Álvaro Mutis - Der Schnee des Admirals

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    "Der Schnee des Admirals" ist der erste von sieben Bänden, die von den Abenteuern und Irrfahrten des Gaviero Maqroll erzählen. "Gaviero" ist die Bezeichnung eines Matrosen von niedrigem Rang. Maqroll fährt mit einem kleinen Motorboot flussaufwärts in den Urwald, um hier Holz zu übernehmen und es mit Gewinn zu verkaufen. Wo er sich genau befindet, konnte ich noch nicht herausfinden, aber das ist für die Handlung auch nebensächlich, zumindest bis jetzt. Auf dem Boot befindet sich noch ein weiterer Fahrgast, außerdem der ständig halb betrunkene Kapitän und sein Maschinist. Hin und wieder steigen kurzzeitig andere Fahrgäste zu, wie z. B. eine Indiofamilie. Viel ist noch nicht passiert, aber ich vermisse nichts. Es geht um die Beziehung zwischen den Menschen an Bord, die ganz unterschiedlich sind. Sie treffen sich nur für kurze Zeit, und in diesem Wissen nehmen sie wenig Kontakt miteinander auf und stören sich nicht am anderen. Die Atmosphäre des Dschungels und des Flusses lastet schwer auf dem Schauplatz und ist auch für mich richtig spürbar. Die Hitze und die drückende Schwüle lähmen den Geist und verursachen eine melancholische Stimmung. Ein kurzes Intermezzo mit einem Patrouillenboot des Militärs bringt etwas Spannung, doch danach wird es wieder ruhig an Bord.


    Das klingt recht beschaulich, wenn nicht sogar langweilig, aber ich empfinde es ganz anders. Mutis hat mich angenehm überrascht. Sein Stil gefällt mir. Die Schilderungen sind so intensiv, dass man den Dschungel fast spüren kann. Dabei kein überflüssiges Wort, alles treffend und bildhaft beschrieben.

  • Nach zweiwöchiger Unterbrechung habe ich das Buch heute beendet. Bei der minimalistischen Handlung war die Pause nicht negativ, da ich nicht viel in Erinnerung rufen musste. Es war kein Problem, wieder in die Geschichte einzutauchen. Auch weiterhin passiert nicht viel, wenn auch die Fahrt mit dem Boot teilweise recht abenteuerlich ist und die Gespräche mit dem Kapitän immer intensiver werden. Nach wochenlanger Reise endlich am Ziel angekommen, kann Maqroll kein Holz kaufen, weil sich die anvisierten Sägewerke in militärischer Hand befinden und nichts mehr verarbeiten. Kurz entschlossen ändert Maqroll seine Pläne und orientiert sich anderweitig, um Geschäfte zu machen.


    Danach wird es etwas unübersichtlich. Dieses erste Abenteuer von Maqroll kommt nur ans Tageslicht, weil irgendwo ein Reisender Maqrolls Tagebuch in die Hände bekommt und der Inhalt des Tagebuches als eigentlicher Hauptbestandteil nahtlos in die Erzählung übernommen wird. Nach Abschluss der Fahrt enden die Aufzeichnungen, dann finden sich aber noch Briefe oder weitere Niederschriften, und ich habe irgendwann den Überblick verloren, wie die chronologische Reihenfolge aussieht und ob es sich um den Bericht über Maqroll oder den anderen Reisenden handelt. Auch die Gespräche zwischen Maqroll, dem Kapitän und dem Kommandanten der Sägewerke waren mitunter etwas verwirrend. In der Hinsicht gefiel mir der erste Teil weitaus besser. Durchgehend schön war aber Mutis' Stil. Er schreibt ausdrucksstark und bildhaft und schafft so eine authentische Atmosphäre.


    Wegen der Unübersichtlichkeit am Ende, die auch nicht so richtig zum Schluss passt, gibt es Abstriche, aber wegen der schönen Sprache bleibt doch eine positive Erwartungshaltung auf die anderen Bände.


    4ratten