Sophie Seeberg - Die Schakkeline ist voll hochbegabt, ey!

  • (.. : Aus dem Leben einer Familienpsychologin) (2013 - 256 S.)


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    Sophie Seeberg - Die Schakkeline ist voll hochbegabt, ey!
    (offizielle Inhaltsangabe im Link..)


    Dieses Buch ist nicht ganz, was es scheint..
    Nämlich eben nicht ein sich-darüberstellendes-sich-Lustigmachen über Leute aus bildungsfernen Schichten, sondern wirklich das, was der Untertitel angibt: Berichte aus der Arbeit einer Familienpsychologin - und zwar einer, die Berichte schreibt, die entscheidend dafür sind, ob Kinder in ihrem familiären Umfeld verbleiben sollten.
    Starker Tobak also eigentlich - und vor dem Haupttext sollte man auch unbedingt die Einleitung lesen, die die Motivation für diese Art der Darstellung erklärt.


    Ja, es wird sich auch "lustig gemacht" - aber nie auf Kosten der Schwachen oder Gutwilligen.
    Armut allein ist aber sicher kein Grund, seine Kinder zu vernachlässigen - diese Verbindung wäre ein Affront für alle Eltern, die sich auch unter schwierigsten Bedingungen für ihre Kinder einsetzen und sich bemühen, ihnen trotz materieller Knappheit alle Chancen zu verschaffen.
    Armut stellt aber auch weder einen guten Charakter noch moralisches oder beschützendes Benehmen sicher - und man hat eben nicht die materiellen Möglichkeiten, die Sorge für und um seine Kinder durch Einsatz von Geld zu delegieren..


    Die Behandlung dieses schwierigen Themas der Vernachlässigung von Kindern in unserem reichen Deutschland in einem solchen Kontext stellt sicher eine Gratwanderung dar - jemandem, der wie Sophie Seeberg viel Zeit damit verbringt, sich auf sehr nachdenkliche und mitfühlende Art mit diesen Kindern und ihren Familien auseinanderzusetzen, sei sie erlaubt: Und meiner Meinung nach ist sie gelungen.
    Rotzig-frech-egoistische vernachlässigende Mütter und Väter dürfen mMn bloßgestellt werden - auch, wenn sie selbst "benachteiligt" sind. Meist ist anscheinend nur das wörtliche Zitieren einiger Aussagen nötig:
    " .. Aber das Kindergeld behalt ich! Schließlich hab ich das Kind zur Welt gebracht, dann ist das meins."
    Sehr oft wird kein ausdrückliches "Urteil" über Personen gefällt, sondern es wird nur die Situation dargestellt.. meistens reicht das schon und ist auf fassungslos machende Art entlarvend.. Man lacht sozusagen vor Schreck.


    Nicht nur mit den betroffenen Kindern, sondern auch mit betroffenen Eltern, die einsichtig, verzweifelt oder gutwillig sind, geht Sophie Seeberg übrigens sehr sanft um - Ziel ihres Angriffs sind immer nur diejenigen, die mit viel Ellenbogen andere auf die Seite drängen, um ihre eigenen Interessen auch noch in einem "unterprivilegierten" Milieu durchzusetzen. Und die können es vertragen (ob der Grund für ihre Kaltherzigkeit oder sogar Bosheit vielleicht auch in deren eigener Kindheit und Umgebung liegt, spielt in diesem Zusammenhang wirklich eine sekundäre Rolle).


    Das richtige Wort für die Art der Darstellung wäre wohl eher nicht "humoristisch", sondern "skurril".
    Ohne den provozierenden Titel und das Cartoon-Cover würden wohl viel weniger Leute dieses Buch lesen - es wäre aber sehr wünschenswert, dass es viele tun, da das Thema ein sehr wichtiges ist und aus verschiedensten Gründen oft genug verdrängt wird.. darum finde ich es nicht nur legitim, sondern sogar eine gute Idee..


    4ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Alice ()