01 - Seite 9 - 80 (Kapitel 1 bis einschl. Kapitel 4)

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  • Das bringt mich zu der Frage, wie drückt Ihr hier in der Leserunde aus, welcher Gesellschaftsgruppe Starr und das Opfer angehören?
    Afro-Amerikaner?
    Oder findet ihr "Schwarzer" rassistisch?
    Farbiger?


    Ich war dieses Jahr im Urlaub in Südafrika, da sprechen alle von Schwarzen und Farbigen. Auch die dunkelhäutigen Südafrikaner untereinander. (Wobei dort Farbige ja mehr die Chinesen, Inder usw. sind.) Da ist das auch nicht negativ oder abwertend. Gibt ja auch die Weißen.


    Mir ist das relativ gleich. Ich bin da auch nicht so zaghaft oder fühle mich bei irgendwelchen Worten auf den Schlips getreten. Viele sehen das allerdings anders. Seit aber mal ein Kind bei mir bei der Arbeit gesagt hat, dass sie es nicht versteht als "schwarz" betitelt zu werden, obwohl ihre Hautfarbe doch eher Dunkelbraun sei, hab ich immer ein komisches Gefühl, wenn ich das Wort schwarz im Bezug auf die Hautfarbe benutze.


  • Da gebe ich dir in dem Fall, wie er hier beschrieben wird, vollkommen recht. Andererseits frage ich mich, wie er hier in der Situation, wie wir sie miterleben durften, sich in irgendeiner Weise hätte bedroht fühlen können? Was ja eigentliche der einzige Grund ist, aus dem Polizist offiziell seine Schusswaffe gebrauchen darf/soll? Und das normal auch immer erst nachdem er mündlich vorgewarnt hat? Ich finde es nicht leicht, die Lage hier einzuschätzen. Verstehst du, wie ich das meine? War er nicht zu vorschnell in seiner Reaktion?


    Ich weiß noch nicht ganz, was ich von unserem Officer Brian halten soll. Im ersten Moment dachte ich auch, dass sein vorschnelles Handeln unmöglich war, allerdings wissen wir auch nicht wie er die Situation gesehen hat. Ich kann mir gut vorstellen (also eine reine Spekulation), dass viele Polizisten bei Kontrollen mit Dunkelhäutigen Menschen besonders angespannt sind, da ihnen auf dem Revier bestimmt - ich nenne es jetzt mal "eingetrichtert" wird - bei solchen Kontrollen besonders Acht zu geben. Die Frage ist ja auch: Hat der Polizist Khalil vielleicht mündlich vorgewarnt? Immerhin war Starr noch im Auto und sehr nervös, vielleicht hat sie es überhört? Im Moment kennen wir nur ihre Seite der Geschichte. Umso mehr, bin ich jetzt auch auf die Befragung gespannt!

  • Wir kennen natürlich nicht die Vorgeschichte des Polizisten. Was hat er schon erlebt? Was hat er schon gesehen? Wie oft ist er bei Verhaftungen schon in gefährliche Situationen gekommen?
    Außerdem haben wir das Opfer ja nur mit Starr's Augen gesehen. Sie sah in ihm den Jugendfreund. Aber der Polizist sah in ihm einen Schwarzen, der sich nicht genau an seine Anweisungen hielt, der vielleicht schon bekannt war dafür, dass er mit Drogen dealte, der vielleicht ja bedrohlich aussah. Und seine Bewegung ins Auto hin zu Starr, die Hand Richtung Innenraum, da dachte der Polizist daran, er könnte nach einer Waffe greifen? Wir wissen es noch nicht.


    Für uns war die Reaktion natürlich total überzogen und falsch. Aber der Polizist war ja auch kein Mörder. Sein Verhalten muss ja einen Grund gehabt haben. Und natürlich, wenn es ein Fehlverhalten war - wovon ich ausgehe - dann muss es auch "bestraft" werden.


    Da hast du natürlich vollkommen recht, wir kennen nur die Seite aus der Starr die Situation sieht und beurteilt. Ich denke dennoch, dass Starrs Eltern ihr nicht umsonst diese Verhaltensregeln, die sie sich ja gedanklich vorsorgt, in einer solchen Lage, beigebracht haben. Das wird seine Gründe haben.. Vor allem, wenn es darum geht, dass ein "weißer" Polizist ein Auto anhält, welches von einem "Schwarzen" gefahren wird. Angeblich geht es ja nur um den Scheinwerfer?
    Keine Frage ein Polizist wird aus der Erfahrung heraus handeln, aber "nur" weil jemand ein bekannter Dealer ist, sich direkt bedroht zu fühlen?? Ich bin mir da nicht schlüssig, was das Verhalten des Polizisten angeht.. Und ich fürchte genau in der Ahndung der Reaktion des Polizisten liegt hier genau der Punkt??


  • Und ich fürchte genau in der Ahndung der Reaktion des Polizisten liegt hier genau der Punkt??


    Das ist natürlich der Kern des Problems. Warum haben die Menschen solche Angst vor Polizisten? Weil die ungestraft Macht ausüben dürfen. Ich muss mir immer wieder vorsagen, dass die Geschichte NICHT bei uns spielt und die Vorzeichen einfach andere sind, da seit Jahren solche Vorfälle ja unter den Tisch gekehrt werden.

    :lesen:





  • Ich konnte heute auch endlich mit dem Buch beginnen und habe den ersten Abschnitt in einem Rutsch gelesen. Ich finde, es lässt sich sehr gut lesen, die gewalttätige Atmosphäre wird direkt erlebbar. Gleichzeitig sieht man aber auch die einzelnen Menschen, die nichts anderes wollen, als in Frieden zu leben. Starrs Vater will ja, nachdem er aus dem Gangleben ausgestiegen ist, etwas verändern. Das finde ich toll. Selbst wenn er als Einzelner nicht viel ausrichten kann. Aber man muss eben klein anfangen. Ich finde auch den Umgang miteinander in der Familie klasse. Die Eltern reagieren sehr liebevoll und fürsorglich. Auch Seven ist für Starr da und kümmert sich.


    Dass Onkel Carlos auf Maverick nicht gut zu sprechen ist, kann ich einerseits verstehen, andererseits könnte er aber auch mal sehen, dass Mav sich doch inzwischen geändert hat und mit dem ganzen Mist nichts mehr zu tun haben will.


    Mir gefällt es sehr gut, dass das Buch aus Starrs Perspektive geschrieben ist. Sie ist eine sehr interessante Figur, da sie quasi in zwei Welten zu Hause ist. Insofern ist sie für die Vermittlung zwischen Schwarzen und Weißen (diese Ausdrücke sind jetzt wahrscheinlich nicht politisch korrekt, aber ich denke, jeder versteht, was ich meine, und ich meine es garantiert nicht irgendwie abwertend :smile:) geradezu prädestiniert.


    Mich hat es sehr bedrückt, mit wie wenig Khalil sich begnügt. Seine Mutter ist drogensüchtig und kümmert sich nicht, seine Großmutter hat Krebs, er selbst zu wenig Geld. Trotzdem sagt er, es geht ihnen gut und alles ist okay.


    Als auf der Party die Schüsse fallen, bemüht Starr sich, wegzuschauen, damit sie später niemanden verpfeifen muss. Vielleicht war es ja jemand, den sie kennt und mag? Oder es war jemand, der ihr gewaltigen Ärger machen würde, wenn sie was sagen würde. Allerdings kann sie so auch dem Opfer nicht zu Gerechtigkeit verhelfen. Egal was sie tut, es ist immer verkehrt :sauer:


    Die Szene, als Khalil erschossen wird, hat mir direkt körperliche Schmerzen bereitet. Das hat mich dermaßen mitgenommen. Diese Sinnlosigkeit …


    Aber auch der Cop hat wohl seine Probleme damit, dass er Khalil erschossen hat. Warum hat er geschossen? Hatte er nur eine Scheißangst vor dem Jungen? Warum war der Cop überhaupt allein? Sollten die nicht besser zu zweit unterwegs sein?


    Respekt, dass Starr zugibt, dass sie Angst hat. Früher hat sie immer angegeben, dass sie für Gerechtigkeit sorgen würde, wenn sie mal Zeuge wäre. Jetzt, wo sie tatsächlich in dieser Situation ist, hat sie Schiss, was ich nur zu gut verstehen kann. Immerhin ist sie erst 16. Und solche Dinge laufen meist ganz schnell in eine Richtung, in die man nicht wollte. Immerhin hat sie sich bereiterklärt, die Fragen der Cops zu beantworten. Das ist schon mal ein guter Anfang.


  • Erstmal gefällt mir die Aufmachung des Buches sehr gut. Gelungenes Cover und der Titel wird direkt am Anfang erläutert. Auch das Glossar am Ende des Buches habe ich vorab schon mal quer gelesen, was mir beim Lesen direkt auch ein wenig geholfen hat.


    Gut, dass du das erwähnst. Das habe ich noch gar nicht bemerkt :redface:


    Zitat

    Dennoch ist der doch recht umgangssprachliche Schreibstil eine Herausfoderung, in die ich mich erst einlesen musste. Einige Wörter kannte ich nicht (und die waren auch nicht im Glossar erklärt), aber da es sich da eher um Kleidungsbeschreibungen handelte, war es auch nicht weiter wichtig.


    Ich finde den Schreibstil sehr passend. Er vermittelt die Atmosphäre toll.
    Bei unbekannten Wörtern habe ich mir Mut zur Lücke angewöhnt, manches google ich auch.


  • Die Belanglosigkeit und Alltäglichkeit die zum Tod des jungen Mannes führt ist für uns Deutsche sicher immer noch kaum nachvollziehbar. Es ist weniger der Rassenkampf als vielmehr der Umgang mit Waffen und auch die Angst-Herrschaft der Polizei, die mich schockiert.


    Ich bin der Meinung, die Gewalt hängt mit den laschen Waffengesetzen zusammen, aber natürlich auch mit dem mangelhaften Sozialversicherungssystem in den USA. Und wenn ich jetzt daran denke, dass Trump die kleinen Errungenschaften Obamas wieder kaputtmachen will, wird mir ganz anders.


    Solange die Unterschiede zwischen Arm und Reich so groß sind und viele einfach nicht genug zum Leben haben, wird es Gewalt geben. Und Gewalt erzeugt immer noch mehr Gewalt. :sauer:


  • Kurze Frage: Hat Khalil eigentlich einen Schulabschluss? Wird das erwähnt?


    Ich glaube, dazu wurde bisher nichts gesagt.



    Seit aber mal ein Kind bei mir bei der Arbeit gesagt hat, dass sie es nicht versteht als "schwarz" betitelt zu werden, obwohl ihre Hautfarbe doch eher Dunkelbraun sei, hab ich immer ein komisches Gefühl, wenn ich das Wort schwarz im Bezug auf die Hautfarbe benutze.


    Naja, wir sind ja auch nicht wirklich weiß. :zwinker: (Mir fällt gerade auf, wie arrogant es von uns Weißen ist, unsere Hautfarbe als "hautfarben" zu bezeichnen, zum Beispiel bei Malstiften)


    Aber wenn sich ein dunkelbrauner Mensch durch die Bezeichnung als Schwarzer diskriminiert fühlt, kann ich das schon verstehen. Nur was soll man sonst sagen? Dunkelbraun, mittelbraun, hellbraun, dunkelmittelbraun, hellmittelbraun, stark pigmentiert? Ist doch alles blöd, oder? Man kann es nur falsch machen.



    Das ist natürlich der Kern des Problems. Warum haben die Menschen solche Angst vor Polizisten? Weil die ungestraft Macht ausüben dürfen. Ich muss mir immer wieder vorsagen, dass die Geschichte NICHT bei uns spielt und die Vorzeichen einfach andere sind, da seit Jahren solche Vorfälle ja unter den Tisch gekehrt werden.


    Allerdings gibt es auch bei uns immer wieder vereinzelt solche Fälle :sauer:

  • Das ist natürlich der Kern des Problems. Warum haben die Menschen solche Angst vor Polizisten? Weil die ungestraft Macht ausüben dürfen. Ich muss mir immer wieder vorsagen, dass die Geschichte NICHT bei uns spielt und die Vorzeichen einfach andere sind, da seit Jahren solche Vorfälle ja unter den Tisch gekehrt werden.


    Ich stimme dir da voll und ganz zu und finde eben diese Tatsache wirklich erschreckend. Andererseits wenn ich mir überlege, wieviel offensichtliche Korruption du schlichtweg durch die Armut bei der Polizei in den südamerikanischen Ländern, beispielsweise Mexico, findest, sollte es nicht verwundern, oder?
    Wenn ich mir solche Zustände jedoch anschaue und die Entwicklung dahingehend sehe, bin ich wirklich froh, hier zu leben.


  • Wenn ich mir solche Zustände jedoch anschaue und die Entwicklung dahingehend sehe, bin ich wirklich froh, hier zu leben.


    Den Gedanken habe ich aber im Bezug auf viele Dinge. Wir regen uns in Deutschland teilweise über Dinge oder Gesetzes Beschlüsse auf, von denen können manche Länder nur träumen.

  • Ich könnte mir vorstellen, dass der Polizist ein wenig paranoid dachte, dass Khalil, als er sich zu Starr ins Auto beugte, eine Waffe holen will. Dem war nicht mal im Ansatz so, aber da kommt wohl die hohe militärische Ausbildung zum Tragen und die Vorteile, die herrschen. So wird es ja immer beschrieben. Aber ich denke mal, dass wir die genauen Beweggründe noch erfahren werden.

  • Hallo :winken:


    Ich bin mir nicht sicher, ob ich hier schreiben darf, weil ich mich vorher nicht angemeldet habe. Ich wollte auch nur anfügen, dass Khalil und Starr gerade aus der Richtung einer Party kamen, in der jemand erschossen wurde. Vermutlich wusste der Polizist das, und ist dementsprechend angespannt gewesen (und hat sie, eventuell, auch deshalb angehalten).


    Ich habe das Buch letzte Woche gelesen. Viel Spaß damit, ich fands toll.

  • Natürlich darfst Du jederzeit mitdiskutieren, Nomnivor.
    Dein Einwand ist wirklich gut. Da bin ich noch gar nicht selber drauf gekommen, dass die Polizei ja alarmiert war und mit Schußwaffen gerechnet hat.

    :lesen:





  • Stimmt, absolut einleuchtend. Die Verbindung zwischen den beiden Vorfällen habe ich so direkt auch noch gar nicht gezogen. Ich habe desletzt in dem Buch von Ingo Zamperoni auch gelesen, dass Polizeiarbeit in Amerika so anders abläuft, weil es einfach diese lockeren Waffengesetze gibt. Deswegen muss die Polizei eigentlich immer damit rechnen, dass er gegenüber bewaffnet ist. Anders als hier in Deutschland. Und nach der Schießerei auf der Party ist die Polizei wohl doppelt alamiert.


  • Ich habe desletzt in dem Buch von Ingo Zamperoni auch gelesen, dass Polizeiarbeit in Amerika so anders abläuft, weil es einfach diese lockeren Waffengesetze gibt. Deswegen muss die Polizei eigentlich immer damit rechnen, dass er gegenüber bewaffnet ist. Anders als hier in Deutschland.


    Die für uns derart laxen Waffengesetze in vielen Bundesstaaten der USA, setzen eben genau diese Spirale in Gang: da ein Polizist per se davon ausgehen muss, dass der, den er anhält und kontrolliert, eine Waffe bei sich hat, ist er noch viel aufmerksamer und "schussbereiter" als Polizisten in Deutschland.
    Selbst im Reiseführer gilt: bei Verkehrskontrollen die Hände gut sichtbar auf das Lenkrad und ruhig bleiben, sprich keine hektischen Bewegungen. Auf gar keinen Fall Richtung Handschuhfach greifen. Und selbst wenn: es vorher ankündigen und im besten Fall fragen.
    Ich habe mich schon oft gefragt, ob es nicht im Interesse der Polizei sein müsste, die Waffengesetze zu verschärfen. Denn damit erhöht sich langfristig (wenn die enorme Zahl an Waffen erstmal aus den Häusern und von den Straßen ist) auch ihre Sicherheit.


    Das Problem in diesem Fall sind natürlich aber auch die Vorurteile und klar der Rassismus. Oder wie Starr selbst anmerkt: in der Wohngegend ihrer Schulfreundinnen würde so etwas nie derart eskalieren. Die Hemmschwelle, sich bedroht zu fühlen und die Waffe zu ziehen, ist deutlich geringer. Die gegenseitigen Verdächtigungen ebenso.
    Man könnte auch sagen, dass der Rassismus und die Segregation extreme Wurzeln geschlagen hat und selbst heute nicht aus den Köpfen der Leute verschwunden ist. Wenigstens ist es Misstrauen, oft aber auch unbewusster oder bewusster Rassismus.


    Hinzu kommt, dass Afroamericans nicht selten in Vierteln leben und mit Jobs auskommen müssen, in denen ihre Chancen ungleich schlechter sind. Die Kinder geraten dann in die Fußstapfen und der Frust wächst immer weiter... Bei den Native Americans ist es in der Regel noch schlimmer, was die Trostlosigkeit angeht - vor allem, wenn sie auf dem Land leben.


    Kein schöner Zustand und eine Aufgabe für die Gesellschaft, die kein Zaudern brauchen kann. :winken:

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Das ist natürlich der Kern des Problems. Warum haben die Menschen solche Angst vor Polizisten? Weil die ungestraft Macht ausüben dürfen. Ich muss mir immer wieder vorsagen, dass die Geschichte NICHT bei uns spielt und die Vorzeichen einfach andere sind, da seit Jahren solche Vorfälle ja unter den Tisch gekehrt werden.


    Wobei es Polizeigewalt auch bei uns gibt. :winken:


    Im Grunde ist es ganz einfach: theoretisch sollte man in den "Freund und Helfer" Vertrauen haben - er vertritt hier und über dem Teich das Gesetz. So einfach ist das. Eigentlich.
    Nun macht ein Amtseid, eine Uniform und eine Dienstwaffe per se keinen besseren Menschen aus einem. Zumal man sich im Laufe seines Berufslebens auch verändern kann. Das schließt alles mögliche ein wie beispielsweise Korruption, Erpressbarkeit, psychische Erkrankungen, Machtgier - um nur wenige Möglichkeiten zu nennen. Und schon erhöht sich das Gefahrenpotential, vor allem weil weitreichende Befugnisse existieren - und eine Dienstwaffe.

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Mich hat der erste Abschnitt übrigens ziemlich mitgenommen. Diese Ausweglosigkeit - dieses Gefühl, das Starr haben muss, das ihr sagt, dass etwas gewaltig schieflaufen wird und sie nichts dagegen tun kann.
    Gleichfalls die Perspektivlosigkeit. Khalil stand nicht hinter den Geschäften, die er gemacht hat. Aber es war eben eine schnelle Möglichkeit, das Geld zu "verdienen", das zuhause benötigt wurde. Hätte Ms Rosalie eine Krankenversicherung, wären die Rechnungen nicht so hoch. Unvorstellbar, dass einem hier der Job gekündigt wird, weil man schwer erkrankt ist...


    Starr hat nicht nur ein gutes Auge, sondern sie ist auch eine schonungslos ehrlich Erzählerin. Besonders bedrückt hat mich die Tatsache, dass sie die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat und an die Möglichkeit glaubt, dass es vielleicht dieses Mal gerecht zugeht. Ein Wahnsinn, wenn man bedenkt, wie zurückgesetzt sich die Afroamerikaner nicht nur in Garden Heights fühlen müssen. Sicher, es gibt natürlich Ausnahmen und inzwischen auch eine schwarze Mittelschicht, ja sogar einige, die so viel Geld besitzen, das sie ausgesorgt haben. Aber der Durchschnitt der black community sieht anders aus... Der ist deutlich ärmer, ungebildeter und überproportional in den Gefängnissen vertreten. Und ich frage mich, wann dagegen ersthaft etwas unternommen wird. Chancengleichheit muss die Devise sein!


    Der Stil, den Angie Thomas gewählt hat, gefällt mir ausgesprochen gut. Klar, prägnant, intelligent und nah an der Jugend - ich mag es. Außerdem lerne ich noch ein paar Dinge wie zum Beispiel was ein Fade Cut ist. :zwinker:

    Liebe Grüße

    Tabea


  • Starrs Familie scheint mir sehr liebevoll. Auf irgendeine Weise mag ich auch ihren Vater, auch wenn er sehr "eingeschränkt" in seiner Denkweise wirkt. Starrs Mutter und ihr Onkel Carlos wirken jedoch wie zwei intelligente und tolerante Menschen auf mich. Besonders letzterer.


    Auf mich wirkt es so, als wären sowohl die Eltern als auch Starr mit einem ausgeprägten Familiensinn ausgestattet. Die Momma sitzt die halbe Nacht am Bett ihrer Tochter und am nächsten Morgen wird sie bestimmt, aber nicht weniger liebevoll zum Frühstücken genötigt. Ich denke, dass die Mutter vor allem diejenige ist, die alles zusammenhält.
    Maverick ist ebenfalls sehr nah bei seiner Tochter. Ich mag seine schonungslose Ehrlichkeit und seinen Blick auf Starr. Ich bin mir sicher, dass er seine Tochter ziemlich gut "lesen" kann.
    Was mir an beiden Elternteilen sehr gut gefällt: sie erziehen Starr nicht zur Angst. Ihr Dad ermutigt sie sogar noch, dass sie nur auf ihren eigenen Verstand hören soll, wenn sie ihre Aussage bei den Cops macht. Das hat mir wirklich imponiert! Keiner quatscht auf Starr ein, keiner trichtert ihr ein, was sie zu sagen hat. Es gibt ein paar sehr gute Ratschläge, aber die Mücke wird auch nicht zum Elefanten gemacht.


    Zu Carlos kann ich noch nicht viel sagen - außer, dass mir die Aussage, dass er sein Wort immer hält, sehr zusagt. Also hoffe ich jetzt erst einmal darauf, dass Starr ohne Sorge ihre Aussage machen kann. Aaaaaber: Carlos ist nicht eine One-man-Polizei, daher traue ich dem Ganzen noch nicht hundertprozentig. Der Korpsgeist ist das eine, das andere, wenn Vorgesetzte einen Mantel des Schweigens über die Sache hüllen wollen...

    Liebe Grüße

    Tabea


  • Mich hat der erste Abschnitt übrigens ziemlich mitgenommen. Diese Ausweglosigkeit - dieses Gefühl, das Starr haben muss, das ihr sagt, dass etwas gewaltig schieflaufen wird und sie nichts dagegen tun kann.
    Gleichfalls die Perspektivlosigkeit. Khalil stand nicht hinter den Geschäften, die er gemacht hat. Aber es war eben eine schnelle Möglichkeit, das Geld zu "verdienen", das zuhause benötigt wurde.


    Genau diese schonungslose und unbeschönigte Darstellung der Situation aller dort finde ich Klasse und macht auch den "Charme" des Buches aus.



    Der Stil, den Angie Thomas gewählt hat, gefällt mir ausgesprochen gut. Klar, prägnant, intelligent und nah an der Jugend - ich mag es. Außerdem lerne ich noch ein paar Dinge wie zum Beispiel was ein Fade Cut ist. :zwinker:


    Ich mag den Schreibstil auch total. Ich fühle mich direkt in die Geschichte gezogen. Häufig brauche ich etwas Zeit um in die Geschichte hinein zu wachsen und "mit zu erleben", aber hier hatte ich solche Probleme gar nicht.


  • Ich habe mich schon oft gefragt, ob es nicht im Interesse der Polizei sein müsste, die Waffengesetze zu verschärfen. Denn damit erhöht sich langfristig (wenn die enorme Zahl an Waffen erstmal aus den Häusern und von den Straßen ist) auch ihre Sicherheit.


    [...]


    Hinzu kommt, dass Afroamericans nicht selten in Vierteln leben und mit Jobs auskommen müssen, in denen ihre Chancen ungleich schlechter sind. Die Kinder geraten dann in die Fußstapfen und der Frust wächst immer weiter... Bei den Native Americans ist es in der Regel noch schlimmer, was die Trostlosigkeit angeht - vor allem, wenn sie auf dem Land leben.


    Hier kommt wirklich beides zusammen. Die laxen Gesetze und das wahrscheinlich in Garden Heights mehr (Waffen)-Gewalt an der Tagesordnung ist, was mit auswegslosen Berufschancen einhergeht, weswegen man schnell in die Kriminalität rutscht. Darauf wird später im Buch ja auch nochmal eingegangen. Deswegen wird vielleicht auch so darauf beharrt, dass Khalil Drogendealer war. Denn ein Krimineller trägt auch eher eine Waffe und ist gewaltbereiter. (Keine Ahnung, ob das so ist, aber so denkt man sich das wohl.)



    Was mir an beiden Elternteilen sehr gut gefällt: sie erziehen Starr nicht zur Angst. Ihr Dad ermutigt sie sogar noch, dass sie nur auf ihren eigenen Verstand hören soll, wenn sie ihre Aussage bei den Cops macht. Das hat mir wirklich imponiert! Keiner quatscht auf Starr ein, keiner trichtert ihr ein, was sie zu sagen hat. Es gibt ein paar sehr gute Ratschläge, aber die Mücke wird auch nicht zum Elefanten gemacht.


    Und die Eltern reden mit Starr und hören ihr zu. Sie schreiben ihr nichts vor, aber kümmern sich dennoch. Einen solchen Mittelweg zu finden, ist wohl nicht immer einfach. Auch wie sie Sekani immer alles ausführlich erzählen lassen, auch wenn dies teilweise ausufernd und langweilig werden kann, gefällt mir ausgesprochen gut.