Paul Cornell - The Witches of Lychford (Serie)

  • Nachdem ich neulich (leider) etwas über Kevin Hearnes Eisernen Druiden herziehen musste, möchte ich hier die Liebhaber der Urban Fantasy auf eine in D vermutlich wenig bekannte neue Serie hinweisen.


    Erschienen sind bisher zwei Bände
    1. The Wiches of Lychford
    2. The Lost Child of Lychford

    Kaufen* bei

    Amazon
    * Werbe/Affiliate-Link

    Kaufen* bei

    Amazon
    * Werbe/Affiliate-Link


    Ein dritter Band ist für Ende Oktober bereits angekündigt :klatschen:
    3. A long day in Lychford

    Kaufen* bei

    Amazon
    * Werbe/Affiliate-Link


    Worum gehts?
    Im Ggs zu den üblichen Urban Fantasies haben wir hier kein Großstadt-Setting, sondern ein kleines englisches Städtchen - Lychford, das offensichtlich nahe einer Grenze zur Anderswelt liegt, was die düsteren Mächte immer wieder nutzen, um in der Welt der Menschen für Chaos zu sorgen.


    Die Hexen von Lychford sind drei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht seien könnten:
    Judith Mawson, die lokale Spinnerin, alt, chronisch schlecht gelaunt und verbittert vom Tod ihres geliebten Mannes, in Wahrheit aber die letzte verbliebene hedge witch, die die Grenze zur Anderswelt sicher hält
    Lizzie, die junge anglikanische Pfarrerin, gefordert von ihrer neuen Stelle, aber mit brüchigem Glauben und einem eigenen Verlust-Trauma
    und Autumn, ehemals beste Freundin von Lizzie und Ober-Rationalistin, dann seelisch aus der Bahn geraten und jetzt freakige Esoterik-Shop Betreiberin


    Das klingt etwas konstruiert, aber ich habe schon lange nicht mehr so überzeugende und lebensnahe Figuren angetroffen, und das in einem Genre, das eher für pubertäres wish fullfilment und über-lebensgroße Helden in Lack und Leder bekannt ist. Hier hat ein Autor mal genau hingeschaut und kennt sich in den seelischen Tiefen und Untiefen echter Menschen wirklich aus. Besonders gefällt mir die Pfarrerin Lizzie und die Schilderung ihres Pfarrhaus-Alltags; da ich selber das Pfarrhaus-Leben von innen kenne, hat es mich geradezu begeistert, hier mal keine klischeehafte Vorabendserien-Pfarrerin anzutreffen.


    Die Bücher selbst sind eher Novellen als voll ausgewalzte Romane, aber es ist erstaunlich, was ein Autor wie Cornell in so wenig Seiten an tollen Charakteren, stillem Witz PLUS einem packenden Plot unterbringen kann.


    Im ersten Band geht es um die Pläne der großen Supermarkkette SOVO, in Lychford einen neuen Superstore zuerrichten. Der Ort, gezeichnet von der allgegenwärtigen Wirtschaftskrise, ist gespalten: die einen wünschen sich günstige Einkaufsmöglichkeiten auch für die ärmeren, die anderen fürchten den Ausverkauf des traditionellen Ortskerns. Nur Judith ahnt, dass mehr hinter SOVO und seinen aalglatten Vertretern steckt, als das normale Auge sieht.


    Im zweiten Band taucht in der sowieso schon hektischen Vorweihnachtszeit der Geist eines kleinen Jungen in Lizzies Kirche auf; scheinbar zu Tode verängstigt will er Lizzie etwas mitteilen - aber was? Lizzier ist zu sehr mit der Planung einer doch ziemlich exzentrischen Hochzeit beschäftigt, um zu bemerken, was sich um sie herum zusammenbraut.


    Wer eine etwas erwachsenere Spielart der üblichen Urban Fantasy sucht, sollte sich unbedingt diese Bände anschauen. Man hat sie locker in ein/zwei Tagen gelesen, aber sie haben mehr Gehalt, als viele Bücher der vielfachen Länge. Der Autor hat übrigens eine weitere Urban Fantasy-Reihe im Angebot, eine Art düsteren Zwilling von Ben Aaronovitchs "Flüsse von London"-Reihe. Den ersten Teil "London Falling" habe ich schon im Regal. Cornell selbst ist ein ungewöhnliches Exemplar von Autor: hauptsächlich ist er für seine Dr Who Romane und andere Film-tie ins bekannt. Das würde ihn normalerweise für mich nicht unbedingt empfehlen, aber er versteht sein Handwerk so unglaublich gut, dass ich ihn weiterhin auf dem Radar behalten werde.

    "What we remember is all the home we need."

    Roberet Holdstock, Avilion


    Mein SuB: Link<br />Mein Goodreads-Account