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Der zweite Band der "Sturmzeit-Trilogie" erzählt die wechselvolle Geschichte der Familie Degnelly während des Zweiten Weltkrieges. Im Mittelpunkt steht die schöne, aber kühle Geschäftsfrau Felicia Lavergne, die ihre eigenen ehrgeizigen Ziele verfolgt, und sich nicht an Konventionen hält. Durch den Krieg verliert Felicia jedoch nicht nur ihre Lebensgrundlage, sondern auch viele Verwandte und Freunde, und nicht zuletzt den Familienbesitz in Ostpreußen, das heißgeliebte Gut Lulinn.
Im zerstörten Nachkriegsdeutschland macht sich Felicia daran, für ihre weitverzweigte Familie ein neue Heimat zu schaffen.
Mir hat der Roman anfangs sehr gut gefallen, da das Leben der Protagonisten zu Kriegsbeginn recht abwechslungsreich geschildert wird. Mit fortschreitender Handlung wird die Geschichte dann aber doch sehr "kriegslastig". Die Autorin beschreibt die dramatischen Ereignisse wirklich sehr eindrucksvoll aus unterschiedlichen Perspektiven, und doch wollte ich irgendwann nichts mehr lesen von den Schrecken der Bombennächte, von Hunger, Angst und Verzweiflung, von Gewalt und Folter, von zerschmetterten Köpfen und amputierten Gliedmaßen, von Flucht und Vertreibung, vom allgegenwärtigen Sterben an allen Ecken und Enden. Immer wieder habe ich mich gefragt, wie die Menschen die Sinnlosigkeit des Krieges überhaupt ertragen konnten ohne den Verstand zu verlieren, und trotz allem eine Art von Alltagsleben und Normalität aufrechtzuerhalten versuchten.
Besonders gut hingegen haben mir die Beschreibungen von Lulinn gefallen, dem ostpreußischen Gut. Die Schönheit der Landschaft, die Farben und Gerüche, das Gefühl der Geborgenheit, das dieser uralte Familiensitz bei seinen Bewohnern und Besuchern hervorgerufen hat, meinte ich wirklich mit allen Sinnen nachempfinden zu können.
Hilfreich fand ich auch den Stammbuch auf den ersten Seiten des Buches, der die verwandtschaftlichen Beziehungen sehr übersichtlich darlegt, und den ich des öfteren zu Rate gezogen habe.
Die Figuren des Romans fand ich ausnahmslos sehr gut dargestellt, vielschichtige, glaubwürdige Charaktere, die mir zwar nicht alle sympathisch waren, doch habe ich das Schicksal jedes Einzelnen mit Interesse und Anteilnahme verfolgt. Meiner Meinung nach hat Charlotte Link auch die politischen Ereignisse sorgfältig recherchiert und ihre Protagonisten sehr realistisch in die Geschehnisse der Zeit eingebunden.
Sprachlich hat mir der Roman ebenfalls gut gefallen, weil die Autorin eindrucksvoll und anschaulich zu erzählen versteht. Allein die Gräuel der Kriegszeit hätte sie nach meinem Geschmack etwas weniger ausführlich schildern können.
Auf jeden Fall ist der Roman sehr lesenswert und macht neugierig auf den dritten Band.