Ruth Rehmann - Ferne Schwester

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    Madeleine (falls das ihr richtiger Name ist - sie wird nur einmal so genannt und es ist nicht klar, ob sie tatsächlich so heißt) hat im Krieg ihre Familie verloren und schlägt sich mehr schlecht als recht als Gelegenheitsmusikerin durch. Sie lässt sich auf eine Beziehung mit einem verheirateten Mann namens Anton ein, der jedoch keinerlei Rücksicht auf ihre Wünsche und Bedürfnisse nimmt und nur auf ausgedehnten Bergwanderungen - die Madeleine hasst - aufzutauen scheint.


    Nachdem die Beziehung ein seltsames, aber befreiendes Ende genommen hat, geht sie mit einer Gruppe Journalisten nach Algerien, wo die politische Lage angespannt ist und sie von der fremden Kultur zwar fasziniert ist, aber auch nicht mit den Einheimischen so recht warm wird, und sie gerät erneut an einen manipulativen Mann, aus dessen merkwürdigem Bann sie sich schlecht lösen kann.


    Schließlich führt ihr Weg sie nach Frankreich, wo sie einen jungen Mann kennenlernt, der sie sogar heiraten möchte, doch diesmal ist sie es, die sich nicht richtig einlassen kann.


    Ohne Plan und ohne Ziel driftet die Protagonistin in der Nachkriegszeit ziemlich verloren durch das Leben und die Welt und wirkt dabei viel mehr willenlos als traumatisiert. Seltsam passiv lässt sie sich treiben, tut das, was die gerade dominante Person in ihrem Leben von ihr erwartet, auch wenn sie das gerade eigentlich gar nicht wirklich möchte, und gerät dabei immer wieder in unangenehme und manchmal sogar gefährliche Situationen.


    Warum genau sie plötzlich mit den Journalisten, die sie kaum kennt, nach Algerien geht oder was genau sie an Clara, die sie nur relativ kurz kennengelernt hat, als sie mit Anton bei einer religiösen Gemeinschaft im Voralpenland zu Gast war, so fasziniert, dass sie ihr nicht nur in Briefen ihr Herz ausschüttet, sondern sie schließlich in Paris suchen geht, hat sich mir nicht so recht erschlossen.


    Die vor allem im ersten Teil sehr sprunghafte Erzählweise half nicht gerade, ihre Beweggründe zu verstehen. Die Briefe an Clara, die sie aus Frankreich und Algerien schreibt, gefielen mir besser, weil sie direkter, geradliniger und oft treffend formuliert sind und Einblicke in Madeleines Gefühlswelt geben. Der dritte und letzte Teil war mir dann auch wieder zu schwurbelig, mit spirituellen Gedankenspielen und ähnlichem durchsetzt, womit ich nicht so recht etwas anfangen konnte. Und das ganze Buch über ging mir Madeleines Passivität furchtbar auf die Nerven.


    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





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    Klappentext
    Ende der vierziger Jahre: Die junge Madeleine hat im Zweiten Weltkrieg alles verloren – Familie, Heimat und Freunde. Ihr Traum von einem Neuanfang erfüllt sich nicht, jeder Versuch, irgendwo anzukommen, führt zu einem weiteren Aufbruch. Als auch ihre Liebesbeziehung mit Anton scheitert, wagt Madeleine einen großen Schritt: Sie verlässt Deutschland und reist mit einer Gruppe Journalisten nach Algerien. Erst in der Fremde wird es ihr gelingen, ihre eigene Geschichte zu verstehen und eine Perspektive für ihr Leben zu finden.


    Ich lese das erste Mal eine Geschichte, die in der Nachkriegszeit spielt, in der es nicht darum geht, dass ein Mensch Schreckliches an Leib und Leben erfahren hat. Ja, die Icherzählerin Madeleine, hat alles verloren und sucht einen Platz, an dem sie neu anfangen kann. Doch ihr Blick ist immer vorwärts gewandt. Sie ist keine, die während des Krieges gefangengenommen, gefoltert, vergewaltigt wurde.
    Im ersten Teil des Buches erlebe ich sie auf der Suche. Nach einem Heim, Freundschaft, Liebe. Doch das funktioniert alles nicht. Auch nicht die Beziehung zu Anton. Aber sie lernt Clara kennen, an der ihr etwas liegt. Leider ist die eines Tages verschwunden. Und Madeleine folgt einer Gruppe Journalisten nach Algerien. Dort schreibt sie Briefe an Clara, wobei ich nicht rausgefunden habe, ob sie diese abschickt. Spätestens beim fünften Brief ist der erste Teil des Buches so weit weg von mir, weil mich die Briefe faszinieren. Madeleine schreibt über Algier, die Kasbah. Es geschieht nichts Weltbewegendes, doch ich hänge an jedem geschriebenen Wort. Manchmal frage ich mich: Ist sie naiv oder mutig. Als Europäerin alleine in die Kasbah, aber schön, ihre Beschreibung zu lesen.
    Etwas später lese ich über Isabelle Eberhardt, die eine faszinierende Frau gewesen sein muss - und definitiv mutig. Sie reiste allein durch die Sahara und das Atlasgebirge. Doch sie ertrank - noch keine 30 - in einem Wadi in den plötzlich heranströmenden Wassermassen. Ich muss endlich ihre Bücher lesen, von denen einige schon in meinen Regalen schlummern...

  • Interessant, ich wusste gar nicht, dass Isabelle Eberhardt eine reale Person war.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich war auch überrascht, in einem Roman über sie zu lesen. Wenn man wiederum ihre Biografie kennt, dürfte sie in keiner Geschichte, die in Algerien spielt, fehlen.

  • Mir war sie bisher gar kein Begriff, aber es klingt nach einer interessanten Frau.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hab das Buch soeben beendet und bin vollauf begeistert. Auf rebuy wurde ich fündig und habe mir noch sechs Bücher von ihr bestellt.