Mathias Pöhlmann - Rechte Esoterik: Wenn sich alternatives Denken und Extremismus gefährlich vermischen

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    Titel: Rechte Esoterik: Wenn sich alternatives Denken und Extremismus gefährlich vermischen
    Autor: Mathias Pöhlmann


    Allgemein:

    304 S.; Verlag Herder, 2021


    Zitat von Klappentext Verlag

    Inhalt:

    Sie sind auf den »Querdenken«-Demonstrationen zu finden und überfluten mit ihren Botschaften die sozialen Netzwerke. Sie haben ihre eigenen Kirchen, ihre eigenen Bauernhöfe und ihre eigene »Germanische Neue Medizin«. Von der Anastasia-Bewegung bis zu QAnon: Rechte Esoteriker gewinnen immer mehr Zulauf. Nicht nur in Deutschland. Der Weltanschauungsexperte Matthias Pöhlmann, exzellenter Kenner der Szene, nennt die historischen Wurzeln und zeigt: Was auf den ersten Blick als harmlose Spinnerei erscheint, birgt immensen gesellschaftlichen Sprengstoff.

    Info: Mathias Pöhlmann ist seit 2014 Kirchenrat und Landeskirchlicher Beauftragter für Sekten- und Weltanschauungsfragen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern sowie Lehrbeauftragter für Religionswissenschaft und Religionsgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München.


    Meine Meinung:

    Wen man eine populärwissenschaftliche Lektüre sucht ist man hier eher falsch. Es ist auf jedenfall eher für ein wissenschaftliches Publikum geschrieben (ich selbst kenne das Buch aus der Lektüreliste eines Seminars zum Thema.) Wen das nicht stört, der bekommt einen ganz guten Überblick über das Thema und vor allem auch über die Zusammenhänge mit der Querdenkerszene der Pandemiejahre.


    Ich persönlich fand es zwar informativ, aber auch eher trocken geschrieben. Es ist denke ich eher dafür geeignet, um einzelne Dinge nach zu schlagen, über die man sich fundierter informieren möchte. So finden sich sehr viele verschiedene Gruppierungen (z.B. auch die Anastasia Bewegung, über die ich persönlich erst vor kurzem über einen Podcast näheres erfahren habe) und auch einzelne Namen. Ein kleines Who is-Who könnte man sagen.

    Nicht so gelungen fand ich an manchen Stellen die Argumentation des Autors. Zwar legt er nach und nach auch historische Zusammenhänge offen, aber meiner Meinung nach an einer Stelle, an der sie nicht ganz passen. Zu Mal man da schon den Eindruck gewonnen hat, die beschriebenen Zusammenhänge zwischen Esoterik im allgemeinen, rechter Esoterik und weiteren rechten Strömungen hätten sich erst spät entwickelt. Vielleicht hätte es einfach genügt, die Struktur des Buches etwas umzustellen, um eben den historischen Rahmen etwas deutlicher zu machen. Tatsächlich ist es meiner Meinung nach nicht zu unterschätzen, das rechtes Gedankengut sich über die NS Zeit in rechter Esoterik verfestigen konnte und damit gab es eben schon sehr lange Berührungspunkte innerhalb der Esoterikszene. Die Esoterikszene rutscht also nicht einfach in eine rechte Szene, es gibt einfach schon vorher Berührungspunkte, die dann benutzt werden um rechtes Gedankengut besser verbreiten zu können. Pöhlmanns Annahme und hier würde ich ihm zustimmen, ist das esoterische Strömungen aufgrund ihrer Glaubenskonstruktion offen sind für Verschwörungstheorien, weil hier z.B. eine Wissenschaftskritik, Kritik am herrschenden System im allgemeinen etabliert ist und damit eigentlich nur noch von bestimmten Antworten neu besetzt werden "muss" die in das eigene Weltbild passen.


    Was ich etwas gestört hat, war der christliche Einschlag am Ende. Ich denke das ist sicher auch eine Geschmacksfrage. Aber ich fand das seine christliche Perspektive als eine Art demokratische Antwort auf die Querdenkerszene, die er hier ja auf die Verbindung von Esoterik und Rechter Szene untersucht hat, zu sehr auf ein das Christentum ist gut und die Esoterik ist böse abgezielt hat - ignorierend das z.B. auch andere christliche Gemeinschaften etwa Evangelikale Christen sich ebenfalls in der Querdenkerszene wieder finden. Das war mir dann etwas zu schwarz-weiß gemalt. Auch wenn ich aus der Perspektive des Autors heraus nachvollziehen kann, weshalb er selbst diesen Blickwinkel eingenommen hat.


    Alles in allem habe ich ehrlich gesagt an einigen Stellen wenig Neues gelernt, ich denke ich habe tatsächlich eine etwas allgemeinere Geschichte der rechten Esoterik erwartet. Dennoch war es interessant, welche verschiedenen Strömungen es gibt und wie sie innerhalb Deutschlands miteinander in Zusammenhang stehen. Die Vernetzungen, Überschneidungen im Weltbild und auch wer, wo aufeinander trifft/traf nach vollziehen zu können, war auf jedenfall interessant.


    Wer sich vom Wissenschaftlichen Charakter des Buches nicht abgeschreckt ist, dem empfehle ich das Buch jedenfalls weiter. Im Anhang finden sich dann im übrigen auch weitere Lesetipps zur Vertiefung. Dort habe ich auch Bücher entdeckt, die zugänglicher für ein allgemein interessiertes Publikum sind.

  • dodo

    Definitiv kein Zufall. Da gibt es einfach Überschneidungen und eben auch Berührungspunkte der Szenen. Das ist historisch in sich gewachsen und deshalb ist es eigentlich auch nicht so verwunderlich, wie sich die sogenannte Querdenkerszene in Deutschland so zusammensetzt. Und eigentlich ist es dadurch auch erklärbar, weshalb dann viele auch kein großes Problem damit hatten/haben, das Rechte auf den Demos dabei waren/sind.

    Der Verlag (und auch weitere) werden im Buch ebenfalls noch mal vorgestellt und eingeordnet.

  • Es ist sicher kein Zufall, dass der rechte KOPP-Verlag auch sehr viele Esoterik-Bücher verlegt.

    Gerade gestern lag ein Katalog dieses Kopp-Verlages, der mir bisher kein Begriff war, einer Buchsendung an MrAlice (Ausstellungskatalog über eine Ausstellung mit der Scheibe von Nebra.. hm.. :/ ) bei. Beim Durchblättern dachte ich nach 2 Seiten "huch" und wenig später "Wow - was für ein Müll !!" . Esoterik, jeede Menge eigenartigste Nahrungsergänzungsmittel (o ja - nehmen wir Magnesium zukünftig doch lieber durch die Haut auf!), Zubehör für die Prepper-Szene und Geschichtsumschreibungen.. es sei übelst gewarnt.. :P

  • HoldenCaulfield: Ein Kirchenanhänger ist Beauftragter für Sekten- und Weltanschauungsfragen. Made my Day. ^^

    Davon abgesehen hört sich das Buch gut an.


    Alice: Ich kenne den Kopp-Verlag nur vom Hörensagen, aber dieser Verlag ist wohl zu Recht ein Schwurbler-Verlag.

  • Der Autor bringt gleich auf den ersten Seiten konkrete Namen von Demo-Teilnehmern, das spricht gegen ein wissenschaftliches Buch, der Verlag selber ordnet es als "populäres Sachbuch" ein.

    Der Autor ist promovierter Theologe und bei der evang. Kirche angestellt, diesen Background sollte man bei der Bewertung des Inhalts auch im Hinterkopf haben.

  • thomas_b

    Korrekt.Dennoch bist es vom Tonfall und auch vom Umgang mit Quellen eher nicht populärwissenschaftlich geschrieben. Sicher ist das auch dem Unisersitärenn Hintergrund geschuldet.


    Alles andere habe ich ja in meiner Meinung oben nochmal genauer dargelegt.