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Die Novelle ist so, wie ich mir ein Buch von Houellebecq vorgestellt habe. Vorurteilshaft spielt er mit den üblichen Themen eines mittelalten Mannes, der vorgefertigte Boulevardzeitungsmeinungen von sich gibt. Männer sind so, Frauen sind so. DIE Franzosen, DIE Deutschen, DIE Engländer, DER Islam, DER Tourismus, DIE Belgier, DIE Lesben. Alles und jeder wird in eine vorgefertigte Schublade geschoben.
Der Ich-Erzähler, viel Ähnlichkeit mit dem Autor, bucht einen Urlaub nach Lanzarote. Er wählt das Land aus, weil der glaubt dort willige Sexpartnerinnen zu treffen. Allein wie er sich der Reisebüroangestellten beim Buchen des Urlaubs verhält, ist abstoßend.
Die Insel wird als karg und mit wenig kulturellen Angebot beschrieben. So gut hat sich dann der Autor nicht informiert. Kulturell hat die Insel durch die Werke Cesar Manriques ziemlich viel zu bieten, der kommt aber mit keinem Wort vor.
Er freundet sich mit einem Belgier, der eigentlich Luxemburger ist an, ähnlich alt wie er selbst, außerdem mit einem deutschen Lesbenpärchen.
Der Belgier ist frustriert von seinem Leben als Polizist in Brüssel, außerdem hat sich seine marokkanische Frau von ihm getrennt und ist mit den beiden Töchtern zurück zum Islam gegangen (sic!). Sie wollte kein freizügiges Leben mehr in Swingerclubs.
Mit den beiden Deutschen beginnt er eine Affäre, sie wollen ein Kind, dazu benötigen sie einen Mann.
Der Belgier, Rudi, schließt sich einer Sekte an, den Azraeliten. Azrael ist der wahre Nachfolger Moses. Die Menschheit wurde von wissenschaftlich versierten Ausserirdischen namens Anakim erschaffen worden. Neue Sektenmitgliedern wird das ewige Leben versprochen, sie müssen Hautproben abgeben und arbeiten anscheinend mit einem Institut zusammen, die menschliches Klonen erforscht.
Rudi reist früher ab und hinterlässt dem Protagonisten einen Brief, in dem er alles erklärt. Nach einigen Monat liest er von ihm und der Sekte in der Zeitung, sie propagieren nicht nur das Klonen, sondern auch freie Sexualität, unabhängig vom Alter oder verwandtschaftlichem Verhältnis. Viele der Mitglieder wurden wegen Pädophilie und Inzest verurteilt. Die Anführer blieben unbescholten.
Viele Themen werden pauschal für diesen Pauschalurlaub angesprochen. Keines wird hinterleuchtet. Fetzenartig werden sie hingeworfen. Es wird auch keine Stellung bezogen. Der Leser wird direkt angeschrieben, was ich nicht so gerne mag. Er wird mit hineingezogen, aber dann im Regen stehen gelassen mit den Fetzen, die ihm serviert werden.
Rassismus, Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit, Sexismus, Inzest, Pädophilie sind Themen, die nicht einfach hingeworfen werden sollten. Es gibt Leser:innen, die es nicht als Provokation des Autors sehen. Ich erwarte mir da mehr Feingefühl und tiefgründigere Auseinandersetzungen zu brisanten Problematiken. Umso größer die Provokation, desto größer die Anzahl der verkauften Bücher. Es war wohl mein erster und letzter Houellebecq, den ich gelesen habe.
Viele Leser;innen lieben Houellebecq und seine Provokationen, ich gehöre da nicht dazu. Am Ende ist es eine Frage von Erwartungshaltungen und des Geschmacks. Muss wohl jede/r für sich selbst entscheiden.