Antonia Hayes - Die relative Unberechenbarkeit des Glücks

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  • Hallo ihr Lieben!


    Es ist erst wenige Stunden her, seitdem ich das Buch von Antonia Hayes beendet habe und es klingt immer noch nach. Insbesondere ihre Dankesworte am Ende haben mir gezeigt, worum es in diesem Buch geht und dass es nicht nur eine reine Geschichte zur Unterhaltung der Leser ist, sondern - im Gegenteil - einfach mehr dahinter steckt! Doch seht selbst:


    es geht um


    Antonia Hayes


    und ihr Buch mit dem Titel


    Die relative Unberechenbarkeit des Glücks


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    Zum Inhalt:


    "Alles, was geschehen kann, geschieht auch. Und genauso kann man alles vermasseln und trotzdem ein guter Mensch sein."


    Der zwölfjährige Ethan hat ein paar ungewöhnliche Talente. Physik und Astronomie sind für ihn so selbstverständlich wie Lesen und Schreiben, und er sieht die Welt auf eine Weise, die anderen Menschen nicht begreiflich ist. Die wichtigste Person in seinem Leben ist seine Mutter Claire, aber je älter Ethan wird, desto öfter fragt er nach seinem Vater, den er nie kennengelernt hat. Er weiß nicht, dass er als Baby beinahe gestorben wäre und sein Vater in der Folge verurteilt wurde. Doch dann setzt ein unerwartet eintreffender Brief eine dramatische Kette von Ereignissen in Gang …



    Über die Autorin:


    Antonia Hayes wuchs in Sydney auf, verbrachte ihre Zwanziger in Paris und lebt heute in San Francisco. Ihre Texte wurden in zahlreichen Magazinen veröffentlicht, außerdem arbeitete sie als Publizistin in der Verlagsbranche und als Buchhändlerin. »Die relative Unberechenbarkeit des Glücks« ist ihr Debütroman.



    Mein Fazit und meine Rezension:


    Was genau stellt man sich unter dem Titel "Die relative Unberechenbarkeit des Glücks" vor? Was erwartet man als Leser, wenn man das Cover sieht und sich dazu den Klappentext durchliest?


    Diese Fragen habe ich mir zu Beginn gestellt und das Cover auch genau betrachtet. Einen Teil der Geschichte findet man im Cover wieder, man muss einfach nur genau hinschauen.


    Abgebildet ist ein Junge auf einem Fahrrad, der einem pinken Kaninchen (das zunächst an das Kaninchen aus "Alice im Wunderland" erinnern mag) mit der berühmten Gleichung von Albert Einstein "E = mc²" hinterher fährt, auf einer Straße, die keinen Anfang und kein Ende zu haben scheint. Im oberen Teil ist eine Frau - fast zu hell um sie genau zu erkennen - zu sehen, die auf dem Weg ist und etwas zu suchen scheint; im unteren Teil betritt ein Mann den Weg, der ebenso hell und fast durchsichtig zu sein scheint. Auch er ist auf der Suche nach etwas, man vermag aber nicht zu sagen, wonach.


    Das Cover hat mir zunächst einige Rätsel aufgegeben, doch die haben sich im Laufe der Geschichte zerstreut.


    Der zwölfjährige Ethan ist nicht so wie jeder andere Junge in seinem Alter. Er hat besondere Begabungen und Talente, die ihn von seinen Klassenkameraden unterscheiden und ihn zum Mobbingopfer machen: Ethan ist außerordentlich intelligent und seinen Kameraden um einiges voraus. Er kann nicht nur schwierige mathematische Gleichungen und Formeln lösen, sondern ist auch im Bereich der Physik hochbegabt, vermag die Physik nicht nur in seinen jungen Jahren zu verstehen und nachzuvollziehen, sondern sie auch zu "sehen".


    Seine Mutter Claire, eine damals angehende Starballerina, ist allein erziehend und in ständiger Sorge um ihren Sohn, da ihn ein dunkles und wohlbehütetes Geheimnis umgibt. Den Vater ihres Sohnes erwähnt Claire mit keiner Silbe, denn sie hat ihm nach einen schrecklichen Vorfall aus ihrem und dem Leben ihres Sohnes verbannt. Umso erstaunter ist sie, als eben dieser erneut Kontakt aufnimmt und Ethan sehen möchte. Doch wie soll Claire mit all dem umgehen? Sie beschließt ihn zu ignorieren.


    Nach einem Vorfall in der Schule, dessen Auslöser Ethans abwesender Vater war, gelangen Claire und Ethan an ihre Grenzen: Claire an ihre emotionale Grenze und Ethan an seine gesundheitliche. Wie viel kann man vor seinem eigenen Sohn verschweigen? Und ist es richtig? Was, wenn man ihm doch die Wahrheit sagt? Könnte diese sein Leben ruinieren oder versteht er dann, was es mit seiner besonderen Gabe auf sich hat?


    Was genau geschehen ist und welches dunkle Geheimnis sich in Claires und Ethans Vergangenheit befindet, müsst ihr schon selbst lesen ;)


    Die Geschichte von Antonia Hayes hat mich sehr berührt und das nicht nur aufgrund der geistigen Forderung - immerhin hat sie mich wieder einmal in den Physikunterricht versetzt und mir dann auch noch gezeigt, was einem alles im Studium erwarten könnte! Theoretische Physik ist hier das Stichwort: sicherlich interessant und definitiv komplex in seinem Spektrum, doch eindeutig nichts für mich ;) Ich war immer diejenige, die sich eher mit Kunst und Literaturwissenschaften sowie Geschichte auseinander gesetzt hat. Physik war da nicht so ganz mein Fall.


    Umso spannender war es, sich in diesem Buch erneut damit konfrontiert zu sehen und zwar aus der Sicht eines Kindes; hier aus Ethans Sicht, der eindeutig ein Genie ist! Dass seine Genialität genetisch bedingt ist, habe ich auch dann nicht bezweifelt, als ich hörte, dass sein Vater Marc theoretischer Physiker ist; dass diese Genialität jedoch auch so viel Kummer und Schmerz bereiten kann - und zwar im jungen Alter von 12 Jahren! - das hätte ich mir für Ethan allerdings nicht gewünscht. Als sich auch noch sein bester Freund von ihm abwendet und sein Geheimnis auf dem Schulhof ausspuckt und den anderen Kindern ins Gesicht schleudert, ist es vorbei. Ethan gibt sich vollends seinen Gefühlen hin.


    Meine Reaktion wäre wohl sicherlich nicht so gewaltsam ausgefallen, wie die von Ethan, doch auch ich hätte harsch reagiert. Kinder können sehr verletzend sein. Doch Ethan ist für sein Alter schon ein großer Junge und weiß auch selbst, dass er den anderen Kindern weit voraus ist. Anstelle von altersgemäßen Kinderbüchern, liest Ethan auf dem Schulhof Stephen Hawkings "Eine kurze Geschichte der Zeit", beschäftigt sich in seiner Freizeit mit Physik und Astronomie und möchte aus persönlichen Gründen eine Zeitmaschine erfinden.


    Claire und Ethan habe eine besondere Mutter-Kind-Beziehung, die sich auch aus dem dunklen Geheimnis heraus ergründet. Claire tut alles für ihren Sohn und würde ihm am liebsten von allen Problemen fernhalten, doch das kann sie nicht. Sie ist eine wundervolle Mutter und beweist dies in mehreren Momenten. Ich habe die größte Hochachtung vor ihr, denn sie hat ihr Kind letzten Endes allein großgezogen und auf ihren großen Traum zum Wohle ihres Sohnes verzichtet. Das kann man eben von seinem Vater nicht behaupten.


    Marc war für mich nicht gänzlich fassbar in der Geschichte. Auch er wandelt eher in der theoretischen Welt, hat ständig physikalische Probleme im Sinn und scheint von der realen Welt so weit entfernt zu sein, wie die Sonne vom Neptun (oder noch weiter!). Er ist schnell überfordert mit dem "normalen" Leben und vermag nicht richtig zu reagieren. Zunächst war ich doch perplex, dass Claire ihn aus dem Leben ihres gemeinsamen Sohnes ausgeschlossen hat, doch dann konnte ich es verstehen. Marc hat Dinge getan, die einfach unverzeihlich waren. Als Ethan und auch dem Leser gegen Ende der Geschichte ein Einblick in die Ermittlungsakte gegeben wurde, hat es mir mehrfach den Atem geraubt und auch die Kehle zugeschnürt. Mich hat es sehr mitgenommen und trotz allem ist aus Ethan so ein toller Junge geworden.


    Wie ihr schon lese könnt, geht es in dieser Geschichte nicht nur um Physik, physikalische Gesetze, Theorien, Astronomie und weitere Naturwissenschaften, sondern auch um die Beziehung zwischen Mann und Frau, Eltern und Kind und die unbändige Liebe, die alles zusammenhält, egal was auch geschieht. Eine klare Weiterempfehlung von mir an alle Leser und ggfs. auch zukünftige Fans von Antonia Hayes!



    Meine Bewertung: 5 von 5 Punkten

  • Ethan ist zwölf und etwas seltsam. Er interessiert sich mehr für das Universum und die Fragen, die sich daraus auch für das Leben ergeben als für die alterstypischen Dinge. Der Freund aus Kindertagen hat sich mehr in die übliche Richtung entwickelt, was ihn noch einsamer macht.


    Ich habe zu Beginn eine Störung in die autistische Richtung bei ihm vermutet, die Ursachen für sein nicht ganz so der Norm entsprechendes Verhalten liegen aber woanders und haben auch mit seinem Vater zu tun, den er nicht kennt. Doch auch dieser taucht plötzlich auf, Ethan will gegen den Widerstand seiner Mutter wissen, was damals geschah und da ist auch noch dieses Mädchen, das er in der Kinderneurologie kennenlernt.


    Die Autorin widmet sich in diesem Buch verschiedenen Themen, im Grunde geht es aber um Beziehungen, hauptsächlich innerhalb der Familie. Wie kann man andere behandeln, was kann man ihnen antun, wie wirkt sich Schuld aus und was kann man verzeihen. Die Geschichte regt zum Nachdenken und berührt dadurch, dass man zwar sieht, was verkehrt läuft oder gelaufen ist, das Geschehen aber trotzdem unausweichlich wirkt.


    Ich bilde mir ein, dass Bücher und/oder Filme, deren Hauptfiguren Jungen kurz vor der Pubertät sind, die darin von ihren familiären Sorgen berichten, immer eine ähnliche Stimmung und auch Struktur haben. Dieses Buch kam mir jedenfalls in gewisser Weise extrem typisch vor. Wenn man das mag, kann man hier gerne zugreifen.


    4ratten

  • Ethan ist zwölf, ein bisschen nerdig und völlig fasziniert von der Welt der Physik. Unter seinen Klassenkameraden gilt er deshalb als Freak, und es tut weh, dass sich selbst sein bester Freund Will plötzlich von ihm abwendet und lieber mit den coolen Jungs abhängt. Als Will ihn eines Tages dann auch noch offen auf dem Schulhof hänselt und kryptische Andeutungen über seinen Vater macht, brennen bei Ethan alle Sicherungen durch und es kommt zu einer folgenschweren Prügelei. Ethans alleinerziehende Mutter Claire wird in die Schule zitiert, und beim darauffolgenden Gespräch mit der Schulleitung ist erneut die Rede davon, dass Ethans Vater ein Verbrecher sei.


    Ethan will nun endlich wissen, was es mit dem Vater auf sich hat, über den seine Mutter nie spricht, und erfährt zu seinem großen Schrecken, dass sein Vater Mark tatsächlich im Gefängnis gesessen hat und dass er es gewesen sein soll, der Ethan als Baby schwere Verletzungen zugefügt hat, deren Folgen heute noch spürbar sind (auch wenn Ethan davon bislang nie etwas gemerkt hat).


    Gleichzeitig sucht Mark, dessen Vater im Sterben liegt und sich sehnlich wünscht, seinen Enkel noch einmal zu sehen, wieder den Kontakt zu Claire, doch die ist sich überhaupt nicht sicher, ob sie das zulassen kann und möchte. Doch ob sie will oder nicht, es werden Erinnerungen wach, schöne wie schreckliche, und sie muss sich zumindest Ethan gegenüber der Realität stellen.


    Egal, wie sehr man es versucht - dunkle Geheimnisse kommen am Ende doch so gut wie immer ans Licht, und nicht selten durch einen "dummen Zufall" wie hier. Ethans Welt wird komplett auf den Kopf gestellt durch die Andeutungen seines ehemals besten Kumpels und die darauffolgende Schlägerei und anschließenden Gespräche und medizinischen Untersuchungen. Und seine Neugier ist geweckt, was für ein Mensch dieser unbekannte Vater ist, mit dem er die Leidenschaft für Physik teilt.


    Nur zu verständlich, dass er diesen Mann gerne kennenlernen würde - und genauso verständlich, dass Claire das lieber nicht will, zumindest, wenn seinerzeit wirklich geschehen ist, was man gemeinhin annimmt. Doch auch Claire kommt ins Zweifeln, ob die Gutachter richtig lagen und Mark damals nicht womöglich zu Unrecht verurteilt worden ist. Ethan überlegt derweil gemeinsam mit seiner neuen Freundin Alison, die er im Krankenhaus kennengelernt hat, ganz fieberhaft, was er tun könnte, um die Dinge wieder ins Lot zu bringen und vielleicht endlich ein normales Familienleben zu haben.


    Was wirklich geschah und zu Marks Haftstrafe geführt hat, erfährt man erst zum Ende des Buches und fragt sich lange Zeit selbst, was nun Vermutung und was Realität ist. Allerdings fand ich diesbezüglich die Handlung nicht immer glaubwürdig aufgebaut und mochte auch ein paar Entwicklungen im Mittelteil des Buches nicht besonders, die mir ein bisschen zu sehr nach Vorabendserie schmeckten.


    Dafür mochte ich Ethan sehr, den kleinen begeisterten Physiknerd. Seine Gedankenspiele haben mich zwar immer mal wieder abgehängt (da hätte ich die eine oder andere Erläuterung für Dummies im Nachwort ganz nett gefunden), aber ich habe ihn gerne auf seinem steinigen Weg begleitet. Und auch wenn mich nicht alles im Roman überzeugen konnte, fand ich das Ende des Buches recht gelungen, weil da zum Glück keine Kitsch-Bombe geplatzt ist, wie ich zwischendurch befürchtet hatte.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen