Ich lese derzeit Die Unsichtbaren - Untertauchen, um zu überleben - Eine wahre Geschichte von Claus Räfle. Ich habe es aufgegeben, zu versuchen, reine Rezis zu schreiben, aber ich ich möchte gerne über dieses Buch berichten. Falls diese Art nicht gewünscht ist, gebt bitte Bescheid.
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Sechs Millionen jüdische Menschen kamen im Zweiten Weltkrieg um. Eine Zahl, die man sich kaum vorstellen mag. Vier Millionen Holocaust-Opfer hat das Forschungsinstitut Yad Vashem bis 2010 namentlich dokumentiert.
Wenn man diese Zahlen liest, kann man sich kaum vorstellen, dass es jüdische Menschen in Deutschland gab, die den Krieg überlebt haben.
In Die Unsichtbaren von Claus Räfle lernen wir vier junge Menschen in Berlin kennen, die die Flucht nach vorne wagen. Doch es ist riskant. Nicht nur wegen der Nazischergen, vorsehen müssen sie sich auch vor der "führerblinden ,Volksgemeinschaft', die von ihrem Leid nichts wissen will, die Scheuklappen aufsetzt oder mit Freude kollaboriert".
Doch nicht alle Berliner waren so. Circa 1700 bis 2000 Juden haben das Unmögliche geschafft - und das konnten sie nur mit der Hilfe von Menschen, die sich ihre Menschlichkeit bewahren wollten.
Dieses Buch entstand nach dem Film Die Untergetauchten - wir wollen Leben. Die Texte beruhen auf Interviews, die die Drehbuchautoren Claus Räfle und Alejandra López mit vier überlebenden Juden führten: Ruth Gumpel (damals 20 Jahre jung), Hanni Lévi (damals 17), Cioma Schönhaus (damals 20) und Eugen Herman-Friede (damals 16). Diese wurden durch Berichte weiterer Überlebender ergänzt, die nicht mit ins Drehbuch einfließen konnten.
In den ersten beiden Kriegsjahren sollte die jüdische Bevölkerung durch Entrechtung und Ausgrenzung dazu getrieben werden, zu emigrieren. Doch seit 1941 plante der NS-Staat die Vernichtung aller Juden, die sich im europäischen Herrschaftsgebiet aufhielten.
Hannis Eltern leben nicht mehr, ihre Großmutter wurde in den Osten deportiert. Bekannte ihrer Mutter nahmen sie auf. Sie lebten in einem sogenannten "Judenhaus". Ihre eigenen gutbürgerlichen Wohnungen mussten die Juden für mittlere NS-Würdenträger verlassen. Zwei oder drei Familien mussten sich in diesen Häusern eine 60-Quadratmeter-Wohnung teilen. Bestimmte Lebensmittel - Milch, Eier, Fleisch, Fett, Kaffee, Schokolade - durften sie nicht mehr kaufen. Sie mussten ihre aus Pelz und Wolle bestehende Winterkleidung abgeben. Es gibt keine Kohlen mehr und draußen herrschen Minus fünfzehn Grad, in den Wohnungen sieben Grad.
Als man ihnen alles genommen hatte, dachten sie: Schlimmer kann es nicht kommen.
Cioma lebte mit der Familie in der Sophinstraße, als sie erfuhren, dass sie sich zum Transport melden sollten. Der Vater war schon zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, weil er der Familie Butter besorgt hatte.
Beim Lesen zieht sich mir wieder alles zusammen. Wie perfide dieses System war. Den Juden wurde nicht nur alles weggenommen - Sparguthaben, Lebensversicherungen, Schmuck, Wertpapiere. Sie wurden auch noch "gezwungen, der Übereignung ihres noch verbliebenen Besitzes an den Staat zuzustimmen und auf noch offene Lohnzahlungen zu verzichten. Sie mussten die Abmeldung aus ihrer bisherigen Wohnung bestätigen, ihren Gas- und Stromanschluss abmelden". So wollte man ihnen vorgaukeln, dass alles Recht und Ordnung sei.
Nach einem herzzerreißenden Abschied von den Eltern entschloss sich Cioma, der wegen seiner kriegswichtigen Arbeit nicht mit musste, unterzutauchen...