Yael Inokai - Ein simpler Eingriff

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 439 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.

  • Ein simpler Eingriff von Yael Inokai

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    Inhalt: Ein neuartiger Eingriff soll Frauen von ihren psychischen Leiden befreien. Doch ist das menschenwürdig?
    Meret ist Krankenschwester. Die Klinik ist ihr Zuhause, ihre Uniform trägt sie mit Stolz, schließlich kennt die Menschen in ihrem Leiden niemand so gut wie sie. Bis eines Tages ein neuartiger Eingriff entwickelt wird, der vor allem Frauen von psychischen Leiden befreien soll. Die Nachwirkungen des Eingriffs können schmerzhaft sein, aber danach fängt die Heilung an. Daran hält Meret fest, auch wenn ihr langsam erste Zweifel kommen.
    „Ein simpler Eingriff“ ist nicht nur die Geschichte einer jungen Frau, die in einer Welt starrer Hierarchien und entmenschlichter Patientinnen ihren Glauben an die Macht der Medizin verliert. Es ist auch die intensive Heraufbeschwörung einer Liebe mit ganz eigenen Gesetzen. Denn Meret verliebt sich in eine andere Krankenschwester. Und überschreitet damit eine unsichtbare Grenze.


    Meine Meinung: Ich habe bisher knapp die Hälfte des Buches gelesen und ich bin tief beeindruckt von dem kleinen Büchlein. Das psychische Leiden der Frauen wird nicht näher definiert, es ist immer von Störungen die Rede, die aber gleichzeitig die Persönlichkeit der Frauen ausmachen.


    Meiner Ansicht nach stand das Buch zu Recht auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Ich hoffe, dass ich es innerhalb der nächsten Tage fertig lesen werde.

  • Ich höre das Buch momentan und muss irgendwie immer wieder an "Die Glasglocke" von Sylvia Plath denken. Das liegt an dem Eingriff, der hier bei den Frauen durchgeführt wird. Bei Plath wird ja auch von damaligen Methoden gesprochen, die angewendet wurden um den Patientinnen zu helfen.


    Und auch wenn weder Zeit noch Ort näher definiert werden, kann man es in etwa einordnen. Vor allem wenn man sich über verschiedene Eingriffe informiert, die in den 40er und 50er Jahren an psychisch Kranken vorgenommen wurden. Es ist erschütternd, das statt die Ursachen hinter den "Störungen" der Frauen zu ermitteln, ein Eingriff vorgenommen wird, der es ihnen erlauben soll zu "funktionieren" wie es von der Gesellschaft erwartet wird.

    Statt ihnen psychologische Hilfe zu kommen zu lassen,


    Neben dieser Beschreibungen spielen aber auch andere Themen eine Rolle. Etwa Gewalt in der Familie der Ich-Erzählerin.


    Der "Eingriff" ist dabei dreh und Angelpunkt dessen, wie Frauen unter Kontrolle gehalten wurden. Auch Medizin soll diese Kontrolle aufrecht erhalten und dazu führen, das Frauen so "funktionieren" wie Männer und die Gesellschaft es von ihnen erwarten. Dieses Vorgehen zu hinterfragen ist darin nicht vorgesehen.

  • Insgesamt gefiel mir "Ein simpler Eingriff ganz gut. Leider hat mich aber der Schwerpunkt der Handlung nicht überzeugt. Außerdem fehlte mir tatsächlich auch hm das Gewisse etwas, das ich von einem Buch, welches immerhin auf der Long List zum deutschen Buchpreis stand erwartet hätte. Es wundert mich ehrlicherweise daher nicht, das es nicht auf der Shortlist gelandet ist. Es war sprachlich nichts Überraschendes und die Handlung plätscherte teilweise so vor sich hin. Meret windet sich um die eigentlichen Themen herum und wendet sich ab, sobald sie sich auseinander setzen sollte. Das sorgt aber auch dafür, das sich der Roman nicht so richtig damit auseinandersetzt, sondern diese Themen - die mich eben stärker interessiert hätten, als Merets Privatleben - auch nur andeutet. Zum Teil liegt es natürlich auch daran, das die Geschichte nicht mal 200 Seiten lang ist. Da bleibt wenig Platz für große Diskussionen. Aber die für mich wichtigen Themen werden zur Seite gedrängt. Die Liebesbeziehung zwischen Meret und ihrer Mitbewohnerin nimmt mehr Raum ein.

    Alles in allem hätte ich mir eben eine etwas andere Geschichte gewünscht. Kein schlechtes Buch, das auf keinen Fall. Aber ein Highlight ist es für mich nicht geworden.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus: