Christine und Bodo Müller - Über die Ostsee in die Freiheit

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  • Christine und Bodo Müller - Über die Ostsee in die Freiheit


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    Auszug aus dem Klappentext

    Die nasse deutsche Grenze. Anders als bei Mauer und Stacheldraht war der Todesstreifen "Ostsee" unsichtbar. Dennoch wagten es in den 28 Jahren deutscher Trennung mehr als 5600 Fluchtwillige aus allen Regionen Ostdeutschlands, die DDR-Seegrenze zu durchbrechen. [...] Nur wenigen gelang die Flucht nach Dänemark, Schweden oder Schleswig-Holstein. Über 4500 Menschen wurden beim Fluchtversuch festgenommen oder mussten für Jahre ins Gefängnis. Mindestens 174 Männer, Frauen und Kinder aus Ostdeutschland bezahlten ihren Freiheitswillen mit dem Leben.


    Vom Format her kleiner als ein Taschenbuch, aber inhaltlich teils schwere Kost. Die Autoren berichten in ihrem Buch über einen Zeitraum von 28 Jahren, in denen der Osten Deutschlands vom Westen durch eine zum Teil unsichtbare Grenze getrennt war, die ohne staatliche Erlaubnis nicht überschritten werden durfte. Im Landesinneren gab es Zäune, Mauern und Grenzposten, doch auf offener See war eine dauerhafte Kontrolle nicht möglich, was manche DDR-Bürger dazu verleitete, auf diesem Weg das Land zu verlassen. Dabei kamen alle möglichen schwimmfähigen Hilfsmittel zum Einsatz, wie z. B. Segel-, Paddel- oder Schlauchboote, aber auch Surfbretter, ein selbst gebautes "U-Boot" oder ein Aqua-Scooter. Ein Kapitel erzählt sogar von einem Schwimmer. Einige dieser Fluchten missglückten, einige gelangen, und von manchen Flüchtlingen fehlt bis heute jede Spur.


    Das Buch ist voll mit Fotografien der Fluchtobjekte und Originaldokumente der staatlichen Behörde, in denen man die Berichte des Grenzschutzes nachlesen kann. Obwohl alles sehr sachlich dargestellt wird, kommt man doch ins Schlucken, wenn man realisiert, wie Flüchtlinge mittels Waffengewalt und sogar dem Einsatz von Handgranaten gestoppt werden. Schwer zu glauben, dass Deutsche auf Deutsche schießen und in welchem Amtsdeutsch diese Tragödien dargestellt werden. Aber es gibt auch Interviews und Fotos von Flüchtlingen, die es geschafft haben.


    Neben den einzelnen Fluchtversuchen verdeutlicht eine ausführliche Schilderung, wie es damals um die Reisefreiheit, die Grenzanlagen und die zuständigen Behörden bestellt war. Insgesamt ein wirklich gelungenes Zeitdokument, das mich nachhaltig beeindruckt hat.


    5ratten


    Falls ich mich in Bezug auf die ehemalige DDR aus Unwissenheit politisch unkorrekt ausgedrückt habe, möge man es mir nachsehen.

  • Doris

    Erschreckend wirken die Zahlen auf mich, hinter denen einzelne menschliche Schicksale stehen. Da überläuft es mich eiskalt - und ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, das ich ca. 1986 hatte, als ich die DDR wieder verlassen konnte. Ich hab mich freier gefühlt.

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Ja, es ist schwer zu glauben, dass so viele Menschen für Freiheit und Selbstbestimmung ihr Leben aufs Spiel setzten. Wirklich heftig war es aber auch, zu lesen, was die Grenzbeamten alles unternahmen, um die Flüchtenden aufzuhalten. In einem Fall versuchten sie sogar noch, in westdeutschen Gewässern Geflüchtete zu stoppen. Die Dramatik kommt in dem Buch gut zum Ausdruck, während die amtlichen Meldungen selbst bei Todesfällen so klingen, als handle es sich um einen banalen Sachschaden.

  • Die Dramatik kommt in dem Buch gut zum Ausdruck, während die amtlichen Meldungen selbst bei Todesfällen so klingen, als handle es sich um einen banalen Sachschaden.

    Das ist wirklich unfassbar :( Und kaum zu glauben, was alles innerdeutsch passiert ist.


    Umso wichtiger, die Erinnerung daran wach zu halten.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen