David Vann - Aquarium

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.676 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Alice.

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    Inhalt
    Die zwölfjährige Caitlin verbringt ihre Nachmittage im Aquarium von Seattle. In die Nachmittagsbetreuung ihrer Schule kann sie nicht gehen, weil die Arbeitszeiten ihrer Mutter das nicht zulassen. Caitlin fühlt sich wohl im Aquarium. Eines Nachmittags lernt sie einen alten Mann kennen. Es ist eine Begegnung, die ihr ganzes Leben verändert.


    Meine Meinung
    So lange sie sich erinnern kann, gibt es nur Caitlin und ihre Mutter. Die Mutter arbeitet im Hafen. Wenn ihre Arbeit anfängt, ist die Schule noch nicht geöffnet, aber der Hausmeister lässt das Mädchen hinein. Nachmittags ist Caitlin im Aquarium. Es ist kein einfaches Leben, aber es reicht den Beiden. Caitlin ist noch zu jung um zu fragen, warum ihre Mutter nur eine Stelle finden konnte, in der sie körperlich schwer arbeiten muss und trotz Nachtschichten kaum Geld verdient. Die Mutter selbst erzählt nichts.


    Mit dem neuen Freund der Mutter kommt ein wenig Glück in die kleine Gemeinschaft. Zum ersten Mal seit Jahren sieht Caitlin ihre Mutter glücklich. Mehr noch: endlich gehen die Ausbrüche und Eigenheiten ihrer Mutter einem Mann nicht auf die Nerven, sondern er zeigt Verständnis dafür. Und auch Caitlin hat in dem alten Mann jemand gefunden, dem sie sich anvertrauen kann. Aber sie hat nicht mit der Reaktion ihrer Mutter gerechnet und was es auslösen wird, als sie von ihrem neuen Freund erzählt.


    Caitlins Mutter ist eine Frau, die ihre Gefühle lange unterdrücken musste. Warum das so war, will sie nicht erzählen. Aber sie ist an einem Punkt, an dem sie es tun muss. Denn es geht nicht nur um sie, sondern auch um ihre Tochter und die gemeinsame Zukunft. Am Ende stehen beiden alle Möglichkeiten offen und es bleibt zu hoffen, dass sie sie auch nutzen.


    Aquarium erzählt, wie geplatzte Träume in der Vergangenheit die Gegenwart und auch die Zukunft beeinflussen können. nicht nur von einem selbst, aber auch von den Menschen, die einem wichtig sind. Ein wunderbares Buch.
    5ratten


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Jeden Tag nach der Schule geht Caitlin ins Aquarium. Die Fische dort faszinieren sie und außerdem kann sie dort gut darauf warten, dass ihre alleinerziehende Mutter von ihrer anstrengenden Arbeit im Containerhafen zurückkommt. In letzter Zeit geht es aufwärts, sie hat eine beste Freundin, der sie sich sehr nah fühlt und auch Caitlins Mutter hat einen netten Mann kennengelernt, der Freude in ihr Leben bringt.


    Eines Tages trifft Caitlin im Aquarium einen älteren Mann, über das gemeinsame Interesse an den Fischen freunden sie sich an. Als ihre Mutter das herausfindet, kommt es zum Eklat, der eher noch verstärkt wird, als sich die Identität des Mannes herausstellt.


    Ein schlimmes Buch. Das Verhalten der Mutter ist ab einem gewissen Punkt für mich eindeutig Kindesmisshandlung, wobei ich den psychischen Faktor noch viel schlimmer finde als die körperlichen Attacken. Vann macht zwar deutlich, dass die Mutter nicht per se böse ist, es ist eine Kombination aus Dauerstress und dem Glauben, ihrer Tochter beibringen zu müssen, dass das Leben grausam ist und man sich früh daran gewöhnen sollte, aber trotzdem überschreitet sie Grenzen. Sie liebt zwar ihre Tochter, aber sie erwartet auch Dankbarkeit von Caitlin, und das ist etwas, was in einer gesunden Beziehung meiner Meinung nach keine Erwartung sein darf.


    „Aquarium“ zeigt, wie misslungene Familienbeziehungen die nächste Generation gefährden und welchen Schaden Menschen deswegen nehmen können. Es war ein sehr intensives Leseerlebnis und vielleicht nur wegen der Hoffnung machenden Andeutungen für die Zukunft erträglich.


    Nicht schön, aber ein :tipp:


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • „Aquarium“ zeigt, wie misslungene Familienbeziehungen die nächste Generation gefährden und welchen Schaden Menschen deswegen nehmen können. Es war ein sehr intensives Leseerlebnis und vielleicht nur wegen der Hoffnung machenden Andeutungen für die Zukunft erträglich.

    Spät, aber endlich gesehen :redface: Aquarium war damals nicht das, was ich erwartet habe. Von der Beschreibung her hatte ich etwas Leichtes erwartet. Vielleicht hat es mich deshalb so berührt.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Meine sehr kurze Meinung

    Anfangs musste ich mich an den ungewöhnlichen Schreibstil gewöhnen, aber es hat sich gelohnt. Das Buch ist nicht schön, im Gegenteil, es ist deprimierend. Einige Szenen waren für mich kaum zu ertragen. Ab und zu, wenn es besonders verstörend wird, lässt die Erzählerin Lichtblicke aus ihrer Zukunft mit einfließen. Das macht das Lesen etwas erträglicher.

    Ich denke jedoch, dass genau das ein gutes Buch ausmacht: man wird emotional mitgenommen. In diesem Fall auf eine Reise gemeinsam mit einer Familie, die sich über drei Generationen hinweg auf Grund von Überforderung und nicht rückgängig zu machender Entscheidungen kaputt macht.

    Das Ende erfolgt ziemlich abrupt und man kann sich selbst überlegen, wie es mit der Familie weitergehen könnte. Ich für meinen Teil wünsche vor allem der 12-jährigen Caitlin nur das Beste und bin eigentlich ganz froh, dass ich mir ihre Zukunft selbst ausdenken darf.


    4ratten


    Aquarium war damals nicht das, was ich erwartet habe. Von der Beschreibung her hatte ich etwas Leichtes erwartet. Vielleicht hat es mich deshalb so berührt.

    Mir ging es wie dir. Ich hatte auch etwas eher Entspanntes erwartet und wurde dann von den Ereignissen regelrecht überrollt.

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

  • Schön, dass dir das Buch auch so gut gefallen hat.

    Ich für meinen Teil wünsche vor allem der 12-jährigen Caitlin nur das Beste und bin eigentlich ganz froh, dass ich mir ihre Zukunft selbst ausdenken darf.

    Ich würde auch gerne wissen, was in den zwei Jahren, seit ich das Buch gelesen habe, mit ihr passiert ist.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ein sehr beeindruckendes Buch. Der Schreibstil mit seinen kurzen Sätzen lässt zu, dass wir geradezu in die Protagonistin Caitlin hineinversetzt werden, was oft fast schmerzhaft ist.

    Ich sehe hier einen großen Unterschied zu den meisten zwar ziemlich professionell, aber eben auch sehr "glatt" und durchsichtig konstruiert geschriebenen aktuell verbreiteten "Buchreihen", derer ich trotz interessanter Themen am Ende oft überdrüssig werde, weil sie mich doch nicht wirklich berühren können..


    Caitlins Mutter Sheri hat es geschafft, trotz vieler eigener Verletzungen und schwieriger Lebensumstände ihre Tochter zu einem sensiblen und mitfühlenden Mädchen zu erziehen. Dass diese Eigenschaften aber jetzt derjenigen Person "zugute kommen" sollen, die der Auslöser für ihr eigenes Unglück war, ist dann doch zuviel für sie und löst einige sehr unschöne Reaktionen bei ihr aus.. Bei allem Entsetzen darüber kann man Sheri aber nicht als "die Böse" verurteilen.. so einfach ist es nicht..

    3 Mal editiert, zuletzt von Alice ()