Evelyn Heeg - Oben ohne. Die Entscheidung zu leben

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    Evelyn Heeg - Oben ohne. Die Entscheidung zu leben



    Klappentext:


    Evelyn ist jung und gesund, sie hat einen guten Job und führt eine glückliche Ehe mit Tino.
    Doch über ihrem Leben liegt ein Schatten.
    Wie lange können die beiden ihr unbeschwertes Leben noch führen?
    Gemeinsam Sport machen, eine Familie planen oder einfach in den Tag hinein leben – nur noch eine Frage von wenigen Jahren oder gar Monaten?
    Ihre Mutter, zwei Tanten und eine Großtante teilen ein Schicksal:
    Sie alle starben sehr jung an Brustkrebs.
    Nach einem Gentest weiß Evelyn, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit bald an Brustkrebs erkranken wird.
    Es gibt nur eine Möglichkeit das enorme Kribsrisiko fast komplett zu reduzieren. Evelyn trifft als junge und gesunde Frau eine radikale Entscheidung: sie lässt sich vorsorglich das Brustgewebe entfernen.


    Meine Meinung:


    Anfangs dachte ich es geht in dem Buch um die Geschichte einer jungen Frau, welche an Krebs erkrankt ist und in diesem Buch ihren Kampf dagegen schildert.
    Ich hatte den Klappentext vorab nicht gelesen.
    Evelyn ist Ende zwanzig Lehrerin und steht sogesehen mitten im Leben. Aber die Angst ebenfalls an Brustkrebs zu erkranken macht sie fast wahnsinnig und treibt sie noch dazu ins Burn Out.
    Ihr Mann Tino unterstützt sie in allem. Ob es die Recherche über vererbbaren Krebs geht oder wie man dagegen ankämpft, immer ist er an ihrer Seite.
    Evelyn's Oma ist mehrfach an Brustkrebs erkrankt, anfangs ist sie von den Recherchen ihrer Enkelin nicht begeistert, doch dann unterstützt sie Evelyn doch, indem sie Blut spendet und dieses dann weiterleiten läßt nach Köln ins Krebsforschungszentrum.
    Aufgrunddessen kann Evelyn eine prophylaktische Mastektomie durchführen lassen, denn sie würde definitiv Brustkrebs bekommen.
    In München hat sie einen Termin bei Doktor Feller, welcher die Mastektomie und den Wiederaufbau der Brust durchführen soll.
    Es werden ausserdem Gutachten erstellt, um die Kostenfrage zu klären. Immerhin geht es hier um ca 20.000 Euro.
    Evelyn hat "Glück" denn Beihilfe und Krankenkasse übernehmen die vollen Kosten.


    Ein interessantes Buch. Als ich damals hörte das Angelina Jolie sich prophylaktisch eine Mastektomie machen läßt, dachte ich die spinnt. Nachdem ich das Buch gelesen habe, kann ich gut verstehen, warum sie sich für diesen Schritt entschieden hat.Trotzdem bleibt immer noch ein Restrisiko, denn es kommt darauf an, wieviel Gewebe stehen bleibt.
    Großen Respekt hatte ich vor Tino, Evelyn's Mann. Er ist ihr nicht von der Seite gewichen, hat sie im Krankenhaus gewaschen, das Essen gereicht, ist mit ihr zur Toilette und und und.Ich glaube das das nicht viele Männer so machen würden.


    Interessante und lehrreiche 208 Seiten.

    :biene:liest :lesen: und hört

    07/60

    2116 /25.525 Seiten


    Einmal editiert, zuletzt von Bine1970 ()

  • Ein schwieriges Thema. Sollte man überhaupt wissen wollen, ob man das Risiko in sich trägt? Und wenn das so ist, kann man dann noch unbeschwert weiterleben? Ich weiß nicht, ob ich das wirklich wissen wollte.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Das klingt interessant.
    Ich habe das Thema Krebs leider aktuell im Verwandtenkreis.
    Zwei Haltungen kenne ich aus nächster Nähe von (Angehörigen von) Betroffenen:


    Die Mutter einer Freundin von mir hatte Brustkrebs. Sie ließ sich aber wohl nicht die komplette Brust abnehmen. Die Tochter hat schon während ihrer Teenagerjahre immer wieder Angst um die Mutter gehabt, so gab es z.B. einen Anruf während einer Klassenfahrt von Zuhause. Während alle anderen Klassenkameraden nur mit den Augen gerollt hätten von wegen "lasst mich doch wenigstens auf Klassenfahrt in Ruhe" hatte meine Freundin Angst, ihre Mutter sei während der Klassenfahrt verstorben oder wieder ins Krankenhaus gekommen. Diese Angst begleitete sie und ihre Mutter über Jahre hinweg (die Mutter lebt aber meines Wissens immer noch).


    Zur Zeit ist jemand aus meiner Familie von einer anderen Krebsform betroffen. Die Haltung ist eine ganz andere: Der Krebs wurde rein zufällig entdeckt, schnell operativ behandelt, es begann eine Chemo. Der Betroffene wollte überhaupt nichts darüber wissen, also nicht recherchieren, sich nicht als "krank" ansehen, so normal wie möglich weitermachen, weil er Angst hatte, völlig "abzustürzen" (zu verzweifeln, nicht mehr aus dem Tief rauszukommen, sich als totgeweiht zu betrachten), wenn er sich mit dem Thema auseinander setzten würde.
    Erstaunlicherweise hat das funktioniert: Es geht ihm bei schlechteren Aussichten viel besser als der Mutter meiner Freundin. Er weiß inzwischen erzwungenermaßen durch die Behandlung einiges, es geht ihm aber psychisch viel besser, als wenn er sich selbst als krank einstufen würde. So betrachtet er die Krankheit als vorübergehendes Übel, mit dessen Begleiterscheinungen man leben muss, aber nicht als ständige Todesdrohung.


    Ich weiß bis heute nicht, welche Haltung ich einnehmen würde, vermutlich eine zwischen diesen beiden Extremen.
    Ich kenne eine Frau, die bei jeder Krebsvorsorge wieder Todesangst hat - regelrechte Panikattacken mit Schweißausbrüchen und Herzrasen. Von daher tendiere ich zur zweiten Haltung, würde aber vermutlich doch etwas über die Krankheit selbst wissen wollen.


    Solche Bücher wie das von Evelyn Heeg können sicher dazu anregen, in gesunden Tagen schon mal über das Thema nachzudenken, statt des bis zum letztmöglichen Zeitpunkt wegzuschieben.


    LG von
    Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

  • Keshia: ich habe letzten Sommer in einem anderen Zusammenhang den Satz gehört "Sie müssen sich von ihrer Diagnose lösen". Das ist leicht gesagt, aber nicht immer leicht getan. Trotzdem stimmt es, denn man ist nicht die Krankheit, sondern man hat die Krankheit. Wenn man nicht gerade Fachartikel liest, liest man Dinge die immer nur auf eine ganz bestimmt Person zutreffen, nicht aber auf einen selbst. Wissen bringt in diesem Fall keine Hilfe, sondern genau das Gegenteil. Zusätzlich verlernt man, auf seinen Körper zu hören.


    Ich will es nicht wissen, sondern mich erst damit beschäftigen müssen, wenn es so weit ist.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich weiß auch nicht ob ich es so handhaben würde wie Evelyn Heeg.
    Trotzdem lebt die Angst mit mir, denn ich bin unter ständiger Beobachtung aufgrund von "aktivem Brustgewebe" da kann sich ganz schnell etwas bilden.
    Andererseits verdränge ich die Gedanken daran immer wieder, denn ich kann es nicht ändern ausser damit zu leben und hoffentlich nie die Diagnose zu erhalten.Krebs ist in unserer Familie weitverbreitet und doch hat jeder bisher eine andere Krebserkrankung gehabt. Von daher war es schon interessant zu lesen, welche Möglichkeiten es gäbe. Doch sich zu überwinden und diesen Schritt zu gehen,da gehört viel dazu.


    Ausserdem denke ich trägt jede Frau ein gewisses Risiko und die Angst in sich.

    :biene:liest :lesen: und hört

    07/60

    2116 /25.525 Seiten


  • Bei der Familiengeschichte kann ich Evelyn Heegs Handlungsweise verstehen. Ich weiß nicht, wie ich selbst in dem Fall entscheiden würde.


    Schön, dass es mal ein Buch über diese Sichtweise gibt.