Michael Quetting - Plötzlich Gänsevater

  • Michael Quetting – Plötzlich Gänsevater
    Sieben Graugänse und die Entdeckung einer faszinierenden Welt


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    Für die Durchführung eines neuen Projektes braucht das Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell neue Mitarbeiter: eine Schar Graugänse. Sie sollen bei ihren Flügen kleine Geräte auf dem Rücken tragen und damit Daten sammeln. Dafür ist es nötig, dass sie einer Bezugsperson im Ultraleichtflugzeug folgen. Das ist am einfachsten, wenn sie von klein auf an diese Person gewöhnt sind. Auf diese Weise wird Michael Quetting zum Vater von sieben Gänsen.


    Die Prägephase bei einer Gans beginnt bereits, wenn sie noch im Ei heranwächst. Deshalb spielt Michael dem Gelege schon im Brutschrank regelmäßig Aufzeichnungen seiner Stimme und des Flugzeugmotors vor. Als das erste Küken schlüpft, ist er zur Stelle, denn was Gänse bei der Geburt als erstes sehen, wird von ihnen als Mutter angesehen. Nach und nach werden es sieben Gänschen, die in Michaels Wohnwagen einziehen. Er lässt sie unter seinem Pullover schlafen, damit sie sich an seinen Geruch gewöhnen. Michael hat selbst zwei Kinder, aber das ist mit den Gänsen nicht zu vergleichen. Er kann keinen Schritt mehr machen ohne die Gänseschar im Gefolge. Ständig suchen sie seine Nähe. Um sie zu unterscheiden, tragen alle eine Beringung in unterschiedlichen Farben, doch mit der Zeit entwickeln sie ganz individuelle Charaktere, so dass Michael die Kleinen gut auseinanderhalten kann. Es gibt die Kuschelgans, einen Wasserverrückten, Anführer und Angsthasen, Diplomaten und Revoluzzer. Auch wenn sie ihm kaum noch eine ruhige Minute lassen und alles voller Gänsemist ist, kann er sich schon bald kein Leben mehr ohne die Schar vorstellen. Er ist ein echter Gänsepapa geworden.


    An die Fahrten im Auto und den Betrieb auf dem kleinen Flugplatz kann Michael die Küken gewöhnen, und seine Sorgen, wie er ihnen das Fliegen beibringen soll, verschwinden bald. Die Tiere haben viele angeborene Verhaltensweisen und Instinkte, die sie von allein einsetzen. Sie entwickeln sich wie andere Gänsekinder auch, nur dass sie auf einen Menschen und das Flugzeug geprägt sind. Schwierig wird es erst, als die Kleinen in die Pubertät kommen und beginnen, ihre eigenen Wege zu gehen. Die Verlockungen der Umwelt sind vielfältig, und es ist schwer für neugierige Gänse, sie zu ignorieren. Auch mit dem Forschungsprojekt klappt nicht alles wie geplant. Zwar fliegen die Gänse hinter dem Kleinflugzeug sogar in der V-Formation, aber als sie merken, dass es am Boden mehr zu entdecken und zu naschen gibt, lässt ihre Lust am Fliegen nach. Michael muss sich Hilfe aus dem Institut holen, um das Projekt innerhalb der geplanten Zeit abzuschließen. Schließlich erreichen sie ihr Ziel und bekommen Daten, die bislang nur selten gesammelt werden konnten.


    Michael Quetting schildert seine aufregenden Monate mit den Gänsen mit viel Humor. Als allein erziehender siebenfacher Gänsevater ist er ständig gefordert, doch mit der Zeit entdeckt er, dass sich sein Weltbild verändert. Er blendet die Umwelt fast gänzlich aus, lebt nach dem Rhythmus der Tiere und entschleunigt dabei in gewisser Weise seinen Alltag. Seine persönlichen Bedürfnisse werden immer geringer. Die Umgebung sieht er jetzt aus Gänsesicht, reduziert auf die elementarsten Bedürfnisse wie Futter, Schutz und Körperkontakt. Es ist zwar aufregend, den Küken zuzusehen, wie sie ihre Umwelt erleben und erobern, aber es gibt ihm auch eine tiefe Ruhe, zusammen mit ihnen im Einklang mit der Natur zu leben. Das bedeutet letztlich natürlich auch, dass er sie irgendwann auch ziehen lassen muss. Geblieben sind ihm am Ende viele neue Erkenntnisse, aber er hat auch viel über sich selbst gelernt.

    Ein ungewöhnliches Abenteuer mit vielen lustigen und auch ein paar traurigen Momenten, in dem man zwar wenig über Forschungsprojekte erfährt, dafür aber um so mehr über Gänse.


    5ratten