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Titel: „Das vergessene Pergament“
Autor: Philipp Vandenberg
Verlag: Verlagsgruppe Lübbe
Seitenzahl: 512
Erscheinungsjahr: 2006
Genre: Historischer Thriller
Lesedauer: ca. 3 Tage (März 2006)
Wann und Wo: Anfang 15. Jahrhundert, Ulm, Venedig, Straßburg, Salzburg
Inhalt: Als zu Beginn des 15. Jahrhunderts die großen Kathedralen, Dome und Münster Europas beginnen einzustürzen, gerät die Bevölkerung in Panik. In diesen Zeiten der Unruhe rettet die schöne Bibliothekarstochter Afra durch einen Zufall das Leben des eigenbrötlerischen Dombaumeisters Ulrich von Ensingen. Die beiden verlieben sich ineinander, doch dann stirbt die Frau des Dombaumeisters, und Afra wird der Hexerei angeklagt. In höchster Not erinnert sich Afra an eine geheime Schatulle, die der Vater ihr hinterlassen hat mit den rätselhaften Worten, der Inhalt könne ihr zwar Reichtum bringen, jedoch das ganze Abendland ins Verderben stürzen … Ein leeres Pergament lässt die beiden Liebenden zunächst ratlos zurück. Mit Hilfe eines Alchimisten wird ein lateinischer Text sichtbar gemacht, der sich auf das Constitutum Constantini bezieht. Was aber ist das Constitutum Constantini? Erst allmählich begreifen die Liebenden, welch ungeheuer brisantes Dokument sie in den Händen halten. Schon sind die Schergen des Papstes, die „Loge der Abtrünnigen“ unterwegs, um den Dombaumeister und seine Freundin für immer zum Schweigen zu bringen … (amazon.de)
Die besten Sätze: /
Kommentar:
Vandenberg, der sich auch mit seinen Vatikan – und Religionsthrillern einen Namen in der literarischen Welt gemacht hat, kann man wohl kaum vorwerfen, er würde auf der Dan-Brown-Welle mitschwimmen (wollen). Trotz seiner diesbezüglichen Erfahrung kann dieser Thriller nicht überzeugen. Die Hauptperson scheint zu sehr eine Frau des 21. Jahrhunderts zu sein, wenn sie um 1420 weder an den Teufel noch an katholische Dogmen glaubt, ungewöhnlich gebildet ist und sich freimütig einem verheirateten Mann hingibt. Automatisch sucht man nach einer Frau, die im 15. Jahrhundert in Deutschland lebt, als Magd ausgebeutet und vergewaltigt wurde und deren Leben kaum einmal einfach zu sein scheint, und findet diese nur höchst selten in manch naiven Verhaltensweisen. Vandenberg hat mit ihr eine Person skizziert, die relativ sympathisch ist, da sie kritisch denken kann, aber nicht in das mittelalterliche Deutschland passt. Durch distanzierte Einwürfe des auktorialen Erzählers des 21. Jahrhunderts baut man zu den Personen nicht die gewollte Beziehung auf und fiebert deshalb nicht mit. Schade ist, dass die Brisanz des Pergaments, des Constitutum Constantini, für die katholische Welt und das Abendland unter den Morden und den konstruierten Zufällen nicht herauskommt, denn so bleibt die Spannung auf der Strecke. Auch die historische Situation mit dem Schisma und den Skandalen der Kirche bleibt unscharf und langweilig. Die paranoide Hauptperson mutiert teilweise zu Superwoman- und manchmal auch zu Superman. Besonders negativ fällt auf, dass die gesamte Geschichte zu konstruiert wirkt, Zufälle und logische Fehler sich häufen und das Ende nicht überraschend ist. Dann doch lieber einen Dan Brown, der wenigstens Spannung aufbaut, auch wenn das Ende dann reichlich phantastisch und schal ausfällt.
Positiv zu bemerken wäre die schöne Covergestaltung, der mit einer Karte verzierte Inneneinband des Hardcovers und das selten gewordene Lesebändchen. Auch sprachlich ist dieser Roman angenehm zu lesen, wenn man über einige Ungereimtheiten hinwegsieht. Das Thema wäre im Grunde interessant, die Umsetzung jedoch scheitert an fehlender Spannung.
Bewertung: