Heidi Rehn - Der Himmel über unseren Träumen

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    Heidi Rehn - Der Himmel über unseren Träumen

    Droemer Knaur, April 2018

    464 Seiten; EUR 10.99 (Taschenbuch)

    ISBN 978-3-426-51938-7



    Vera Cohn hat sich sehr danach gesehnt - nun kehrt die junge Architektin aus dem Exil in ihre Heimatstadt München zurück. Wenige Jahre nach der Befreiung möchte sie sich am Wiederaufbau aktiv beteiligen, auch wenn ihrer Familie während des Nationalsozialismus' sehr viel Leid erfahren musste. Doch Vera glaubt nicht nur, dass trotz allem ein friedvolles Zusammenleben wieder möglich ist, sondern möchte sich zudem als Frau in einer absoluten Männerdomäne beweisen.

    Als ihr Kollege Arthur und sie sich ineinander verlieben, scheint das Leben endlich wieder Glück bereitzuhalten. Doch dann steht die Vergangenheit im Wege, denn während Vera verständlicherweise ihre eigene nicht einfach hinter sich lassen kann, möchte sie unbedingt von der Vergangenheit Arthurs und seiner Familie vor 1945 erfahren. Sie wird das Gefühl nicht los, dass Arthur ein Geheimnis hat, dass eine gemeinsame Zukunft zerschlagen könnte...


    Heidi Rehn erzählt mit ihrem neuesten Roman von einer eher ungewöhnlichen Zeit, da die Nachkriegsjahre in der Regel nicht so viel Aufmerksamkeit erhalten. In meinen Augen ist "Der Himmel über unseren Träumen" ein Roman, der sich sehr gekonnt mit unserer Vergangenheit auseinandersetzt. Vera hat zwar stets davon geträumt, wieder nach München zu ziehen, aber das bedeutet eben zwangsläufig auch eine intensive Auseinandersetzung mit den Erlebnissen ihrer Familie. Vera hat jüdische Wurzeln und im Exil in den Vereinigten Staaten überlebt. Zurück in ihrer Heimatstadt entspricht Vera allerdings nicht dem typischen Frauenbild ihrer Zeit - sie möchte auf eigenen Beinen stehen und ihren Traumberuf ausüben, nicht einfach nur eine Ehefrau, die für den Haushalt verantwortlich ist, sein. Die Tatsache, dass Vera durchaus selbstbewusst ihre Ziele verfolgen und sich durchsetzen kann, hilft ihr, sich bei der Arbeit zu beweisen. Wobei es ein immerwährender Kampf zu sein scheint! Und dann kommt auch noch ein Geheimnis hinzu, das Arthur offensichtlich schwer belastet...


    Die Autorin erfüllt hier sämtliche Erwartungen, deren Messlatte sie meiner Meinung nach mit ihren vorherigen Romanen schon ziemlich hoch gelegt hat. Gewohnt süffig liest sich der Roman, die Charaktere sind sehr gut und glaubhaft gezeichnet und die Atmosphäre hat mich von Anfang an überzeugt. Ganz nebenbei erfährt man übrigens auch ein wenig aus dem Metier Veras zur damaligen Zeit - etwas, das Heidi Rehn gerne einbaut, denn sie reißt ganz offensichtlich kein Thema nur halbherzig an. Wirklich spannend ist allerdings die Geschichte rund um Arthurs Vergangenheit und die Zusammenhänge, die sich daraus ergeben könnten.

    Im Mittelpunkt stand für mich jedoch Vera und ihr Schicksal, das mich sehr berührt hat. Für mich ist sie nicht nur im Bezug auf ihr Selbstbewusstsein im damaligen Alltag bewundernswert, sondern auch aufgrund ihres Mutes, sich ihrer Geschichte zu stellen und nach all dem Erlebten nach Deutschland zurückzukehren.


    Fazit: Wirklich gute Unterhaltung, da die Autorin eine interessante, atmosphärisch gelungene Geschichte mit glaubhaften Figuren verbindet.


    5ratten

    Liebe Grüße

    Tabea

  • West-Deutschland in der Nachkriegszeit. Das kriegsgeschädigte Land befindet sich im Aufschwung, doch die Nazi-Vergangenheit liegt wie ein dunkler Schatten über alle. Vera Cohn, eine emanzipierte junge Architektin, kehrt aus ihrem Exil zurück nach München, um in ihrer ehemaligen Heimat ihr Glück zu finden...


    Heidi Rehn setzt in ihrem neuen Buch eine junge, aufgeschlossene Frau in den Mittelpunkt, die ihrer Zeit um einiges voraus ist. So lebt die arbeitende Frau in einer Zeit, in der junge (verheiratete) Frauen immer mehr wieder an den Herd "gedrängt" werden, obwohl Frauen während des Krieges wie selbstverständlich die Berufe der Männern, die an die Front mussten, ausgeübt haben. Diese Problematik taucht immer wieder auf. So erschafft Rehn ein authentisches 50er-Jahre-Setting. Durch die moderne Architektin wird auch ein Blick auf den neuen Wohnungsbau geworfen, dieser und auch die Innenaustattung beschrieben. Im Kopf kann also wunderbar bestes Kino, das ganz der Zeit entspricht, entstehen.

    Für den Spannungsbogen im Buch sorgt die Vergangenheit von Veras Freund Arthur. Vera als Jüdin ist stets vorsichtig und auf der Hut vor ehemaligen Nazis. Da Arthur etwas verbirgt, stellt sich die Frage, was er unter Hitler getan hat. Meine Gedanken gingen zuerst in eine ganz andere Richtung, aber später wird alles sinnvoll erklärt. Für mich persönlich war aber die Aufdeckung dieses Geheimnis' als einziges Spannungs- und Handlungselement fast etwas zu wenig. Es bedurfte ein Gespräch, was erst nach 350 Seiten stattgefunden hat. Dieses Hinauszögern ließ zwar Spannung und einen Lesesog aufkommen, aber manchmal hatte ich das Gefühl auch ein wenig künstlich hingehalten zu werden.


    Die Personen sind toll. Viele von ihnen hatten verschiedene Charakterzüge, die durch Erläuterungen der eigenen Perspektive wieder etwas gerade gerückt wurden. Das gefiel mir sehr gut. Rehn verstand es, mehrere Blickpunkte auf die gleiche Sache zu beschreiben, so dass sich immer alles erklären ließ. Allerdings kamen manche Personen für mich ein wenig zu kurz, bspw. Hannelore und Helga. Gerne hätte ich etwas mehr über die Beiden erfahren. Warum hatten sie keine Männer? Zwischendurch hatte ich überlegt, ob die Beiden ein Paar wären... Aber darauf wird gar nicht eingegangen.


    So ist auf jeden Fall eine emotionale, schöne Liebesgeschichte im 50er-Jahre Nachkriegsdeutschland entstanden, dass durchas eine Sogwirkung aufweisen konnte.

  • Meine Erwartungen an das Buch wurden leider nicht erfüllt, weil für mich der Fokus zu sehr auf den Beruf der Architektin gelegt wurde. Natürlich finde ich es schön, dass auch eine Frau in den 50iger Jahren in ihrem Beruf anerkannt wurde und recht schnell auf der Karriereleiter noch oben gekommen ist, doch irgendwie ging mir das Ganze auch zu einfach. Sie musste sich keinen nennenswerten Hürden stellen und das war besonders zu dieser Zeit sicher nicht der Fall. Ich fand die Handlung, besonders am Anfang, leider sehr langweilig und ich musste mich motivieren, um das Buch nicht abzubrechen. Ich hätte es schöner gefunden, wenn Veras Erinnerungstouren, die sie anhand der Zeichnungen ihrer Großmutter gemacht hat, genauer beschrieben worden wären. Man hätte mehr über ihre Familie erfahren, die eigentlich immer nur am Rande erwähnt wurde. Für mich hätte sie auch eine ganz "normale" Deutsche sein können, ihr jüdischer Hintergrund war mir viel zu wenig präsent. Auch die Liebesgeschichte hat sich für mich nicht richtig angefühlt, man hatte eher das Gefühl, es wäre besser die Beiden würden sich wieder trennen. Besonders zum Schluss war mir alles zu rosig dargestellt.


    Ich vergebe:

    1ratten

    Nigends findest du Frieden als in dir selbst.