P. G. Wodehouse - Cocktail Time

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  • (Einen deutschen Titel konnte ich nirgends finden, anscheinend wurde das Buch nicht übersetzt.)


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    Der unverbesserliche Lord Ickenham, auch gerne Onkel Fred genannt, kann der Versuchung einfach nicht widerstehen, als sich ihm die Gelegenheit bietet, seinem etwas steifen Schwager, Sir Raymond Bastable, mittels einer Steinschleuder den seidenen Zylinder vom Kopf zu schießen. Unerkannterweise, versteht sich.


    Sir Raymond ist zutiefst erschüttert und verarbeitet die heimtückische Attacke, indem er - unter Pseudonym, versteht sich - ein skandalös freizügiges Buch namens "Cocktail Time" schreibt. Das wird prompt ein Bestseller und ist in aller Munde, doch Sir Raymond befürchtet, ein findiger Journalist könne ihm auf die Schliche kommen und ihn als den Autoren bloßstellen, was seiner angestrebten politischen Karriere sicherlich nicht zuträglich wäre.


    So reift ein ausgefuchster Plan heran, wie er sich aus der Affäre ziehen könnte, doch so ganz geht er leider nicht auf. Im Gegenteil, er verselbständigt sich sozusagen und bringt einiges ins Rollen, was selbst ein englischer Gentleman mit ausgezeichneten Manieren und guten Beziehungen nicht so ohne weiteres aufhalten kann.


    Treibende Kraft hinter all den Geschehnissen ist Onkel Fred, optisch ein vollkommener Gentleman und innerlich ein ganz schöner Kindskopf, aber dabei äußerst liebenswert und geschickt darin, die Fäden im Hintergrund zu ziehen, kurz, einer dieser Menschen, der manchmal im wahren Leben ganz schön nerven würde, dem man am Ende aber dann doch nie böse sein kann.


    Auf die nackte Handlung reduziert wäre "Cocktail Time" eigentlich kaum mehr als eine harmlos-unterhaltsame Verwechslungskomödie mit einigen zusätzlichen Irrungen und Wirrungen. Doch Wodehouses Sprachwitz macht daraus ein richtiges kleines Juwel, das es so eigentlich nur in England geben kann. Very British ist sowohl die Wortwahl als auch die Figuren, liebevoll karikierte "Typen" aus der Verlagswelt sowie aus der englischen Oberschicht mitsamt ihren Dienstboten. Der trockene, ironische Wortwitz in den Dialogen und in den Beschreibungen hat mich viele Male schmunzeln lassen. Ein Leckerbissen für Liebhaber des traditionellen britischen Humors und sicher nicht mein letzter Wodehouse.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • Doch Wodehouses Sprachwitz macht daraus ein richtiges kleines Juwel, das es so eigentlich nur in England geben kann. Very British ist sowohl die Wortwahl als auch die Figuren, liebevoll karikierte "Typen" aus der Verlagswelt sowie aus der englischen Oberschicht mitsamt ihren Dienstboten. Der trockene, ironische Wortwitz in den Dialogen und in den Beschreibungen hat mich viele Male schmunzeln lassen. Ein Leckerbissen für Liebhaber des traditionellen britischen Humors und sicher nicht mein letzter Wodehouse.


    Das ist das Interessante an Wodehouse: Seit 1914 (da war er 33 Jahre alt) lebte er vorwiegend in den USA. Die Gegend und die Leute, die er in seinen Romanen beschreibt, kannte er kaum in der Realität. Seit 1955 war er gar US-amerikanischer Staatsbürger. "Cocktail Time" hat er 1958 geschrieben. Und trotzdem wirkt es so britisch wie die Queen persönlich... Faszinierend, wie mein Lieblings-Alien zu sagen pflegte.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Das habe ich auch mit Erstaunen (hinterher) bei Wikipedia gelesen! Ist ja ein Ding - very fascinating indeed.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen