Eine junge Mutter, alleinerziehend, psychisch krank, überfordert, arm, dem Sozialamt nicht unbekannt - sie liebt ihre kleinen Söhne Stan (9) und Kevin (5) über alles, doch sie schafft es einfach nicht, das zu tun, was von ihr als Mutter erwartet wird. Stan kümmert sich darum, dass Kevin rechtzeitig aufsteht, sich anzieht, frühstückt, in den Kindergarten geht, weil die Mutter nachts schwere Schlafstörungen hat und erst morgens schlafen kann, wenn die Jungen aufstehen müssen.
Die Sozialarbeiter, die Kindergärtnerin, die Lehrerin stellen anklagende Fragen und machen sich Sorgen. Die Mutter würde ja so gerne tun, was sie müsste, aber es geht einfach nicht, die psychische Krankheit hat sie so sehr im Griff.
Eines Tages steigt sie mit den Jungen in den Bus und fährt mit ihnen ans Meer, damit sie es einmal im Leben gesehen haben. Für die Jungen wird es die letzte Reise sein, die junge Frau kann die Bürde der Verantwortung nicht länger tragen.
Das traurige Ende ahnt man schon von Anfang an. Die Grundstimmung des Buches ist niedergeschlagen und verzweifelt - und doch habe ich das Buch gerne gelesen. Die tiefe Verzweiflung der Mutter, die in ihrem Leben immer nur gescheitert zu sein scheint und auch jetzt nicht einmal durch die große Liebe zu ihren Söhnen fähig ist, immer für sie dazusein und ihre Pflichten als Mutter zu erfüllen, ihre ständig rasenden, sich überschlagenden Gedanken hat Véronique Olmi durch ihre Sprache unglaublich lebensecht eingefangen. Halbsätze, Gedankensprünge, hektische Überlegungen - all das ist stilistisch sonst so gar nicht mein Ding, aber hier passt es einfach, man blickt in die Seele dieser gehetzten Frau hinein, kann sie schon beinahe bei ihrem letzten schrecklichen Entschluss verstehen - und fragt sich am Ende, ob jetzt nicht alles noch viel schlimmer für sie ist...
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