Mikael Bergstrand - Der Fünfzigjährige, der den Hintern nicht hochbekam, bis ...

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  • ... ihm ein Tiger auf die Sprünge half


    Ganz famos!


    Auch wenn Göran Borg erst seit kurzem wieder in Malmö verweilt, ist er in Gedanken doch schon wieder in Indien, denn seit seiner Reise durch das südasiatische Land, lassen ihn die dort gesammelten Erlebnisse und Eindrücke nicht mehr los. Immerzu muss er auch an seinen Freund Yogi denken, den er dort kennenlernte.
    Da er so nach und nach in eine Identitätskrise schlittert, stimmt er dem Vorschlag seiner Tochter zu, eine Psychologin aufzusuchen. Doch das Erreichen der bei Karin Vallberg Torstensson’s kognitiven Verhaltenstherapie festgelegten Ziele – Liebe, Familie, Freunde, Arbeit und Sport – fällt schwerer denn je, da sich ein Stolperstein nach dem anderen in Görans ohnehin schon holperigen Weg bequemt.
    Deswegen freut sich der Werbetexter umso mehr auf die in Kürze anstehende Hochzeit seines Freundes Yogenda in Delhi, für die er wieder nach Indien anreisen müsste. Endlich wieder raus aus dem schwedischen Alltag entfliehen zu können ist wohl zur Zeit eine der verlockensten Möglichkeiten für Mr. Gora, wie er von Yogi genannt wird… Dieser Plan wird aber hinfällig, als die Hochzeit verschoben wird, da die Sterne an dem anvisierten Tag nicht optimal stehen.
    Aber dennoch reist Göran nach Indien und muss feststellen, dass er dort einige Probleme zu lösen hat – und die Zeit drängt. Doch wie der wortgewandte Yogi es ausdrückt:
    „In Indien wohnen eins Komma zwei Milliarden Menschen. Hier gibt es drei Millionen Götter und dreimal so viele Inkarnationen von ihnen. Kühe haben wir mindestens dreihundert Millionen und achtzehn offizielle Sprachen und mehrere Hundert lokale Dialekte. Bei der indischen Eisenbahn gibt es eins Komma vier Millionen Angestellte, und sie transportiert täglich über zwanzig Millionen Passagiere kreuz und quer über unseren wunderbaren Kontinent, und Tendulkar, der beste Schlagmann der Welt, hat allein schon über fünfzehntausend Runs gemacht und…“ (S. 326, f.)
    … „Denkt doch nur mal an unsere mehr als viertausend verschiedene Reissorten. Ein Land mit einer so bedeutsamen Menge und Vielfalt an Reis muss doch logischerweise auch ein Land mit vielen Ideen sein.“ (S. 327)
    Und dieser Ideenreichtum kann doch nur zum Ziel führen… Oder?


    Auch wenn ich den ersten Teil der Göran-Borg-Trilogie nicht gelesen habe, konnte ich mich sofort in die Geschichte einfinden. Auch von den verschiedenen Charakteren konnte ich mir sehr schnell ein Bild machen, ohne die Handlung aus dem ersten Teil wirklich zu kennen.
    Denn jede in dem Buch auftretende Person ist derart detailreich, lebendig und liebevoll gezeichnet, dass sie kaum wie ein Buchcharakter, sondern viel mehr wie ein echter Mensch erscheint. Beispielsweise Gaga, der, immer mit seinem gut geölten Universalwerkzeug bewaffnet, die schwierigsten Situationen zu retten und die defektesten Maschinen zu reparieren vermag.
    Besonders Abschnitte mit Yogi sind, dank seiner wunderbar blumig-phantastischen Sprache und den vielen Metaphern und Gleichnissen, ein echter Lesegenuss. Auch kann man sich seinem Ideenreichtum kaum entziehen, wenn er wieder Lösungen auf schwerwiegende Probleme gefunden hat – auch wenn sie nicht, wie er meist meint, „dreihundertsechzigprozentig“ die Lage verbessern.
    Da die Figuren aber allesamt so unterschiedlich sind, wird das Erzählte nie langweilig, was auch mit dem unfassbar unterhaltsamen Schreibstil einhergeht. Ich hatte beim Lesen stets das Gefühl, dass sich der Autor des Buches, Mikael Bergstrand, bei jedem einzelnen Satz genau überlegt hat, wie er ihn noch verbessern könnte. So wurde ich auf keiner der 400 Seiten müde, das Buch zu lesen. Ganz im Gegenteil konnte ich es kaum aus der Hand legen.
    Sehr beeindruckend ist auch die Kreativität des Autors beim Schreiben des Buches. Alles war stimmig, spannend – und humorvoll.
    Meistens kann ich mich mit Büchern, welche den Anspruch erheben, humorvoll zu sein, nicht anfreunden. Denn zu oft entpuppt sich der angepriesene Humor als eine Anreihung zwanghaft zusammengebastelter Unwahrscheinlich- aber Vorhersehbarkeiten, die mich nicht für sich gewinnen kann. Bei „Der Fünfzigjährige, der den Hintern nicht hochbekam, bis ihm ein Tiger auf die Sprünge half“ kann ich diesbezüglich allerdings nichts aussetzen.


    Alles in allem bin ich von diesem Werk vollkommen begeistert und kann es nur weiterempfehlen. Deswegen habe ich mir nun vorgenommen, den ersten Teil der Reihe zu lesen und mir so auch die Wartezeit bis zum dritten Buch zu verkürzen.


    So gibt es von mir „dreihundertachtzigprozentig“ 5/5 hell leuchtende Sterne!


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    Titel angepasst. LG, Valentine

  • 2ratten


    Was macht gelungene Unterhaltung aus? Dass man sich gut fühlt während des Lesens, neue Erkenntnisse gewonnnen hat? Dass man mitfiebert, sich aufregt, ängstigt oder wer weiß noch was? Es ist wohl eine MIschung aus Allem, manches mehr, manches weniger, die mich für ein Buch einnehmen.Bei diesem Buch gibt es jedoch praktisch nichts, was mich dazu bringen würde, es weiterzuempfehlen bzw. zu verschenken, denn es ist weder lustig noch spannend noch sonst irgendwas. Dabei hätte die Geschichte durchaus Potenzial: Ein durchschnittlicher 50jähriger Westeuropäer (Göran), der Angst vor Allem und Jedem hat (besonders vor Auseinandersetzungen), flieht völlig überstürzt nach Indien zu einem guten Freund, der bald heiraten möchte. Leider ist ihm dieser keine große Hilfe, ganz im Gegenteil, denn er steckt bis über beide Ohren in richtig üblen Schwierigkeiten, gegen die Görans Probleme Kinkerlitzchen sind. Gemeinsam versuchen sie, doch noch Alles ins Lot zu bringen, was sich allerdings als nicht gerade einfach erweist.
    Möglichkeiten gäbe es genug für jede Menge Situationskomik aber auch etwas ernsthaftere Themen, wie beispielsweise die Überwindung der eigenen Angst; was ist wichtig im Leben usw. Doch leider schien der Autor darauf keinen Wert zu legen, denn er erzählt die Geschichte so gleichmütig, als ob er sein Tagebuch schriebe und möglichst schnell fertig werden möchte. Selbst Spannung, die eigentlich zwangsläufig sein müsste, kommt kaum auf, da das Meiste völlig vorhersehbar ist. Zudem sind die Charaktere entweder nur oberflächlich beschrieben (wie die Hauptfigur Göran) oder ziemlich klischeehaft - dabei hätte man sooo viel daraus machen können.
    Der 1. Band soll ein Bestseller gewesen sein? Ich kann es kaum glauben, denn dieses Buch hier lohnt das Lesen nicht, dafür ist die Auswahl an deutlich besserer Lektüre schlicht zu groß. Zwei Punkte gibt es, weil immerhin die Sprache ok ist und die Geschichte grundsätzlich ganz unterhaltsam wäre, wenn, ja wenn... siehe oben.

    Je mehr sich unsere Bekanntschaft mit guten Büchern vergrößert, desto geringer wird der Kreis von Menschen, an deren Umgang wir Geschmack finden.    Ludwig Feuerbach (1804 - 1872)