Giuseppe Tomasi di Lampedusa - Der Gattopardo (Leopard)

Es gibt 53 Antworten in diesem Thema, welches 10.916 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Nymphetamine.

  • Huhuu Ihrs,
    ich muss mich wohl oder übel von der Leserunde abmelden :redface: Ich habe grad wieder bissi mehr zu tun und im Moment auch gar keinen Kopf dazu, noch ein Buch parallel zu lesen. sry! :sauer: Ich wünsche euch aber dennoch viel Spaß beim eifrigen Lesen und Diskutieren :zwinker:


    Das Buch werde ich aber trotzdem bald mal in Angriff nehmen, eure Beiträge haben mich sehr neugierig gemacht.



    lg
    booki

    smiley-channel.de_lesen020.gif:<br />Zeruya Shalev- Mann und Frau

  • Hallo


    @Heidi
    Zu behaupten das ich deine Beispiele kitschig oder dergl. finde würde ich mir nie erlauben. :redface: Weil sie schlicht und einfach nicht kitschig sind. de Lampedusa hat zwar eine blumige Sprache aber was er damit ausdrückt ist von jeglichem Südstaaten -Kitsch weit entfernt. Wenn man auf die Vorhergehende Seite blättert wird man feststellen das ich sogar das Gegenteil geschrieben habe.
    Was deine oben angeführten Beispiele betrifft sind sie wirklich herrlich und haben schon fast Archetypischen Charakter der bezeichnend für das ganze Buch ist. Und ich sehe jetzt schon das wir gegen Ende hin noch recht viel zu plaudern haben werden. :rollen:
    Genau so auch das Beiwerk. Es geht nicht um Rüschen, Spitzen oder anderen Brimborium. Auch nicht um so manch gestelztes Brauchtum in diesem Buch. Es geht um die Charaktere, die Erzählung, welche Erfahrung der Leser mit diesem Text macht. Womit man über strenge Hausregeln und Standesordnungen hinweg sieht. Was ja auch von Tomasi so beabsichtigt war. Er gibt zwar einen Einblick in die damalige Zeit überfrachtet die Szenerie jedoch nicht bzw. lässt sie die Hauptrolle spielen. (wie es ja von manchen Autoren ja recht gerne praktiziert wird um über einen schwachen Plot oder schwache Charaktere hinwegzutäuschen) Aber all dies hat de Lampedusa ja nicht nötig. So das all der Prunk, mit der Konzentration auf die Figur des don Fabrizios, recht schnell zum Beiwerk verkommt.


    Was die Metaphorik betrifft. Ich bin einer jener schrecklichen Leser die Metaphern zwar registrieren, verarbeiten und in den meisten Fällen auch wissen auf was der Schreiberling hinaus will ,aber all dies geschieht meist im Unterbewusstsein. Ich will jetzt zwar nicht behaupten das solche kleinen geistigen Mosaike nicht der Rede wert währen, denn Autoren geben sich damit immer irrsinnige Mühe, aber ich nehme sie einfach als Selbstverständlichkeit hin. Jeder soll sich einfach selbst sein Bild davon machen ob der Autor einen tieferen Sinn hinter den Zeilen versteckt hat oder einfach spaß am Fabulieren hat und seine Leser mit ,zwar verschlungenen, aber meist bezaubernden Gedankengängen erfreut.
    ...und das Meer von Palermo breitete sich kompakt, ölig, träge vor ihm aus, unwahrscheinlich reglos und flach wie ein Hund, der sich vor den Drohungen des Meisters möglichst unsichtbar machen will; doch die reglose senkrechte Sonne stand breitbeinig hoch über ihm und peitschte es gnadenlos.
    Wieder eine kleine Gedankenspielerei die jedoch nur das ist als was man sie liest. 294 Zeichen die einen Gemütszustand beschreiben. Nicht mehr und nicht weniger.
    Ich bin Genießer und kein Akademiker, vielleicht liegt es auch daran das ich mit Don DeLillo, John Updike und Salman Rushdie recht gestrenge Lehrer hatte und seit Jelinek nicht mehr alles hinterfrage und den Text, die Prosa oder das Script als das nehme was es ist. (oh mein Gott du müsstest mich mahl im Kino erleben)
    So ist in meinen Augen ein gutes Buch wie ein Zombie-Film. Nicht hinter jeder Ecke steckt ein Untoter. :zwinker:
    Vielleicht liegt es auch nur daran das ich ein Mann bin?? Grob , unsensibel und ein Riesen :elch: .



    Saltanah
    Der Liebeszyklon war das nicht ein bisschen dick aufgetragen? Es passt irgendwie nicht so ganz zu Lampedusas Art. Er hat zwar Sinn für Humor aber dennoch findet man eine leichte Reserviertheit in seinem Schreiben. Vor allem wenn man Heidis Beispiele oben zu Grunde legt.


    Zitat

    Was die Entscheidung des Don´s angeht
    Mich hat am Anfang gewundert das er nicht Tancredi empfahl wie er es ja in der ersten Hälfte des Buches angedacht hatte. Obwohl ja nach längerem Nachdenken einem durchaus in den Sinn kommt das er vielleicht vom Senat nicht gebilligt worden wäre (zu jung, keine politische Erfahrung usw...) und somit der Eindruck des ´ Strohmanns ` ,der nur nach der Pfeife des Dons tanzt ,allgegenwärtig gewesen währe. Vielleicht war das Vorschlagen don Calogeros eine Art endgültige Resignation vor der neuen Situation. Ein bewusst werden dessen das sich schon in seinem Inneren manifestierte bevor er überhaupt darüber nachgedacht hatte. Das Wissen des unausweichlichen. Aber wenn die Pardelkatze so schwach ist könnte es dann nicht sein das sich de Lampedusa einen Jux mit seinen Lesern erlaubt? Alleine schon der Titel des Buches irreführend ist? Ein Tyrann der gar keiner ist??


    Ca
    NtM

  • Ich habe jetzt den 4. Teil beendet.


    Ich kann gar nicht so richtig sagen, wie gut oder schlecht es mir mit dem Buch geht, es geht mir ein bisschen wie bei Döblins "Berlin Alexanderplatz" . Mit dem Wissen, ein literarisches Kunstwerk vor mir liegen zu haben, dessen Fasziniation sich mir aber nicht so richtig erschließt (wobei es mir mit dem Gattopardo eindeutig besser geht als mit Döblin :zwinker: ).


    Der 4. Teil las sich recht angenehm, besonders der Zusammenhang der sizilianischen Landschaft und des Klimas mit der Mentalität der Menschen hat mir sehr gut gefallen. 6 Monate lang 40 Grad Hitze- wer will denn da noch aktiv sein? Und dass die Sizilianer aufgrund ihrer geografischen Lage und ihres "Insel-Daseins" ein etwas abgeschiedenes Leben führen, zeigt auch die Geschichte (von vielen Eroberern verschont geblieben).


    Dazu fällt mir eigentlich aus der aktuellen Politik die EU-Problematik ein, wo Südspanier mit Norddeutschen über einen Kamm geschert werden ohne darauf zu achten, dass die Mentalität aufgrund von Klima, Landschaft etc. einfach eine andere ist, und dass aus Südspaniern wohl nie "deutsche Feinarbeiter" werden. :smile:


    @Heidi und Nymphetamine: Eure Diskussion finde ich sehr interessant zu verfolgen. Ich stimme Heidi zu, dass man hier wohl viel auch zwischen den Zeilen lesen muss, alleine, bei diesem Buch gelingt es mir nicht so recht (obwohl ich das sonst eigentlich auch sehr gerne mache :zwinker: ).
    Ich glaube auch, dass in diesem Buch viele Metaphern verwendet werden, und viele Symptome (Zerfall, wandelndes Gesellschaftsbild, wandelnde politische Struktur) durch viele Bilder gezeigt werden.


    Aber ich glaube auch, dass man nicht in allem und jedem ein Bild oder einen tieferen Sinn sehen soll. Ich glaube, dass di Lampedusa die reine Landschafts- und Mentalitätsbeschreibung ein sehr großes Anliegen war. Er wollte einfach "sein" Sizilien darstellen.


    Was sagt ihr eigentlich zum PS-Satz des Briefs, bevor der 1. Teil beginnt?


    Zitat

    Pass auf: Der Hund Bendico ist eine überaus wichtige Person und sozusagen die Schlüsselfigur des Romans


    Mir fällt eigentlich bisher nur auf, dass der Hund jeden Neuankömmlich abschnuppert, und dass der Hund auch bei jedem wichtigeren Gespräch anwesend ist.

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Zitat von "creative"

    Aber ich glaube auch, dass man nicht in allem und jedem ein Bild oder einen tieferen Sinn sehen soll. Ich glaube, dass di Lampedusa die reine Landschafts- und Mentalitätsbeschreibung ein sehr großes Anliegen war. Er wollte einfach "sein" Sizilien darstellen.


    Da gebe ich dir auch Recht, manche Beschreibungen sind einfach nur schön, und sollten genossen werden :zwinker:


    Gute Frage mit dem Hund, das hatte ich fast schon vergessen :smile:


    Bendico genießt einfach das Leben, glaube ich. Er lässt es sich gut gehen :breitgrins:
    Ich denke, wenn man erst einmal den Handlungsstrang kennt, und das Buch dann nochmal liest, kann man einfach nur genießen :zwinker: Dann werden auch alle Metaphern eindeutiger ...

  • @Heidi
    Da muss ich dir recht geben. Ich glaube auch ich werde noch das eine oder andere mahl das Vergnügen haben das Buch in die Hand zu nehmen. :breitgrins:


    Was den Hund betrifft. Sie ist zwar, im Metaphorischem Sinne, die wohl wichtigste Figur, nach don Fabrizio , im ganzen Buch, aber am Ende leider keine schöne. :heul:


    mfg
    NtM

  • Hallo,
    leider bin ich mti dem Lesen nur langsam vorangekommen...ich stecke gerade im 4. Teil.


    Ich hab eure Diskussionen aber gerade im nachhinein mit Interesse gelesen (auch wenn ich jetzt nicht mehr allzuviel dazu beitragen kann....)


    Ich muss sagen, dass mir das Buch teilweise sehr gut gefällt, wegen den Beschreibungen und der Sprache (auch auf die metaphern wurde ich jetzt ja auch noch hingewiesen und werde im weiteren Verlauf noch mehr drauf achten).
    Aber solche Szenen wie die finde ich echt amüsant:
    "Der Adlige erhob sich, ging einen Schritt auf den verblüfften don Calogero zu, hob ihn vom Sessel, drückte in an die brust; die kurzen Beine des Bürgermeisters hingen steif in der Luft. Im Arbeitszimmer einer abgelegenen sizilianischen Provinz entstand die Replik eines japanischen Holzschnittes, auf dem eine haarige Schmeißfliege an einer riesigen violetten Schwertlilie hängt".
    Irgendwie ein schrägen Vergleich!


    Am Anfang des 4. Teils bin ich auf das 1. Zusatzfragment getoßen. Aber was ist denn so besonderes daran?
    Es geht doch eigentlich nur über die Beziehungen zwischen Menschen und Tieren, oder?


    Bendico scheint für don Fabrizio wohl eine wichtige Rolle zu spielen, es wird ja von einer "innigen Beziehung" gesprochen, die der Fürst zu seinem Hund hat, jedenfalls wenn es ihm gut geht und er seine Gemütsruhe wiederfindet.


    Ich denke, Tancredi ist auch eine wichtige Figur. Ich fidne, er entspricht des Bildes eines typischen, jugnen Revolutionär.
    Als er auf S.105 sagt "Du weißt, Onkel, dass ich dem geliebten Mädchen nichts bieten kann außer meiner Liebe, meinem Namen und meinem Schwert", ist mir die Ähnlichkeit zu Ferdinand in Kabale und Liebe aufgefallen (haben wir vor kurzem in der Schule gelesen. Er definiert (soweit ich das verstanden habe) seine Ehre über "Die Sprache meines Herzens - meines Wappens - und dieses Degens."
    Ist mir nur so aufgefallen, hat nichts weiter zu bedeuten! :zwinker:

    Gern lesen heißt, die einem im Leben zugeteilten Stunden der Langeweile gegen solche des Entzückens einzutauschen.&nbsp; Montesquieu

  • Also ich habe das Buch nun beendet. Alles in allem hat es mir sehr gut gefallen. Irgendwie habe ich mich aber auch geärgert weil ich manche Anspielung nicht verstanden habe einfach weil mir der geschichtliche Hintergrund gefehlt hat. Zwar wird im Anhang eine Kurze Erläuterung gegeben aber das ist ja nicht wirklich viel.
    Irgendwie stimmt mich der Schluss auch ein wenig traurig. Die Vergänglichkeit des Lebens wird nur allzu deutlich.

  • Was ist das für ein Brief, den ihr erwähnt? Hat ihn Lampedusa selbst geschrieben und darin sein Werk kommentiert?


    Heute habe ich die letzten beiden Teile gelesen. Ich bin etwas ratlso, was ich von dem Ende halten soll. Okay, das Ende der Salinas und des alten Siziliens wird durch das endgültige Beseitigen der Überreste Bendicós verdeutlicht. Was aber soll die Geschichte mit den Heiligenrelikten und dem unpassenden Altarbild? Soll das bedeuten, dass die ganze Zeit über falsche Heilige angebetet wurden? Andererseits kamen diese erst ins Haus, nachdem Don Fabrizio gestorben war. Ersetzten sie vielleicht den "Ahnenkult", den die Salinas betrieben (Fabrizio sagt oder denkt mal was, das in diese Richtung geht), und der mit dem Tod des letzten echten Salina ein Ende nahm?


    Was mir fehlt, ist die Beschreibung des "neuen" Siziliens, dass das Sizilien der Salinas ersetzt hat. Aber wie neu ist das wirklich? In den früheren Kapiteln fand ich immer wieder Hinweise darauf, dass das neue eigentlich nichts neues war. Die alte Oberschicht muss zwar abtreten, wird aber lückenlos durch eine neue ersetzt. Allerdings sind mir entsprechende Hinweise in den letzten Teilen nicht aufgefallen.


    Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Stilistisch hat es mir sehr zugesagt, vor allem die großartigen Landschaftsbeschreibungen (die zwar immer eine tiefere Bedeutung haben, die aber gleichzeitig auch eine äußerst reale Basis haben), haben es mir angetan.
    Was mir fehlt, um das Buch richtig schätzen und einschätzen zu können, ist, (wie immer, wenn es sich um "exotische" Literatur handelt,) das Hintergrundwissen. Ich weiß sehr wenig über das heutige Italien, noch weniger über Lampedusas Italien vor 50 Jahren, und gar nichts über das Italien vor 150 Jahren. Schade.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo Zusammen!


    Ich habe es gerade auch ausgelesen, und für mich wird es immer nur ein Fragment bleiben, eigentlich sogar ein unlesbares Fragment. Denn z.B. Felix Krull ist ein gutlesbares Fragment, dieses hier ist sehr unvollständig. Die ganzen kleinen Teile zum Schluss sind nur Andeutungen, Aneinanderreihungen, und haben nichts mehr mit einem Roman zu tun. Und wie im Anhang erwähnt wird, der Teil wo Angelica fremd geht, fehlt noch völlig, das wird nur vage angerissen. Eigentlich schade, das dieses Werk nie ausgereift sein wird, ich hätte es gerne in seiner ganzen Pracht gelesen.

  • Ich habe das Buch zwischenzeitig auch ausgelesen. So ganz Freund wurde ich nicht damit, aber im Großen und Ganzen hat es mir ganz gut gefallen,nicht zuletzt wegen der beeindruckenden Sprachgewandtheit.


    Die letzten Kapitel waren doch sehr fragmentarisch (heißt das so? :rollen:), und ich kann mir eigentlich nicht so recht vorstellen, dass dies nun die vollständige, so von Giuseppe Tomasi gewünschte Endfassung ist, wie im Anhang erwähnt


    Zitat


    Es handelt sich also um die letzte, nochmals durchgesehene Fassung des Gattopardo, die Giuseppe Tomasi zurückgelassen hat, und man kann davon ausgehen, dass es sich dabei um die endgültige, von ihm gewünschte Fassung handelt.


    Das Kapitel "Scherzo" oder auch die Abhandlung über die Heiligenreliquien passten für mich nicht wirklich rein und gaben dem Roman erst so richtig das Fragmenthafte.


    Der Tod des Fürsten - das hatte was! Es war so ein Hin und Her zwischen "Loslassen" und "Nicht-Loslassen-Können". Er war sich bewusst, dass mit ihm eine Ära zu Ende geht, dass die Jungen andere Erinnerungen haben werden, dass er eigentlich der letzte Vertreter des alten Siziliens ist. Einerseits war ehr doch sehr wehmütig, andererseits konnte ich doch durchblicken, dass er die Zukunft seines Landes eigentlich nicht hoffnungslos sah.


    Der Zeitsprung im letzten Kapitel war eigentlich ganz gut zu verkraften, Rückblicke schlossen das Band und man konnte doch ein bisschen erkennen, was sich in der Zwischenzeit getan hatte.

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Hallo


    Nun gut, jetzt ist es wohl an mir auch mein Glück an dem etwas eigenwilligen Ende zu versuchen.
    Der Tod don Fabrizios war wirklich toll geschrieben. So und nicht anders würde ich sagen. Alles schmerzte, selbst das Meer wurde nur noch zur abstrakten Brühe und das Sonnenlicht prügelte stumpf auf einen ein.
    Wie oben , und auch schon im Buch, erwähnt starb mit Zione nicht nur einer der letzten großen Sizilianer sondern auch der letzte Saliner. Im späteren Verlauf erfährt man ja das Paolo gestorben war und auch die anderen Söhne kaum dem Vater nachgeraten sind. Vielleicht auch ein Mitgrund für die innige Zuneigung zu seinem Neffen Tancredi. Jener Neffe hatte aber leider das Pech Sohn der Schwester don Fabrizios gewesen zu sein. In früheren Tagen erkannte man hauptsächlich ja nur männlichen Familienmitgliedern die Fortführung der Blutlinie an.
    Und das führt uns nun auch schon zu den (angeblichen) Heiligtümern und Reliquien. Ich glaubte in einem schwachen Moment zu erkennen das Guiseppe T.di Lampedusa den Leser täuscht.


    Mai 1910
    Die Hauskapelle der Salinas soll auf ihre "Heiligkeit" überprüft werden und zwar von Männern höchster Kirchenkreise. Alls dies an die Ohren der drei Schwestern drang haben sie natürlich sofort protestiert: (dies ist nur sinngemäß wiedergegeben)
    ...dies kann doch nicht sein, was für eine Frechheit, wir sind doch SALINERS...
    Die Damen beriefen sich auf ihren Familiennamen als ob jener alles Böse von ihnen nehmen und alleine dieser schon für die makellose Spiritualität der Hauskapelle bürgen könnte. Wie die Episode ausging wissen wir natürlich alle. Von 70 waren gerade einmal 5 echte Reliquien zu finden. Der Rest landete im Müll. Die drei Schwestern machten nicht nur den gleichen Fehler wie ihr Vater sondern ließen der familiären Katastrophe sogar noch ihren freien Lauf.
    Was hat sie davon abgehalten eine Familie zu gründen und Kinder zu kriegen??
    Mangelnde Finanzen?? Verpflichtungen?? Oder besondere Familiäre Umstände?? Nichts, null nadda. Die drei alten Vetteln hatten alle Möglichkeiten ihre eigenen Wege zu gehen, haben es aber nicht getan weil sie nicht mehr den Ehrgeiz hatten das, vielleicht zwar schon schwache aber dennoch immer vorhandene, Blut der Salinas weiterhin frisch zu halten. Sie vertrauten auf den großen Namen SALINA der ihnen schon alles nötige zukommen lassen wird. Und was hatten sie davon? Will man es überspitz Formulieren: Von 70 Freunden und Untergebenen sind vielleicht noch 5 Speichellecker übrig geblieben alle anderen haben sich abgekehrt vom ehemals so großen Haus.(die Zahlen habe ich nur genommen um in der Metapher zu bleiben)
    Man soll jetzt aber nicht glauben das die Schwestern blind waren. Nein ,zumindest von einer wissen wir das ihr durchaus bewusst war das mit dem Don auch der große Name gestorben war. Die Älteste, Concetta, schien mir jene zu sein die schon länger um die Nichtigkeit des Namens und der Personen die ihn tragen wissen, nur das ihr immer wieder der Stolz im Wege war. Sie wollte es einfach nicht wahr haben das all dies ein unrühmliches Ende genommen hat. Was die anderen beiden Schwestern machten oder dachten schien ihr egal, für sie schien jede nur eine Träumerin zu sein die naiven, und längst vergangenen, Vorstellungen hinterher jagen.
    Unter jenem Gesichtspunkt bekommt nämlich die aller letzte Seite in diesem Roman einen ganz anderen Drall, eine ganz neue Richtung. Die Beseitigung des Hundes symbolisiert nicht den Niedergang des Namen und des Hauses Saliner, das ist etwas dem wir schon dem ganzen Buch über beigewohnt haben. Das braucht uns der Autor nicht noch einmal vorzukauen. Nein , viel mehr scheint es die innere Resignation Concettas zu sein die der arme Bendicó über sich ergehen hat lassen müssen. Das abschließen mit einer Geschichte, die Einsicht zwar nicht alles verloren aber dennoch das wesentlichste -den Namen und somit auch die Identität- eingebüßt zu haben. Einen Schlussstrich ziehen.


    Ob man all dies so auslegen kann weis ich zwar nicht, aber es ist zumindest ein Ansatz. :rollen:


    Ca
    NtM

  • Kleine Korektur Concetta ist nicht die Älteste wird aber als Familienoberhaupt beschrieben.


    Auf S.295 unterer Absatz


    Zitat

    Die drei Schwestern waren alle etwas über oder etwqas unter siebzig, und Concetta war nicht die älteste; doch da der Kampf um die Vorherrschaft, auf den am Anfang dieses Kapitels hingewiesen wurde, seit langem mit der dellatio der Gegnerinnen geendet hatte, wäre niemand je auf den Gedanken gekommen, ihr den Rang des Familienoberhauptes streitig zu machen.

  • HoldenCaulfield
    Hoppla. :redface: Da habe ich mich wohl von der Annahme täuschen lassen das Concetta zwar nicht die Älteste der Schwestern gewesen wäre aber eine der ersten, aus dem Nachwuchs der Saliners, die geheiratet hätte.


    NtM