Kim Wright - Die Canterbury Schwestern

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 727 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Igela.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Der drittattraktivste Mann im Pub steht am Anfang und am Ende dieser Geschichte, in der es - eigentlich - nur um Frauen geht. Vor allem um Che de Milan, die mit einer rein weiblichen Reisegruppe - alles Amerikanerinnen wie sie selbst - nach Canterbury wandert, um dort die Asche ihrer Mutter zu verstreuen: Deren letzter Wunsch, dem sie nachzukommen sucht.


    Che geht es nicht gerade gut - neben dem kürzlichen Verlust ihrer Mutter hat sie auch noch eine abrupte Trennung zu verarbeiten. Kann ein Pilgergang nach Canterbury sie läutern oder gar ablenken? Zunächst scheint keins von beiden der Fall zu sein, zumal die Reiseteilnehmerinnen eher sperrig scheinen - wie die Reise selbst auch, die durch kleine Dörfer führt und unterwegs nicht gerade Luxusherbergen bietet. Doch Che hat auf der Reise diverse Erkenntnisse bspw.: " Zehn Kilometer bringen einen nicht notwendigerweise weiter als sieben. Dreißig Männer lehren dich nicht notwendigerweise mehr als einer." (S.208)


    Eine Passage, die zeigt, dass man sich auf eine stellenweise holprige Übersetzung einlässt - und dass, wo Frauen wandern, immer auch Männer anwesend sind, zumindest im Kopf. Aber nicht nur - hier treffen wir sie auch - wie angekündigt - vor, nach und während der Wanderung. Welche Rolle sie spielen? Lesen Sie selbst. Es ist eine unterhaltsame, aufgrund der erwähnten Übersetzung stellenweise sperrige Lektüre, die gut in die Reisezeit passt und neben konkreten Anregungen zum Wandern in England - es gibt auch noch einen kleinen Anhang genau dazu - auch geistige Impulse bietet, wenn auch in Maßen. Wenn Sie sich also nicht zuviel erwarten, ist dies ein nettes Buch für zwischendurch!
    4ratten

  • Kim Wright - Die Canterbury Schwestern - Ullstein-Verlag


    Als Ches Mutter stirbt, ist von der wilden schönen wilden Hippiefrau nicht mehr viel übrig, sie ist gläubig geworden und will nun ihre Seele erleichtern.
    Es wäre ihr letzter Wunsch gewesen, mit ihrer Tochter von London nach Canterbury zu pilgern. Wie es aussieht, wird sie das auch, aber als Asche in einem Plastikbeutel.
    Che kann nicht mit einer schweren Urne über den Atlantik fliegen und sie dann 100 KM quer durch England schleppen, also nahm sie den Rat an, mit dem etwas gewöhnungsbedürftigem Transportbehältnis zu fliegen.
    Die Mutter tot, vom Freund gerade verlassen, in New York hält sie einfach nichts mehr. Sie bucht eine Pilgertour bei den Reiseweibern und tritt diese letzte Urlaubsreise zusammen mit ihrer "Mutter" an. In London angekommen, betritt sie eine Bar, den ausgemachten Treffpunkt. Misstrauisch beäugt sie die schnatternde Frauenrunde. Na, ob das was wird?
    Die neun Amerikanerinnen erzählen auf dem Pilgerweg aufregende und rührende Geschichten. Privates und Persönliches werden teilweise in Mythologie oder in Legenden vorgetragen, wie zB "Psyche" und "Ritter Gawain".
    Über die große Liebe und Hoffnungen und wie diese sich in Luft auflösen können. Wie verblichene Glasmurmeln, die dennoch schimmern.
    Die Pilgerinnen sind grundverschieden, doch sie haben eines gemeinsam, sie wollen sich etwas von der Seele reden, ihr Gewissen erleichtern. Es ist ein Austausch der Schritte gegen eine persönliche Last, jeder trägt des anderen Päckchen mit.
    Das Gewicht wird leichter, als hätte man Worte und Buchstaben im Rucksack, die nach Gebrauch an Schwere und Dichte verlieren.


    Äußerst charmant in Szene gesetzt, man muss Geoffrey Chaucer dankbar dafür sein, dass er Kim Wright mit seinen "Canterbury Tales" inspiriert hat. Freude und Leid gehen ineinander über. Die Geschichten haben viel Charakter, die von Leser zu Leser unterschiedlich wahrgenommen werden und so hat jeder seine "Favoritin". Ich mag mich da gar nicht entscheiden.Ein wunderbarer Frauenroman, der nicht aufträgt, aber es in sich hat. Viel Vergnügen!


    5ratten


    London, 1170
    Thomas Becket, der Erzbischof von Canterbury hatte einen Disput mit dem König, vier seiner Ritter erschlugen Becket in der Kirche, Becket wurde zum Märtyrer, der König trat einen Bußgang von London nach Canterbury an, denn er wollte dessen Tod nicht.

    Einmal editiert, zuletzt von SABO ()

  • Eine Pilgerreise!


    Die Mutter von Che de Milan ist gestorben und hat in einem letzten Brief ihre Tochter gebeten, ihre Asche in Canterbury zu verstreuen. Die 48 Jahre alte Che soll dazu eine Pilgerwanderung mitmachen, so hat es sich Diana gewünscht.


    Che schliesst sich einer Gruppe Pilgerinnen an und packt kurzerhand die Asche ihrer Mutter in den Rucksack. So marschieren sie zu zehnt von London nach Canterbury. Che, die sich erst gesträubt hat, beginnt nach und nach Freude an der gemeinsamen Wanderung zu finden.


    Nach fünf Tagen erreichen die Frauen Canterbury müde, aber mit vielen Lebensgeschichten der anderen im Rucksack.



    Zehn Frauen …das heisst zehn verschiedene Figuren, die alle gleichgestellt an der Handlung teilnehmen. Da ich ein schlechtes Namensgedächtnis habe, hatte ich Angst, dass ich die Damen ständig durcheinanderbringe. Diese Angst war unbegründet, denn die Autorin hat es hingekriegt, dass ich immer wusste, wer denn nun wer ist.


    Kurze, aber prägnante Details der Figuren wurden so eingewoben, dass in der Hinsicht nichts schiefgehen konnte. Die Frauen sind grundverschieden im Alter, der Herkunft und mit ihren Lebensgeschichten. Eine nach der anderen erzählt eine prägende Geschichte aus ihrem Leben und diese werden mit dem Namen der jeweiligen Figur zu Beginn des Kapitels betitelt. Notfalls könnte man zurückblättern, aber wie gesagt, nötig war das bei mir nicht.


    Themen in den Erzählungen sind Heirat und Liebe, Alzheimer, Krebs, Scheidung und immer wieder die Männer. Letzteres steht sehr im Fokus und so manches Mal habe ich mir gedacht, dass Frau jetzt mal das Thema wechseln könnte. Immer wieder liest man auch philosophische Gedanken, die mich nachdenklich gemacht haben.


    Schön war, dass Frauen durch alle Altersgruppen dabei sind. So ist Becca, die junge Studentin die Jüngste und Silvia mit ihren 73 Jahren die Älteste der Gruppe.


    Man spürt regelrecht, wie die Gruppe zusammenwächst. Vertieft wird dies noch durch die kursiv geschriebenen Gedanken von Che.


    « Die Canterbury Schwestern», die sich übrigens im Buch ganz anders nennen (dieser Ausdruck war wohl nicht Titel – angemessen) ist ganz klar ein Buch, in dem sich alles um das weibliche Geschlecht dreht. Männer kommen, ausser in den Erzählungen der Frauen und in der Gestalt des Chauffeurs, der das Gepäck von Herberge zu Herberge kutschiert, fast keine vor. Che’s kleines Techtelmechtel im ersten Pub und mittendrin in einer Herberge zähle ich nun mal nicht. Dann zum Schluss… aber nein, das verrate ich nicht.


    Che rebelliert erst gegen die Schnapsidee ihrer verstorbenen Hippie - Mutter, fügt sich dann und entdeckt, dass diese Reise nicht nur ihre Lebenssituation überdenken lässt. Die Pilgerreise zelebriert auch den Abschied von ihrer Mutter.


    Ich war überrascht, wie tiefgründig teilweise die Gespräche sind und wie gut mich die Canterbury Schwestern unterhalten haben.


    4ratten