04 - Seite 199 bis Ende

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 2.464 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von buchregal123.

  • Hier könnt Ihr zum Inhalt von Seite 199 bis zum Ende schreiben.
    Spoilermarkierungen sind aufgrund der Seitenbeschränkung nicht vorgesehen.

    Liebe Grüße

    Tabea

  • 1944
    Rahel verliebt sich in Karel, ein Künstler, er malt sie und da die Anziehungskraft recht groß ist,
    geben sie sich einander hin. Rahel verschwindet heimlich aus dem Elternhaus und geht zu Karel. Irgendwann gibt er ihr einen Umschlag mit Pässen, die sie an eine bestimmte Adresse bringen soll, andere folgen. Rahel fragt sich schon, ob sie nur ein Zeitvertreib war und als sie ihn darauf anspricht, ist ihre Erkenntnis ernüchternd, da kommen Schritte und sie verhaften Karel..
    Zuerst war die Romanze sehr schön, aber dann..ich finde, er hätte sie ebenso gut lieben können.


    Kobold streitet sich mit Franz, dabei vergeht so viel Zeit, dass sie zu spät nach Hause kommt und gerade noch den Abtransport ihrer Familie beobachten kann, beinahe wäre sie dazu gelaufen. Sie sieht keinen jemals wieder.


    Pola hat bestimmt großartig getanzt, doch als sie Rahel im Publikum nicht sah, kam sie total aus dem Takt und sie war zuerst traurig und wütend und ihr Selbstbewusstsein am Boden.
    Dann das Feuer im Shalom..gelegtes Feuer, Esther und Rahel tot..der Täter ist Polas Bruder.


    Elisabetta fühlt sich zu alt und denkt wieder an die Spezial-Marmelade.
    Dennoch will Elisabetta lieber vergeben, als zu hassen.
    Mit Pola auf der Schwimminsel, finden sie Rahels verlorene Kette, Pola trägt sie jetzt.
    Die beiden haben sich gegenseitig gerettet, voneinander gelernt und profitiert.


    Achja, die Liebesgeschichte um Franz und Kobold war außergewöhnlich schön!

  • Ich bin nun fertig mit dem Buch, es ist einfach genial. Wenn man davon absieht, dass es etwas Verwirrung gestiftet hat, (was bei mir nur daran gelegen hat, weil es eine zweite Rahel gab, in Verbindung mit Gegenwarts-Judenhass), muss man einfach 5 Sterne geben.
    Allein von der schönen Sprache her, liebe ich dieses Buch, heiß und innig.
    Es ist keine Poesie, die das Hirn zuklebt und verknotet, jeder Satz ergibt ein klares Bild im Kopfkino.
    Aber das ganz Besondere an dem Buch ist:
    Es ist witzig, wütend, zynisch, ironisch, ja sogar romantisch.
    Es ist zur gleichen Zeit gefühlsgeladen, wie emotionslos und gleichmütig.
    Es kommt eine Harmonie auf, die man, guten Gewissens gar nicht wahrhaben will.
    Es sollte grausam und vernichtend sein, aber da, lässt uns Elisabettas eigentümliche Art und ihr Entschluss, nicht mehr hassen zu wollen, außen vor.
    Die Autorin ist sich bewußt, dass es genügend verantwortungsvolle Leser gibt, die nicht immer eine eiskalte Hand erwarten, die nach ihnen greift, und trotzdem verstehen, und ihre Erkenntnisse gerecht verwalten. Feine Töne verlieren nicht an Schärfe, nur weil sie "leise" sind. So konnte ich mich auf diese wunderbare Geschichte konzentrieren und erst am Schluss, gestattete ich mir ein paar Tränen, weil es traurig und schön zugleich war.
    :blume:


    Vielen Dank, für dieses tolle Buch, ich wünsche allen ein frohes Fest, liebe Grüße, SABO
    :nikolaus:


  • 1944
    Rahel verliebt sich in Karel, ein Künstler, er malt sie und da die Anziehungskraft recht groß ist,
    geben sie sich einander hin. Rahel verschwindet heimlich aus dem Elternhaus und geht zu Karel. Irgendwann gibt er ihr einen Umschlag mit Pässen, die sie an eine bestimmte Adresse bringen soll, andere folgen. Rahel fragt sich schon, ob sie nur ein Zeitvertreib war und als sie ihn darauf anspricht, ist ihre Erkenntnis ernüchternd, da kommen Schritte und sie verhaften Karel..
    Zuerst war die Romanze sehr schön, aber dann..ich finde, er hätte sie ebenso gut lieben können.


    Da denke ich das es schon Liebe war am Anfang und das mit den Pässen hat sich dann einfach so ergeben. Er hat die Pässe gefälscht und dann einfach Rahel mit rein gezogen um die Briefe abzugeben. Karel ist hinter der Sache gestanden und zu dieser Zeit sind viele Gefahr eingegangen, mit irgendwas erwischt zu werden.


    Als sie die Familie von Kobold abgeholt haben, das fand ich auch heftig. Wie sie Elisabetta dann versucht haben zu retten und auch geschafft haben, das hat mir auch gefallen. Die Verzweiflung hat man richtig gespürt, als sie dann versucht hat, zu ihrer Familie zu kommen und dem Herrn erzählt hat, das sie vergessen wurde. Schicksale, die so grausam sind und man wohl nie verstehen wird, wie es so weit kommen konnte.


    Das in der Gegenwart mit Pola habe ich aber beim lesen nicht wirklich verstanden und bin froh, das Sabo hier wieder alles ein bisschen verständlicher macht. Ich konnte das aus dem Text leider nicht raus lesen und ich fand auch den letzten abschnitt wieder viel zu verwirrend und einiges habe ich wohl wieder nicht richtig gedeutet.


    Warum hat Polas Bruder das Feuer gelegt? Ich verstehe die zusammenhänge nicht wirklich.......................

  • Ja, der Mann in dem Hotel, versuchte Kobolds Anliegen zu ignorieren, als sie nicht ging, schickte er sie mit den Worten fort:
    "Geh, oder willst du uns alle unglücklich machen!"
    Auch einer, der es nicht mehr sehen konnte. Da musste ich auch schlucken.


    Na, Adel ist doch mit Götz in dieser uniformierten "Gruppe", das war wohl ein solcher Treue-Beweis.
    Wie hat Götz so schön seine jungen Zuhörer zugeschmalzt?
    "Was wünscht sich ein Mann am meisten?" "TREUE..!" (ähnlich einem gefolgstreuen Diener, der seinem Herrn in den Tod folgt.)

  • Rahel hat sich in Karel so verliebt, dass sie für ihn Risiken eingeht. Sie will einfach nicht wahrnehmen, wie gefährlich das sein kann. Als sie dann an seiner Liebe zweifelt und von ihm Klarheit will, werden sie unterbrochen. Aber Karel versucht sie zu schützen, also liegt ihm doch etwas an ihr.


    Elisabetta hat es einem Streit mit Franz zu verdanken, dass sie zu spät ist und daher nicht mit ihrer Mutter und ihren Schwestern abtransportiert wird. Aber sie muss es beobachten. Das macht ihr aber so viele Probleme, dass sie sich selber stellt. Doch der Mann schickt sie weg. Ihm ist unbehaglich mit dem was er tut/tun muss.


    Die Beziehung zu Franz hat irgendwann einfach aufgehört. Aber am Schluss klärt der Kobold das auch noch, indem sie ihn noch einmal aufsucht.


    Nun ist klar, warum Polas Bruder so plötzlich auftaucht. Er hat im Gefängnis gesessen für Brandstiftung mit Todesfolge. Bei dem Brand starben dann Esther und Rahel. Elisabetta zeigt große Stärke, da sie nicht hassen will.


    Das Ende ist sehr versöhnlich. Mir hat es gefallen, dass Pola mit Elisabetta zur Insel geschwommen ist und dort auch die Kette wieder auftaucht.


    Das Buch hat es mir schwer gemacht und hat mich trotzdem sehr gefangen genommen. Ich habe das Gelesene immer wieder sacken lassen müssen. Es war traurig und hoffnungsvoll.

  • Ich glaube ja, dass Karel an Rachel lag - aber mehr noch an der Sache. Er war einer der Menschen, die für eine Idee brannten und diese über andere Menschen, auch über ihre Liebe stellten.


    Gerührt haben mich sowohl das Verhalten von Elisabettas Familie als auch der "Offiziellen". Diese haben ihre Arbeit ganz offensichtlich gezwungenermaßen verrichtet.


    Zu dem späteren Verleugnen der Vaterschaft von Franz vs. Esther hat noch keiner was gesagt. Elisabetta hatte ihr ganz offensichtlich nicht mitgeteilt, wer ihr Vater war, das war irgendein Bekannter, der da ab und zu vorbeischaute. Eine späte Rache an Franz?


    Inhaltlich fand ich das Buch teilweise interessant, insgesamt jedoch, vor allem in Bezug auf den Stil, hat es mich überhaupt nicht erreicht und ich bin froh, dass ich fertig bin. Fast, als hätte die Autorin eine andere Sprache gesprochen. Nein, für mich leider kein Lesevergnügen und das wird umso offensichtlicher, als dass ich gerade viele Bücher zu verwandten Themen gelesen habe und auch aktuell lese (Ein letztes Lied für Dich, Zurück in Berlin zum Beispiel), die mir trotz heftiger Thematik ganz außerordentliches Vergnügen bereiten.


  • Zu dem späteren Verleugnen der Vaterschaft von Franz vs. Esther hat noch keiner was gesagt. Elisabetta hatte ihr ganz offensichtlich nicht mitgeteilt, wer ihr Vater war, das war irgendein Bekannter, der da ab und zu vorbeischaute. Eine späte Rache an Franz?


    Das glaube ich nicht. Franz war verheiratet und tauchte sporadisch auf. Es sollte wahrscheinlich einfach niemand wissen, auch seine Frau nicht.


  • Allein von der schönen Sprache her, liebe ich dieses Buch, heiß und innig.
    Es ist keine Poesie, die das Hirn zuklebt und verknotet, jeder Satz ergibt ein klares Bild im Kopfkino.


    Das hast Du sehr schön geschrieben, SABO! Und was soll ich sagen? Mir geht es haargenau so.


    Das Marillenmädchen ist ein wunderschönes Buch, das mich mit seiner Sprache gefangen gehalten hat. Zugegebenermaßen habe ich nur weitergelesen, wenn ich Zeit hatte und mein Kopf aufnahmefähig gewesen ist. Alles andere wäre wirklich zu schade gewesen!
    Allerdings muss ich nochmal sagen, dass ich es ganz toll gefunden hätte, wenn uns die Autorin hätte begleiten können. Da ich Klappentexte so gut wie nie lese, muss ich gestehen, dass ich überrascht war, als ich gesehen habe, dass Beate Teresa Hanika Jahrgang 1976 ist. Keine Ahnung warum, aber ich finde es erstaunlich, wie poetisch und literarisch großartig sie über solch schwierige Themen wie solch quälende Erinnerungen schreibt... Irgendwie hätte ich erwartet, dass es sich um eine ältere Autorin handelt. :redface:


    Zitat

    Die Autorin ist sich bewußt, dass es genügend verantwortungsvolle Leser gibt, die nicht immer eine eiskalte Hand erwarten, die nach ihnen greift, und trotzdem verstehen, und ihre Erkenntnisse gerecht verwalten. Feine Töne verlieren nicht an Schärfe, nur weil sie "leise" sind.


    Wow, ich finde es toll, wie sehr Dir das Buch gefallen hat und wie gut Du die passenden Worte dafür findest. Leise, feine Töne - ja, ganz genau. Und trotzdem entfalten sie ihre Kraft und gehen auch mir in Hirn und Herz.
    Mich hat das Buch auch sehr beglückt zurückgelassen. Ein tolles Stück Literatur, das viel menschliche Wärme verströmt und gleichzeitig unendlich traurig ist.

    Liebe Grüße

    Tabea


  • Als sie die Familie von Kobold abgeholt haben, das fand ich auch heftig. Wie sie Elisabetta dann versucht haben zu retten und auch geschafft haben, das hat mir auch gefallen. Die Verzweiflung hat man richtig gespürt, als sie dann versucht hat, zu ihrer Familie zu kommen und dem Herrn erzählt hat, das sie vergessen wurde.


    Normalerweise bin ich nicht sehr nahe am Wasser gebaut, aber die so eindrucksvoll geschilderte Verzweiflung hat mich dermaßen ergriffen, dass ich erst einmal nicht weiterlesen konnte.


    Zitat

    Das in der Gegenwart mit Pola habe ich aber beim lesen nicht wirklich verstanden und bin froh, das Sabo hier wieder alles ein bisschen verständlicher macht. Ich konnte das aus dem Text leider nicht raus lesen und ich fand auch den letzten abschnitt wieder viel zu verwirrend und einiges habe ich wohl wieder nicht richtig gedeutet.


    Mir ging es mit dem Buch immer wieder so. Ich denke, dass man bei Das Marillenmädchen zwei (gute) Möglichkeiten hat: entweder genießt man einfach die Sprachkunst der Autorin und nimmt hin, dass man das ein oder andere nicht ganz einordnen kann, oder aber man gibt dem Erzählten den nötigen Raum (und dafür brauche ich auf jeden Fall einen freien Kopf und eine ruhigere Umgebung) und beschäftigt sich mit dem Inhalt, während man die Sprache genießen kann.
    Nicht einfach zu lesen, aber ich finde es lohnt sich allemal.


    Zitat

    Warum hat Polas Bruder das Feuer gelegt? Ich verstehe die zusammenhänge nicht wirklich.......................


    Aus Hass auf Juden. So habe ich es verstanden.

    Liebe Grüße

    Tabea


  • Elisabetta hat es einem Streit mit Franz zu verdanken, dass sie zu spät ist und daher nicht mit ihrer Mutter und ihren Schwestern abtransportiert wird. Aber sie muss es beobachten. Das macht ihr aber so viele Probleme, dass sie sich selber stellt.


    Es gibt ja durchaus die wissenschaftliche Meinung, dass Überlebende nicht 'nur' unter dem Trauma der schrecklichen Verluste gelitten haben, sondern auch unter der Tatsache, dass sie die Überlebenden waren. Sie hatten Schuldgefühle, dass ausgerechnet sie diejenigen sein sollten, die mit dem Leben davon gekommen sind - während Mutter, Vater, Geschwister und/ oder Partner ermordet wurden.
    Unvorstellbar, oder? Wenn man bedenkt, wie viele Menschen sich die Frage "Warum ausgerechnet ich?" mit ganz anderen Beweggründen stellen... :rollen:


    Zitat

    Doch der Mann schickt sie weg. Ihm ist unbehaglich mit dem was er tut/tun muss.


    Ein winziger Akt der Menschlichkeit, die immerhin ein Leben rettet.


    Zitat

    Das Ende ist sehr versöhnlich. Mir hat es gefallen, dass Pola mit Elisabetta zur Insel geschwommen ist und dort auch die Kette wieder auftaucht.


    Etwas, das nicht wenige Überlebende gesagt haben: dass sie selbst gar nicht hätten weiterleben können, wenn ihr Leben von Hass auf die Täter, die Deutschen, etc. bestimmt gewesen wäre.
    Und dennoch ist es mir unbegreiflich, wie man nach der Shoa nicht hassen konnte.

    Liebe Grüße

    Tabea