Edward Carey - Das außergewöhnliche Leben eines Dienstmädchens namens PETITE, besser bekannt als Madame Tussaud

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 825 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Katjaja.

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    Klappentext:

    1761 wird ein winziges Mädchen namens Marie Grosholtz im Elsass geboren. Nach dem Tod ihrer Eltern wird sie Gehilfin des exzentrischen Wachsbildners Doktor Curtius in Bern, der sie mit nach Paris nimmt, wo sie mit der dominanten Witwe Picot und ihrem stillen Sohn Edmond in einem leerstehenden Affenhaus Quartier beziehen. Sobald sie das Gebäude in einen Ausstellungsraum für Wachsfiguren und Wachsköpfe verwandelt haben, wird ihr Handwerk zur Sensation und führt Marie bis an den Königshof in Versailles. Das Geschäft mit den Wachsköpfen berühmter und berüchtigter Zeitgenossen, großer Philosophen und notorischer Verbrecher blüht. Doch in Paris werden die Paläste gestürmt und das Volk verlangt nach Köpfen – genau das, was die Wachsbildner liefern!
    Der zauberhafte, mit vielen Zeichnungen Careys versehene, feinsinnige und lebenspralle Roman erzählt die abenteuerliche Geschichte der Frau, die als Madame Tussaud zu Weltruhm gelangte: Eine unschuldig-weise kleine Madame Courage zwischen Philosophen und Häftlingen, Helden und Schurken, die sie allesamt in Wachs zu fassen vermochte.



    Es war der außergewöhnliche Titel der mich in der Buchhandlung zu diesem Buch greifen ließ. Ehrlich gesagt habe ich mir über die historische Person "Madame Tussaud" noch nie Gedanken gemacht. Ich wusste noch nicht einmal, dass es überhaupt je eine echte Madame Tussaud gegeben hat. Natürlich ist mir ihr Wachsfigurenkabinett ein Begriff, in London hatte ich die Gelegenheit die Wachsfiguren mit eigenen Augen bewundern zu dürfen. Aber dass hinter der ganzen Chose einmal ein wirklicher Mensch gestanden hat, und dann auch noch so ein kleiner - dafür mit einer umso größeren Lebensgeschichte - konnte ich ja nicht ahnen.

    Der Autor Edward Carey gibt am Ende des Buches zu, 15 Jahre gebraucht zu haben um es zu schreiben. Ich finde das merkt man auch, in jeder Seite. Sein Buch ist einfach nur fantastisch geworden, opulent und mit viel Liebe geschrieben.

    Es gibt tausende von Details die die Geschichte lebendig machen. Ich konnte nie genug von Marie und ihren Wachsfiguren bekommen.


    Der Leser wird gleich zu Beginn der Lektüre gewarnt. Mit Grauen unterschiedlichster Art habe er während der Lektüre zu rechnen: Mit Hass und Elend, mit Massakern an Unschuldigen und jeder Menge Blut in den Straßen. Aber es gebe auch Liebe, besondere Menschen und eine eigene Geschichte, geschrieben von Marie, ihr selbst.


    Marie, oder auch Petite wie sie bald wegen ihrer Kleinwüchsigkeit von allen genannt wird, lernt durch Doktor Curtius bald die Kunst des Wachsbildens. Es ist eine Arbeit die sie mit Glück und tiefster Zufriedenheit erfüllt. Besonders die Köpfe der Menschen faszinieren Marie und am liebsten würde sie den ganzen Tag mit Doktor Curtius zusammen an den Modellen arbeiten. Leider sieht das Schicksal es etwas anders und sie wird öfter als ihr lieb ist, von ihren Wachsköpfen getrennt.


    Eingebettet sind Maries Abenteuer in Frankreichs unruhigste Zeiten. Von Weitem erlebt der Leser den Tod des König Louis XV, Die Hochzeit von Louis XVI und Marie Antoinette, aber auch die Armut der Bürger vor denen das Königshaus die Augen verschließt.

    Von Nahem erlebt man zusammen mit Marie Versailles. Sie darf dort in einem Schrank wohnen, mit der Schwester des Königs Verstecken spielen und lernt sogar kurz den König selbst kennen.

    Später spielt vor allem die Französische Revolution eine große Rolle. Dann kann man fast die Schreie in den Straßen von Paris hören und die Wut der Menschen spüren. Viele Köpfe werden rollen und die Gefägnisse quillen bald über von Gefangenen. Das alles wird ziemlich atmosphärisch dargestellt.


    Marie erlebt eine Menge und weil das Buch ja von ihr selbst in der Ich-Form geschrieben wurde, ist man als Leser immer hautnah dabei. Man lernt ihr Denken kennen, ihre Gefühle, geradezu ihr Innerstes.

    Maries Leben besteht aus den unterschiedlichsten Stationen, und immer hat sie wegen ihres Aussehens und ihrer Körpergröße zu kämpfen.

    Alle anderen Figuren werden von Marie auf Herz und Nieren geprüft (manchmal sogar wortwörtlich), so passiert es eher selten dass eine Figur nur oberflächlich behandelt wird.

    Selbst das Haus in dem Marie und die Anderen leben, und später das erste Wachsfigurenkabinett entstehen wird, hat eine bewegende Geschichte hinter sich. Wie ein Mensch ächzt und schnauft es und will wie jeder Andere auch mit Respekt und Freundlichkeit behandelt werden.


    Den Stil des Autoren mochte ich besonders gern. Er war wie in den alten Büchern von Jules Verne oder Alexandre Dumas, ein wenig umständlich und verschnörkelt geschrieben, manchmal etwas sperrig und altbacken, aber es passt so gut zu Marie und ihrer Zeit. Es gibt sogar diese typischen Titel zu jedem Kapitel der verrät, was als nächstes passiert. Und nicht zu vergessen die vielen kleinen Illustrationen die überall im Buch verstreut zu finden sind, vom Autoren selbst gezeichnet.


    Das Buch war für mich wirklich etwas Besonderes und ich hoffe dass ich nicht 15 Jahre warten muss, bis Edward Carey vielleicht nochmal etwas schreibt.


    5ratten

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

  • Wow, eine sehr

    Bildliche und eindrucksvolle Rezi hast du da geschrieben, nanu?!

    So eindrucksvoll, das ich Lust bekommen habe dieses Buch zu lesen. Deshalb wandert es direkt auf meine Wunschliste.

    Vielen Dank, das du uns an deinen Eindrücken und deiner Begeisterung hast teilhaben lassen

    :biene:liest :lesen: und hört

    07/60

    2116 /25.525 Seiten


  • Bine1970 oh, vielen Dank für das Kompliment. Hoffentlich gefällt es dir genauso gut.


    Katjaja , ich habe nachgesehen und nur ein weiteres Buch gefunden welches auch auf Deutsch übersetzt wurde. Wie es aussieht ist es auch noch vergriffen.

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.