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Wolfheim, gelegen im Dreiländereck, ganz in der Nähe von Aachen: Nach zwanzig Jahren Abwesenheit kehrt Dr. Victor Hoppe in seinen Geburtsort zurück. Misstrauen schlägt ihm entgegen. Die Dorfbewohner wundern sich vor allem über die drei Babys, die er dabei hat: Es sind offensichtlich Drillinge, die Jungen gleichen sich wie ein Ei dem anderen, und alle sind von einer Hasenscharte entstellt – eine Fehlbildung, die bereits Victor von seinem Vater geerbt hatte und die ihm seinerzeit das Leben schwer machte. Denn die Einheimischen sind abergläubisch. Auch jetzt machen Gerüchte die Runde. Und tatsächlich drängen sich Fragen auf: Wo ist die Mutter? Was will Victor nach all den Jahren in Wolfheim? Warum versteckt er die Kinder? Doch als der Doktor einem Jungen aus dem Dorf das Leben rettet, ändert sich die Lage dramatisch und seine Popularität steigt. Man beginnt sich mit ihm zu arrangieren, auch wenn er nach wie vor wunderlich erscheint. Man fasst sogar Zutrauen zu ihm. Bis die Kinderfrau der Drillinge, eine ehemalige Lehrerin aus dem Dorf, eines plötzlichen Todes stirbt …
"Gott gibt und Gott nimmt, Victor. Aber nicht immer. Manchmal müssen wir es selbst tun." Dieser Ausspruch verfolgt Victor sein Leben lang
.
Viktor wird nach seiner Geburt von den Eltern in eine Anstalt für Geisteskranke gegeben, da die Mutter ihn wegen seiner Hasenscharte ablehnt und in ihm das Böse sieht. Nachdem man ihn als debil eingestuft hat, ist auch der Vater bereit dazu.
Die nächsten Jahre verbringt Viktor in dem von Nonnen geführten Haus. Erst als eine junge Novizin sich seiner annimmt, kann er sich etwas öffnen. Bis dahin hat er weder ein Wort gesprochen, noch irgendeine Reaktion gezeigt. Leider ist der Junge nicht bereit, diese Fortschritte mit anderen zu teilen. Zwar bringt ihn seine hohe Intelligenz, seine rasche Auffassungsgabe doch wieder nach Hause, doch Viktor, der Züge des Asperger-Syndroms zeigt, bleibt weiter verschlossen. Sein Vater schickt ihn bald auf ein Internat, wo er sich uneingeschränkt seinen Studien hingibt. Auch diese Anstalt ist von der Kirche geführt. Viktor sieht sich bald als Gegenspieler von Gott, denn er will wie Jesus Gutes tun und nicht Böses wie er es im Alten Testament von Gott gelesen und gehört hat.
So wird Viktor ein bedeutender Arzt und kehrt nach Jahren in sein Elternhaus zurück. Bei sich hat er seine Drillinge, die wie er und sein Vater eine Hasenscharte haben. Anfangs lehnen ihn die Dörfler ab, besonders da noch der alte Priester im Ort ist. Doch dann kommt es zur Wende. Viktor rettet ein Leben und wird fortan, wenn auch noch widerwillig, akzeptiert.
Nachdem er zahlreiche Hilfsangebote zurückgewiesen hat, stellt er ein Kindermädchen für die mutterlosen Jungen ein. Trotz allem bleiben die Kinder abgeschirmt. Was ist nicht in Ordnung mit ihnen, fragen sich die Menschen. Bald bildet man sich darüber eine Meinung und fühlt sich dem Doktor verbunden, der inzwischen seine Praxis im Dorf eröffnet hat.
Was aber verbirgt sich wirklich hinter den Drillingen und ihrem Vater?
Der Engelmacher hat eine Faszination auf mich ausgeübt, die ich nur schwer beschreiben kann. In manchen Abschnitten fiel mir das Vorankommen direkt schwer, da mich die Handlung abgestoßen hat und ich fragte mich, ob man die Geschichte nicht auch weniger brutal hätte schreiben können. Nachdem ich das Buch beendet hatte, war ich damit ausgesöhnt. Manches wirkt einfach besser nach, wenn man es drastisch darstellt. Und das ist Stefan Brijs nun wirklich gelungen. Bis zum Ende!
Im Mittelpunkt steht Viktor Hoppe. Von seiner Geburt an begleitet man ihn durch seine einzelnen Lebensstationen. Viktor ist entstellt, doch hochintelligent. Durch ein wahrscheinliches Asperger-Syndrom nimmt er noch zusätzlich eine Sonderstellung ein. Ihm fehlt jegliche Empathie.
Seine frühe Prägung durch die Religion, die von anfänglicher Besessenheit bis zur späteren teilweisen Ablehnung dieses Weltbildes reicht, formt Viktors Geist in einer Weise, die verständlich beschrieben wird.
Was Viktor denkt und tut, erscheint ihm folgerichtig. Allerdings sind die Hintergründe für seine Entscheidungen oft nur für ihn logisch nachvollziehbar. Nach dem Studium des AT kam er zu dem Schluss, dass Gott das Böse ist. Nicht Viktor, wie seine Mutter und auch der Priester glaubten. Denn Viktor sieht sein Vorbild in einer anderen Gestalt. Und so beschließt er Gottes Fehler zu berichtigen.
Anfangs ist nicht klar, was mit den Drillingen los ist. Wo ihre Mutter ist. Warum sie abgeschirmt werden. Je mehr man dahinter blickt, desto abstoßender und gleichzeitig faszinierender wird die Geschichte.
Viktor ist Wissenschaftler und geht in seiner Arbeit vollkommen auf. Es treibt ihn immer weiter voran. Er sieht für sich keine Grenzen. Das Unmögliche wurde nur nicht richtig angegangen. Er lässt sich nicht dazwischen reden. Und so forscht und experimentiert er schrankenlos. Stefan Brijs gelingt es die Grundlagen dieser Forschung in die Geschichte einzubauen ohne den Leser damit zu überfordern. Als Leser fragt man sich jedoch, muss es nicht irgendwo Grenzen geben. Ist nicht irgendwo endgültig Schluss und man darf der Natur nicht weiter ins Handwerk pfuschen?
Gut, einiges, was Viktor so treibt ist heute nichts undenkbares mehr, denn die Geschichte spielt in den 80er Jahren. Daher sind uns Begriffe wie Retorte oder klonen nicht mehr fremd. Die Embryologie ruft trotz allem in den meisten Menschen ein ungutes Gefühl hervor. Wenn es zum Wohle des Kindes ist, denkt man ganz anders darüber, als über undurchschaubare Forschung am Embryonen. Doch was ist ethisch vertretbar?
Sicher ist die Geschichte Viktors etwas überzogen dargestellt, auch die Bewohner des Dorfes kamen mir etwas "veraltet" vor, doch abgesehen von Viktors Wesen, ist es denkbar, dass ein Mensch so fanatisch in seiner Arbeit aufgeht, dass es ihm nur noch um das Machbare oder den Ruhm dafür geht. Wer weiß, was in den Laboren weltweit für Forschungen getrieben werden.
Ein beklemmender Thriller, der viel Diskussionspotential bietet.