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Titel: Stay away from Gretchen
Autorin: Susanne Abel
Allgemein:
528 S.; dtv, 2021
Inhalt:
Der bekannte Kölner Nachrichtenmoderator Tom Monderath macht sich Sorgen um seine 84-jährige Mutter Greta, die immer mehr vergisst. Was anfangs ärgerlich für sein scheinbar so perfektes Leben ist, wird unerwartet zu einem Geschenk. Nach und nach erzählt Greta aus ihrem Leben – von ihrer Kindheit in Ostpreußen, der Flucht vor den russischen Soldaten im eisigen Winter, der Sehnsucht nach dem verschollenen Vater und ihren Erfolgen auf dem Schwarzmarkt in Heidelberg. Als Tom jedoch auf das Foto eines kleinen Mädchens mit dunkler Haut stößt, verstummt Greta. Zum ersten Mal beginnt Tom, sich eingehender mit der Vergangenheit seiner Mutter zu befassen. Nicht nur, um endlich ihre Traurigkeit zu verstehen. Es geht auch um sein eigenes Glück.
Meine Meinung:
Ich weiß für viele ist das Buch ein totales Highlight. Um ehrlich zu sein... für mich eher nicht.
Das liegt nicht am Thema, das ich vom Titel her auch schon erwartet hatte, sondern daran, das ich an einigen Stellen manches zu seicht fand. Die locker Flockige Art die vor allem auch in Toms Erzählstrang auf-ploppte, hat mich irgendwie gestört. Da fehlte mir an einigen Stellen mehr Tiefgang und einiges wurde viel zu leicht aufgelöst - die Schnelligkeit in der Tom manche Menschen findet fand ich einfach total unrealistisch, außerdem kamen mir da zu viele Zufälle aufeinander, das mag in der Realität was anderes sein, aber in einem Buch stört mich das. Gut und realistisch fand ich dagegen die Beschreibung von Gretas Demenz - hier habe ich eigene Erfahrungen aus der Familie und habe da einiges wieder erkannt. Bei meinem Großvater kamen auch Erinnerungen heraus, über die er noch nie mit jemanden gesprochen hatte. Wenn auch kein großes Familiengeheimnis gelüftet wurde Nur Toms sonstiges drum herum war mir etwas zu anstrengend und hat mich ehrlicherweise weniger interessiert.
Die Geschichte in der Vergangenheit hat mich an einigen Stellen sehr berührt. Ich denke es ging vielen so, das sie sich nach der Lektüre noch genauer mit der Geschichte dahinter befasst haben. Persönlich hatte ich zwar schon Hintergrundwissen, fand es aber schon richtig krass, was den Betroffenen hier widerfahren ist. Thematisch hat mich der Roman daher auch sehr schön abgeholt und ich finde es gut, das die Autorin darüber geschrieben hat. Zu Mal das Ganze teilweise kaum in der Öffentlichkeit bekannt ist.
Die Geschichte der sogenannten "Brown Babys" die ihren Müttern teilweise gegen ihren Willen entrissen wurden, macht mich immer noch sehr wütend. Die rassistischen Vorstellungen sowohl in Deutschland, als auch in den USA! haben dazu geführt, das sich auch die Behörden vor kamen als würden sie auch noch helfen. Gerade dieser Teil war auch im Roman besonders stark. Schade fand ich, das man wenig über Toms Kindheit erfahren hat, hier wurde nur sehr oberflächlich darüber gesprochen, das Tom und seine Mutter (generell seine Eltern) wohl keine so gute Beziehung zueinander hatten. Die Auswirkungen ihres Verlustes kann man sich zwar denken, aber sie wurden für mich als Leserin nicht wirklich beleuchtet.
Auch Fine, Gretas Schwester kam mir zu kurz. Irgendwie fand ich die Entwicklung zwischen den beiden Schwestern zu wenig beleuchtet. Das gilt generell für einige Beziehungen in der Familie.
Auch wenn ich da schon wusste, das Konrad als Toms Vater noch eine eigene Geschichte bekommen wird.
Die Story um Bob fand ich in Tomas Erzählstrang einfach total bescheuert. Auch das er seine Schwester auf wenigen Seiten findet und die eine Seite später mal eben schnell zu ihm fliegt und alles so ist, als seien sie mit einander aufgewachsen. Sorry, das war mir zu viel des Guten. Gerade dieser doch menschlich so wichtige Part wurde abgefrühstückt. Statt dessen wird mir Eeewig erzählt, das Jenny dies macht und jenes und das er sie liebt. Sorry, so ein Quark. Ich fand an einigen Stellen hat die Autorin hier falsche Prioritäten gelegt.
Außerdem geht es auch um die Frage, wie die Eltern der Nachkriegsgeneration ihre Kinder beeinflusst hat. Sei es durch die Traumata die sie erlebt haben, sei es durch das generelle Schweigen. Das wurde mir ehrlicherweise zu wenig beleuchtet. Obwohl es der Autorin auch darum ging, auch diesen Teil zu erzählen, wie sie im Nachwort verrät. Vieles bleibt zu oberflächlich und es gibt nur Anspielungen.
Das alles sorgt dafür, das ich das Buch war sehr schnell gelesen habe - man fliegt nur so durch die Seiten - aber gleichzeitig für mich ein etwas unbefriedigendes Gefühl zurück bleibt. Ich denke ich werde Band 2 trotzdem lesen, weil ich mehr über Konrad wissen möchte, der hier im Roman kaum eine Rolle spielt.