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Holly Goldberg Sloan - Glück ist eine Gleichung mit 7
Klappentext (Hanser):
Willow ist ein Energiebündel, denkt immer positiv und interessiert sich für alles: Sie studiert das Verhalten von Fledermäusen, züchtet Zitrusfrüchte im Garten und begeistert sich für die Schönheit der Zahl 7. Ihr größter Wunsch ist es, gleichaltrige Freunde zu finden. Dafür lernt sie sogar Vietnamesisch. Doch dann verunglücken ihre Adoptiveltern bei einem Autounfall. Es ist wie ein Wunder, wie Willow mit ihrer Art zu denken – ihrer Hochbegabung – und ihrem ungebrochenen Charme ihre Welt zusammenhält. Dabei verändert sie das Leben aller, die sie trifft, und jeder Einzelne entdeckt, welche Kräfte in ihm stecken.
Meine Meinung:
"Manchmal muss man gegen den Strom schwimmen, um anzukommen" steht auf dem Cover. Mit der zwölfjährigen Willow liefert dieser Roman für junge Leser eine Protagonistin, die genau das tut, allerdings bei weitem nicht freiwillig. Sie ist ein Adoptivkind, hochbegabt und verliert mit 12 zum zweiten Mal ihre Eltern. Der Autounfall, bei dem beide sterben, ist ein Wendepunkt in ihrem Leben und ihre Trauer versteinert sie vollkommen. So viele wichtige Themen in einem kurzen Büchlein. Willows Trauerbewältigung auf ihre ganz eigene Weise ist die Basis dieser Geschichte.
Dieses Buch beginnt am Tag des Unfalls, wir erleben Willows erste Reaktion, die schon unglaublich herzzerreißend ist, werden dann allerdings für ein paar Kapitel in die Vergangenheit katapultiert. Hier wird der Grundstein für Willows Persönlichkeit und ihre weiteren Reaktionen gelegt. In der neuen Schule gilt sie eher als Betrügerin denn als hochbegabt und muss regelmäßig ihre Termine beim Sozialberater Dell Duke wahrnehmen. Dort lernt sie zum Glück ihre neue Freundin Mai kennen, denn aufgrund ihrer außergewöhnlichen Persönlichkeit hatte sie in ihrem Leben noch nicht viele Freunde. Sie redet anders, analysiert alles und ist unglaublich intelligent. Zu ihren liebsten Beschäftigungen gehören das Gärtnern und die Diagnose von Krankheiten bei den Menschen um sie herum, ob sie sie nun kennt oder nicht.
Die erste Auffälligkeit an diesem Buch war für mich das Cover. Ich finde es zwar wirklich hübsch, aber es macht mich auch ziemlich traurig. Gegen den Strom zu schwimmen heißt offensichtlich auch, dass man erstens anders und zweitens allein ist. Armer roter Fisch, arme Willow. Der Anfang dieses Buches zeigt aber ganz deutlich, dass Willow damit überhaupt kein Problem hat. Sie sieht die Welt auf ihre eigene, ganz besondere Weise und beschäftigt sich mit Dingen, die sie liebt. Ihr liebevoll gestalteter Garten gehört auf jeden Fall dazu. Dann passiert der Unfall und von ihren Eigenheiten bleibt plötzlich nichts mehr übrig. Sie ist erstarrt. Zwar findet sie sofort einen vorübergehenden Platz bei Mais Familie und muss nicht in ein anonymes Heim, aber glücklicher macht sie dies natürlich nicht. Durch ihr verändertes Verhalten wird Willows Trauer nachhaltig und unglaublich bedrückend gezeigt.
Eine weitere Auffälligkeit an dieser Geschichte ist der Schreibstil. Es wird viel mit ziemlich kurzen Sätzen und Zeilenumbrüchen gearbeitet (also ein kurzer Satz pro Zeile), dann wieder mit “normalen” Absätzen. Das wirkt oft abgehackt und chaotisch, passt aber gut zu Willows Gedankengängen. Sie ist ein pragmatisch denkender Mensch, Gefühle werden hier fast nie deutlich gezeigt, sondern nur durch bestimmte Handlungen widergespiegelt. So wirkt das Buch vielleicht manchmal emotionslos und trocken, zeigt damit aber eine ganz besondere Art der Trauerbewältigung. Um sich abzulenken und aus ihrer Erstarrung zu erwachen, fängt Willow irgendwann an den Menschen um sich herum Gutes zu tun. Sie fängt Projekte an, die sich wieder ihren alten Hobbys annähern, redet wieder und taut so langsam auf.
"Glück ist eine Gleichung mit 7" ist ein außergewöhnliches Buch über ein besonderes junges Mädchen und ihre Trauerbewältigung. Willows Persönlichkeit und auch die Eigenschaften der Menschen um sie herum werden auf analytische und relativ trockene Weise vermittelt, wobei oft Interpretationsvermögen gefordert wird. Wenn man sich auf die Geschichte einlässt, werden auch junge Leser Willows Gedanken und Gefühle zu verstehen lernen, da bin ich mir sicher. Zwischendurch häufen sich allerdings Klischees und Kitsch, die mich ein paar Mal die Augen haben verdrehen lassen. Für mich war einiges unnötig und übertrieben, für die Zielgruppe allerdings vielleicht angemessen. So traurig das Thema ist, ein bisschen Hoffnung muss für junge Leser doch zurückbleiben.