang fälscht, damit Tracy nicht gewinnt und später ein Verhältnis mit Jacks Frau beginnt - und beides kommt ans Licht.



    Es wird abwechselnd aus der Perspektive der einzelnen Charaktere erzählt. In knappen Abschnitten, sehr episodenhaft, erhält der Leser Einblicke in das Schulleben, die Wahlvorbereitungen und das Privatleben aller Beteiligten.


    Trotz kurzer Ausschnitte gewinnt man so schnell einen sehr guten Überblick und lernt die Charaktere kennen. Mit nur wenigen Worten gelingt es Perrotta, das richtige Bild zu jeder Person entstehen zu lassen.


    Diese Knappheit ist für mich auch der einzige Nachteil des Buches: Mit gerade 200 Seiten ist es sehr kurz.Es ist nun nicht so als ob mir etwas gefehlt hätte, im Gegenteil, mir gefällt es, wie es dem Autor gelingt, so "schnell" diese Geschichte zu erzählen. Aber ich mochte "Election" und hätte deshalb sehr gerne noch weiter gelesen!



    Tom Perrotta hat mich also mit "Election" erneut überzeugt und ich bin froh, dass ich noch nicht alle seine Werke gelesen habe. So kann ich mich noch auf mein nächstes Buch von ihm freuen.


    Fazit: Empfehlung! :zwinker:

  • Super, danke für Deine Eindrücke!


    Das Buch wird dann erst mal auf meiner Wunschliste bleiben ;)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • An der Winwood High stehen die Schulsprecherwahlen an. Spitzenkandidatin ist die ehrgeizige Tracy Flick, ihr Herausforderer heißt Paul Warren, ein beliebter Sportler und guter Schüler, der von einem der Lehrer, Jim McAllister, überredet worden ist, seinen Hut in den Ring zu werfen, weil der Tracy für keine gute Wahl hält. Und ganz überraschend taucht noch eine dritte Kandidatin auf: Pauls Schwester Tammy, aufgewühlt von gleich mehreren Krisen im persönlichen Umfeld, will das Feld von hinten aufrollen.


    Es ist "nur" eine schulinterne Wahl, doch es wird mit genauso harten Bandagen gekämpft wie in der Politik. Die Kandidaten schenken sich gegenseitig nichts, Tammy scheint es gar mit der ganzen Welt auf einmal aufnehmen zu wollen, und auch die Lehrer verhalten sich nicht immer vorbildlich. Jack Dexter, der wegen einer kurzen Affäre mit Tracy Flick suspendiert worden ist, sowieso nicht, aber auch McAllister lässt sich zu einer Tat hinreißen, die kaum zu entschuldigen ist - obwohl er doch immer großen Wert darauf gelegt hat, seinen Schülern Anstand beizubringen.


    Tom Perrotta wirft einen ziemlich bösen Blick hinter die Kulissen dieser High-School-Wahl. In sehr kurzen und knappen Kapiteln schildert er die Geschehnisse aus verschiedenen Perspektiven von Lehrern und Schülern und zeichnet ein eher düsteres Bild von persönlichem Ehrgeiz, der alle Moral verschwimmen lässt, von unethisch handelnden Lehrern und von jungen Menschen, die sich diversen äußeren Einflüssen hilflos ausgeliefert fühlen und deshalb für Außenstehende unverständlich oder falsch reagieren.


    Ich mag Perrotta gerne als scharfen Beobachter der "ganz normalen" Menschen in den USA, dieses Buch hat mich aber trotz der skandalösen Vorkommnisse nicht so ganz abgeholt und ich frage mich, was er damit zum Ausdruck bringen möchte. Dass selbst in kleinen Gemeinschaften vieles korrupt ist und unmoralisch agiert wird - oder dass es dafür die gerechte Strafe gibt? Oder sollte es einfach nur ein Wahldrama im Kleinen sein, mit all den Hässlichkeiten, die gerne damit einhergehen?


    Die Charaktere blieben auch größtenteils eher blass, was vermutlich an der Kürze des Buches lag. Mir hat sich weder so recht erschlossen, warum genau Tammy so rebellisch ist, und von Paul hatte ich nur einen recht vagen Eindruck eines netten Kerls, der unter der Trennung seiner Eltern leidet. Tracy, McAllister und die fünfte Erzählerin, Pauls "Wahlkampfmanagerin" (und frühere Freundin von Tammy) bekamen etwas mehr Kontur, aber ich wäre gerne noch etwas tiefer in ihre Gefühlswelten eingetaucht.


    Das Buch ist allerdings bereits 1998 erstmals erschienen und ich schätze, dass man es heute womöglich etwas anders erzählen würde. Interessant ist auf jeden Fall, dass es einen noch relativ neuen Folgeband gibt, "Tracy Flick Can't Win", in dem Tracy für ein "echtes" politisches Amt kandidiert - darauf bin ich gespannt.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

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