Varianten der Fantasyliteratur

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 5.027 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von candeloro.

  • Zunächst einmal ein gutes neues Jahr, in welchem euch alles gelingen möge !


    Ich bin nach dem Lesen von Thrillern,Krimis u.a bei der Fantasyliteratur "hängen" geblieben, finde diesen Bereich allerdings eher verwirrend.


    Abgesehen, dass ich Zyklen suche, die mir gefallen würden, möchte ich euch mal fragen ob es eine Unterteilung der Fantasyliteratur gibt?


    Ich habe gerade George R.R.Martin gelesen.
    Was mir sehr gefallen hat ist das mittelalterliche Setting mit den leichten Einflüssen der Fantasy.
    Auf Empfehlung von diversen Foren hab ich nun mit Erikson begonnen, komm in das Buch aber irgendwie nicht richtig rein (das geht schon mit dem Gefühl, das sich negativ in mir breit macht, wenn ich an die "fliegende Festung" im Klappentext denke, los).
    Mir erscheint dieses Buch bisher als ZU fantastisch.
    Ist das dann nicht eher Science Fiction?


    Ich kann mich daran erinnern mal ne Triologie von Holbein gelesen zu haben ("Der Greif"...), die auch ein eher mittelalterliches Setting hatte.
    Die Nebel von Avalon hab ich auch gelesen-ist aber schon länger her. Das hat mir nicht ganz so gefallen, weil mir der Geschichts-/Mythenbezug zu bekannt war.
    Ich meine Martin hat ja auch einen ganz eindeutigen Geschichtsbezug, nur ist mir dieser aufgrund fehlender Beschäftigung mit dem historischen Hintergrund nicht störend.


    Gibt es also eine Unterscheidung in "Mittelalter-Setting-Fantasy" und andere? Welche Zyklen gibt es in dieser Richtung? Gehört Erikson dann dazu?


    Wie/wodurch grenzt sich Fantasy von Science Fiction ab?


    Und wenn ich schon mal dabei bin:
    Gibt es eigentlich ausser den "Lied von..." von Martin einen Fantasyzyklus, der durchgehend lesenswert ist, ohne gravierende Schwächen oder Längen zu haben (beziehe mich dabei auf Rezensionen die zB das 3.Buch der Weitseher-Triologie von Hobb als unwürdig für die ersten zwei Bände bezeichnen, oder die das "Rad der Zeit" als gut gestartet und mittlerweile kaum noch lesbar bezeichnen)?


    Danke und liebe Grüße

  • Die Grenzen zwischen SF und Fantasy sind fließend. Als Faustregel könnte gelten: Wenn Magie funktioniert, ist es Fantasy - wenn sie nicht funktioniert, ist es SF.


    Subgenres innerhalb der Fantasy gibt es massig. Der Wikipedia-Eintrag zur Fantasy ist diesbezüglich recht informativ.


    Die von dir genannten Zyklen kenne ich nicht - ich meide lange Zyklen generell. Nur bei Tad Williams mache ich Ausnahmen.

  • Danke für den Link, Kringel.


    Ist es bei Williams nicht aber auch so, dass im Zyklus "Drachenbeinthron"... die Hauptkritik auf der Langatmigkeit liegt ?
    Vom neuen Zyklus Shadowmarch hab ich bisher nur gelesen, dass die Fans es gut finden, die "neutralen" sagen. "Alles wie immer,nichts neues..."


    Woran liegt es, das diese 2 Kritikpunkte immer wieder auftauchen?
    An der Materie selber oder am Wunsch durch Zyklen mehr Bücher zu verkaufen und daher "füllender" schreiben zu müssen?


    Ich meine die Kritik tritt jetzt im neuen Band von Martin (englisch) ja auch verstärkt auf--viel Füllmaterial, wenig story.

  • Hallo,


    ich habe auch schon öfter gehört, dass Tad Williams langatmig schreibt. Das gleiche wird auch oft über den Herrn-der-Ringe - Anfang gesagt. Mich stört das bei beiden absolut nicht. Im Gegenteil, ich finde dadurch, dass die Autoren sich viel Zeit nehmen um ihre Welt und ihre Charaktere vorzustellen wird eine tolle Atmosphäre aufgebaut.
    Also nicht von diesen Kritiken beeinflussen lassen, einfach selber lesen und eine eigene Meinung bilden :zwinker:


    Gruß
    Seoman

  • Man kann Tad Williams immer vorwerfen, er schreibe langatmig. Das ist bei Otherland so, das ist bei Osten Ard so und das wird bei Shadowmarch wahrscheinlich nicht anders sein. In seinem Fall würde ich aber sagen: "Der Weg ist das Ziel". Williams nimmt sich halt sehr viel Zeit, um seine fiktiven Welten, seine Protagonisten usw. ausführlich zu beschreiben. Bei ihm kann man das tolerieren, weil er einfach einen so guten Stil, einen so großen Ideenreichtum und eine so geniale Fabulierkunst hat, daß auch lange Passagen interessant bleiben. Das gilt meiner Meinung auch für den Herrn der Ringe, wobei da noch ein viel tieferer geschichtlicher Hintergrund hinzukommt, von den verschiedenen Sprachen ganz zu schweigen.


    Auch andere Autoren versuchen oft, ihren Werken einen solch epischen Anstrich zu geben, scheitern aber oft oder gleiten in Laberei ab. Da wird dann stundenlang geritten, gefochten, geliebt, gefoltert, gebrandschatzt usw. usw. - aber es ist immer dasselbe und wird deshalb bald langweilig.

  • Stimmt schon, dass man sich seine eigene Meinung bilden muss, nur ist das in diesen Zyklen immer a) zeitintensiv und b) mitunter teuer.


    Ich lasse mich ja gerne auf verschiedene Zyklen ein, auch wenn ich sie nicht durcheinanderlesen würde (wenn das nicht durch Wartezeiten auf neue Bände erzwungen wird) aber einen Zyklus anzufangen und nach 3000 Seiten festzustellen, dass nichts passiert und die nächsten 10 Bände noch warten...hmmm.


    Werd den Drachenbeinthron aber auf jeden Fall mal lesen, da er ja "in aller Munde" ist.
    Von Otherland hab ich mich aber zB sehr schnell verabschiedet.Is aber auch ein anderes Genre,wobei mir der Schreibstil auch nicht sooo sehr gefallen hat :rollen:

  • Hallo candeloro

    Zitat von "candeloro"

    Ich habe gerade George R.R.Martin gelesen.
    Was mir sehr gefallen hat ist das mittelalterliche Setting mit den leichten Einflüssen der Fantasy.


    Es ist mir sehr schwer gefallen, nach dem Lesen von "Das Lied von Eis und Feuer" etwas ebenbürtiges zu finden. Martin hat meines Erachtens nach die Latte für gute Fantasy sehr sehr hoch gehängt, da kommen nur sehr wenige Autoren heran. Übertreffen kann ihn momentan keiner. Aber das ist natürlich meine subjektive Meinung, auch wenn diese von sehr vielen Lesern weltweit geteilt wird ;)


    Zitat von "candeloro"

    Gibt es also eine Unterscheidung in "Mittelalter-Setting-Fantasy" und andere? Welche Zyklen gibt es in dieser Richtung? Gehört Erikson dann dazu?


    Ich habe Erikson noch nicht gelesen, die Bücher stehen noch unberührt in meinem Regal. Aber ist es wirklich der mittelalterliche Hintergrund, der dir dermaßen zusagt oder doch eher Martins Art zu schreiben? Oder gar beides zusammen? In letzterem Fall wird es sehr schwer etwas ähnliches zu finden.


    Zitat von "candeloro"


    Und wenn ich schon mal dabei bin:
    Gibt es eigentlich ausser den "Lied von..." von Martin einen Fantasyzyklus, der durchgehend lesenswert ist, ohne gravierende Schwächen oder Längen zu haben (beziehe mich dabei auf Rezensionen die zB das 3.Buch der Weitseher-Triologie von Hobb als unwürdig für die ersten zwei Bände bezeichnen, oder die das "Rad der Zeit" als gut gestartet und mittlerweile kaum noch lesbar bezeichnen)?


    Eine sehr schwer zu beantwortende Frage :rollen: Da ich von Martins Schreibweise überzeugt bin, habe ich mir zuerst angeschaut, was er gerne liest :) So bin ich z. B. auf Robin Hobb gekommen (auch wenn ich die Bücher noch nicht gelesen habe). Von Fans des 'Lied von Eis und Feuer'-Zyklus werden auch oft die Autoren Steven Erikson und David Zindell empfohlen. Diese aber weniger aufgrund eines mittelalterlichen Hintergrundes, sondern eher aufgrund der sehr komplexen Story in einer ausgearbeiteten Welt und dem Fehlen klassischer Gut und Böse-Charktere. Vielschichtige, realitätsnahe Charaktere stehen im Vordergrund und diese handeln halt nicht immer gleich, wie dies in anderen Romanen mit strahlenden Helden und fiesen Bösewichtern aber oft der Fall ist.
    Ich persönlich würde außerdem Markolf Hoffmanns Tetralogie 'Das Zeitalter der Wandlung' empfehlen, diese aber auch aufgrund der wunderbaren Sprache, der Unvorhersehbarkeit der Story und der vielschichtigen Charaktere.

  • Ich glaube, daß "Langatmigkeit" ein generelles Problem von Fantasy und SF ist, da die neuen Welten ja dem Leser erst mal nahegebracht werden müssen.
    Ich finde aber auch, daß da teilweise des Guten zuviel getan wird. Um mir eine Welt vorstellen zu können, muß ich nicht eine geschichtliche Abhandlung lesen, die 3 Generationen zurückreicht.
    Deshalb mag ich ganz gerne Fantasy, die zumindest teilweise in unserem oder einem uns ähnlichen Universum spielt, oder wenigstens nicht so extrem auf Mittelalter getrimmt ist.
    In der Hinsicht suche ich aber auch noch nach Buchtipps.

    ich lese: "Lumen"- Christoph Marzi

  • Hallo Candeloro,


    Erikson entwirft eine völlig neue Welt mit einem geschichtlichen Hintergrund der hundertausende von Jahren umfasst. Und er wirft den Leser einfach hinein. Da muss man schon eine Weile durchhalten, um klarer zu sehen. Mich hat Erikson erst mit dem zweiten Band überzeugt.


    Eher mit Martin vergleichbar, dessen Westeros ja Parallelen zur europäischen Geschichte aufweist (Rosenkrieg etwa), ist meiner Meinung nach Greg Keyes. "Der Dornenkönig" ist der erste Band einer Tetralogie, die in einer mittelalterähnlichen Welt spielt (es gibt allerdings auch ein Land, in dem eher Renaissanceitalien abgebildet ist). Gleich Martin gibt es mehrere Erzähler, Intrigen und Schlachten.
    Band 3 kommt dieses Jahr raus. Bislang ist es sehr spannend.


    Ein weiterer Tipp von mir ist Guy Gavriel Kay, dessen Romane wie verfremdete historische Romane scheinen. "Die Löwen von Al-Rassan" beispielsweise beschreiben eine Reconcista, wie es sie in Spanien tatsächlich gab, nur dass bei Kay die Religionen auf Sonne, Sternen und dem Mond basieren.
    Oder "Die Reise nach Sarantium" (auf deutsch wohl vier Bände) über einen Mosaikleger, der aus der Provinz nach Sarantium = Byzanz zur Zeit Valerians = Justinian kommt, um an der Ausschmückung der neuen großen Kirche = Hagia Sophia zu arbeiten.

  • @perdondaris


    Dank dir für den Keyes-Tipp!
    Den werd ich mal auf die Liste zu lesender Bücher setzen :zwinker:


    Ich finde es im übrigen gar nicht mal so schlimm, wenn in Fantasyzyklen die Geschichte des "Kontinents" erzählt wird. Übel wird es nur, wenn Personen Kapitel um Kapitel bekommen, man nach Abschluß der Zyklen merkt, das das alles keine Auswirkung auf die Geschichte hatte und der Zyklus 3 Jahre früher hätte beendet sein können, wenn man den Charakter einfach weg gelassen hätte.

  • Sehr gute Fantasy mit Bezügen zur "realen" Sagenwelt, die hier noch gar nicht erwähnt wurde: "Der König auf Camelot" von T.H. White.

  • @candeloro: Jetzt habe ich mir so viel Mühe gegeben mit meinem Posting und du hast mir gar nicht geantwortet :heul: Versuche ich es also noch einmal darauf aufmerksam zu machen ;) Nichts für ungut :)


    Ich zitiere mich selbst:
    Ich habe Erikson noch nicht gelesen, die Bücher stehen noch unberührt in meinem Regal. Aber ist es wirklich der mittelalterliche Hintergrund, der dir dermaßen zusagt oder doch eher Martins Art zu schreiben? Oder gar beides zusammen? In letzterem Fall wird es sehr schwer etwas ähnliches zu finden.


    Ich halte es für schwierig Empfehlungen zu geben, wenn nicht klar ist, was dir an dem Zyklus gefallen hat. Oder ist es nur mir nicht eindeutig klar?

  • Ingroscha, entschuldige bitte.
    Ich taste mich momentan im wörtlichen Sinne durchs Forum.
    Hab ne Hornhautentzündung auf beiden Augen und kann kaum gucken (die Salbe schmiert :grmpf: )


    Ich bin mir nicht sicher, ob der mittelalterliche Hintergrund Voraussetzung ist.
    Ich denke er machts nur einfacher, weil ich mir die Leute dort einfacher Vorstellen kann, als zB bei Erikson, wo dir gleich zu Beginn Personen mit blauer Hautfarbe unterkommen.


    Ich werd also sobald die Augen wieder ok sind mit Erikson weiter machen, mir aber den Keyes (auch so einer, der den Zyklus noch nicht zu Ende gebracht hat :sauer: ) anlesen.
    Danach kommt der Drachenbeinthron und wenn mir das gefällt...Schadowmarch.
    Wobei ich den vielleicht auf englisch versuche, da ich bisher nur dt lese aber mir immer vornehme es mal englisch zu versuchen.
    habs ja mal probiert nur ging mir zu viel Stimmung verloren.



    Also solltest du noch Tipps (mit oder ohne Mittelalter) haben, nur her damit :klatschen:


    Nochmal SORRY :blume:

  • Ich bin durch eine Leserunde auf Fetjaine aufmerksam geworden.
    Vor der Elfendämmerung/Die Nacht der Elfen/Die Stunde der Elfen.
    Es ist die Vorgeschichte zur Artussage.
    Es verbindet auch Sage, Mittelalter und Mythologie.
    Ich bin auch kein eingefleischter Fantasyleser, aber mir hat es sehr gut gefallen. Obwohl die Meinungen dazu auch auseindergehen.

  • Zitat von "candeloro"

    Hab ne Hornhautentzündung auf beiden Augen und kann kaum gucken (die Salbe schmiert :grmpf: )


    Ohje, gute Besserung!

    Zitat von "candeloro"

    Ich bin mir nicht sicher, ob der mittelalterliche Hintergrund Voraussetzung ist.
    Ich denke er machts nur einfacher, weil ich mir die Leute dort einfacher Vorstellen kann, als zB bei Erikson, wo dir gleich zu Beginn Personen mit blauer Hautfarbe unterkommen.


    Robin Hobb hast du ja schon auf deiner Liste, ansonsten ist das eine Empfehlung von meinem Schatz für dich :) Ich werde den ersten Teil der Weitseher-Trilogie erst ab dem 27. März lesen, wir machen hier eine Leserunde - vielleicht möchtest du auch mitmachen :)


    Ansonsten möchte ich dir noch einen deutschen Autoren empfehlen: Markolf Hoffmann, sein Zyklus "Das Zeitalter der Wandlung" ist voller neuer Ideen und sprachlich sehr schön umgesetzt. Der Fantasy-Hintergrund ist aber sehr deutlich sichtbar und eine mittelalterliche Kulisse kann den Büchern nun auch nicht gerade nachsagen. Außerdem... der vierte Band dieser Tetralogie ist noch nicht erschienen - er kommt aber bestimmt bald ;)


    Wie wäre es ansonsten mit historischen Romanen? Wenn dir eine mittelalterliche Kulisse zusagt, möchte ich dir unbedingt Rebecca Gable empfehlen und zwar in dem Zusammenhang ihre Romane "Das Lächeln der Fortuna" und den Nachfolger "Die Hüter der Rose" (letzteren habe ich noch nicht gelesen aber er hat hier schon viele Lobeshymnen bekommen). Ich habe gerade leider nicht die Zeit, die Links rauszusuchen, weiß aber dass es mindestens einen Thread hier im Forum zu Rebeccas Büchern gibt.


    Viel Spaß! :blume:

  • Ingroscha und alfa


    Danke, alles (naja fast alles) was an "neueren" historischen Romanen erschienen ist hab ich verschlungen und gerne gelesen.
    Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum ich mich bei Martin so wohl fühle.


    Da ist dann genau der Übergang vom "historischen" Setting zur Fantasy.
    insofern ist vielleicht Erikson nun der Schritt in Richtung Fantasy weg wom unmittelbaren Bezug zum Mittelalter :sonne:


    Ich hab alles notiert und werde den High-Fantasy-Stapel nun mal "ablesen".



    Liebe Grüße und schönes Wochenende -- ist ja pures Lesewetter zur Zeit :)


    Die Augen werden besser :klatschen: