Tessa Hennig - Erben wollen wir alle

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  • Eine Reise nach Mallorca!


    Tessa Hennig - Erben wollen wir alle


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    „Noch etwas von der Welt sehen“ das wünscht sich die 74-jährige Bianca. Sie lebt seit dem Tod ihres Mannes Ernst in einer Finca auf Mallorca. Ihre Kinder Steffen und Anja leben nach wie vor im fernen Deutschland, der Kontakt beschränkt sich auf Telefonanrufe zu Weihnachten und am Geburtstag. Den passenden Reisepartner hat Bianca in Wolfi, einem Rentner, der auch auf Mallorca lebt, schon gefunden. Als Steffen und Anja davon erfahren, reisen sie unverzüglich nach Mallorca, denn sie sind überzeugt davon, dass ihre Mutter einem Heiratsschwindler erlegen ist.


    Tessa Henning ist bekannt für ihre Familienromane und ich habe schon mehrere Bücher von ihr gelesen. So bleibt sich die Autorin nicht nur mit den Covern treu, auch dieses Buch enthält eine Familiengeschichte, dieses Mal mit dem Schwerpunkt „Erbe“.

    Leicht klischeehaft ist die Verwandtschaft, die plötzlich, als sie Angst haben müssen, dass Mutter und Schwiegermutter das Erbe verjubelt, antanzen. Dies, nachdem jahrelang entweder die Zeit, das Geld oder die Geduld gefehlt hat, um sich mit Bianca zu treffen. Doch die Geschichte ist nicht nur eine Geschichte, in dem das Erbe eine Rolle spielt. Es geht auch um Bianca, die noch was erleben will, bevor sie das Zeitliche segnen muss. Aber auch alte Familienstreitigkeiten und die damit verbundenen Altlasten werden aufgearbeitet. Ziemlich schnell wird auch Spannung aufgebaut, da unterschwellig immer wieder angetönt wird, dass in der Vergangenheit der Familie etwas geschehen ist, das noch heute nachklingt.


    Dieses Buch ist definitiv kein Urlaubsroman mit Sonne, Strand und Eis essen. Auch wenn die Atmosphäre auf Mallorca gut wiedergegeben wurde. Der Roman beinhaltet etliche ernste Themen, wie die Alzheimererkrankung eines Nachbars in Porte de Seller oder Altersarmut der sogenannten Ueberwinterer auf Mallorca.


    Ich habe „Erben wollen sie alle“ gerne gelesen und es hat mich mit seiner kurzweiligen Handlung gut unterhalten. Ständig geschieht irgendwas, auch wenn kleinere Teile der Handlung vorhersehbar sind.


    Sehr gefallen hat mir die Figur Bianca, die oft mit einem Augenzwinkern ihre Familie dorthin dirigiert, wo sie sie haben will. Ihre Liebe gilt ihrer Enkelin Luisa, die bei ihr ein Stein im Brett hat. Wohl auch deshalb, weil Luisa die Einzige der Familie ist, die sich vor der Erbgeschichte regelmässig auf Mallorca hat blicken lassen. Die Oma – Enkelin Beziehung empfand ich als herzerwärmend.


    Tessa Henning schreibt so, dass man als Leser ein Stück Realität serviert bekommt. Vor allem die Beziehung familienintern kommt wohl einigen von uns bekannt vor. Auch, wenn man keine Mutter in einer Finca auf Mallorca hat. Eine Geschichte mit ganz vielen realitätsnahen Szenen.


    4ratten

    2 Mal editiert, zuletzt von Igela ()

  • Bianca wundert sich gerade sehr. Ihre Kinder Steffen und Anja kommen sie auf Mallorca besuchen. Seit Jahren haben sie sich kaum um sie gekümmert, und nun tauchen beide gleichzeitig bei ihr auf. Sogar Kind und Kegel bringen sie mit.

    Ob Biancas neue Liebe Wolfi und die geplante Weltreise etwas damit zu tun haben? Jedenfalls ist etwas faul an der Sache...


    Na ja, also begeistert bin ich nicht so von der Geschichte.

    Es werden hier so viele Themen verbaut, nur das Thema Erbschleicherei, weswegen ich das Buch überhaupt lesen wollte, weil ich mir davon eine lustige Geschichte versprochen hatte, wird schon recht früh abgehandelt und beiseite gelegt. Bis dahin gefiel mir das Buch auch richtig gut, aber was danach kam konnte mich nicht mehr überzeugen.

    Hier geht es eher um eine Familie, die vor allem ihre alten Geschichten aus der Vergangenheit aufzuarbeiten hat. Eine Menge Missverständnisse haben sich angehäuft, über vieles wurde nie geredet und stattdessen totgeschwiegen.

    Leider konnte ich das größte der Geheimnisse hinter den Streitigkeiten schon sehr früh erraten und die folgenden Wendungen waren vorraussehbar.


    Ein sehr großes Thema in diesem Buch waren Demenz und die Einsamkeit im Alter.

    Biancas Enkelin Luisa kommt hier auf eine Idee wie die Demenzkranken vielleicht besser mit ihrem Umfeld klarkommen könnten. Das kam mir alles zu gewollt rüber, was Luisa daraufhin schafft. Überhaupt fand ich die ganze Sache rund um die Demenz null glaubwürdig und viel zu konstruiert, da habe ich selbst mit diesem Thema einfach ganz andere Erfahrungen gemacht.


    Der Humor kam mir diesmal viel zu kurz. Der Schreibstil ist wie gewohnt einfach und flüssig.

    Alle Figuren blieben mir fremd, mit keiner konnte ich mich identifizieren. Das Ende fand ich schon etwas kitschig.

    Das Mallorcafeeling fand ich aber gelungen. Da habe ich beim Lesen glatt Fernweh bekommen.

    Also von mir aus gibt es eher keine Empfehlung.


    2ratten

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

  • Oh, mir hat es gut gefallen, ich fand es gar nicht so schlecht, dass der Humor ab und an in den Hintergrund trat.


    Hier also Eindruck:


    Biancas Kinder samt Anhang halten eher lockeren Kontakt zu der Mutter, die in einem Alterssitz auf Mallorca haust. Soll sie sich doch ein schönes Leben machen für die letzten paar Jahre.


    Aber zu schön darf es auch nicht sein - als Sohn Steffen und Tochter Anja herausbekommen, dass es da seit neuestem so einen flotten Typen namens Wolfgang gibt und ihre Mutter sich mit ihm eine Weltreise gönnen will - da machen sie sich schnell auf den Weg nach Spanien. Schließlich steht Biancas 75ster Geburtstag bevor und den sollte man ja nicht verpassen. Und nebenbei noch die Erbschaft in trockene Tücher bringen.


    Was besonders für Hotelbesitzer Steffen ein wichtiges Anliegen ist, läuft es mit dem Betrieb doch eher schlecht als recht. Krankenschwester Anja denkt zwar auch an das Geld, doch als Krankenschwester ist ihr das Wohlergehen der Mutter mindestens genauso wichtig. Zumal Tochter Luisa, die natürlich auch mitfliegt, einen sehr guten Draht zur Oma hat und diese öfter besucht.


    Die kleine Reisegesellschaft, zu der als Vierte im Bunde noch Steffens Frau zählt, sieht sich beim Anblick von Wolfgang, dessen Hemd die behaarte Brust freilässt und der auch sonst alles dafür tut, alternde Frauenherzen zum Schmelzen zu bringen, sofort in ihrem Verdacht bestätigt. Und es kommen noch so einige Indizien hinzu....


    Ein witziger Ferien- und Sommerroman, aber einer mit Tiefe. Einer, der zeigt, dass es auf der Ferieninsel Mallorca nicht nur oberflächlich zugeht und auch hinter die Kulissen schaut. Und das nicht zu knappt. Autorin Tessa Hennig hat einen herrlich originellen Stil. Jede der Figuren ist liebevoll ausgearbeitet und lässt das Kopfkino rotieren. Ein Roman, in dem es auch um Berufswahl, wichtige Lebensziele, Demenz und Beziehungen im Allgemeinen wie auch im Besonderen geht und der trotzdem - oder gerade deswegen als Lektüre im Liegestuhl durchaus passend ist.

    5ratten