Lilli Beck - Glück und Glas

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    Gebundene Ausgabe: 512 Seiten
    Verlag: Blanvalet Verlag (24. August 2015)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3764505435
    ISBN-13: 978-3764505431


    Inhaltsangabe:

    Am 7. Mai 1945 werden Marion und Hannelore in der Frauenklinik in der Münchner Maistraße geboren. Obwohl sie aus ganz unterschiedlichen Verhältnissen stammen, wachsen sie wie Schwestern auf und sind unzertrennlich. Doch als Marion sich an ihrem zweiundzwanzigsten Geburtstag verliebt, zerbricht ihre Freundschaft. Während der Kalte Krieg immer mehr eskaliert, die Studenten auf die Straße gehen und die ersten Kommunen entstehen, trennen sich ihre Wege endgültig. Die widerspenstige Marion wird Fotomodel, hat großen Erfolg im Beruf, aber kein Glück in der Liebe. Hannelore studiert Jura, um Anwältin zu werden, doch das Leben hat andere Pläne mit ihr. Jahrzehnte später, am 7. Mai 2015, wollen sie ihren siebzigsten Geburtstag zusammen feiern – doch kann die Zeit alle Wunden heilen?


    Autoreninfo:


    Lilli Beck wurde 1950 in Weiden/Oberpfalz geboren, wo sie auch aufwuchs und nach der Schulzeit eine Ausbildung zur Großhandelskauffrau absolvierte. Ende 1968 wechselt sie nach München. Zwischendurch absolvierte sie ein Schauspielstudium, war Cutterassistentin und bekam erste TV- und Filmrollen. Durch die intensive Arbeit mit Texten begann sie, Kurzgeschichten zu verfassen. Nach der Geburt ihrer Tochter gab sie die Schauspielerei auf und wechselte hinter die Kamera als Visagistin. 2000 verließ sie die Welt des schönen Scheins, um nur noch zu schreiben.


    Meine Meinung:


    Titel: Eine Freundschaft, die Jahrzehnte überdauert...


    Das Buch hatte mein Interesse geweckt, weil ich Geschichten aus der Zeit der beiden Weltkriege einfach nur spannend finde. Dies war mein erster Roman der Autorin.


    In der Geschichte geht es um die beiden Mädchen Marion und Hannelore, die kurz nach dem zweiten Weltkrieg das Licht der Welt erblicken. Der Zufall möchte es, dass sie Freundinnen werden, die untrennbar durchs Leben schreiten. Doch dann tritt ein Mann in ihrer beider Leben, der alles für immer verändert. Wird die Freundschaft Bestand haben und das aushalten können?


    Die Autorin hat hier eine Geschichte geschaffen, die spannende Jahrzehnte Deutschlands beleuchtet, von 1945 bis heute, was mir sehr gut gefallen hat, denn das hatte ich so gar nicht erwartet. Die Geschichte um die beiden Frauen ist sehr gut mit den Umbrüchen in Deutschland verknüpft. Ich konnte einiges für mich mitnehmen. Die sehr bildhafte Sprache der Autorin sorgt dafür, dass man sich alles gut vorstellen kann.


    Ein beobachtender Erzähler führt uns Leser durch das Geschehen.


    Die beiden Hauptakteurinnen sind so unterschiedlich wie Feuer und Wasser und so facettenreich, dass die Geschichte nie langweilig wird. Man kann sich durchaus mit beiden Frauen identifizieren. Beide haben jeweils ihr Päckchen zu tragen. Mir hat Hannelore ein wenig mehr gefallen, weil sie eher meinem Typus entspricht und sich nicht von wilden Träumereien leiten ließ.


    Fazit: Der perfekte Roman für die anbrechenden kalten Herbsttage, der einen das stürmische Wetter schnell vergessen lässt. Lesenswert, ich empfehle den Roman gerne weiter!


    Bewertung: 4ratten

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • In ihrem Roman "Glück und Glas" entführt uns die Autorin Lilli Beck in die Landshauptstadt München. Hier lernen wir zwei besondere Protagonistinnen kennen, die wir von ihrer Geburt bis zu ihrem 70. Geburtstag begleiten dürfen.


    Dies sind Marion und Hannelore. Sie werden am 7. Mai 1945 in der Frauenklinik in der Münchner Maistraße geboren. Obwohl sie aus unterschiedlichen Verhältnissen kommen, wachsen sie wie Schwestern auf und sind unzertrennlich. Bis sich Marion an ihrem zweiundzwanzigsten Geburtstag verliebt, die Freundschaft zerbricht. Während der kalte Krieg immer mehr eskaliert, die Studenten auf die Straße gehen und die ersten Kommunen entstehen, trennen sich ihre Wege endgültig. Die widerspentige Marion wird Fotomodel, hat großen Erfolg im Beruf, aber kein Glück in der Liebe. Hannelore, die Ergeizige, studiert Jura um Anwältin zu werden. Doch das Leben hat für sie andere Pläne. Und dann wollen die beiden am 7. Mai 2015 gemeinsam ihren 70. Geburtstag feiern. Doch kann die Zeit alle Wunden heilen?


    Nach Beendigung des Buches bin ich tief berührt. Der Schreibstil der Autorin ist herausragend. Ich bin völlig eingetaucht in die Geschichte. Wenn ich die Augen schließe, habe ich viele Bilder aus dem Roman vor Augen. Ich bin in München und Paris. Sehe Moon vor mir, wie sie in der Schule gehänselt wird, ihre Lehre beginnt und dann der Aufstieg zum Fotomodel. Joe war auch ein besonderer Fotograf, der traumhafte Bilder geschaffen hat. Aber Moon hat mir leidgetan, in der Liebe fehlte ihr wirklich das Glück. Ich kann mir auch die Komune super vorstellen, das waren vielleicht Zeiten. Und dann ist da die zielstrebige Hannelore, der die Liebe einen Strich durch ihre Pläne gemacht hat. Sie hat ein anderes Leben als Moon, wächst in einer wohlhabenden Familie auf und es fehlt ihr an nichts. Sie erreicht im Leben alles was sie sich wünscht. Aber Glück und Glas .... wie wahr. Auch bekommen wir beim Lesen Einblicke in die Geschichte, die Aufstände und viele Dinge, die schon etwas in Vergessenheit geraten sind. Das gefällt mir ganz besonders. Wir erleben mit Marion und Hannelore eine ganze Zeitepoche, in der wirklich viel passiert ist.


    Für mich ein absolutes Lesehighlight, das für vergnügliche, aber auch nachdenklich Lesestunden gesorgt hat. Den Titel finde ich klasse, denn darin steckt so viel Wahrheit wie wir auch beim Lesen der Geschichte erfahren durften. Und das Cover ist ein echter Hingucker. Die zwei Unzertrennlichen auf dem Weg zu Schule. Für dieses absolute Traumbuch vergebe ich gerne 5 Sterne.

  • Ein ganzes Leben...


    Marion und Hannelore werden am 7.Mai 1945 in der Frauenklinik in München geboren. Ihre Mütter lernen sich in der Klinik kennen und ihr Leben könnte nicht unterschiedlicher sein. Hannelore Lemberg wächst als Tochter eines wohlhabenden Fabrikanten auf. Marion's Vater ist an der Front. Die Mutter, Elsa Neubauer, lebt in ärmlichen Verhältnissen und ist nun alleine mit ihrem Kind. Durch einen glücklichen Zufall bekommt Marions Mutter eine Stelle als Hausangestellte bei Lembergs und so wachsen die beiden wie Schwestern auf. Sie werden unzertrennlich in der Schulzeit und beste Freundinnen in der Jugendzeit. Bis ein Zerwürfnis die Freundschaft beendet und sie eigene Wege gehen. Jahrzehnte später, an ihrem 70. Geburtstag unternimmt Hannelore noch mal den Versuch, sich mit ihrer ehemals besten Freundin auszusprechen und zu treffen.


    Die Geschichte wird in verschiedenen Zeitebenen erzählt. Einmal 2015, am 70. Geburtstag der beiden Frauen, dann wieder 1945, als die beiden zur Welt kommen. Immer wieder gibt es auch Abstecher in die Kinder und Jugendjahre der Freundinnen. Die Zeitenwechsel sind zahlreich und doch hatte ich keinerlei Probleme, mich zurechtzufinden. Denn die Zeitenwechsel sind klar strukturiert und deklariert. Ich empfand es als sehr vielseitig, zu lesen, wie die 70-jährige Hannelore auf ihre Kindheit zurückblickt. Und dann 1945 "live" dabei zu sein in ihren Erlebnissen. So erfährt man Stück für Stück die Höhen und Tiefen im Leben beider Frauen.

    Die Autorin schreibt sehr lebendig und abwechslungsreich. Reale Ereignisse werden immer wieder in die Geschichte eingeflochten und so bekommt die Story einen authentischen Touch. Von der Mondlandung 1969 bis zu der Geburt einer der berühmtesten Bands zu dieser Zeit, den Beatles.

    1945, in der Nachkriegszeit, in der die Geschichte zu Beginn handelt, wird das ganze Kriegsgeschehen, sowie die Macht rund um Hitler gestreift. Fokus liegt ganz klar auf den beiden sehr unterschiedlichen Leben von Hannelore und Marion und nicht in politischen Details und der Nazizeit.

    Man erlebt sehr viel mit den beiden Familien. Trauriges, Schweres, aber auch Schönes. Die Autorin zeigt eindrücklich, wie unterschiedlich das Leben in der gleichen Stadt von Gleichalterigen sein kann. Je nachdem in welche Familie man hineingeboren wird und was die Person selbst aus ihrem Leben macht, welchen Ehrgeiz sie entwickelt. Das hat bei mir tiefergehende Überlegungen ausgelöst, die mich sehr beschäftigt haben. Nicht verwunderlich, dass die wohlhabende Hannelore Jura studiert und Anwältin wird. Und Marion, die sich nach einer missglückten Lehre als Friseurin als Bardame verdingt.

    Wobei nach und nach sichtbar wird, dass nicht alles Gold, das so schön glänzt, auch erstrebenswert ist. Und dass ein Mensch, der nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wird, oft kämpferischer, ausdauernder und dankbarer ist.

    Mir hat vor allem diese Symbolik zwischen den Zeilen sehr gut gefallen.


    5ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Igela ()

  • Dani79

    Hat den Titel des Themas von „Glück und Glas - Lilli Beck“ zu „Lilli Beck - Glück und Glas“ geändert.
  • "Glück und Glas - wie leicht bricht das." ist das Motto, das Hannelores Vater ihr und ihrer Freundin Marion in die zum Geburtstag geschenkten Poesiealben schreibt, und es begleitet die beiden Freundinnen auf ihren sehr unterschiedlichen Lebenswegen, die sich aber immer wieder kreuzen. Aus Hannelore wird Lore, die ihr Jurastudium zugunsten der Familiengründung aufgibt und sich damit für ein eher konservatives Lebensmodell entscheidet, aus Marion wird Moon, ein international erfolgreiches Fotomodell, das mit seinem unkonventionellen Leben genauswenig auf Dauer glücklich wird wie die Freundin, beide müssen sich nach Niederlagen immer wieder aufraffen, mal gemeinsam, mal ohne einander.

    Sie verlieren sich aber nie ganz aus den Augen und knüpfen immer wieder an ihre Freundschaft an, auch wenn dies durchaus mit Verletzungen verbunden ist. Bis zu ihrem 70. Geburtstag, der den Schlusspunkt bildet, werden die beiden Lebensläufe auf verschiedenen Zeitebenen erzählt. Der Autorin gelingt es dabei gut, durch detaillierte Schilderungen von Rahmenbediungen das jeweilige Zeitkolorit herzustellen, als LeserIn erlebt man die Veränderungen im Laufe der Jahrzehnte dadurch mit. Die beiden Protagonistinnen sind in ihrem Handeln realistisch dargestellt, allerdings mit einer Ausnahme: Warum sich beide ausgerechnet in Robert verlieben, der sehr manipulativ und unsympathisch dargestellt ist, war für mich schwer nachvollziehbar, da hatte ich ein bißchen das Gefühl, dass die realistische Figurengestaltung zugunsten von etwas mehr Drama zurückgestellt wurde.


    Insgesamt hat mir der Roman aber gut gefallen, eben auch durch die Verbindung der Lebensläufe mit dem vorangestellten Motto.


    4ratten

  • Ich habe das Buch vor ewigen Zeiten mal gelesen und auch gemocht, aber ich stelle gerade fest, dass ich mich kein Stück dran erinnern kann :spinnen:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen