Deutschland 1957. Der Krieg ist vorbei, die Wirtschaft boomt, Deutschland "ist wieder wer".
In diesem Buch zeigt Martin Walser anhand von drei Paaren, dass die 50er Jahre keineswegs nur von Ehe- und Familienglück analog zum wirtschaftlichen Aufschwung geprägt waren, dass es damals schon jede Menge gestörte Beziehungen gab, die um der Gesellschaft willen vertuscht wurden.
Der junge Journalist Hans Beumann ist als uneheliches Kind einer einfachen Frau in einem kleinen Kaff auf dem Land aufgewachsen und schnuppert in Philippsburg erstmals richtig Stadtluft. Er bewirbt sich um eine Stelle bei einer Zeitung und besucht eher nebenbei seine ehemalige Kommilitonin Anne Volkmann, deren Vater ein einflussreicher Mann in der Rundfunkgeräteindustrie ist und gerade einen Schreiberling für seine neue Programmzeitschrift sucht. Nicht gerade der anspruchsvolle Job, der Hans vorgeschwebt hatte, aber nicht übel.
Durch die Volkmanns lernt er die Society von Philippsburg kennen, fühlt sich dort aber so gar nicht wohl. Heimlich träumt er von Marga, der Sekretärin des Zeitungsverlages, wo er sich beworben hatte, während sich im wirklichen Leben etwas zwischen ihm und der biederen Anne entspinnt und ein Geheimnis, das niemand sonst erfahren darf, die beiden zusammenschweißt.
Das nächste Paar: der Gynäkologe Alf Benrath und seine kränkliche, introvertierte Frau Birga, die sich mit aller Macht an ihren Mann klammert, ohne den ihr Leben keinen Sinn hätte - während der sie schon seit langer Zeit mit Cécile betrügt, der außergewöhnlichen Halbfranzösin, die den schicken Kunsthandwerkladen in der Stadt führt. Birga ist dem Doktor zunehmend eine Last, er weiß aber, dass es sie umbringen würde, wenn er sie zugunsten Céciles verlässt - doch eigentlich fühlt er sich schon längst mit seiner Geliebten verheiratet, nicht mehr mit seiner Frau.
Und schließlich das dritte Paar, zwei Juristen, Alexander und Ilse Alwin. Den beiden kommt es ausschließlich darauf an, in der Gesellschaft "wer" zu sein. Er kommt aus einfachen Verhältnissen, während sie aus Adelskreisen stammt und ihrem Mann dadurch die Tür zur höheren Gesellschaft geöffnet hat. Viel zu sagen haben sich die beiden nicht, Alexander hat wechselnde Liebschaften, doch Hauptsache, die Fassade stimmt.
Der Anfang des Buches gefiel mir gut, Hans Beumann ist ein sympathischer Protagonist, in den ich mich sehr gut hineindenken konnte, insbesondere in den Szenen, in denen er sich so schwertut mit dieser High Society, zu der er nicht so recht passen will. Die beiden anderen Paare, insbesondere die oberflächlichen und berechnenden Alwins, mochte ich nicht sonderlich, die ganzen kaputten Beziehungen fand ich ziemlich deprimierend und teils auch ziemlich langweilig.
Hinzu kamen noch einige Bemerkungen über Frauen, die selbst mir, die ich so gar keine ausgeprägte Feministin bin, aufgestoßen sind. Da war die Rede davon, dass "Wöchnerinnen" (den Ausdruck mag ich eh nicht) in den Tagen vor der Geburt "animalisiert" sind , und in einer Passage wurde Vergewaltigung als nachvollziehbar dargestellt
Weil mir der Anfang gut gefiel, noch
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