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Der junge Donald lebt mit seiner verwitweten Mutter bei einem kleinen Dorf an der Westküste von Schottland. Wie auch ihr Haus, so sind sie selbst ein wenig am Rand der Dorfgesellschaft. Donald kann nicht wie die anderen jungen Männer zur See fahren und seine Mutter ist aus einem anderen Dorf zugezogen. Eines Tages sieht Donald am Strand eine Gruppe junger Frauen und begeht einen verhängnisvollen Fehler...
Die Geschichte beruht auf der Legende der Selkies: Robben kommen an Land, legen ihr Fell ab und darunter kommt eine Menschengestalt zum Vorschein. Sie können sich unter Menschen aufhalten, aber in ihr Leben im Wasser können sie nur zurückkehren, wenn sie ihr Fell wieder anlegen. Die Frauen, die Donald am Strand sieht, sind Selkies. Er verliebt sich in eine von ihnen und versteckt ihre Haut. Als die anderen ins Wasser zurückkehren, bleibt sie zurück. Donald ist von ihrer Schönheit wie berauscht und kennt nur einen Gedanken: er will dieses wunderbare Wesen besitzen. Er vergewaltigt sie. Als er wieder einen klaren Gedanken fassen kann, bereut er zutiefst, was er getan hat. Er kann es nicht ungeschehen machen, aber er kann versuchen, Abbitte zu leisten. Donald bringt das Mädchen zu seiner Mutter, wo sie vermeintlich sicher ist. Dort lernt sie unter Menschen zu leben und mit der Zeit auch, Donald zu lieben.
Auch wenn Su Bristow die Geschichte in wunderschönen Worten erzählt, beruht sie doch auf gewaltsamen Akten gegenüber Mairhi, wie das junge Mädchen genannt wird. Das einzig Richtige wäre gewesen, ihr die Haut wiederzugeben und nach Hause gehen zu lassen. Anfangs ist die Scham in Donald zu groß, um auch nur daran zu denken. Als er dann das Richtige tun will, ist die Haut verschwunden. So bleibt Mairhi bei ihm.
Die junge Selkie verändert fast unmerklich Donalds Leben. Plötzlich hat er Verantwortung für jemand anderen als nur sich selbst und er wächst an dieser Verantwortung. Mit der Zeit schwindet auch das Unbehagen der Dorfbewohner gegenüber Mairhi. Sie akzeptieren die junge Frau und nehmen ihre Hilfe gerne an, auch wenn sie wissen, dass sie ein Geheimnis umgibt.
Ich war beim Lesen zweigeteilt. Auf der einen Seite ist da die Geschichte zweier Menschen, die trotz widriger Umstände ein gemeinsames Glück finden. Auf der anderen Seite ist da aber die Geschichte, wie die Beiden zusammengekommen sind. So schön Su Bristow die Geschichte auch erzählt hat, ich musste jedes Mal daran denken, wenn Mairhi wieder am Meer saß und auf ihr altes Zuhause, dessen Zugang ihr verwehrt wurde, hinausgeschaut hat. Auch wenn Donald nie vergessen konnte, was er getan hat, hatte ich den Eindruck gewonnen, dass das Leben, das er mit Maihri geführt hat, seine Tat in seinen Augen gerechtfertigt hat. Vielleicht interpretiere ich da auch zu viel hinein, aber ich finde, dass die Geschichte mehr Facetten hat, als man auf den ersten Blick sieht.
Liebe Grüße
Kirsten