Geraldine Brooks - March

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    March erzählt die Geschichte von Louisa May Alcotts Little Women aus der Sicht des Vaters. Während seine Frau und Töchter zuhause blieben, ist er in den Unabhängigkeitskrieg gezogen. Zuerst war er als Prediger tätig, später hat er die kämpfenden Truppen verlassen und hat sich um die befreiten Sklaven gekümmert. Als er schwer verletzt im Lazarett liegt, wird seine Frau an seine Seite gerufen. Dort muss sie erkennen, dass das Fundament ihres gemeinsamen Lebens ein anderes ist, als sie immer gedacht hat.


    Ich habe March als einen Mann mit festen Prinzipien kennen gelernt. Die sind im manchmal im Weg. Er versucht, alles richtig zu machen und macht gerade deshalb vieles falsch. So auch in seiner Rolle als Seelsorger bei den Soldaten. Für ihn gibt es nur schwarz oder weiß und auch wenn er in vielem, was er kritisiert, recht hat, findet er weder bei den Truppen noch bei den Offizieren Verständnis. Statt den Soldaten zuzuhören und Verständnis entgegen zu bringen, versucht er seine strengen Moralvorstellungen durchzusetzen. Er sieht nicht, was der Krieg aus und mit den Männern macht.


    Aber Marchs Geschichte spielt nicht nur in seiner Gegenwart. Sie spielt auch in seiner Vergangenheit, in der Zeit, als er gerade sein Elternhaus verlassen hatte. Schon damals lebte er nach seinen eigenen Vorstellungen von richtig und falsch, die er sogar über die Gesetze stellte. Damit brachte er nicht nur sich, sondern auch die Menschen, denen er helfen wollte, in Gefahr. Besonders eine junge Sklavin, bei der er nicht sehen konnte oder wollte, dass sie trotz der gehobenen Stellung in dem Haus, das er besuchte, trotzdem noch der Besitz des Hausherren war.


    Jetzt holt ihn diese Vergangenheit wieder ein. Er kommt wieder in ebendieses Haus und obwohl er mittlerweile ein liebender Ehemann und Vater ist, bringt ihn das Wiedersehen aus dem Gleichgewicht. Gleichzeitig muss auch er die Vergangenheit in einem neuen Licht sehen.


    Die Geschichte wird hauptsächlich aus Marchs Sicht erzählt, aus seinen Erinnerungen und den Briefen, die er seiner Familie von der Front schreibt. So, wie ich ihn da kennengelernt habe, finde ich ihn einen schwierigen Menschen. Ich kann seine Regeln verstehen, aber das mangelnde Verständnis für die Menschen in seiner Umgebung macht mir zu schaffen. Als Mann der Kirche sollte er warmherziger sein, aber er kommt mir stellenweise eher verbohrt vor. Erst später kommt auch seine Frau zu Wort. Durch sie habe ich ihn ein bisschen besser verstanden, trotzdem bin ich mir auch einige Tage nach der Lektüre immer noch nicht sicher, wie ich diesen Menschen einschätzen soll.


    Wer die Little Women kennt, für den ist March eine gute Ergänzung. Man kann das Buch aber auch als alleinstehende Geschichte lesen. Trotz meiner gespaltenen Gefühle dem Protagonisten gegenüber kann ich March durchaus empfehlen.

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.