Hamburg 1967. In einer vom Verfall bedrohten alten Villa leben die 13jährige Fania und ihre ältere Schwester Vera mit ihren Eltern und der Großmutter. Die Mädchen wachsen extrem behütet auf - die Mutter hat als Jüdin den Holocaust überlebt, der Vater wurde wegen seiner Beziehung zu ihr ebenfalls verfolgt, und nun hat Alma Schiefer Angst um ihre beiden Töchter, Angst, sie auf die Straße zu lassen, da ihnen ja etwas zustoßen könnte. Weiter als in den Garten dürfen sie sich alleine nicht vorwagen, nach dem Unterricht müssen sie sofort nach Hause kommen.
Diese erdrückende Atmosphäre belastet beide Mädchen sehr, vor allem aber die ernste, nachdenkliche Fania, die so gern eine Freundin hätte, sehnlich auf ihre erste Regel wartet und unbedingt wissen will, was in den alten Akten steht, die im Keller versteckt liegen. Fania, eigentlich ein sehr intelligentes Mädchen, leidet an einer unerklärlichen Rechtschreibschwäche, die ihr den Schulalltag verleidet.
Der Vater ist Brillenvertreter, das Geschäft läuft mittelmäßig - eigentlich ist die Mutter die Geschäftstüchtigere der beiden. Als die Villa verkauft werden soll, weil Hainichen, der Eigentümer, die Kosten für die dringend notwendige Renovierung nicht tragen will, setzt sich Alma in den Kopf, das Haus zu kaufen, in dem sie seit so langer Zeit wohnt.
Vera hat währenddessen eine Affäre mit dem verheirateten Hainichen - einem Ex-Nazi...
Schön fand ich an diesem Buch, auch einmal über Juden in Deutschland NACH dem Krieg zu lesen - die meisten Bücher behandeln die Schicksale in der Nazizeit und danach höchstens eine Auswanderung. Die jiddischen Ausdrücke, die Großmutter und ihr "Damenkränzchen" mit einigen Freundinnen, die mit ihr das KZ überlebt haben, die ständigen Schatten der Vergangenheit fand ich sehr gut eingefangen.
Negativ dagegen fiel mir der teils verworrene Stil auf, die fehlenden Anführungszeichen machten es oft schwer, die wörtliche Rede zu verstehen, manchmal war kaum zu unterscheiden, was Gegenwart und was Vergangenheit ist. Und das Ende empfand ich als aufgesetzt und überflüssig, nämlich Fanias "Initiation" durch
Zitat von "Spoiler Ende"eine Bettszene mit der Mutter ihrer einzigen Freundin
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