Val McDermid - Der lange Atem der Vergangenheit (Karen Pirie 3)

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    Originaltitel: The Skeleton Road


    Etwas überrascht war ich, dass es da noch eine Reihe von Val McDermid gibt, die ich gar nicht kenne. Na ja, irgendwie kenne ich sie schon, denn die ersten beiden Bände um die Polizistin Karen Pirie habe ich durchaus gelesen, allerdings ist es ewig her und ich habe es nicht als Bestandteil einer Reihe wahrgenommen.


    „Der lange Atem der Vergangenheit“ arbeitet mit drei Handlungssträngen: Da ist zum einen Pirie, Leiterin einer kleinen Einheit zur Aufklärung von Uraltfällen, die einen Skelettfund auf dem Dach eines Abbruchhauses auf den Tisch bekommt. Dann gibt es da noch die beiden Anwälte, die für den Internationalen Gerichtshof arbeiten und deren neuer Chef ihrem geruhsamen Leben ein Ende macht und sie auf Mördersuche schickt - auch wenn die Mordopfer allesamt Kriegsverbrecher waren. Und zu guter Letzt Maggie Blake, Oxford-Dozentin, die ganz unwissenschaftlich ihre privaten Erinnerungen an ihre Zeit in Dubrovnik während des Jugoslawienkriegs aufzuschreiben beschließt.


    Genau dieser Teil, also die Erinnerungen, gefiel mir am wenigsten, da es sich hierbei hauptsächlich um ihre Liebe zu einem kroatischen Militär dreht. Darin steckten zwar auch einige Hintergrundinformationen, aber der romantische Teil überwog und ich muss gestehen, dass ich diese (freundlicherweise kursiv gedruckten) Abschnitte meist nur überflogen habe.


    Die Ermittlungen und das Personal gefielen mir ganz gut, manchmal hätte ich ein bisschen mehr (aktuelles) Privatleben schön gefunden, anstelle der doch recht ausführlichen Balkan-Informationen. Der Jugoslawienkrieg lag der Autorin vermutlich sehr am Herzen und ist das eigentliche Thema des Buches.


    Insgesamt gut genug, dass das Lesen des nächsten Bandes bei mir wohl nicht wieder ein paar Jahre auf sich warten lässt.


    3ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

  • Um die Reihe um die Ermittlerin Karen Pirie zu ergänzen, griff ich beherzt (ich bin ein Fan von Val McDermid) zu diesem 3. Band der Reihe: Es hat sich gelohnt!

    Karen und Jason ("der Minzdrops") ermitteln in einem Fall, der laut der Forensik in Gestalt der bekannten und symphatischen River ca. 8 Jahre zurückliegen könnte: Ein Skelett wird in einem Turm einer früheren Schule in Edinburgh gefunden, als ein Sachverständiger (mit Höhenangst^^) das reparaturbedürftige Dach inspiziert und in einem der Türmchen die Überreste eines Menschen vorfindet. Damit tritt die Abteilung für Altfälle oder Cold Cases, die Karen Pirie leitet, auf den Plan:


    Wer war dieser Mensch und weshalb wurde er ermordet (im Schädel befindet sich über dem rechten Auge eine Einschussstelle)?


    Dieser Frage gehen die Ermittler nach und stoßen mittels einer nicht ganz verrotteten Hotel-Eincheckkarte auf die Professorin Maggie Blake, zu der eine Verbindung eindeutig hinweist. Wie sich herausstellt, war Maggie und deren alte Freundin Tessa gemeinsam im belagerten Dubrovnik; Tessa ist Anwältin für Menschenrechte und Maggie hielt Kurse in der Universität, als der Jugoslawienkrieg begann und beide festsaßen....


    Doch weiteren perfiden Morden, die mit früheren Kriegsverbrechern, die nicht in Den Haag abgeurteilt werden konnten, sondern untertauchten, in Zusammenhang stehen, sind auch Alan Macanespie und Proctor vom Justizministerium auf Anweisung ihres neuen Chefs auf der Spur: Um mehr herauszufinden, setzen sich beide mit Maggie in Verbindung. So führen also mehrere Ermittlungswege geradewegs in die Vergangenheit einiger Personen, die in der Zeit von 1990 bis 1991 Kriegsverbrechen verübten, die bis dato nicht verurteilt wurden - und jemand Selbstjustiz an ihnen verübte. Nur wer war dieser "jemand"?


    Val McDermid versteht es, psychologisch tiefgründige und spannende Kriminalromane zu schreiben, Fährten zu legen und den Leser auch mal an der Nase herumzuführen. Dazwischen vermitteln aber all ihre "Fälle" auch ein Wissen, sodass man neben der rasanten und oft sehr spannenden eigentlichen Krimihandlung auch eine Menge historisches Wissen (das gut recherchiert wurde) "miteinfahren" kann: In diesem Falle Zusammenhänge des Konflikts zwischen Serben und Kroaten und dem Zerfall des ehemaligen Vielvölkerstaates Jugoslawien.


    Fazit:


    Wer an einem gut durchdachten, spannenden und mit psychologischer Finesse ausgearbeiteten Kriminalroman Freude hat, sollte hier zugreifen! Val McDermid hebt sich für mich mit ihren sehr authentischen, spannenden und komplexen Fällen, die sehr gut recherchiert sind, von der breiten Masse des Mainstreams ab. Ich freue mich nun auf den noch fehlenden Zwischenband - und auf einen (hoffentlich bald folgenden) neuen Fall für Karen Pirie! Von mir eine Leseempfehlung in Sachen gute Kriminalliteratur und 4,5*


    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Valentine

    Hat den Titel des Themas von „Val McDermid - Der lange Atem der Vergangenheit (Karen Pierie 3)“ zu „Val McDermid - Der lange Atem der Vergangenheit (Karen Pirie 3)“ geändert.
  • Dieser Teil der Reihe ist der erste, den ich in der deutschen Übersetzung gelesen habe und ich war nicht ganz glücklich damit. "Minzdrops" und "Makrone" als Bezeichnung für Kollegen fand ich unpassend und kannte ich so nicht aus einer englischen Ausgabe.


    Abgesehen davon hat mir der Krimi gut gefallen. Das Opfer Dimitar Petrovic hat eine interessante Geschichte, die Karen Pirie erst langsam herausfindet. Vieles, was damals im Krieg passiert ist, ist immer noch in der Vergangenheit begraben. Maggie, die Frau des Toten, kann nur bedingt helfen, weil Mitja ihr nicht alles aus seinem früheren Leben erzählt hat.


    Die Spur führt also in die Vergangenheit, aber nicht so, wie Karen und ihr Team anfangs annehmen. Jemand rächt sich an den Kriegsverbrechern, die davon gekommen sind. Lange Zeit stand Mitja im Verdacht, aber mit den neuen Erkenntnissen kann er nicht der Täter gewesen sein, denn bei den meisten Hinrichtungen war er schon tot.


    Tatsächlich hatte ich schon zu Anfang einen Verdacht, wer der Täter gewesen sein könnte. allerdings hat Val McDermid es geschafft, mich im Lauf der Ermittlungen auf eine andere Fährte zu locken.


    Ich bin bei meiner Beurteilung zweigeteilt. Der Kriminalfall war gut aufgebaut und spannend. Die Charaktere haben mir dagegen nicht so gut gefallen, gerade, was Mitjas Frau Maggie und ihre Freundin Tessa angeht. Die beiden Frauen konnten mich nicht überzeugen. Trotzdem gefällt mir die Reihe immer noch und ich werde sie weiter verfolgen.

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.