Liane Moriarty - Neun Fremde

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    Neun Fremde und zehn Tage, die alles verändern: In einem abgelegenen Wellness-Resort treffen fünf Frauen und vier Männer aufeinander, die sich noch nie zuvor begegnet sind. Sie alle sind in einer Krise und wollen ihr altes Leben hinter sich lassen. Bald schon brechen alte Wunden auf und lang gehütete Geheimnisse kommen ans Licht. Denn nichts ist so, wie es scheint in Tranquillum House …


    Nachdem ich feststellte, dass es zu diesem Buch noch keinen Thread gibt, dachte ich mir, es wäre doch nicht schlecht während des Lesens meine Eindrücke mit euch zu teilen.


    Nach den ersten 30 Seiten bin ich schon ganz angetan von dem, was ich bisher gelesen habe. Auch die, dem Roman voran gestellten, Zitate gefielen mir gut, was eigentlich eher selten ist. Am besten das zweite von George Carlin, den ich erst mal googlen musste.

    Zitat

    Gerade, als ich den Sinn des Lebens gefunden hatte, haben sie ihn geändert.


    Auf diesen ersten Seiten habe ich inzwischen drei Personen kennengelernt. Yao, Frances und Lars. Yaos Strang spielte 10 Jahre vor den beiden letzten, die beide auf den Weg nach Tranquillum House sind, um dort einen Wellness-Urlaub zu verbringen.


    Yao ist Rettungssanitäter und erlebt an seinem ersten Tag bereits einen Todesfall.

    Frances ist eine Mittfünfzigerin und nicht mehr so erfolgreiche Autorin. Auf den Weg ins Tranquillum House hat Frances Probleme, sowohl körperliche als auch seelische.

    Lars macht auf dem Weg dorthin Pause mit Weinverkostung. Er scheint Psychologe zu sein und selbst gerade Beziehungsprobleme zu haben oder bereits eine beendete Beziehung. Als er erwähnt wohin er will, wird ihm gesagt, dass manche, die von dort kommen, etwas durch den Wind wären und der Chef etwas ... anders sein soll.


    Der Stil ist locker und flüssig zu lesen. Die Kapitel geben bisher nur kurze Einblicke und wechseln ständig zwischen den einzelnen Personen. Wenn es nach dem Titel geht, werden noch mindestens sechs weitere Personen zu Wort kommen. Ich bin schon gespannt, wie es im diesem Haus zugeht und wer sich noch alles einfindet.

  • Zu den ersten drei Protagonisten haben sich nun noch Ben und Jessica gesellt, die miteinander verheiratet sind und anscheinend vor einiger Zeit zu viel Geld gekommen sind. Wie es dazu kam, wurde noch nicht genau beschrieben, aber es hatte irgend etwas mit einem Einbruch bei ihnen zu tun.

    Dann hätten wir da noch Masha, die Direktorin des Resorts und die, wie sich herausstellt, keine Unbekannte ist. ;)

    Heather ist die Ehefrau von Napoleon und die Mutter von Zoe, die alle drei zu Gast sind.


    Auch Yao ist als Wellness-Berater wieder aufgetaucht. Was in den 10 Jahren dazwischen passiert ist, wird bisher nicht gesagt.

    Ein kurzes Gespräch zwischen Frances und ihrer Masseurin nährt den Verdacht, dass die Methoden in Tranquillum House vielleicht etwas fragwürdig sein könnten.

    Zitat

    Tun Sie nichts, bei dem Sie sich nicht wohlfühlen. Mehr kann ich dazu nicht sagen.


    Außerdem gibt es im Tranquillum House strenge Regeln: Kein Alkohol, keine Schokolade, eigentlich gar kein Zucker, kein Tee, kein Kaffee, keine Zigaretten, keine Geräte wie Mobiltelefone, Laptops, Tablets etc.

    Für Frances war von Anfang an klar, das kommt nicht in Frage und so hat sie Proviant eingepackt. Bei ihrer Ankunft darf sie kein Gepäck aus dem Auto nehmen und dies von einem Angestellten wegfahren lassen. (Wohin, das wüsste auch Ben sehr gerne, der um seinen Lamborghini bangt.) Als sie endlich in ihrem Zimmer ankommt, ist ihr Gepäck zwar da, aber die tief darin verborgenen Kostbarkeiten verschwunden!


    Mit dem Ertönen eines dreifachen Glockenschlags, etwa gegen den Spätnachmittag, beginnen für alle die gebuchten 10 Tage mit der Phase der erhabenen Stille, einer fünftägigen Schweigephase, in der weder gesprochen werden darf, noch Blickkontakt aufgenommen und auch keine Berührungen zulässig sind. Dafür gibt es fünf mal täglich gesunde Smoothies, die zu Trinken Pflicht ist. (Da kommt doch der Verdacht auf, ob da auch wirklich nur gesunde Sachen drin sind? :/ )

    Ausnahmen sind die Therapiestunden und Fragen und Notfälle, für die es genau festgelegte Vorgehensweisen gibt.


    Mit Mashas Strang lernen wir die Direktorin kennen und mein anfänglicher Zweifel an der Aufrichtigkeit der Intension dieser Wellness-Oase schwindet, ist aber noch nicht ganz verschwunden.


    Die Probleme von Frances, es kommt auch noch eine unschöne Beziehung dazu, und von Ben und Jessica, die eigentlich zu einer Paartherapie dort sind, wurden genauer beleuchtet. Auch bei den Marconis, Heather und Anhang, scheint nicht alles so harmonisch zu sein. Napoleon reder ohne Unterlass und Heather schaltet gekonnt ab.

  • Außerdem gibt es im Tranquillum House strenge Regeln: Kein Alkohol, keine Schokolade, eigentlich gar kein Zucker, kein Tee, kein Kaffee, keine Zigaretten, keine Geräte wie Mobiltelefone, Laptops, Tablets etc.

    Örgs, das klingt ja spaßfrei!

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Außerdem gibt es im Tranquillum House strenge Regeln: Kein Alkohol, keine Schokolade, eigentlich gar kein Zucker, kein Tee, kein Kaffee, keine Zigaretten, keine Geräte wie Mobiltelefone, Laptops, Tablets etc.

    Örgs, das klingt ja spaßfrei!

    Ganz vergessen - keine Berührungen und Blickkontakte!



    Dass dies nicht jeder einhält, ob wissend oder aus Gewohnheit, war auch Masha klar. Aber wie schnell und umfassend dies geschehen würde, darauf war sie nicht so ganz gefasst, konnte aber sehr gut damit umgehen.


    Diese 10 Tage werden kein Zuckerschlecken werden. Das merken unser fünf Gäste bereits in der ersten Nacht. Sie werde in Tranquillum House zu Dingen "gezwungen", die sie eigentlich nicht tun möchten und sich doch unterwerfen. Man kommt sich vor wie ein Kind, denkt Frances. Und doch machen alle mit, bis jetzt zumindest.


    Nebenbei erfährt man immer mehr Einzelheiten aus den Leben dieser Personen. Entweder im Gespräch mit anderen oder durch ihre Gedankengänge. Noch sind nicht alle zu Wort gekommen. Und das, was sie sagen ist eine beschönigte Version der Wirklichkeit, wie sich bald herausstellt.


    Momentan habe ich den Eindruck Masha möchte ihre Gäste mit sanfter Gewalt zwingen andere Menschen, bessere Menschen, zu werden. Geht das überhaupt? Und wenn ja, wie haltbar ist so eine Wandlung? Ist es ähnlich wie mit dem Rauchen - soundsoviel Prozent werden gleich wieder rückfällig etc.

    Oder lasse ich mich gerade blenden und Masha bezweckt etwas ganz anderes.


    Meinen Eindruck von Lars musste ich revidieren, zumindest teilweise.

    Woher der Reichtum von Ben und Jessica stammt, ist immer noch nicht klar. Aber ich würde es zu gerne wissen.

    Warum Heather, Napoleon (was für ein Name!) und Zoe Marconi in Tranquillum House sind, wurde schon enthüllt. Gerade Zoe kommt einem erst völlig fehl am Platz vor.


    Frances und Zoe führen eine unerlaubte Unterhaltung und scheinen sich zu mögen. Ihr gegenüber ist Frances auch sehr offen.

  • Die Einrichtung klingt zwar fürchterlich, aber das Buch könnte auch was für mich sein. Kommt auf meine Merkliste.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Nun ist bei jedem Gast das eine oder andere Problem ans Tageslicht gekommen. Jeder durfte bei einer "Privataudienz" Masha erklären, warum er/sie sich für Tranquillum House entschieden hat und bekam auch teils recht unangenehme Fragen gestellt.


    Mit der erhabenen Stille sind die neun Gäste recht unterschiedlich umgegangen. Je nach Temperament und auch Anlass des Aufenthalts gab es von geduldig und devot bis rebellisch und agressive Verhaltensmuster.


    Man lernte die einzelnen Personen immer besser kennen.

    Der Stille folgte nach 5 Tagen ein neuer Abschnitt, der gleich zu Beginn, der Vorstellungsrunde, eine sehr überraschende Enthüllung bereit hielt. 8| Da fragt man sich, was wohl noch alles kommt!

    Noch konnte der vorgesehene Ablauf stattfinden. Aber wird es nach dieser Phase weitergehen?


    Mit dieser Enthüllung hat mich die Autorin sehr überrascht. Jetzt wird es interessant, wer sich weiter von auf die Therapie einlässt oder wer dem ganzen vielleicht sogar den Rücken kehrt.

  • Von da an lief alles aus dem Ruder. Die "Therapie" entsprach so gar nicht dem, was sich die neun Gäste vorstellt hatten.


    Welche Auswirkungen dies hatte, wird in kurzen Kapitel geschildert. Bis über den Aufenthalt hinaus. Man erfährt, wie es den einzelnen weiter ergeht und ob sich durch die Ereignisse in Tranquille House ihr Leben oder auch sie selbst sich verändert haben.


    Nichts währt ewig!, war der Leitspruch von Mascha. Wie wahr, wie wahr!


    Die zweite Hälfte fühlte sich manchmal etwas sehr gezogen an, andererseits war es auch interessant zu sehen, wie sich die neun unter diesen Bedingungen verhielten. Wenn dieser Teil etwas geraffter gewesen wäre, dann hätte die Spannung auch nicht darunter gelitten


    4ratten

  • Alles wird neu!


    Frances Welty ist Autorin und auf einem absteigenden Ast, denn ihr letztes Werk wird zerrissen. Als sie auch noch auf einen Betrüger, der ihr Liebe vorgaukelt, jedoch Geld will, hereinfällt, ist sie reif für einen Wellnessurlaub. Kurzentschlossen bucht sie ein „exklusives zehntägiges Körper und Geist – Retreat“ in dem Wellnesshotel Tranquillum House. Doch nicht nur sie erhofft sich einen Neubeginn für Körper, Geist und Seele. Insgesamt checken neun Gäste in dem Resort ein, jede und jeder von ihnen hat Probleme und erhofft sich eine Entspannung!


    Im Klappentext wird ja erwähnt, dass neun Figuren in dem Wellnesshotel einen lang ersehnten Urlaub verbringen. Ich gestehe, ich war etwas in Sorge, dass eine geballte Ladung von neun Perspektiven auf mich einstürmt und ich Probleme habe, sie auseinanderhalten zu können, wie das oft so ist, wenn man ein Buch neu beginnt. Doch die Autorin hat das sehr clever gelöst. Denn die Figuren werden sehr zurückhaltend eingeführt und die Perspektivwechsel geschehen kapitelweise und sind klar strukturiert.

    So lernt man Frances kennen, die als Autorin vor dem Ende ihrer Karriere steht. Ben und Jessica, ein Pärchen, das versucht ihre Eheprobleme in den Griff zu kriegen. Familie Marconi, bei denen nach und nach klar wird, was für ein Trauma sie in ihrer Vergangenheit erlitten hat. Dann Carmel, die als Alleinerziehende mit ihren vier Töchtern zurande kommen und gleichzeitig die neue Freundin des Exmannes akzeptieren muss. Aber auch Tony, der ehemalige Profisportler und der Scheidungsanwalt Lars, der sich entscheiden muss, was er im Leben will. Sie alle erhoffen sich ein Break in ihrem Leben und sind empfänglich für allerlei Behandlungen.

    Liane Moriarty hat in ihrer Handlung oft die Schwelle erreicht, wo ich mich gefragt habe, wo hört eine Therapie auf und wo beginnt Gehirnwäsche? Plötzlich wandelt sich die Geschichte zum Psychothriller, in dem bewusstseinserweiterte Substanzen eine Rolle spielen.


    Ich empfand die Figuren, angefangen bei den Gästen bis zum Personal, als sehr interessant und ihre Leben, die unterschiedlicher nicht sein könnten, als faszinierend. Nach und nach erkennt man bei jeder Figur, wo genau der Hase in ihrem Leben begraben liegt. Sehr gut hat mir gefallen, wie nach und nach eine Verbindung zwischen den Gästen entsteht, da sie alle wortwörtlich im selben Boot sitzen.


    Ich mag den Schreibstil von Liane Moriarty sehr gerne, denn sie versteht es hervorragend, den Figuren Leben einzuhauchen, so dass man phasenweise fast vergisst, dass man da nicht echten Menschen zusieht, sondern „nur“ darüber liest. Ganz bezaubernd empfand ich den Schluss des Buches, bei dem die Autorin sich an ein, zwei Stellen direkt an den Leser richtet!


    5ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Igela ()