Hier schreiben wir unsere Eindrück über den letzten Abschnitt inkl. Nachwort
Mehr als die Finsternis: Abschnitt 4 - Kapitel 23 - Nachwort
Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 1.790 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Melanie Metzenthin.
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Guten Morgen!
Natürlich hab ich das Buch schon vor ein paar Tagen beendet - es war so spannend, dass ich trotz Arbeitsstress etc nicht aufhören konnte (Wer kennt ein gutes Mittel gegen Augenringe?). Darüber schreiben kann ich allerdings erst jetzt!
Glücklicherweise geht ja alles gut aus - auch wenn der Weg dahin nicht immer sehr einfach war.
Wolfgang und Adnan müssen nach München um neue Papiere für Adnan zu bekommen. Das geht ja einigermaßen gut - Wolfgang hat den Orden strategisch gut eingesetzt. Aber ich verstehe Adnan, dass er ein seltsames Gefühl hat, so plötzlich eine andere Identität zu haben. Wolfgang macht ihm aber klar, dass das nicht bedeutet, dass er ein anderer Mensch ist. Die Identität mag eine falsche sein, sein Leben ist das richtige"
Kommissar Lechner zeigt sich auch einigermaßen kooperativ. Die Verhandlungen mit Hr Wenzel verlaufen anfangs recht gut. Er ist ein "Moralelastix" sobald es um sein Ansehen und seinen Beamtenstatus geht. Wobei... es geht dabei auch um seine Existenz und sein Ansehen in der Gesellschaft.
Dass er dann allerdings seinen Schwager um Rat fragen will, ist seltsam.
Dieser Herr Stahmer ist ein brutaler Mensch und er provoziert dann ja auch eine schreckliche Situation. Herr Stahmer bedroht Dr Meinhardt, Juliane und Friederikes Großmutter und glaubt, dass er auch hier mit Gewalt seinen Willen durchsetzen kann. Und da hat Frl Wermut dann ihren großen Auftritt.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Du, liebe Melanie Metzenthin schon beim Schreiben dieser Szene lachen musstest! Ich hab es jedenfalls gemacht! Ich kann mir Frl Wermut als schwerhörige Alte so richtig gut vorstellen!
Die streitbare Gouvernante ist eine wirklich großartige Dame!
Jedenfalls ermöglich ihr Eingreifen, ein klein wenig Verhandlungsgeschick von Friedericke und ihrem Vater, ein paar Drohungen und ein wenig Erpressung, dass Adnan und Annemarie heiraten dürfen. Manchmal heiligt der Zweck die Mittel ja doch!
Und Luise? Ihre Geschichte ist sehr traurig. Sie hat ihrem Bruder geholfen, sich für den Kriegsdienst zu melden. Die Euphorie damals ist für mich heute nicht verständlich, aber damals war es einfach so! Und gut 100 Jahre später hab ich es leicht mit dem "Recht haben".
Der Bruder starb und die Eltern können mit ihrer Trauer nicht umgehen. Sie geben Luise alle Schuld. Dass Luise darunter leidet, ist klar. Wer kann so eine Bürde schon tragen?
Luise ist extrem unsicher, was sie in Zukunft tatsächlich machen will bzw wer sie eigentlich sein will. Die Lösung diesbezüglich finde ich sehr gelungen! Vera Herzberg ist genau die richtige Mentorin für Luise. Und Luise braucht sie dringend!
In diesem Zusammenhang habe ich auch die Biographie von Nelly Bly kennenlernen dürfen - auch das finde ich extrem spannend bei Melanies Büchern: man lernt immer Persönlichkeiten kennen, die nicht soooo bekannt sind, die aber trotzdem außergewöhnlich waren!
Aber eine Frage habe ich noch: Wie war das damals mit dem Notabitur? Wie lief das ab? Welche Gültigkeit hatte dieses dann?
Liebe Melanie Metzenthin, herzlichen Dank für Deine geduldige, nette und wie immer informative Begleitung unserer Minirunde! Ich schätze Deine Bücher sehr, freue mich schon auf das nächste!
PS und jetzt lese ich das Nachwort noch einmal....
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Das geht ja einigermaßen gut - Wolfgang hat den Orden strategisch gut eingesetzt. Aber ich verstehe Adnan, dass er ein seltsames Gefühl hat, so plötzlich eine andere Identität zu haben. Wolfgang macht ihm aber klar, dass das nicht bedeutet, dass er ein anderer Mensch ist. Die Identität mag eine falsche sein, sein Leben ist das richtige"
Ja, damals, als das Militär noch was zählte, brachte ein Orden viele Kritiker zum Verstummen. Deshalb glaubten ja auch die Juden, die im 1. WK hohe Orden bekommen hatten, dass ihnen von den Nazis keine Gefahr drohte ... Es gab ja sogar unter den Nazis noch Vergünstigungen für Juden, die im 1. WK ausgezeichnet worden waren. Allerdings bestanden die darin, dass sie nach Theresienstadt und nicht gleich in die Vernichtungslager kamen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Kommissar Lechner zeigt sich auch einigermaßen kooperativ. Die Verhandlungen mit Hr Wenzel verlaufen anfangs recht gut. Er ist ein "Moralelastix" sobald es um sein Ansehen und seinen Beamtenstatus geht. Wobei... es geht dabei auch um seine Existenz und sein Ansehen in der Gesellschaft.
Ich bin auch Asterix-Fan . Und ja, für Wenzel geht es um einiges, aber er hätte es auch anders lösen können, wenn er zu feige wäre, dazu zu stehen - einfach dafür sorgen, dass die Tochter mit ihrer Familie in eine andere Stadt zieht - so wie es jetzt schon passiert.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Du, liebe Melanie Metzenthin schon beim Schreiben dieser Szene lachen musstest! Ich hab es jedenfalls gemacht! Ich kann mir Frl Wermut als schwerhörige Alte so richtig gut vorstellen!
Ja, das war eine meiner Lieblingsszenen. Der Stock musste ja noch mal die richtigen Personen mit voller Wucht treffen. Außerdem finde ich Geschichten blöd, in denen die Frauen immer von den Männern gerettet werden. Das sollte parietätisch abwechseln passieren
Luise ist extrem unsicher, was sie in Zukunft tatsächlich machen will bzw wer sie eigentlich sein will. Die Lösung diesbezüglich finde ich sehr gelungen! Vera Herzberg ist genau die richtige Mentorin für Luise. Und Luise braucht sie dringend!
Luise wird uns in Mohlenberg 4 noch mal begegnen. Wie schon üblich, mache ich hier mal einen kleinen Spoiler aus 1957. Thomas Mitchell ist übrigens tatsächlich Fritz' Halbbruder - Band 4 wird ja ein Happening aus drei Reihen, für den obligatorischen Mordfall ist dann Fredi als Hauptkommissar zuständig. Und die kleine Charlotte ist eine versierte Anwältin geworden.
Luise wohnte in der Nähe der Herrenhäuser Gärten direkt in Hannover. Da die Verkehrsanbindung vom Flughafen zu wünschen übrig ließ, gönnten sie sich ein Taxi.
„Ich hoffe, Luise ist da“, meinte Charlotte, als der Taxifahrer sie kurz nach drei vor Luises Tür absetzte.
„Falls nicht, kehren wir irgendwo ein und versuchen es später noch mal.“
Luises Wohnung lag in einem eleganten Altbau, der nach dem Krieg renoviert und modernisiert worden war. Als sie an ihrer Tür im ersten Stock klingelten, dauerte es einen Moment, bis sie Schritte auf der Diele hörten. Dann wurde die Tür geöffnet.
„Charlotte!“, rief Luise. „Das ist ja eine Überraschung! Was führt dich denn nach Hannover?“
„Deine Reputation als Journalistin“, erwiderte Charlotte lächelnd. „Darf ich dir Thomas Mitchell vorstellen?“ Sie wies auf ihren Begleiter. „Thomas ist ein guter Freund aus London, der deine Hilfe gebrauchen könnte. Thomas, das ist Luise Janssen, die Frau, die mit ihrer spitzen Feder Existenzen auslöschen kann.“
Luise lachte nur, dann reichte sie Thomas die Hand.
„Na, dann kommt mal rein und erzählt mir, welchen Bösewicht ich mit meiner giftigen Feder zur Strecke bringen soll.“
Luises Wohnung war ausgesprochen modern eingerichtet. Ihre Möbel strahlten den Lebensstil der aufstrebenden Elite der Fünfzigerjahre aus. Die Sessel waren nicht massiv, sondern erinnerten an Stühle mit dicken Sesselpolstern. Tisch und Schränke waren aus hellem Holz. Natürlich verfügte Luise auch über ein Fernsehgerät, das in einer raffinierten Schrankkombination gemeinsam mit einem Radio und einem Plattenspieler untergebracht war. An den Wänden hingen keine alten Meister, sondern Glasrahmen mit modernen Kunstdrucken und ausgefallenen Reiseplakaten. Zudem gab es ein großes Regal, auf dem zahlreiche Souvenirs aus aller Herren Länder lagen, von der afrikanischen Maske bis zum chinesischen Fächer.
„Du hast eine sehr schöne Wohnung“, sagte Charlotte, während sie sich in einen der Sessel setzte.
„Vielen Dank“, erwiderte Luise. „Ich werde eben mal Wasser für den Kaffee aufsetzen. Und dann verratet ihr mir, worum es geht.“
Kaum hatte Luise das Wohnzimmer verlassen, raunte Thomas Charlotte zu: „Du sagtest, sie wäre schon über fünfzig. Ich hätte sie für deutlich jünger gehalten.“
„Vermutlich halten Reisen jung“, flüsterte Charlotte zurück. „Luise war schon immer eine bemerkenswerte Frau. Als junges Mädchen ist sie mit einer Bande von Jungen herumgestreift und geriet dabei in einige Schwierigkeiten, weshalb ihre Eltern sie zu uns nach Gut Mohlenberg brachten. Meine Mutter machte sie später mit meiner Großtante Vera Herzberg bekannt, die als kulturelle Instanz in Hannover galt, aber zugleich eine Frau voller Innovationen war. Die ist schon in den Zwanzigerjahren mit ihrem eigenen Auto durch ganz Europa gereist. Tante Vera hat Luise dann dabei geholfen, sich als Journalistin einen Namen zu machen und sie auf einigen ihrer Auslandsreisen mitgenommen. Das hat Luise geprägt.“
Wenig später kehrte Luise mit einem Tablett zurück, auf dem drei Tassen, eine Kanne Kaffee sowie ein Milchkännchen und eine Zuckerdose standen.
„Also, worum geht es?“, fragte sie noch einmal, nachdem alle versorgt waren.
Charlotte sah Thomas an. „Möchtest du es erzählen oder soll ich?“
„Es geht um einen Erbschleicher“, sagte Thomas, „den wir gern in seine Schranken weisen würden.“ Und dann erzählte er von Charles Mitchell und dessen Versuchen, ihm sein Erbe streitig zu machen, ohne dabei zu verraten, dass seine Eltern sich tatsächlich der Bigamie schuldig gemacht hatten.
„Er ist ein notorischer Spieler und versucht nun, schmutzige Geschichten auszugraben, um seinen Lebensstil von anderen finanzieren zu lassen“, fügte Charlotte hinzu. „Und da ich weiß, dass du solche Machenschaften hasst, dachte ich mir, du könntest ihn vielleicht unter einem Vorwand interviewen, aber zugleich als den notorischen Spieler darstellen, der er ist. Sozusagen ein Psychogramm.“
„Hmm.“ Luise neigte nachdenklich den Kopf. „Das könnte Ärger geben, wenn man es nicht richtig anpackt.“
„Wenn es dir zu riskant ist, ist das in Ordnung“, sagte Charlotte hastig. „Fühl dich bitte zu nichts verpflichtet.“
„Du hast mich missverstanden, Charlotte. Ich meinte, dass es eine Herausforderung ist, den Artikel so zu verfassen, dass er genau das aussagt, was ihr braucht, ohne Charles Mitchell eine rechtliche Handhabe zu geben. Keine Sorge, ich kann das. Ich habe schon mal so einen Artikel über die NSDAP verfasst.“
„Deshalb musstest du das Land verlassen“, bemerkte Charlotte.
„Ja, aber nur, weil die SA mich mit unschönen Mitteln zum Schweigen bringen wollte, da man mir auf juristischem Wege nicht an den Karren fahren konnte. In Großbritannien sieht es zum Glück anders aus. Da genießen Journalisten viel mehr Freiheiten.“
„Dann wirst du es tun?“
„Du weißt doch, dass ich Herausforderungen liebe.“ Dann sah sie Thomas an. „Ich brauche noch ein paar Informationen über Ihren Großcousin.“
„Was wollen Sie wissen?“
Luise holte ein Notizbuch hervor. „Alles, was es über ihn zu wissen gibt. Eine gute Journalistin macht stets ihre Hausaufgaben.“
Die nächste Stunde verging damit, dass Thomas Luise alles über Charles verriet, was er wusste, angefangen von der Kindheit, über den Tod des Vaters bis hin zu seinen regelmäßigen Besuchen in Monte-Carlo.
„Monte-Carlo, das trifft sich gut. Ich habe einen Freund in Monaco, der jeden mit Rang und Namen kennt und mir regelmäßig seine Wohnung zur Verfügung stellt, wenn ich dort zu tun habe.“ Luise lächelte versonnen, sodass Charlotte zu dem Schluss kam, dass dieser Freund ein sehr intimer Freund sein musste. „Ich werde ihm morgen telegrafieren. Am besten wäre es, wenn ich Charles nicht in London aufsuche, sondern die Gelegenheit finde, ihn in Monte-Carlo zu treffen. Ich denke, das wird eine sehr interessante Geschichte werden und ich habe endlich mal wieder einen Grund, Monte-Carlo zu besuchen.“
In diesem Zusammenhang habe ich auch die Biographie von Nelly Bly kennenlernen dürfen - auch das finde ich extrem spannend bei Melanies Büchern: man lernt immer Persönlichkeiten kennen, die nicht soooo bekannt sind, die aber trotzdem außergewöhnlich waren!
Ja, das finde ich selbst immer sehr spannend.
Aber eine Frage habe ich noch: Wie war das damals mit dem Notabitur? Wie lief das ab? Welche Gültigkeit hatte dieses dann?
Im 1. WK wurde Oberprimanern, die sich freiwillig melden wollten, die schriftliche Abiturprüfung erlassen, wenn ihre Zeugnisse gut genug waren, sie mussten dann nur die mündliche machen. Das Abitur galt voll. Im 2. WK wurde ihnen die gesamte Prüfung erlassen, wenn ihre Zeugnisse gut genug waren. Das Abitur galt auch voll als Hochschulzugangsberechtigung. Sie konnten damit also studieren, was damals ja noch der Sinn des Abiturs war. Es war selten, dass Leute mit Abitur nicht studierten. So wie Fredi in Hafenschwester 3, der dafür aber die gehobene Polizeilaufbahn einschlug. Hätte er allerdings auch mit der mittleren Reife machen können.
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Das war ein Abschnitt, der mich sehr bewegt hat!
Es macht wütend, wenn man liest, was Adnan wegen seiner Hautfarbe erlebt hat. „Das Konzept der Überlegenheit hellerer Haut“. Warum sollte in hellerer Hautfarbe etwas Besseres stecken als in dunklerer? Erstaunt hat mich, dass das sogar in Afrika zutraf.
Was im Nachwort zu lesen ist über die „schwarze Schande“ trieb mir die Tränen in die Augen!
Adnan tut sich schwer mit seiner neuen Identität. Mir gefällt es sehr gut, wie verständnisvoll und einfühlsam Friederike ihm klar macht, dass er auch als Walter Pietsch irgendwann seine Familie besuchen kann. Und auch seinem Sohn kann er irgendwann die ganze Geschichte erzählen.
Danke, liebe Melanie, dass du meine Bitte erfüllt und Annemarie ein Happy End ihrer Liebesgeschichte gegönnt hast.
Der Star der ganzen Geschichte war aber eindeutig Fräulein Amalie Wermut, da sind wir uns doch einig, oder? Sie hat mich in jedem Kapitel wieder neu erstaunt. Zum einen weiß sie sehr viel und hat ein gutes Urteilsvermögen. Sie ist einfühlsam, humorvoll und hat für jeden immer die richtige Antwort. Sie hätte doch mehr werden können als Gouvernante?!
Wie gut, dass der Kommissar sich überzeugen ließ, das Spiel mitzuspielen. Es haben wirklich viele Leute dazu beigetragen, dass es für Adnan und Annemarie ein gutes Ende gibt. Ihr Vater ist ja ein Herzchen!!!! Es brauchte einiges an Überzeugungskraft, damit er Friederikes Plan zustimmte. die Sache mit seinem Schwager hätte auch dumm ausgehen können!!
Luise - auch ihre Eltern gehören bestraft! Wie kann man ein Kind so behandeln?? Sicherlich hat sie dazu beigetragen, dass ihr Bruder an die Front gegangen ist, aber sie hat es doch mit guten Absichten getan! Die Trauer der Eltern um den Sohn ist verständlich, aber sie hätten niemals ihre Tochter dafür verantwortlich machen dürfen! Sie erklären sie einfach für verrückt und krank. „Denn wenn ich missrate wäre, müsste sie sich Vorwürfe machen lassen, dass in in meiner Erziehung versagt hat. Aber für eine Krankheit kann kein Mensch etwas.“ So einfach ist es also. Da fehlen mir die Worte…….
Vera Herzberg ist die ideale „Therapeutin“ für Luise. Schön, dass sie einverstanden ist mit dem Deal. Sie hat ja auch was davon, es ist also eine win-win-Situation. Luise ist sehr intelligent und stark, sie schafft es bestimmt, sich in der dominierenden Männerwelt durchzusetzen und anderen Frauen zu helfen.
Danke, liebe Melanie, für diese tolle Geschichte und auch für die vielen Infos, die wir hier in der Leserunde noch obendrauf bekommen haben!
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Das war ein Abschnitt, der mich sehr bewegt hat!
Es macht wütend, wenn man liest, was Adnan wegen seiner Hautfarbe erlebt hat. „Das Konzept der Überlegenheit hellerer Haut“. Warum sollte in hellerer Hautfarbe etwas Besseres stecken als in dunklerer? Erstaunt hat mich, dass das sogar in Afrika zutraf.
Das Problem ist, dass es Rassismus eben auch und noch immer in Afrika und Arabien gab - es gibt sogar Studien, dass der Rassismus gegen die dunkle Haut mit den arabischen Sklavenfängern anfing und dann von den weißen Kolonialherren übernommen wurde. Ich finde leider jetzt nicht den spannenden Link dazu. In der Antike gab es ja auch schon Sklaverei, aber noch keinen Rassismus - der schwarze und der weiße Mensch waren gleich viel wert, die Hautfarbe nebensächlich. Später haben dann die gezielten Sklavenjäger sich das damit schön geredet und auch die Kolonialherren - wenn man Menschen mit dunkler Hautfarbe auf die Stufe von Tieren stellt, haben sie keinen Anspruch auf Menschenrechte oder -würde - also kann man mit ihnen machen, was man will. Das wurde dann "wissenschaftlich" gestützt. In Deutschland wiederum gab es immer mal wieder Einzelfälle von gebildeten Schwarzen, die als "K a m m e r m o h r e n" an die Höfe gebracht wurden, aber aufgrund ihrer Intelligenz auch studieren durften und nicht nur zum "Fächerwedeln" eingestellt wurden. Man muss in dieser Zeit ganz anders als heute differenzieren, dass der Rassismus damals noch auf der "Wissenschaft" fußte. Es gab noch bis in 20. Jahrhundert solche Forschungen. Und wen dann jemand, der eigentlich tolerant ist - so wie Fräulein Wermut - sich mit der Wissenschaft befasst und hört, dass die Schwarzen aufgrund ihrer Genetik weniger intelligent sind, dann glaubt sie das erst mal - sie verachtet sie aber nicht, sondern will sie eher unterstützen - deshalb ihr Jugendtraum als Missionarin in Afrika. Es ist also eigentlich das Gegenteil von Rassismus, aber noch zu weit entfernt davon, die Wissenschaft der damaligen Zeit zu hinterfragen, weil sie keine Abgleichmöglichkeiten hat - damals traf man ja nur sehr selten Schwarze in Deutschland, mit denen man eine private Bekanntschaft pflegen konnte. Entweder waren das Seeleute am Hafen, die zu kurz da waren, Mitglieder der Völkerschau oder von Zirkussen, die schwarzen Besatzer im Ruhrgebiet, von denen man sich aus Prinzip fernhielt (genauso wie von den weißen Franzosen) oder Diplomaten, mit denen man auch als Durchschnittsbürger nicht so viel zu tun hatte. Man muss deshalb bestimmte Verhaltensweisen und Einstellungen immer im zeitlichen Kontext sehen und man tut Menschen der damaligen Zeit Unrecht, wenn man sie pauschal wegen bestimmter Handlungen als Rassisten bezeichnet, weil diese Handlungen nicht rassistisch von der Einzelperson motivert waren, auch wenn das Ergebnis rassistisch ist. Es war oft die Folge falscher Informationen. Die förderten dann natürlich einen strukturellen Rassismus, aber der einzelne Mensch konnte durchaus völlig wertneutral und freundschaftlich mit einem Schwarzen umgehen, wenn er ihn richtig kennenlernen konnte. Nur musste das erst mal gebahnt werden. In Deutschland gab es ja - anders als in Amerika - nie eine Rassentrennung. Es war kein Problem, einen Schwarzen zu heiraten. Das Problem war dann nur die Umwelt, die komisch guckte - oder eben auch nicht, wenn man in einer Gegend wohnte, wo man sich gut kannte und der Schwarze ganz normal dazu gehörte. Das einzige, wie man Rassismus überwinden kann, ist eben das vorurteilsfreie Kennenlernen.
Danke, liebe Melanie, dass du meine Bitte erfüllt und Annemarie ein Happy End ihrer Liebesgeschichte gegönnt hast.
Ja, die traurige Geschichte von Bernhard genügte - die übrigen Mohlenberg-Bände sind freundlicher.
Der Star der ganzen Geschichte war aber eindeutig Fräulein Amalie Wermut, da sind wir uns doch einig, oder? Sie hat mich in jedem Kapitel wieder neu erstaunt. Zum einen weiß sie sehr viel und hat ein gutes Urteilsvermögen. Sie ist einfühlsam, humorvoll und hat für jeden immer die richtige Antwort. Sie hätte doch mehr werden können als Gouvernante?!
Amalie Wermut ist ja der gleiche Jahrgang wie Hafenschwester Martha und Fritz' Mutter Helen. Damals hatten Mädchen ja noch keine Chance, zu studieren. Dafür hat Fräulein Wermut ja schon viel aus ihrem Leben gemacht. Und in Band 3 ist sie wieder mit dabei.
Vera Herzberg ist die ideale „Therapeutin“ für Luise. Schön, dass sie einverstanden ist mit dem Deal. Sie hat ja auch was davon, es ist also eine win-win-Situation. Luise ist sehr intelligent und stark, sie schafft es bestimmt, sich in der dominierenden Männerwelt durchzusetzen und anderen Frauen zu helfen.
Hast du den Spoiler aus Band 4 gelesen, den ich in meiner Antwort an Ysa eingefügt habe?
Danke, liebe Melanie, für diese tolle Geschichte und auch für die vielen Infos, die wir hier in der Leserunde noch obendrauf bekommen haben!
Das Kompliment gebe ich gern zurück. Vielen Dank an euch für eure intensive Teilnahme
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Danke für diesen interessanten Ausblick in das Jahr 1957! Das verspricht spannende zu werden! Und besonders toll finde ich es, dass hier irgendwie alle zusammenkommen! Großartige Idee!
Wann erscheinen die nächsten Mohlenberg-Bände? Hast Du da schon einen ungefähren Termin?
Hattest Du dieses Konzept über mehrere Jahrzehnte von Anfang an im Kopf oder hat es sich im Laufe des Schreibens einfach so entwickelt? So wie sich Frl Wermut hineingeschwindelt hat?
Luise - auch ihre Eltern gehören bestraft! Wie kann man ein Kind so behandeln?? Sicherlich hat sie dazu beigetragen, dass ihr Bruder an die Front gegangen ist, aber sie hat es doch mit guten Absichten getan! Die Trauer der Eltern um den Sohn ist verständlich, aber sie hätten niemals ihre Tochter dafür verantwortlich machen dürfen! Sie erklären sie einfach für verrückt und krank. „Denn wenn ich missrate wäre, müsste sie sich Vorwürfe machen lassen, dass in in meiner Erziehung versagt hat. Aber für eine Krankheit kann kein Mensch etwas.“
Natürlich hast Du recht, dass ein Kind so nicht behandelt werden darf. Es ist auch wirklich gut, dass Luise aus dieser Umgebung rauskommt. Aber im Endeffekt brauchen die Eltern auch in erster Linie mal Hilfe. Es ist nicht so einfach, ein Kind zu verlieren. Das zerstört das eigene Leben und die ganze Familie muss dann wieder neu aufgebaut werden.
Und dass Luise für verrückt erklärt wurde, mag zwar grausam sein, war aber auch für Luise die Möglichkeit, von der Familie wegzukommen. Dass sie auf Gut Mohlenberg gelandet ist, zeigt mir, dass sich die Eltern doch auch irgendwie gesorgt haben. Die Eltern hätten sie auch in ein zuchthausähnliches Internat geben können.
Melanie Metzenthin Werden wir noch irgendetwas über das zukünftige Verhältnis von Luise zu ihren Eltern erfahren?
Amalie Wermut ist ja der gleiche Jahrgang wie Hafenschwester Martha und Fritz' Mutter Helen.
Eine Generation starker und mutiger Frauen!
Der Star der ganzen Geschichte war aber eindeutig Fräulein Amalie Wermut, da sind wir uns doch einig, oder? Sie hat mich in jedem Kapitel wieder neu erstaunt. Zum einen weiß sie sehr viel und hat ein gutes Urteilsvermögen. Sie ist einfühlsam, humorvoll und hat für jeden immer die richtige Antwort. Sie hätte doch mehr werden können als Gouvernante?
Ganz eindeutig: Frl Wermut ist der Star der Geschichte! Ob sie mehr werden hätte können als Gouvernante? Vielleicht, aber ihre Möglichkeiten waren von außen eingeschränkt. Außerdem... ich finde, als Gouvernante für Problemfälle, hat sie eine Arbeit, die ihr liegt, die herausfordernd ist und wirklich viel, viel Gutes bewirkt, Menschenleben verändert! Auch wenn ihre Arbeit vielleicht nicht die Anerkennung bekommt, die sie verdient... ich finde, sie ist genau am richtigen Platz!
Caren... welche Karriere hättest Du ihr gewünscht?
Es macht wütend, wenn man liest, was Adnan wegen seiner Hautfarbe erlebt hat. „Das Konzept der Überlegenheit hellerer Haut“. Warum sollte in hellerer Hautfarbe etwas Besseres stecken als in dunklerer? Erstaunt hat mich, dass das sogar in Afrika zutraf
Mir ist es genau so ergangen! Melanie Metzenthin Danke für Deine weiteren Informationen bezüglich Rassismus/Hautfarbe etc. Sehr interessant!
Danke, liebe Melanie, für diese tolle Geschichte und auch für die vielen Infos, die wir hier in der Leserunde noch obendrauf bekommen haben!
Das kann ich nur unterschreiben! Herzlichen Dank! Und Danke! auch Dir, liebe Caren für Deine Kommentare! Es ist einfach spannend über Bücher zu tratschen!
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Guten Nachmittag, Melanie Metzenthin
Eine Frage hab ich noch was die Psychiatrie im allgemeinen in dieser Zeit angeht. Gab es damals schon Medikmente, die rein für psychiatrische Erkrankungen entwickelt wurden? So wie es heute eben Antidepressiva bzw Psychopharmaka im allgemeinen gibt?
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Danke für diesen interessanten Ausblick in das Jahr 1957! Das verspricht spannende zu werden! Und besonders toll finde ich es, dass hier irgendwie alle zusammenkommen! Großartige Idee!
Wann erscheinen die nächsten Mohlenberg-Bände? Hast Du da schon einen ungefähren Termin?
Hattest Du dieses Konzept über mehrere Jahrzehnte von Anfang an im Kopf oder hat es sich im Laufe des Schreibens einfach so entwickelt? So wie sich Frl Wermut hineingeschwindelt hat?Ich hatte ja ursprünglich nur die Idee für diesen Band und den Band 1957. Band 3, der 1941 spielt, mogelte sich dann dazwischen auf Wunsch meiner Lektorin. An dem schreibe ich gerade, Band 4 ist schon fertig. Die werden dann vermutlich Ende des Jahres oder Anfang nächsten Jahres in recht kurzem Abstand erscheinen.
Eine Frage hab ich noch was die Psychiatrie im allgemeinen in dieser Zeit angeht. Gab es damals schon Medikmente, die rein für psychiatrische Erkrankungen entwickelt wurden? So wie es heute eben Antidepressiva bzw Psychopharmaka im allgemeinen gibt?
Die Medikamente wurden erst nach dem 2. Weltkrieg entwickelt. Davor gab es keine Möglichkeit, die Menschen zu behandeln. Und mit der Einführung der Antipsychotika und Antidepressiva verbesserte sich auch sehr viel und die alten Pflegeanstalten verschwanden langsam.
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Hast du den Spoiler aus Band 4 gelesen, den ich in meiner Antwort an Ysa eingefügt habe?
Jetzt ja, ich schreibe immer erst meinen Senf, bevor ich die anderen Kommentare lese. Ich freue mich auf Band 3!
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Natürlich hast Du recht, dass ein Kind so nicht behandelt werden darf. Es ist auch wirklich gut, dass Luise aus dieser Umgebung rauskommt. Aber im Endeffekt brauchen die Eltern auch in erster Linie mal Hilfe. Es ist nicht so einfach, ein Kind zu verlieren. Das zerstört das eigene Leben und die ganze Familie muss dann wieder neu aufgebaut werden.
Und dass Luise für verrückt erklärt wurde, mag zwar grausam sein, war aber auch für Luise die Möglichkeit, von der Familie wegzukommen. Dass sie auf Gut Mohlenberg gelandet ist, zeigt mir, dass sich die Eltern doch auch irgendwie gesorgt haben.
Ich habe eher Fräulein Wermut in Verdacht, dass sie sich dafür stark gemacht hat, dass Luise nach Mohlenberg kommt. Den Eltern traue ich das nicht zu. Sie haben Luise doch nur als krank tituliert, damit sie als Erziehungsberechtigte besser dastehen.
Zitat von ysaCaren... welche Karriere hättest Du ihr gewünscht?
Sie hätte das Zeug zum Studieren gehabt. Bestimmt hätte sie eine hervorragende Psychiaterin abgegeben.
Zitat von ysaUnd Danke! auch Dir, liebe Caren für Deine Kommentare! Es ist einfach spannend über Bücher zu tratschen!
Das kann ich nur bestätigen, den Dank gebe ich zurück ysa
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Zitat von Melanie Metzenthin
Es war kein Problem, einen Schwarzen zu heiraten. Das Problem war dann nur die Umwelt, die komisch guckte - oder eben auch nicht, wenn man in einer Gegend wohnte, wo man sich gut kannte und der Schwarze ganz normal dazu gehörte. Das einzige, wie man Rassismus überwinden kann, ist eben das vorurteilsfreie Kennenlernen.
Das ist ja heute leider nur wenig besser geworden. Die Menschen heute wissen viel mehr als die Menschen damals, aber der Rassismus ist leider nicht auszurotten.
Zitat von ysaMoralelastix
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Ich habe das Buch nun auch beendet. Was für ein Glück, dass Lechner Annemarie nach dem Zugunglück zum Gut Mohlenberg gebracht hat, ansonsten wäre sie früher oder später wieder bei ihren Eltern oder bei den Stahmers gelandet.
Mit seinem Aktionismus, den Schwarzen Mann so schnell wie möglich ausfindig zu machen, hat Lechner bei mir Sympathiepunkte eingebüßt, aber die hat er mehr als wettgemacht, als er sich entscheidet, Friederikes Pläne bezüglich Annemarie zu unterstützen.An "Der Feind meines Feindes ist mein Freund" musste ich auch direkt denken.
Der Erfolg von Adnans und Wolfgangs Besuch bei dem Amt wegen der neuen Ausweispapiere war ziemlich wacklig, aber schlussendlich hat der Orden dann doch überzeugen können (sehr gute Idee, Wolfgang!) - zumal es bei dem Dumm-Gelaber des Beamten schwergefallen ist, ruhig zu bleiben.
Adnan erzählt ja, dass er Rassismus schon seit seiner Kindheit kennt, auch unter den Schwarzafrikanern, die selbst untereinander nach dem Grad der Pigmentierung ausgrenzen. Genau das hatte ich in der Biographie von Hans-Peter Massaquoi gelesen und ich musste grinsen, als du, Melanie, genau dieses Buch im Nachwort erwähnt hast.
Dann wurde es aber nochmal dramatisch, nachdem Wenzel seinem Schwager von Friederikes Vorschlag, die Vormundschaft an ihren Vater zu übertragen, erzählt hat und der mit seinen Schlägertypen auf Gut Mohlenberg erscheint. Aber es ist realistischer, dass Wenzel nicht einfach so diesem weitreichenden Vorschlag zustimmt, sondern seine Möglichkeiten ausloten will. Tja, aber sie hatten nicht mit Fräulein Wermut bzw. der Entschlossenheit von Friederike gerechnet Und im Endeffekt hat es sich dann als Vorteil herausgestellt, weil Wenzel nun gar nichts anderes übrigblieb, als die Vormundschaft für Annemarie abzugeben, wenn er nicht noch richtig Ärger bekommen will.
Ich war jedenfalls froh, als dieser Kerl endlich weg war, bei seinen Aussagen wurde mir einfach nur übel
Glücklicherweise hat Annemarie überhaupt kein Problem damit, nichts mehr mit ihren Eltern zu tun zu haben, was mich auch nicht sehr verwundert. Nun können sie und Adnan heiraten, auch wenn ihr weiterer Weg steinig werden wird, aber ich hoffe sehr, dass ihre gemeinsame Liebe sie durch die bevorstehenden Jahre führen wird. Wobei ich noch nicht daran denken möchte, was sie in 10 Jahren erwartet.
Adnans Traurigkeit und Zweifel kann ich sehr gut nachvollziehen und ich würde mir auch wünschen, sie wären nicht zu solchen Versteckspielen gezwungen, aber leider hatten sie keine Alternativen damals.
Fräulein Wermut würde sich prima als Geheimagentin machen die Frau ist einfach klasse und ich freue mich riesig, dass wir sie nicht ganz aus den Augen verlieren werden. Sie hat nicht nur Luise vollkommen überrascht.
Und Friederike gelingt es, Luises Problem zu knacken - wer weiß, vielleicht musste es genau dieser Rahmen mit den anderen Frauen sein, dass sie sich getraut hat, sich zu öffnen. Unglaublich, dass ihre Eltern einem damals 12-jährigen Mädchen die Schuld am Tod ihres Bruders geben!
Aber auch hier weiß Friederike eine Lösung und ich denke, Luise wird die Zeit bei Vera Herzberg sehr guttun.
Die Erwähnung der investigativen Journalistin Nellie Bly fand ich sehr spannend, vor allem dass sie sich in eine Nervenklinik hat einweisen lassen, um die dortigen Missstände aufzudecken, und das zur damaligen Zeit. Da hatte sie eine Vorreiterrolle für Günther Wallraff & Co.
Ich habe kürzlich das Hörbuch "In 80 Tagen um die Welt" angehört und hier erfahren wir, dass die toughe Journalistin die Route in weniger als 80 Tagen nachgereist ist.
Mir hat das Buch wieder sehr gut gefallen und ich freue mich auf weiteren Fortsetzungen
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Er ist ein "Moralelastix" sobald es um sein Ansehen und seinen Beamtenstatus geht. Wobei... es geht dabei auch um seine Existenz und sein Ansehen in der Gesellschaft.
Moralelastix passt
Ich kann mir gut vorstellen, dass Du, liebe Melanie Metzenthin schon beim Schreiben dieser Szene lachen musstest! Ich hab es jedenfalls gemacht! Ich kann mir Frl Wermut als schwerhörige Alte so richtig gut vorstellen!
Die streitbare Gouvernante ist eine wirklich großartige Dame!
Die Nummer mit der "schwerhörigen Alten" war einfach wieder genial
Ja, das war eine meiner Lieblingsszenen. Der Stock musste ja noch mal die richtigen Personen mit voller Wucht treffen. Außerdem finde ich Geschichten blöd, in denen die Frauen immer von den Männern gerettet werden. Das sollte parietätisch abwechseln passieren
Finde ich sehr gut
Luise wird uns in Mohlenberg 4 noch mal begegnen
Oh wie schön - vor allem, dass sie ihren Weg finden wird
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Adnan erzählt ja, dass er Rassismus schon seit seiner Kindheit kennt, auch unter den Schwarzafrikanern, die selbst untereinander nach dem Grad der Pigmentierung ausgrenzen. Genau das hatte ich in der Biographie von Hans-Peter Massaquoi gelesen und ich musste grinsen, als du, Melanie, genau dieses Buch im Nachwort erwähnt hast.
Ja, das Buch von Massaquoi finde ich sehr wichtig. Mein Vater, der 6 Jahre nach Massaquoi geboren wurde, hat diese ganzen Hintergrund-Geschichten, die Massaquoi beschreibt, auch erlebt und sagte immer, genauso war es. Da hat jemand endlich mal richtig über die Zeit geschrieben. Es gab Rassismus, aber der war strukturell, von wegen minderwertigerer Rasse, der aber nicht daran hinderte, dass es trotz allem individuelle Einzelfreundschaften gab - wie sie in Massaquois Buch ja auch beschrieben werden - selbst wenn die Eltern der anderen Kinder Nazis waren, die ihn als Jungen aber trotzdem mochten und mit ihren Kindern spielen ließen. Diese "doppelte Buchführung" wird da sehr deutlich - und die zeigt eben auch, warum es in Deutschland nach dem Ende des 3. Reichs keine "Widerstandszellen" gab, sondern sich alle dem neuen Leben anpassten. Das hat die Alliierten damals ja sehr erstaunt - es beweist aber auch, dass die meisten tatsächlich keine überzeugten Nazis waren, sondern Mitläufer - und als die Zeiten sich änderten, passten sie sich erneut an.
Wobei ich noch nicht daran denken möchte, was sie in 10 Jahren erwartet.
Band 3 spielt 1941 - da wird man es erfahren.
Tja, aber sie hatten nicht mit Fräulein Wermut bzw. der Entschlossenheit von Friederike gerechnet Und im Endeffekt hat es sich dann als Vorteil herausgestellt, weil Wenzel nun gar nichts anderes übrigblieb, als die Vormundschaft für Annemarie abzugeben, wenn er nicht noch richtig Ärger bekommen will.
Genau - wie ich schon weiter oben schrieb - starke Frauen müssen nicht darauf warten, dass sie gerettet werden. Die regeln das selbst.
Fräulein Wermut würde sich prima als Geheimagentin machen die Frau ist einfach klasse und ich freue mich riesig, dass wir sie nicht ganz aus den Augen verlieren werden. Sie hat nicht nur Luise vollkommen überrascht.
Fräulein Wermut wird auch in Band 3 wieder wichtig (in Band 4 nicht, da ist sie dann zu alt, aber dafür kommt dann Luise noch mal vor). Die Nazis, die sich mit Fräulein Wermut anlegen, können euch übrigens schon mal jetzt leid tun