Annika Scheffel - Bevor alles verschwindet

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    Der "grobe" Inhalt dieses Buches lässt sich sehr leicht zusammenfassen. Ein namenloses Dorf in einem Tal soll für ein großes Erholungs- und Freizeitgebiet geflutet werden. Eine Handvoll Einwohner sind noch da und harren aus bis zum letzen Augenblick. Ihr Verharren ist das letzte Aufbäumen gegen einen übermächtigen Gegner.


    In einer Rückschau bzw. Countdown begleitet der Leser die Einwohner im letzten halben Jahr vor der Flutung. Jeder Person ist ein Kapitel und der Monat vor der Flutung gewidmet, beschäftigt sich aber nicht ausschließlich mit dem einzelnen Einwohner. Es ist mehr ein Zusammenspiel aller Protagonisten, die unüberwindbar auf das Ende ihrer Gemeinschaft zusteuern, eine Art Endzeitstimmung.


    Dieses Dorf erscheint mir dabei wie ein eigener Kosmos, eine Idylle in einer abgeschlossenen Schneekugel, die nunmehr aufgebrochen wird. Dabei kommen auch weniger positive Dinge zum Vorschein aber die letzten Verbliebenen halten dennoch an dieser "Idylle" fest, obwohl sich bereits alles in Auflösung befindet.


    Erwartet habe ich hier einen klar nachvollziehbaren klassischen Erzählstrang zur Umsiedlung einer Gemeinde, wie es sie zu Hunderten bereits gegeben hat. Bei "Bevor alles verschwindet" verschwinden jedoch nicht nur das Dorf sondern auch die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fantasie. Fantastische und mythische Elemente formen ein imaginäres Gebilde, eine Art Märchen mit Fabelwesen, in dem auch die realen Menschen plötzlich merkwürdige Verhaltensweisen an den Tag legen und in einer Geisterwelt wandeln.


    Der Roman ist mal ganz offensichtlich, mal doch im Verborgenen gespickt mit Andeutungen zu Sprichwörtern, Märchen, Geistern.... Die Figuren erscheinen mir in einem Mischmasch völlig suspekt, dann liebevoll sympathisch, menschlich aber auch abstoßend. Wider besseres Wissens fieberte ich mit ihnen in der Hoffnung auf ein Happy End.


    Fazit:
    Ein Roman wie eine Art nächtlicher Traum, in dem sich Realität mit zu viel Fantasie vermischt und nah an der Grenze zum Alptraum schrammt.
    Die magischen Elemente sind mir zeitweise etwas zu dominant und damit verwirrend. Aber gerade deswegen entsteht so eine Art Sogwirkung in die Geschichte hinein, die mich vor allem auch durch eine einfache klare und doch sehr poetische Sprache überzeugt hat.
    Nach der letzten Seite empfiehlt es sich, den Anfang noch einmal zu lesen. Mir hat das sehr geholfen um einen Abschluss zu finden.


    4ratten