Karsten Dusse - Das Kind in mir will achtsam morden

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  • Karsten Dusse - Das Kind in mir will achtsam morden


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    Dieser Rechtsanwalt kann irre gut schreiben!


    Björns Leben ist durch das Prinzip der Achtsamkeit besser geworden. Seine Ehe ist zwar noch immer nicht gekittet, aber er verbringt viel Zeit mit seiner Tochter, wohnt über dem Kindergarten, den er quasi übernommen hat und der von Sasha, einem ehemaligen Mafiosi, geführt wird und in dessen Keller Boris „aufbewahrt“ wird. Also eigentlich alles bestens. Aber Björn ist das Morden leid und merkt, dass er zu oft und schnell die Beherrschung verliert. Seine Frau Katharina schickt ihn deshalb direkt vom Urlaub erneut zu Joschka Breitner, damit Björn weiter an seiner Achtsamkeit arbeitet. Und der erkennt: Björns Problem liegt in dessen Kindheit begraben. Also Zeit, um mit seinem inneren Kind zu kommunizieren!



    Da dachte ich, nach „Achtsam morden“ muss sich Karsten Dusse etwas ganz Neues einfallen lassen, denn das kann man weder toppen noch fortsetzen. Tja, da habe ich mich aber gewaltig geirrt! Die Idee ist nicht nur gelungen, sondern auch noch genial umgesetzt. Wie im ersten Buch ist auch hier jeder noch so absurde Gedankengang komplett logisch aufgebaut und damit in sich total stimmig. Man denkt, den nächsten Schritt und das nächste Ereignis hervorzusehen, doch dann setzt Dusse der Sache noch eins drauf, haut eine weitere Wendung rein und überrascht den Leser erneut. Dadurch ist die Story nicht nur urkomisch, sondern auch immer und durchweg spannend.



    So manchem Psychothriller fehlen ausgereifte Figuren, um die Glaubwürdigkeit zu ermöglichen. So abgehoben die Geschichte in „Das Kind in mir will achtsam morden“ auch ist, die Charaktere sind ausgereift, abwechslungsreich, in sich stimmig, authentisch und unfassbar gut gelungen. Sehr schön auch, dass sich alle, die man schon aus dem ersten Buch kennt, logisch weiterentwickeln. Die eine oder andere Überraschung kommt natürlich dazu. Und all das mit Satzkonstruktionen, die einfach umhauen. Sie sind witzig, oh ja, aber auch geradezu philosophisch stellenweise. Ein intellektuell daherredender Sascha ist einfach nur köstlich, die Szene bei der Kindergarten-Beiratssitzung in ihrer Übertriebenheit dermaßen glaubhaft, dass man vor Lachen kaum an sich halten kann. Dusse greift gekonnt brisante Themen auf, die er dann durch den Fleischwolf dreht und deren Absurdität wunderbar herausarbeitet. Umweltschutz und Gleichberechtigung sind wichtig, eindeutig auch dem Autor. Aber ich liebe es einfach, wie er zeigt, dass hier oft maßlos übers Ziel hinausgeschossen wird.



    Kein Wunder, dass es Björn Diemel fürchterlich schwer im Leben hat, weil er einfach allem und jedem gerecht werden möchte. Angefangen bei seiner Frau über die Kindergartenkinder-Eltern bis zu den Clans – nur sich selbst vergisst er viel zu oft. Gendergerecht, politisch korrekt, achtsam, umweltbewusst, datenschutzgerecht und noch dazu kindgerecht – das muss man erst mal unter einen Hut bekommen, ohne dabei selbst auf der Strecke zu bleiben! Nicht nur diese, aber besonders die Dialoge mit dem inneren Kind sind außergewöhnlich gut gelungen.




    So witzig und komisch das Ganze ist – es gibt auch ganz viele ganz treffende Tipps, die man für sich aus dem Buch beziehungsweise den Lehren von Joschka Breitner mitnehmen kann. Klingt orakelig und vielleicht auch ein bisschen gaga. Macht nix. Wer das Buch liest, wird verstehen, was ich meine. Verraten mag ich es nicht!



    Humorvolle Menschen, denen der erste Teil gefallen hat, werden diese gelungene Fortsetzung lieben. Alle anderen müssen wohl zu Boris und mit dem lachen. Also in den Keller. Solange das noch geht. Von mir gibt es fünf Sterne! Und ich bin gespannt, ob ich noch mehr Zeit mit Björn, Sascha, Katharina, Emily, Laura und dem einen und der anderen Figur dieser beiden Bücher verbringen kann. Ich würde super gerne mehr davon lesen!


    5ratten

  • Achtsamkeit Teil 2 – einfach genial!


    Björn Diemel lebt, nachdem er seinen Job als Anwalt endgültig an den Nagel gehängt hat, immer noch in seinem Haus über seinem eigenen Kindergarten. Mafiaboss Boris sitzt immer noch eingesperrt im Keller unter dem Kindergarten. Leider hat es Björn immer noch nicht geschafft total achtsam zu sein. Und dann kommt da jemand, der den Kopf von Boris will. Wer ist das und warum hat er sich den nicht selbst geholt? Fragen, die er seinem Therapeuten Joschka Breitner nicht stellen kann. Der macht ihn immer mehr mit seinem inneren Kind bekannt, mit dem Björn sich nun auseinandersetzen muss.



    „Das Kind in mir will achtsam morden“ schließt übergangslos an den ersten Band „Achtsam morden“, von dem ich total begeistert war, an. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen an den Folgeband. Und ja, es hat sich wirklich gelohnt.

    Sehr schnell bin ich wieder in der Geschichte drin und gehe mit Björn auf die Suche nach seinem inneren Kind. Hier erfahre ich viel Privates aus der Kindheit und Jugend des „Kindes“, manches für mich als Mutter so schockierend, dass sich manche Handlungen Björn´s heute von selbst erklären.

    Die Erklärungen des Therapeuten Joschka Breitner finde ich sehr gut und nachvollziehbar und kann sogar das ein oder andere für mich selbst mitnehmen.


    Auch in diesem zweiten Band spielt der Autor wieder seinen eigenwilligen, manchmal sehr schwarzen Humor aus. An einigen Stellen habe ich herzhaft lachen müssen, so skurril sind die Szenen. Mein Kopfkino kam kaum hinterher, so schnell wechseln die Handlungen und es ist gar nicht so einfach, achtsam zu sein. Das innere Kind ist sehr kreativ und ich musste immer wieder schmunzeln, auf welche witzigen Lösungen es immer wieder kommt. Die Dialoge, die der große Björn mit dem inneren Björn führt, finde ich einfach nur klasse.


    Wie schon im ersten Band sind auch hier die neuen Figuren sehr detailliert und gut vorstellbar ausgearbeitet. Hier setzt der Autor seiner Fantasie keine Grenzen, lässt z.B. einen ehemaligen Kunsthistoriker zum Mafiamitglied werden und zwei Tote kunstvoll an einem Tisch arrangieren oder mit dem E-Roller fahren.


    Schön finde ich auch diesmal wieder die Zitate von Joschka Breitner vor jedem neuen Kapitel. „Die Kreativität ihres inneren Kindes mag verstörend wirken. Das war die Erfindung des Rades allerdings auch“. Zitat S. 289.

    Die meist kurzen Kapitel, dazu die intelligente, humorige Schreibweise von Karsten Dusse machen die Geschichte sehr schnell und ich musste mich zügeln, das Buch nicht in einem Rutsch durchzulesen.


    Eine mit schwarzem Humor und vielen Emotionen gespickte Geschichte, aus der ich einiges für mein inneres Kind mitgenommen habe.

    Für mich waren diese Lesestunden ein absoluter Genuss.

    5ratten

  • Mässig humorvoll!


    Regelmässig verliert Björn Diemel die Beherrschung. Egal, ob er sich mit seiner getrennt lebenden Ehefrau Katharina streitet oder von der Praktikantin im Kindergarten, den seine Tochter Emily besucht, genervt ist. Gerade der Kindergarten ist ein Minengebiet, denn schliesslich hält Björn hinter dem Heizungskeller einen Mafiaboss gefangen.


    In Gesprächen mit seinem Psychologen und mit dem Buch von Joschka Breitner " Das innere Wunschkind" will Björn wieder zu mehr Achtsamkeit gelangen. Mit sich und seinem Umfeld ... ausser mit dem Kellner eines Bergrestaurants, der ihm Kaiserschmarrn verweigert. Der muss sterben!


    Karsten Dusse hat mit "Das Kind in mir will achtsam morden" einen Roman geschaffen, der ganz viel Psychologie, mässig viel Sarkasmus und Witz und ganz viel Selbstmitleid des Protagonisten enthält. Durch das "innere Kind", das ja in der Psychotherapie eine tragende Rolle spielt, wird Björn immer wieder zurück in seine Kindheit geführt. Hier gibt es auch regelmässig Anklagen an seine mittlerweile verstorbenen Eltern. Seine Eltern haben, laut Björn, grundlegend etwas falsch gemacht in seiner Erziehung. Und genau dies nimmt er als Entschuldigung, dass er so ist, wie er ist. Besonders gerne schiebt der Protagonist jegliche Schuld an der Trennung seiner Frau Katharina in die Schuhe. Manchmal driftet er ab in Richtung Selbstmitleid. Das hat mich grundsätzlich an der Geschichte genervt, hier verstehe ich auch keinen Spass. Leute, egal ob fiktiv oder real, die überall Entschuldigungen suchen für ihr Verhalten, nerven mich grundsätzlich.


    Konstant sind kursiv geschriebene Sätze und Absätze, in denen Björn mit seinem inneren Kind spricht, eingefügt. Das war nicht nur langatmig, sondern auch öde. Die Reihe wird hochgelobt betreffend Witz. Na ja, witzige Passagen habe ich entdeckt, aber zu wenige um hoch zu loben. Vielleicht habe ich die abgedrehte Geschichte mit Diskussionen über Fruchtqueschies, seit einem halben Jahr gefangenen Mafiabosse und ermordeten Kellnern wegen einer Portion Kaiserschmarrn auch zu ernst genommen.

    Am interessantesten empfand ich die psychologischen Komponenten, hier spürt man auch, die guten Recherchen.


    3ratten

  • Igela: war das Dein erstes Buch aus der Reihe?


    Ich habe neulich den ersten Teil gelesen und kann Deine Kritikpunkte sehr gut nachvollziehen. Mit Teil 1 habe ich mich mit ein paar Abstrichen gut unterhalten, habe aber keine Lust auf weitere Bücher aus der Serie bekommen, weil ich Angst hatte, dass es noch abgedrehter und alberner wird.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen